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Agrarexperte warnt vor neuer „Kartoffel-Hungersnot"

In einem Interview mit EIR warnte der Vorsitzende des Aktionskomitees zur Verteidigung der Fungizide (FRAC), Andy Leadbeater, am 28. April, wenn die strengste Version der gegenwärtigen Vorschläge der EU zur Regulierung von Pestiziden zur Anwendung käme, drohten Ernteverluste von bis zu 100% etwa bei Kartoffeln, und es könne dann in Europa zu einer neuen „Kartoffel-Hungersnot" ("potato famine") wie in Irland in der Mitte des 19. Jahrhunderts kommen. Aber auch andere Produkte wie z.B. Oliven in den Mittelmeerländern wären dann äußerst gefährdet.

Diese Gefahr liege, so Leadbeater, im Übergang vom bisherigen „Risiko-basierten" Ansatz zum Schutz der Gesundheit der Konsumenten zu einem „Gefahr-basierten" Ansatz. Um dies zu erläutern, nannte er das Beispiel des elektrischen Stroms. Strom sei gefährlich, denn man könne sterben, wenn man die Drähte berühre. Aber es wird für einen ausreichenden Schutz durch Isolierung etc. gesorgt, sodaß das Risiko so weit reduziert wird, daß eine breite Nutzung des Stroms möglich sei. Nach dem „Gefahr-basierten" Ansatz müßte jedoch die Nutzung des Stroms generell untersagt werden. Im Fall von Pestiziden müßte nach diesem Ansatz der Gebrauch jeder Substanz, die für den Menschen gefährlich sei, wenn er sie direkt aufnimmt, untersagt werden, unabhängig davon, ob es zum Zeitpunkt der Ernte oder nach der Verarbeitung überhaupt noch irgendwelche, irrelevante oder relevante Rückstände im konsumierten Produkt gebe.

Es gebe mehrere Ebenen der Strenge in den gegenwärtig von der EU vorgeschlagenen Vorschriften, sagte Leadbeater. Die grundlegende Vorschrift, 91/414, werde derzeit aufgrund des „Gefahr-basierten" Ansatzes überprüft, und das Europa-Parlament habe der strengsten Version zugestimmt. Diese Version würde einen großen Teil der derzeit zugelassenen Pestizide verbieten, weil sie beim „Gefahr"-Kriterium durchfallen. Bei einer Konferenz in Ljubljana warnten daher mehrere Wissenschaftler , darunter auch Leadbeater, vor der Gefahr, daß eine Reihe von Insekten Resistenzen entwickeln könnte, so wie auch beim Menschen Krankheitserreger resistent gegen bestimmte Antibiotika werden.

Ein extremes Beispiel hierfür sei die Kartoffel, die dann keinen Schutz mehr gegen die gefährliche Spätfäule (Phytosphthora Infestans) hätte, jener Krankheit, die die berühmte Kartoffel-Hungersnot in Irland 1846-1850 ausgelöst hatte. Weizen könne schutzlos gegen Septoria werden, das bis zu 40% der Ernten zerstören könne, und es blieben auch nur sehr wenige Möglichkeiten, die Olivenbäume in den Mittelmeerländern vor Parasiten zu schützen.

Wissenschaftler warnen, daß mindestens drei oder vier verschiedene Maßnahmen ergriffen werden müssen, um den Schutz vor einzelnen Krankheiten zu garantieren. Eine Vorgehensweise sei es daher, den gleichen Parasiten durch verschiedene Chemikalien zu bekämpfen, um sicherzustellen, daß auch die Parasiten, die bereits eine Resistenz gegen einzelne Mittel entwickelt haben, durch ein anderes Mittel ausgeschaltet werden. Würde der strengste Vorschlag von der EU in Kraft gesetzt werden, sei dies künftig nicht mehr möglich.

Die Wissenschaftler in Leadbeaters Gruppe zirkulieren Papiere unter den europäischen und nationalen Institutionen, aber sie haben bisher keine öffentliche Kontroverse mit den EU-Regulatoren geführt. Sie glauben, daß nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist, die öffentliche Meinung anzusprechen, da die weltweite Nahrungsmittelkrise zeige, daß die Landwirtschaft weltweit intensiviert werden muß. In der vergangenen Woche trafen sie sich auf Einladung der slowenischen Regierung, die derzeit den Vorsitz der EU innehat, in Ljubljana. Sie unterzeichneten eine an die slowenische Regierung gerichtete Erklärung, in der Hoffnung, daß man ihre Warnungen hört. Letztendlich muß der EU-Ministerrat entscheiden.

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