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Arcandor-Pleite - ein Fall für Pecora

Die Insolvenz von Arcandor eröffnet einen Blick auf das häßliche Gesicht der Globalisierung und das gleich in mehrerer Hinsicht:

Li & Fung ist eine der größten Lieferantenfirmen für Kaufhausketten in aller Welt. Auch Arcandor (Karstadt/Quelle) arbeitet mit Li & Fung zusammen. Die Aufgabe der 1906 gegründeten Handelsgesellschaft mit Sitz in Hongkong, die für den Freihandel mit dem britischen Empire gegründet wurde, besteht darin, Verträge zwischen Billiglohnfirmen aus China und anderswo mit Kaufhausketten in den USA und Europa abzuschließen. Dabei werden z.B. asiatische T-Shirt Hersteller zum Nutzen der Mittelsmänner und natürlich der Endverkäufer preislich gegeneinander ausgespielt. Wie Wal Mart, verkaufen westliche Kaufhausketten Billiglohn-Produkte aus Ostasien wie Bekleidung und andere Billigwaren. Der Profit entsteht zwischen der Billiglohnproduktion und den letztendlich viel teureren Warenhauspreisen. William Fung ist ein Direktor der britisch-imperialen Hongshang Banking Corporation (HSBC), die der über hundert Jahre alten Firma in ihrer Geschichte immer beistand.

In Deutschland wurde Ende 2006, als die Immobilienblase schon zum Bersten aufgeblasen war und innerstädtische Immobilienpreise sehr hoch waren, entschieden, die Karstadteigenen Häuser mit der berüchtigten „Verkaufen und zurückleasen"-Masche dem spekulativen Markt auszuliefern. Vorangetrieben wurde dies laut vielfachen Presseberichten maßgeblich von der Bank Sal Oppenheim, der wiederum Frau Schickedanz als Hauptbesitzerin von Arcandor finanziell verpflichtet war. Dafür wurde ein Konsortium mit dem Namen Highstreet gegründet; Goldman Sachs' Immobilienfiliale Whitehall bekam 51% der deutschen Immobilien, Karstadt/Quelle(Arcandor) behielt 49% Anteile. Die Übernahme war fremdkapitalfinanziert: Whitehall mußte nur einen kleinen Betrag aufbringen und lieh sich den Rest bei der Investmentbank Goldman Sachs. Goldman Sachs verbriefte die Anteile und brachte sie als Asset backed Securities ABS auf den Spekulationsmarkt. 2008 übernahmen dann die Immobiliengruppe der Deutschen Bank und italienische Partner die 49% Anteile von Arcandor, wobei die Annahme nicht fern liegt, daß dabei die gleichen Mechanismen eingesetzt wurden.

Die neuen "Inhaber" der Karstadt-Verkaufshäuser bedienten ihre eigenen Verpflichtungen wiederum durch überteuerte Langzeitmietverträge. Die erwarteteten Einnahmen der Warenhäuser dienten damit sozusagen als "Cash-Milchkuh" für Finanzgeschäfte. Somit schließt sich der Kreis, rund um den Globus.

Die Rolle des damaligen Arcandor-Chefs, Thomas Middelhoff, der für diese Verkäufe unter dem Motto einer "Sanierung" des angeschlagenen Karstadtkonzerns verantwortlich war und seine mögliche Beteiligung an Fonds, die mit den Immobiliengeschäften zu tun hatten, soll jetzt laut Bundesjustizministerium untersucht werden. Aber nur mit einer großangelegten Untersuchung aller Verantwortlichen im Stile einer Pecora-Kommission kann den Mitarbeitern geholfen und Arbeitsplätze erhalten werden. Es wäre auch ein Beitrag dazu, das bankrotte Finanz- und Wirtschaftssystem, das mittlerweile komplett von solchem finanziellen Spekulationsgeflecht durchwoben ist, davon zu befreien und kompetent zu reorganisieren. Denn das ist die einzige Möglichkeit, wieder produktive Arbeitsplätze im großen Stil zu schaffen!

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