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Iran zeigt auf Großbritannien

Die Lage im Iran ist komplexer als die meist einseitige Berichterstattung
westlicher Medien uns suggerieren will. So war beispielsweise die Rede des geistlichen
Oberhauptes des Iran, Ali Khamenei, beim Freitagsgebet in Teheran sehr viel
konzilianter als hierzulande dargestellt. Er betonte, daß alle vier Präsidentschaftskandidaten
Teil des iranischen Systems seien und die hohe Wahlbeteiligung von 85 % zeige,
daß dieses System auch funktioniere. Scharfe Angriffe richtete er gegen
ausländische Kräfte, die versuchen würden, die jetzige Situation für ihre
Interessen auszunutzen und zog die Parallele zu den „farbigen Revolutionen" in
einigen kleineren Staaten, die mit viel Geld aus dem Ausland in Gang gesetzt
wurden. Namentlich nannte er nur ein einziges Land: Großbritannien.

Die britische Presse hat übers Wochenende versucht, die Angriffe als
lächerlich abzutun. Aber wie wir wiederholt dokumentiert haben, liegt die
Quelle historischer und gegenwärtiger Übeltaten in dieser Region tatsächlich im
britischen Imperium. Man denke nur an Tony Blairs persönlicher Rolle bei der Inszenierung
des Irakkrieges.

Die von Khamenei noch sehr allgemein gehaltenen Vorwürfe, wurden in den
letzten Tagen durch verschieden Verlautbarungen und Publikationen untermauert. So
haben  Regierungsvertreter in Teheran
erklärt, Großbritannien sei die Basis terroristischer Gruppen wie der
Organisation Mudschaheddin-e Khalq (MEK), die z.B. von London aus operiere. Der
iranische arabischsprachige Fernsehkanal [i]Al-Alam[/i] interviewte
festgenommene MEK-Terroristen, die bestätigten, Anweisungen aus London
empfangen zu haben.

Aus Berichten vor Ort in Teheran geht klar hervor, daß der Aufruf Ayatollah
Ali Khameneis, die Demonstrationen zu beenden, von den Reformkandidaten
Moussawi und Karroubi akzeptiert worden ist. Die Videoaufnahmen, die in
internationalen Medien zu sehen sind, zeigen auch, daß nur eine kleine Gruppe
von 50 bis 100 Personen für die Brandanschläge gegen Gebäude, Busse und Autos verantwortlich
war. Die Frage, ob es sich um inländisch oder aus dem Ausland gesteuerte
Provokateure handelt, ist zur Zeit nicht eindeutig zu beantworten. [i]Al-Alam[/i]
sendete allerdings die Aufnahme eines Telefongesprächs, in dem eine
persischsprechende Frau einem der Führer der Aufstände in Teheran genaue
Anweisungen gab, wie gegen das Hauptquartier der Baseej-Milizen vorzugehen sei,
wo in der Stadt Brandanschläge auf Busse und Tankstellen stattfinden und wie
die davon gemachten Videoaufnahmen ihr zugesandt werden sollten, so daß sie das
Material an Reuters und CNN weitergeben könne.

Präziser äußerte sich Außenminister Mottaki vor ausländischen Diplomaten. Es
sei bekannt, das die britischen Besatzungstruppen im Süden des Irak Kämpfer für
Bombenanschläge im Iran ausgebildet hätten. Auch habe man im Vorfeld der Wahlen eine
verstärkte Einreise von Personen aus Großbritannien in den Iran registriert, Personen
die versucht hätten, einen Wahlboykott zu organisieren. Die jüngere Geschichte
sei voll von britischen Destabilisierungen in der Region, ob die Unterstützung
Saddam Husseins im Irak-Iran Krieg, die Provokation des jetzigen Irakkriegs
oder auch die Unterstützung der Drogenbarone in den britisch kontrollierten
Regionen Afghanistans.

Indem der interne Konflikt des Landes nach den Wahlen internationalisiert
wird, erweist man der iranischen Opposition einen Bärendienst. Denn Druck von
außen bedeutet immer Unterstützung für die Hardliner. Und am Ende hat man
erfolgreich die vorsichtigen diplomatischen Schritte der amerikanischen
Administration in Richtung auf eine Verständigung mit Teheran torpediert.

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