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Eine „Arithmetik des Todes" im britischen Gesundheitssystem

Am 20.7. starb der 22jährige Brite
Gary Reinbach in einem Krankenhaus an Leberzirrhose, weil die
zuständigen Gesundheitsbehörden ihm eine
Lebertransplantation verweigert hatten. Reinbach war mit 13
Jahren nach der Scheidung seiner Eltern zum schweren Trinker geworden. Als er todkrank ins Krankenhaus
eingeliefert wurde,  versprach er, mit dem Trinken aufzuhören. Da er jedoch zu krank war, um das Krankenhaus zu verlassen und dann über
sechs Monate trocken zu bleiben, wie es die Bestimmungen für
Transplantationen vorschreiben, hatte er keine Chance. Der Nationale Gesundheitsdienst (NHS) schrieb ihn einfach
ab.

Über die Schrecken des britischen
Gesundheitswesens ließen sich ganze Bände füllen,
besonders seit der Gründung des National Institute for Health
and Clinical Excellence (NICE) 1999. Es entscheidet nach reinen
Kostenerwägungen, welche Behandlungen und Operationen vom NHS
bewilligt werden. Anfang 2007 schon ermunterte Gesundheitsministerin Patricia
Hewitt die Chirurgen, Raucher und Fettleibige nicht mehr zu
operieren. Sie schlug vor, diese Selektion, mit der einige
Krankenhäuser 2005 begonnen hatten und die mittlerweile in jedem
zehnten britischen Krankenhaus praktiziert wird, auf alle auszudehnen. In der
Grafschaft Suffolk haben z.B. Fettleibige kein Recht mehr auf eine
Ersetzung von Gelenken (Hüfte oder Knieprothesen)! Den meisten britischen Patienten mit
Herzproblemen werden Bypass-Operationen verweigert, wenn ihr
Lebensstil als zu ungesund beurteilt wird. Seit Jahren wird älteren
Patienten die Behandlung von Krankheiten wie Krebs, besonders
Brustkrebs, nicht mehr gewährt.

Wie der Londoner Onkologe Dr. Karol
Sikora belegt hat, liegt die allgemeine Überlebensrate von
Krebspatienten in Großbritannien viel niedriger als in anderen
europäischen Ländern. Selbst Professor für Krebsmedizin
am Imperial College of Medicine, ist Dr. Sikora ein ausgesprochener
Kritiker der Rationierung von Gesundheitsleistungen. Er hat sich auch mit Nachdruck an die Amerikaner gewandt, das von der Regierung Obama
angepriesene britische Modell zurückzuweisen.

In einem Interview mit [i]Time[/i] im
März diesen Jahres erklärte der Leiter von NICE, Sir Michael Rawlins, wie menschliches Leben rein nach Geldmaßstäben
gemessen wird. „Das beruht auf den Kosten einer Behandlung und wird als
‚qualitätsgewichtetes Lebensjahr' (QALY) bezeichnet. Ein
QALY bewertet Ihre Gesundheit auf einer Skala von Null bis Eins:
Null, wenn Sie tot sind, und Eins, wenn Sie vollkommen gesund sind.
Man muß herausfinden, wie eine Behandlung die Einordnung anhand
dieser Skala verändern würde. Bei einer neuen Hüfte
wäre der Ausgangspunkt 0,5 und würde sich um 0,2 auf 0,7
verbessern. Man geht davon aus, daß Patienten nach einer
Hüfterneuerung durchschnittlich noch 15 Jahre leben. 0,2 mal 15
macht 3 qualitätsgewichtete Lebensjahre. Wenn die Hüfterneuerung
10.000 Pfund kostet, dann sind das 10.000 geteilt durch drei, macht
3333 britische Pfund. Diese Zahl gibt die Kosten pro QUALY an."

Und dann ist es eben "Pech", wenn die politischen Prioritäten im Staatsbudget andere sind - und zum Beispiel darin bestehen, Gelder für die Rettung bankrotter Finanzinstitute locker zu machen.

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