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Deindustrialisierung und Lazard

[i]Der folgende Beitrag erschien in der Internationalen Wochenzeitung Neue Solidaritaet, Nr. 26/2006 und ist im gegenwärtigen Geschacher um Opel und auch bezüglich der Werftensituation wohl von aktuellem Interesse. [/i]

[i]Eric Fellhauer/Lazard wurde von der Bundesregierung in die Opel-Task-Force berufen und in der Presse als "wichtigster externer Berater" der Regierung in Sachen Opel neben Roland Berger bezeichnet. Die Lazard-Leute nehmen laut Medienberichten für sich die Erfindung des "Treuhand-Modells" für Opel in Anspruch. Inwieweit diese juristische Konstruktion nicht nur dazu bestimmt war, bei einer Insolvenz von GM Opel aus dem Strudel zu retten, wie immer gesagt wurde, sondern auch den Vorlieben des Wirtschaftsministers für Insolvenzen entgegenkommt, der ja mittlerweile schon die eigene Regierung im Fall Opel bei der EU-Kommission wegen "Wettbewerbsverstößen" anschwärzt, dürfte sich demnächst herausstellen. Hinzuzufügen ist eigentlich nur noch, dass einige Top-Manager von RHJ, dem an Opel interessierten "Investor",  auch eine Lazard-Karriere vorzuweisen haben. Eine kleine Welt.[/i]  

"Die deutsche Filiale der Lazard-Bank, geleitet vom früheren US-Botschafter John C. Kornblum, widmet sich seit Mitte Juni [2006] verstärkt dem Übernahmegeschäft im deutschen Investitionsgütersektor. Zu diesem Zweck wurde Eric Fellhauer, ein Experte auf diesem Gebiet, der bei etlichen spektakulären Fällen von Firmenverkäufen und Übernahmen der letzten Jahre eine Rolle spielte, von der Carlyle-Gruppe abgeworben. Carlyle selbst konzentriert sich seit einiger Zeit auf den Erwerb von Anteilen bei deutschen Autozulieferern.

Da ist es angebracht, an die Rolle Lazards in der Schlußphase der Umwandlung der Preussag, einem der traditionellen großen Namen der Industrie, in ein Touristikunternehmen (TUI) zu erinnern.

Nachdem sich Preussag 1997 von Anteilen an der Salzgitter Stahl zu trennen begann, folgte 1999 der Ausstieg auch aus der Werft HDW und dem Kranbauer Noell, die beide an Babcock-Borsig verkauft wurden. Babcock-HDW sollte sich eigentlich im Sommer 2001 mit Thyssen-Krupp zu einem deutschen Werftenverbund zusammenschließen. Es kam aber anders, weil Babcock plötzlich in die Krise geriet (oder gebracht wurde...) und bis März 2002 HDW-Anteile von 33% verkaufen mußte. Schon zuvor hatte die französische Crédit Agricole Lazard 8,5% HDW-Anteile von Preussag erworben und beriet auch bei weiteren Verkäufen an "Interessenten".

Im März 2002 stellte sich überraschend heraus, daß ein amerikanischer Fonds namens One Equity Partners 75% der Anteile an HDW besaß, was die wichtigste deutsche Werft, an der das revolutionäre nichtnukleare U-Boot-Modell 212 gebaut wird, in Gefahr brachte, unter die Kontrolle finanzstarker amerikanischer Interessen zu geraten. Die Bank JP Morgan Chase, für die One Equity bei etlichen europäischen Übernahmen tätig war, aber auch das Rüstungsunternehmen Northrop Grumman wurden als eigentliche Interessenten im Hintergrund genannt.

Der öffentliche Aufruhr, den dies in Deutschland verursachte, zwang die Bundesregierung zum Einschreiten, und es wurde mit Hinweis auf nationale Rüstungsinteressen zunächst 2002 und 2003 eine Allianz mit französischen Werften wie Thales angestrebt, zuletzt aber 2004 eine deutsche Lösung zwischen HDW und Thyssen-Krupp Marine Systems gesucht. Im neuen deutschen Werftenverbund, der im Januar 2005 aus der Taufe gehoben wurde, ist Lazard aber wiederum indirekt präsent: mit Kornblum, der einen Posten in der Führung von Thyssen-Krupp Technologies besitzt." 

 

 

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