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Vorsitzender des Kanadisch-Europäischen Wirtschaftsrates fordert Glass-Steagall, greift Blair an

Nicolas J Firzli, der Vorsitzende des in Paris ansässigen Kanadisch-Europäischen Wirtschaftsrates und frühere
Manager von Axa Investment Managers, rief in einem langen Artikel in [i]Analyse Financiere[/i], dem Magazin der angesehenen Französischen Gesellschaft der Finanzanalysten (SFAF), zur Verteidigung von Glass-Steagall auf. Der Aufsatz in der ersten Quartalsausgabe 2010 trägt den Titel „Finanzielle Orthodoxie und Bankregulierung: Die Lehren des Glass-Steagall-Gesetzes".

Firzli macht für die gegenwärtigen Schwierigkeiten die „Gemächlichkeit" der nationalen Regierungen gegenüber den großen Finanzkonzernen verantwortlich und deren Akzeptanz der „zunehmenden Abschaffung der Kontrollmechanismen, die als notwendig für die ,Modernisierung' der Volkswirtschaften bezeichnet wurde". Nach einer angemessenen Beschreibung der Kampagne von Carter Glass und Henry Steagall für das Gesetz von 1933 schreibt Firzli: „Das Gesetz verhinderte mehr als sechs Jahrzehnte lang Mißbräuche... Von 1933 an galt: ,Händler sind keine Gutachter mehr' und , Kreditgeber hören auf, Berater zu sein'."

Noch interessanter ist Firzlis Beschreibung der Rolle, die der damalige britische Premierminister Tony Blair persönlich dabei spielte, den Glass-Steagall-Standard abzuschaffen. Um "angeblich unvermeidliche Reformen durchzusetzen, die stets darauf abzielten, den Staat zu schwächen, und die öffentlichen Dienstleistungen und die umfassenden Regulierungen abzubauen, holten sich Clinton und Blair den Rat ,neutraler' Experten aus den New Yorker Investmentbanken und den Bostoner Beraterfirmen. Tony Blair heuerte sogar McKinsey an und überließ ihnen ganze Sektoren der britischen Regierungspolitik." Diese Politik sei dann zum Vorbild in Europa geworden und in den USA

hätte Bush Blairs Politik fortgeführt.*

Firzli: "Wir erleben eine voranschreitende Schwächung des rational-humanistischen Paradigmas der Renaissance und der Aufklärung, und einhergehend damit das Aufkommen eines neuen politischen Paradigmas, das auf der permanenten Manipulation der nationalen kulturellen Symbole und der Nutzung effektvoller Ankündigungen in den Medien beruht."

Zum Schluß stellt er fest: „Die Lage ist heute eine ganz andere als im post-kommunistischen China, das zwei große Gesetze in Kraft setzte, die von Glass-Steagall inspiriert waren: das Gesetz über die Geschäftsbanken von 1995, ergänzt durch das Gesetz über den Aktienhandel von 1998 (in Kraft gesetzt genau zu dem Zeitpunkt, als die Vereinigten Staaten anfingen, die Abschaffung von Glass-Steagall zu erwägen). Vor allem um ihre wirtschaftliche Effizienz besorgt, entschieden sich die chinesischen politischen Eliten für eine strikte Trennung zwischen den Depositenbanken und Investmentbanken: Von allen Industriestaaten ist China das Land, dessen Finanzsystem die

Krise am besten überstanden hat."

* An dieser Stelle hätte Firzli auch auf die Rolle von Larry Summers, Obamas gegenwärtigem Finanzguru hinweisen können, der maßgebliche Verantwortung dafür trug, daß Glass-Steagall während der Clinton-Regierung abgeschafft wurde und dessen Clique im Weissen Haus heute erbitterten Widerstand dagegen leistet, daß es in Form des Cantwell-McCain-Zusatzes wieder eingeführt wird. (d.Red.)

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