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Chinesischer Fusionswissenschaftler: Deutschland ist viel zu langsam!

Von dem in Deutschland typischen Technikpessimismus hebt sich wohltuend ab, was ein chinesischer Spitzenforscher jetzt in einem Interview mit der Wochenzeitung[i] Die Zeit[/i] sagte. Jiangang Li, Leiter des nationalen chinesischen  Kernfusionsprojekts auf der Forschungshalbinsel in Hefei, erklärte: "Alternative Energien, wie Solar- oder Windkraft werden die steigende Nachfrage in den nächsten Jahrzehnten nicht decken können. Da wäre die Energiegewinnung durch Kernfusion die ideale Lösung." Die für die Experiment am Tokamak-Reaktor in Hefei für die Herunterkühlung zum Minusnullpunkt von 269 Grad erforderlichen supraleitenden Magnetspulen werden am dortigen  Institut für Plasma-Physik hergestellt," erläuterte Jiangang Li. "Die Forschung an Supraleitern ist auch unser Hauptbeitrag zum internationalen Kernfusionsprojekt ITER."

Zur Frage der Kosten des ITER-Projekts-15 Milliarden Euro-erklärte Jiangang Li, das sei längst nicht so teuer, wie oft behauptet: "Nach meiner Kenntnis entfallen auf jedes ITER-Mitglied rund 1,9 Milliarden Euro - und das auf zehn Jahre verteilt. Das ist wenig für ein solches Forschungsprojekt. Und obwohl Deutschland ein viel reicheres Land ist als China oder Indien, investieren wir und die Inder mehr Geld in die Fusionsforschung. Aus einem einfachen Grund: Wir brauchen diese neue Energie dringend für unser Wachstum und für die Zukunft. China und andere Länder, die in einer ähnlichen Lage sind, würden die Reaktorentwicklung sicherlich auch ohne Deutschland weiterführen." Dies sei auch notwendig, weil die Absicht der chinesischen Regierung, bis zum Jahr 2050 insgesamt 500 Atomkraftwerke zu bauen, voraussichtlich nur zehn bis zwölf Prozent des chinesischen Energiebedarfs decken wird.

Jiangang Li äußerte sich verwundert über die Trägheit der Politik in Deutschland: "Wenn die Regierung hier in China zum Beispiel ein Forschungsprojekt beschließt, kann es in einem Monat umgesetzt werden. Das ist ein Vorteil unseres Systems." Auch die Bevölkerung stehe hinter der nationalen Forschungspolitik: "Uns kennt hier in Hefei jeder Taxifahrer. Und ein Journalist nannte unseren Tokamak einmal "künstliche Sonne". Natürlich haben einige Leute Angst: Manche glauben, dass wir hier an einer Atombombe basteln. Aber die meisten sind begeistert. Wir hatten bisher zweimal einen Tag der Offenen Tür - viele Menschen sind sehr weit gereist, um den Reaktor

zu sehen." Auf die Frage nach dem "Umweltbewußtsein" unter der Bevölkerung sagte Jiangang Li etwas ironisch, das werde sich in China erst in 100 Jahren herausbilden, denn fürs erste wollten die Chinesen wirtschaftlich und lebensstandardmäßig vorankommen.

Unter deutschen Spitzenpolitikern, die ansonsten eher dem "Strom aus der Wüste" hinterherlaufen und mit Atom wenig am Hut haben, stach jetzt einer hervor, der offenbar seinen Kopf zum Denken benutzt. Erwin Sellering,  SPD-Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, besuchte am 28. Oktober die nationale deutsche Fusionsforschungsanlage Wendelstein 7-x  in Greifswald und nahm dabei deutlich Position für die Kernfusion: "Am Standort Greifswald wird versucht, eines der wichtigsten Probleme zu lösen, denen sich die Menschheit in den nächsten Jahrzehnten gegenüber sieht: Wie stillen wir den immensen Hunger von Weltbevölkerung und Weltwirtschaft nach Energie?"

 

[i]Die Antwort finden Sie hier: [/i]

[i]http://bueso.de/infrastruktur[/i]

[i]und in einem Vortrag zu Kernspaltung und Kernfusion auf: http://www.bueso.de/news/kernspaltung-kernfusion-energie-fur-zukunft-men...

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