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Deutsche Bank-Preisträger Rogoff: Deutschland soll Euro-System retten

Der Harvard "Starökonom" Kenneth Rogoff erhielt am 22.9. in Frankfurt von Josef Ackermann persönlich den Deutsche Bank Prize in Financial Economics. Seine Qualifikation dafür präsentierte er im anschließenden Symposium mit einer Rede über die Häufigkeit von Staatsbankrotten, während seine Lösungen (oder sollte man sagen, die der Deutschen Bank?) dem Publikum zunächst weitgehend verborgen blieben.

In einem Interview mit der Börsenzeitung am 22. September hatte Rogoff auf die Frage, wie man den "Schockwellen" entgegentreten könne, wenn Griechenland und andere Länder austreten, erklärt: "Im Wesentlichen muß Deutschland ein Rettungsnetz über die Staatsschuld von Spanien und Italien, vielleicht auch Frankreich aufspannen. Investoren müssen glauben, daß Deutschland hinter dem ganzen System steht und die Liquidität für diese Länder bereitstellt."

Als Gegenleistung müsse das Fiskalsystem in Europa völlig umgestaltet werden, zu einem System, das "Fiskaldisziplin erzwingt sowie Regeln, die es viel schwerer machen, Defizite anzuhäufen". Es müsse Grenzen für die Rettung von Banken oder Kommunen [sic!] geben und das werde "nicht einfach". "Aber was immer von der Eurozone übrigbleibt, wird nur überleben, wenn Deutschland die Garantie stellt." In solch forschem Ton ging es weiter: "Natürlich macht es die momentane Verfassung der Eurozone schwierig, Reformen in Angriff zu nehmen, weil viele Entscheidungen Einstimmigkeit erfordern. Aber wenn dies das Problem ist, sollte man eben die Verfassung ändern."

Mit diesem Vorschlag eines "Selbstmordpakts für Deutschland" aus dem Publikum konfrontiert zu werden, war Herrn Rogoff und dem Vertreter der Deutschen Bank offensichtlich gar nicht recht. Bis dahin war es recht wolkig akademisch zugegangen. Der sichtlich defensive Professor sagte, eine Restrukturierung der Eurozone sei unausweichlich und nicht billig. Ihm gehe es um Schadensbegrenzung. Rogoff realisierte offenbar, daß er sich schon zu weit vorgewagt hatte und beteuerte gleich anschließend, jede Restrukturierung bedeute, dass dann das ganze System auseinanderfliege.

Ebenfalls nicht erfreut war man über die nächste Frage des EIR-Journalisten Claudio Celani. Dieser sagte, der Grund dafür, dass man sich hier jetzt über Staatspleiten unterhalte, läge schließlich in den Fehlentscheidungen von 2008. Damals habe man "die wahnsinnige Entscheidung" getroffen, einfach die privaten Bankenschulden auf den Staatssektor zu übertragen. Das Problem werde nicht gelöst, indem man einige Staatsschulden restrukturiert. Er fragte Rogoff, was er vom Glass-Steagall-Trennbankenprinzip halte, das gegenwärtig auch im Schweizer Parlament diskutiert wird.

Die Antwort: ein Lippenbekenntnis zur Regulierung, was Rogoff aber gleich wieder zurücknahm, indem er Christine Lagarde, die IWF-Chefin unterstützte, die eine Rekapitalisierung für bankrotte Banken fordert. Damit dürfte dann wohl auch dem letzten Zuhörer klar geworden sein, warum der Professor von der Deutschen Bank geehrt wurde.

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