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Bankenkollaps in der Eurozone: Wer ist der nächste?

Am 5.10. ging die franko-belgische Großbank [i]Dexia[/i] bankrott, auch wenn es offiziell nicht so bezeichnet wurde. Am nächsten Tag brach der Kurs der Dexia-Aktie um 17,24% ein und die belgische Finanzaufsicht nahm die Papiere der Bank aus dem Markt. Das Dexia-Debakel spricht Bände über die Pervertierung des Bankensystems in den letzten Jahrzehnten.

Dexia entstand 1996 durch die Fusion von [i]Crédit Local de France[/i] und [i]Crédit Communal de Belgique[/i], den beiden größten Kreditinstituten für Kommunen in Frankreich und Belgien, die z.B. Kredite an Schulen, öffentliche Verkehrs- und Versorgungsbetriebe vergaben. Nach der Einführung des Euro ab 1999 wurde Dexia zum Topspekulanten in der globalen Finanzwelt. Mit der Zeit übernahm die Bank Mehrheiten an [i]Crediop[/i] in Italien, [i]Artesia Banking Corp.[/i] in Belgien, [i]Otzar Hasilton Hemkomi[/i] in Israel und [i]DenizBank[/i] in der Türkei.

Nach verheerenden Verlusten aus dem US-Immobiliendebakel wurde Dexia im September 2008 mit 6,4 Mrd. Euro staatlichen Notkrediten aus Frankreich, Belgien und Luxemburg gerettet. Jetzt ist die Lage noch weit schlimmer. Dexia hält ca. 95 Mrd. Euro an finanziellem Giftmüll, ironischerweise in einem Portfolio namens „Erbe“. Als 4 Mrd. Euro aus dem „Erbe“ abgeschrieben werden mußten, war Dexias Schicksal besiegelt. Nach Angaben von [i]Goldman Sachs[/i] kommen noch 8,3 Mrd. hinzu, womit die 14 Mrd. Euro Eigenkapital der Bank fast ganz aufgezehrt sind.

Dexia hält 3,4 Mrd. Euro griechische Schulden und mindestens weitere 17,5 Mrd. Euro Staatsanleihen anderer Euroländer. Da ein Scheitern der Bank das ganze Eurosystem zum Absturz bringen kann, haben Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und internationale Banker sich einen „cleveren“ Rettungsplan ausgedacht, der seit dem 10.10. umgesetzt wird. Die beiden alten Kommunalbanken Crédit Communal und Crédit Local sollen abgetrennt und von der jeweiligen Regierung übernommen werden. Dann soll eine Bad Bank entstehen, die je zur Hälfe vom französischen und belgischen Staat abgesichert wird, wo die 95,3 Mrd. Euro Giftmüll geparkt werden sollen.

Künftige Besitzer von Crédit Local sollen die staatliche Caisse des Dépôts, die französische Postbank und Dexia selbst sein. Sie soll aber auch die Tochter Dexia Municipal Agency (DexMA) retten, eine Zweckgesellschaft mit mindestens 10 Mrd. Euro Giftmüllkrediten, von denen viele von kommunalen Verwaltungen vor Gericht angefochten werden. Mit der Bad Bank und der „neuen“ Bank würden insgesamt 175,3 Mrd. Euro an faulen Papieren „gerettet“.

Laut Insidern stemmt sich die Caisse des Dépôts bisher vehement gegen Sarkozy und das Finanzministerium und weigert sich, Dexia zu helfen, weil sie um ihr AAA-Rating fürchtet. Der Präsident der Banque de France Christian Noyer, ein sturer Gegner des Trennbankensystems, hat behauptet, bisher gäbe es keine negativen Konsequenzen, weil Eurostat solche Garantien nicht als Schulden einstufe. Doch die Ratingagenturen sehen das ganz anders und haben dies auch sofort kundgetan.

Daß Dexia gerade erst am 15.7. den Streßtest der europäischen Bankenaufsicht EBA bestanden hatte, zeugt erneut von der Weisheit der Akteure.

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