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Cheminade über EUREX: Spekulanten wollen den nächsten französischen Präsidenten als Geisel nehmen

Der folgende Bericht wurde am 9. April auf der Webseite der französischen Schwesterpartei der BüSo, Solidarite et Progres veröffentlicht.

"Ein am 21. März (zwei Tage nach dem offiziellen Beginn der französischen Präsidentschaftskampagne) veröffentlichtes Rundschreiben des Börsenunternehmens Eurex kündigte an, dass es ab dem 16. April die langfristigen französischen Staatsschulden unter dem Namen FOAT (für: Französische Staatsanleihen) als neues Termingeschäft zum Verkauf anbieten wird.

Dieses neue Papier, dessen Mindestbetrag gerade einmal 100.000 € beträgt (mit einer Hebelwirkung von 10 bis 20, d.h. einer Nominaleinlage, die um vielfaches geringer ist), wird die französischen Staatsschulden noch mehr den spekulativen Finanzmärkten ausliefern.

Während die notorischen Credit Default Swaps (CDS) meistens institutionellen Anlegern vorbehalten waren, die über mindestens 10 Mio Dollar als „Eintrittsticket“ verfügten, werden die FOATs Spekulanten jeder Kragenweite zugängig sein.

Die Auflegung dieses neuen Produkts signalisiert deutlich, dass Eurex für die kommenden Monate einen starken spekulativen Run auf die französischen Staatsschulden „antizipiert“, der dem Unternehmen dank der saftigen Vermittlungsgebühren auf jede durchgeführte Transaktion Gewinne verspricht.

Soviel zur offiziellen Erklärung. Doch warum zum Teufel muss ein derartiges Produkt ausgerechnet eine Woche vor den Präsidentschaftswahlen eingeführt werden?

Sollten gewisse Finanzkreise beschlossen haben, den sich im Wahlkampf befindenden Kandidaten eine Botschaft zukommen zu lassen oder sich mit einem neuen Knüppel zu versehen, um den Neuling im Elysee durchzuprügeln?

Diese Offensive der Spekulanten kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der Ton bestimmt wird durch den Artikel "France’s Future : a country in denial" (etwa: "Frankreichs Zukunft: ein Land, das die Realität verleugnet") in der letzten Ausgabe des Londoner Wochenmagazins The Economist, dem Sprachrohr der Bankiers der City.

Garniert mit einem verfremdeten Manet-Gemälde "Das Frühstück im Grünen", wobei Sarkozy und Hollande entspannt und in Gesellschaft einer entkleideten Schönen im Garten liegen, versichert der Artikel mit Bestimmtheit, dass kein französischer Präsidentschaftskandidat den Mut habe, den Franzosen das sie erwartende, unvermeidliche Schicksal zu verkünden: die brutale Verringerung des Lebensstandards und das Ende aller sozialen Errungenschaften seit 1945.

Während viele Journalisten erstaunt sind, dass sich Jacques Cheminade um die City kümmert, verkündet der wohlbekannte Leiter der Redaktion von Enjeux-Les Echos, Eric le Boucher, in seinem letzten Leitartikel, dass er dem Economist zustimmt. In diesem Sinne regt er sich sehr über die Kandidaten auf, die „die Wahrheit leugnen“ und bemängelt „die krankhaften Äußerungen einer LePen, eines Mélenchon oder eines Cheminade, der genau wie die Linksfront redet und darüber hinaus einen ’Sputnik für alle’ verspricht.“

Für Le Boucher gibt es angesichts der Wahl nur zwei mögliche Konsequenzen, Depression oder Gewalt: „Ein wiedergewählter Nicolas Sarkozy riskiert, dass sich der Kampf gegen ihn auf die Straße verlagert. (...) Für François Hollande sieht die Zukunft nicht rosiger aus. Er wird nicht zwischen der Bastille[d.h. dem Volk] und der City wählen können. Die Schulden haben abgestimmt: es wird die City sein müssen. Er wird seinem mächtigen Verbündeten, der extremen Linken, vorschreiben müssen, im Gegensatz zu allen Albernheiten, eine Churchillsche Richtung einzuschlagen. Das wird nicht gut enden.“

Jedermann weiß - und das war der Fall bei Barack Obama im Januar 2008 -, dass der Ton einer neuen Präsidentschaft in den ersten Tagen nach der Übernahme der Amtsgeschäfte durch den Sieger festgelegt wird. Wenn der neue Präsident zögert, mit dem Schwung, der ihm den Sieg beschert hat, weiterzumachen, dreht sich das Kräfteverhältnis schnell um und es wird zu spät, um überhaupt noch etwas zu ändern.

Wird ein derart zögerlicher Kandidat wie François Hollande, der „die Finanzwelt der Gesichtslosigkeit“ zeiht und ihr gleichzeitig ein herzliches Einvernehmen vorschlägt, wie auch jeder andere Kandidat, in der Lage sein, Maßnahmen gegen diese Drohung zu ergreifen? Heute vormittag hat Jacques Cheminade in einem Interview mit Jean-Jacques Bourdin auf RMC/BFM diese Gefahr dargestellt.

Die von Eurex - der weltweit größen Terminbörse für Derivate mit täglich (2010) durchschnittlich 24 Millionen Abschlüssen - drohende Gefahr muss ernst genommen werden. Das deutsch-schweizerische Unternehmen hat 2007 die International Securities Exchange (ISE) in den USA übernommen und hat heute Filialen in London, Paris, Chicago, New York, Hongkong, Tokio und Singapur.

Es sei daran erinnert, dass Eurex 2009 ein Papier zu den italienischen Staatsschulden aufgelegt hatte, ein Akt, der nicht ohne Beziehung zu der gegenwärtigen, zwei Jahre späteren Unterwerfung Italiens unter die Vormundschaft des Technokraten Monti von Goldman Sachs steht.

Heute ist es also Frankreich, das ins Visier genommen wird."

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