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US-Bürgerrechtler Cornel West verurteilt Obama

Cornel West verbrachte Anfang Mai eine Woche in London, wo er als gefeierter Gastprofessor des King’s College in Cambridge gefeiert wurde. Angesichts seines Rufs sah sich der [i]Guardian[/i] gezwungen, diesem „dreisten“ Princeton-Professor etwas Respekt zu zollen, und berichtete am 14. Mai über Wests Reise: stehende Ovationen in überfüllten Sälen, ebenso eloquentes Zitieren von Shakespeare und Dante wie des Hip-Hop-Stars KRS1 - und Bereitschaft, den Mächtigen die Wahrheit zu sagen - sogar der Queen.

„Großbritannien ist in Schwierigkeiten“, sagte West seinem Gesprächspartner Hugh Muir im Guardian-Interview. „Großbritannien ist in großen Schwierigkeiten. Die Privatisierungen sind außer Kontrolle, die Militarisierung ist außer Kontrolle, und die Finanzialisierung ist außer Kontrolle. Und was ich damit meine, ist, daß soeben ein kalt- und engherziges Budget von der Queen verlesen wurde, die arbeitende und arme Bevölkerung ist in Panik, es gibt diese Obsession mit Einwanderern, die dazu tendiert, die verwundbarsten zum Sündenbock zu machen, anstatt die Mächtigsten zu konfrontieren. Und es sind nicht bloß die schwarzen Einwanderer, sondern auch unsere Brüder und Schwestern aus Polen, Bulgarien und Rumänien - quer durch die Bank.“

Bezüglich der USA nahm sich West gleich das eigentliche Problem vor: Obama. „Wir wählten einen schwarzen Präsidenten und das bedeutet, daß wir jetzt weniger rassistisch sind als wir es früher waren. Das ist wunderbar. Aber wenn man sich den Komplex der Gefängnis-Industrie anschaut und jetzt die neuen Jim Crows, eine massive Arbeitslosigkeit und ein altersschwaches System der Arbeitslosenversicherung, unwürdige Wohnungen: die weiße Suprematie wirkt in den USA immer noch, sogar mit einem brillanten schwarzen Gesicht in einem hohen Ort namens Weißes Haus. Er ist ein brillanter, charismatischer schwarzer Bruder. Er hängt nur zu sehr mit der Wall Street zusammen. Und inzwischen ist er ein Kriegsverbrecher. Man kann nicht jeden Dienstag über eine Tötungsliste konferieren und immer wieder Drohnen Bomben abwerfen lassen. Man kann das ein oder zwei Mal tun und sagen: ,Das hätte ich nicht tun sollen, ich muß damit aufhören.’ Aber wenn man es Monat für Monat, Jahr um Jahr tut - dann ist das ein Verhaltensmuster. Ich denke, die Chancen sind wie die eines Schneeballs in der Hölle, daß er dafür jemals vor Gericht gestellt wird, aber ich denke, er sollte vor Gericht gestellt werden, und ich habe das gleiche über George Bush gesagt. Dies sind Kriegsverbrechen. Wir leiden in unserer Zeit unter einer Gleichgültigkeit gegenüber Verbrechen und einer Gefühllosigkeit gegenüber Katastrophen, wenn sie die armen und arbeitenden Menschen betreffen.“

Weiter sagte West über Obama: „Er sprach immer wieder über Martin Luther King, als er [2008] kandidierte. King starb im Kampf nicht nur gegen die Armut, sondern auch gegen die Teppich-Bombardements in Vietnam und die Kriegsverbrechen unter Nixon und Kissinger. Man kann sich nicht einfach so auf Martin Luther King berufen, ohne dessen Prioritäten in irgendeiner Weise zu folgen. Ich wußte, daß er eine rechte Opposition haben würde, aber er hat es nicht einmal versucht. Als er ins Amt kam, brachte er Wall-Street-freundliche Leute mit - Tim Geithner, Larry Summers - und machte deutlich, daß er keine Absicht hat, die Eigenheimbesitzer zu schützen oder die Gewerkschaften zu unterstützen. Und er hat kein Wort über jene Institutionen gesagt, die inzwischen zwei Generationen junger Schwarzer und Brauner zerstört hat, den Komplex der Gefängnis-Industrie. Das ist keine Frage der Rasse, daß ist eine Frage der Gerechtigkeit. Er sollte wenigstens sagen können, bei dem Anstieg von 300.000 Gefangenen auf heute 2,5 Millionen, daß eine ungerechte Politik verfolgt wurde und „ich alles tun werde, was ich kann“. Vielleicht könnte er nicht so viel tun, aber wenigstens die Wahrheit sagen. Ich hätte lieber einen weißen Präsidenten, der grundsätzlich entschlossen ist, die Armut zu beseitigen und die Last der arbeitenden Menschen zu erleichtern, als einen schwarzen Präsidenten, der mit der Wall-Street und Drohnen verbunden ist.“

Noch bevor er aus England abreiste, erklärte West seine Unterstützung für die HR 129, den Antrag zur Wiederherstellung des Glass-Steagall-Trennbankengesetzes.

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