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Wissenschaftler fordern Helium-3-Mondprogramm

Der Präsident der [i]Spanischen Astronomischen Vereinigung[/i] (AAE), Miguel Gilarte Fernandez, wies in einem Gastkommentar, der am 22. Juni 2014 in der führenden spanischen Tageszeitung [i]ABC[/i] erschien, darauf hin, daß die Menschheit die Möglichkeit habe, innerhalb weniger Jahrzehnte Zugang zu „unvorstellbaren“ Energiemengen zu erhalten, wenn man daran gehe, den Mond zu kolonisieren und gleichzeitig die kontrollierte Kernfusion zu entwickeln. Andere Medien griffen seinen Beitrag auf.

Gilarte Fernandez stellt in seinem Beitrag die Frage: „Warum will die Menschheit zum Mond zurückkehren?“ Er antwortet: „Die Suche nach Helium-3, dem zukünftigen Brennstoff für die Kernfusion, der auf der Erde kaum zu finden ist, könnte das Hauptmotiv sein, eine Kolonie auf unserem natürlichen Satelliten zu schaffen.“

Auch wenn Gilarte Fernandez den wirtschaftlichen Nutzen zum zentralen Punkt seiner Argumentation macht, kann er seine Begeisterung für die Aussicht, endlich den Mond zu kolonisieren, nicht verhehlen. Dort seien seltene Rohstoffe wie Uran und Titan zu finden, „aber vor allem Helium-3, das sich als Brennstoff für die Kernfusion eignet und unsere Zivilisation für die kommenden 10.000 Jahre mit Energie versorgen könnte“, schreibt er. „Helium-3 erzeugt in Verbindung mit Deuterium eine unvorstellbare Menge an Energie. Die Rückkehr zum Mond würde gerechtfertigt und wirtschaftlich weit mehr als kompensiert. Wenn wir unser Augenmerk darauf richten, Helium-3 zu erhalten, das für viele Wissenschaftler der Energieträger der Zukunft ist, könnte dies innerhalb weniger Jahrzehnte realisiert werden.“ Und die Suche nach Helium-3 war die Hauptaufgabe der chinesischen Mond-Mission, fügt er hinzu.
[h3]Helium-3-Mondprogramm schon 1986 vorgeschlagen[/h3]
Die ersten Vorschläge zur Förderung von Helium auf dem Mond, um seine Kraft auf der Erde nutzen zu können, wurden bereits zu der Zeit gemacht, als auch in den USA die Weltraumforschung und die Kernfusionsforschung noch gleichzeitig vorangetrieben wurden.

Schon früh in der Erforschung der kontrollierten Kernfusion wußten Wissenschaftler, daß die Deuterium-Helium-3-Fusion, bei der anstelle von Neutronen geladene Teilchen entstehen, zwar schwieriger zu verwirklichen wäre als die Deuterium-Tritium-Reaktion, auf die man bei den heutigen Experimenten setzt, aber dieser überlegen wäre. Dr. Gerald Kulcinski veranstaltete 1986 ein Seminar an der Universität von Wisconsin, um mit Kollegen über Optionen für die Nutzung fortgeschrittenerer Brennstoffe zu diskutieren. Ein Mitglied des Teams erinnerte daran, daß in den Bodenproben, die von den Apollo-Astronauten und den unbemannten sowjetischen Luna-Mondsonden auf dem Mond eingesammelt und zur Erde zurückgebracht wurden, geringe Mengen des auf der Erde so seltenen Isotops Helium-3 enthalten waren. Eine genaue Untersuchung dieser Proben ergab, daß auf oder nahe unter der Oberfläche des Mondes mehr als 1 Mio. t dieses möglichen Kernfusionsbrennstoffs liegen.

1986 begann Kulcinskis Team, bei verschiedenen Konferenzen Papiere zu präsentieren, um diesen Vorschlag des Mond-Bergbaus unter ihren Kollegen bekannt zu machen. 1989 kündigte US-Präsident George H.W. Bush am 20. Jahrestag der ersten Mondlandung eine Weltraum-Initiative an, um zum Mond zurückzukehren. Dies bot der Wissenschaftsgemeinde eine Gelegenheit, das Helium-3-Fusions-Projekt vorzuschlagen. Im Sommer 1990 brachte das Wissenschaftsmagazin 21st Century einen Titelbericht mit der Überschrift „Bergbau auf dem Mond, um die Erde mit Kraft zu versorgen“. Die Bush-Initiative erwies sich jedoch als sehr kurzlebig, als sich der Kongreß weigerte, die Mittel für ein jahrzehntelanges Projekt zu bewilligen, das weit teurer gewesen wäre als das Apollo-Projekt.

Der Apollo-17-Astronaut Harrison Schmitt, der ab 1976 sechs Jahre lang im US-Senat saß, aber dann aufgrund einer Intrige nicht wiedergewählt wurde, wurde 1994 als außerordentlicher Professor an die Universität von Wisconsin berufen und versammelte dort ein Team um sich, dem ein Lunargeologe, Weltraumforscher und ein Team von Fusionswissenschaftlern angehörten.

Die Ankündigung des Constellation-Programms durch Präsident George W. Bush Anfang 2004, um zum Mond zurückzukehren, „diesmal, um zu bleiben“, bot dem Team um Kulcinski und Schmitt erneut eine Gelegenheit für Konferenzbeiträge, Interviews, Gastkommentare und andere prominente Medienberichterstattung. Dazu gehörte u.a. auch eine einstündige Dokumentarsendung in [i]BBC[/i] über das Projekt, in der Kulcinski sagte, der Mond könne „der Persische Golf des 21. Jahrhunderts werden“, und Schmitt erklärte, man könnte dort innerhalb von 15 Jahren „Helium-3 abbauen und zurückbringen“ und es in Fusionskraftwerken verwenden.

Ebenfalls 2004 legte der Vater des chinesischen Mondprogramms, Ouyang Ziyuan, ein detailliertes Programm für ein dreiphasiges Mondforschungsprogramm seines Landes vor. Dies löste vergleichbare Mondforschungspläne in Rußland, Europa, Indien und Japan aus.

2006 veröffentlichte Harrison Schmitt das Buch „Rückkehr zum Mond - Forschung, Unternehmung und Energie in der menschlichen Besiedelung des Weltraums“, in dem er die Kernfusion/Helium-3-Initiative nochmals im Detail wiederholte und ergänzte. Bis Präsident Obama 2010 das Constellation-Programm stoppte, gehörte die Rückkehr zum Mond zu den kurzfristigen Zielen der Vereinigten Staaten.

Seit der erfolgreichen Landung der Sonde [i]Chang’e-3[/i] und des Mond-Rovers [i]Yutu[/i] im vergangenen Dezember gibt es wieder eine Gelegenheit, die amerikanischen Weltraum- und Kernfusions-Programm wieder auf die Zukunft auszurichten.

Auch der frühere Astronaut Leroy Chiao, der 1960 in den Vereinigten Staaten als Kind chinesischer Einwanderer geboren wurde, ist ein entschiedener Befürworter der Zusammenarbeit der USA mit China in der bemannten Weltraumforschung. Chiao nahm an drei Missionen des Space Shuttle teil und flog auch einmal mit einer russischen Sojus-Rakete zur Internationalen Weltraumstation ISS.

Auf die Frage, ob die Vereinigten Staaten den Chinesen erlauben sollten, sich an der ISS zu beteiligen, weist Chiao darauf hin, daß die Station derzeit „an einem einzigen Faden“ hängt, weil nur die Russen in der Lage sind, sie anzufliegen. Auch wenn China weniger Erfahrung mit Weltraumoperationen habe, habe es wertvolle technologische Kapazitäten, die es einbringen könne.

„Die [chinesische] Technologie ist sehr gut“, sagte Chiao, „ich habe sie gesehen. Es macht Sinn, jetzt mit ihnen eine Partnerschaft für die ISS einzugehen und schließlich zum Mond zurückzukehren und weiter zum Mars zu fliegen. Ich denke, das würde den Beziehungen zwischen unseren Ländern helfen.“

Auf das Argument, China spioniere und könnte amerikanische Technologie stehlen, antwortete Chiao: „Heutzutage spioniert doch jeder jeden aus.“ Es habe in dieser Hinsicht keine Probleme mit Rußland gegeben. Auf die Wechselwirkung zwischen der Kooperation mit Rußland im Weltraum und der Lage in der Ukraine angesprochen, sagte Chiao: „Es hat weiterreichende Konsequenzen, wenn zwei Supermächte in einem gemeinsamen Projekt zusammenarbeiten, das so groß und schwierig ist wie die ISS, und sie wirken sich auch auf andere Teile der Beziehungen aus.“ Auch wenn es Differenzen in Bezug auf die Ukraine gebe, sagte er: „Ich muß annehmen, daß die Dinge noch weit schlimmer wären, wenn wir nicht Partner in der ISS wären.“

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