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Schotten reagieren auf den Optimismus der Unabhängigkeits-Kampagne

Am 18. September stimmen die Schotten über die Trennung vom Vereinigten Königreich ab. Neuesten Umfragen zufolge neigen immer mehr Schotten zu einem Votum für die Unabhängigkeit, weil sie auf die positive Vision der „Ja“-Kampagne reagieren, im Gegensatz zu der Angstmacherei der „Nein“-Kampagne, die von Westminster betrieben wird, berichtete die Zeitung [i]The Scotsman[/i].

Inzwischen habe das Ja-Lager nach einer Umfrage von [i]YouGov[/i] einen knappen Vorsprung von 2%, erklärte Joe Twynam, einer der Gründer von [i]YouGov[/i], am 7. September: „Letztendlich beruht das darauf, daß Menschen die Seite wechseln. Aber noch wichtiger sind diejenigen, die bisher noch unentschieden waren, und die sich nun dem Ja-Lager zuwenden.“ Die unentschlossenen Wähler teilten sich „2:1“ zugunsten der Unabhängigkeit. Er betonte auch: „Die Ablehnung dessen, was in Westminster geschieht, ist wichtig - die Leute wollen unabhängig von Westminster sein, und unabhängig vom übrigen Vereinigten Königreich. Aber entscheidend wird letztendlich sein, ob die Leute glauben, daß sie mit der Unabhängigkeit besser dastehen werden, oder besser Teil der Union bleiben sollten. Die wesentliche Veränderung in letzter Zeit ist, daß all die Unsicherheit und das Mißtrauen, das die „Besser zusammen“-Kampagne verbreitet hat, dieses negative Bild, daß man nicht wissen könne, was mit der Wirtschaft geschehen werde - all das wurde durch den Optimismus und den Enthusiasmus der „Ja“-Kampagne verdrängt. Und jetzt elf Tage vor der Wahl ist die Frage, wird das halten, oder werden sich die Leute, wenn sie am 18. September zur Wahlurne gehen, fragen: ‚Wird es uns wirklich besser gehen?’“

Die Abstimmung hat Konsequenzen für die übrige EU. Die Schotten reagieren auf eine optimistische Kampagne, die von einer positiven, wenn auch unbekannten Zukunft spricht, während London Angst schürt, auf eine negative Kampagne setzt und behauptet, es gäbe keine Zukunft außerhalb der negativen Gegenwart. Auch Brüssel tut mit seiner Eurorettungs-Politik nichts anderes, wenn man dort droht: Solltet ihr aus dem Euro aussteigen, stürzt Europa über die Klippe. Es gibt keine Zukunft außerhalb der gegenwärtigen, verheerenden Politik.

All dies versetzt die Regierung Ihrer Majestät und deren Lakaien in Panik. Da die Konservative Partei in Schottland praktisch keine Basis hat, fällt die Aufgabe, „die Union zu retten“, der Labour-Partei zu, sodaß nun Gordon Brown durch Schottland reisen muß, um die negative Botschaft der Monarchie zu übermitteln: „Bei dieser Entscheidung geht es nicht um mich oder diese Generation - es ist eine Entscheidung über meine Kinder, eine Entscheidung über deren Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder“, sagte Brown am Sonntag. „Sie kann nicht rückgängig gemacht werden ... Wir stehen kurz davor, ein wirtschaftliches Minenfeld zu betreten, wenn wir die Unabhängigkeit haben, und darauf müssen sich die Menschen konzentrieren.“

Dann überschlug sich Brown fast: „Unsere Union ist nicht veraltet, kein Anachronismus oder Museumsstück, sondern eine einzigartige, multinationale Lebenspartnerschaft ohnegleichen, der nichts in Europa und Amerika gleichkommt oder entsprechen könnte. Was unsere Vorfahren aufgebaut haben, darf kein Nationalist auseinanderbrechen.“

Unterdessen sank das britische Pfund auf ein Zehn-Monats-Tief und verlor 1,5 Cent gegenüber dem Dollar, die Aktien der [i]Royal Bank of Scotland[/i] fielen um 3 Prozent. Und [i]Guardian[/i]-Kolumnist Larry Elliot schreibt, die [i]Bank von England[/i] habe angefangen, Pläne für den Fall vorzubereiten, wenn Schottland tatsächlich die Unabhängigkeit proklamiere. Elliot betont, daß der Grund für die Ja-Stimmen die verheerende Wirkung der Wirtschaftspolitik von Westminster sei - ob unter der Konservativen Partei Margaret Thatchers, oder unter Tony Blair und Gordon Brown von der Labour-Partei. Ganz oben auf der Liste der Beschwerden stünden die „Narben“ der Bevölkerung, die seit der „Deindustrialisierung der 1980er Jahre“ verblieben seien. Hinzu komme, daß Schottland trotz der Tatsache, daß das Nordseeöl in schottischen Gewässern liege, immer noch so arm wie früher sei, und daß die brutale Sparpolitik, die jetzt durchgesetzt wird, auch unter einer Regierung der britischen Labour-Partei fortgesetzt würde.

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