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Die Derivatblase: Wenn die griechische Karte wackelt, fällt das ganze Kartenhaus

Der Grund dafür, daß die EZB jeden Schuldenschnitt für Griechenland kategorisch ablehnt, obwohl offensichtlich ist, daß das Land die Schulden unter keinen Umständen zahlen kann, liegt darin, daß schon ein geringer Schuldenschnitt die gigantische Derivatblase platzen ließe, weil auf den Schulden eine riesige Pyramide von Kreditausfallswaps aufgebaut wurde. Das ganze System müßte in sich zusammenstürzen.

Ein Arbeitspapier des [i]Levy-Instituts[/i] des [i]Bard College[/i] (US-Staat New York) vom November 2014 über Lösungen der griechischen Schuldenkrise zeigt, wie beunruhigt die Finanzmärkte über die Möglichkeit eines Platzens der Derivatblase sind. Die Denkfabrik beschreibt die Risiken eines traditionellen Schuldenschnitts (wie z.B. für Deutschland 1953, bevor Derivate existierten) für Griechenland heute:

„Ein wichtiger Faktor, den man berücksichtigen sollte, ist die Schlüsselrolle von Staatsschulden (entwickelter kapitalistischer Volkswirtschaften) nicht nur als Grundlage für Fremdfinanzierung, sondern auch als Rohmaterial für viele komplexe Finanzprodukte - ein wesentliches Element für die Liquidität der Schattenbanken und ein Hauptwertbesitz institutioneller Anleger (Rentenkassen etc.). Signifikante Veränderungen beim aktuellen Wert von Staatsschulden können auf keinen Fall eine Lösung des aktuellen Schuldenüberhangs sein, weil damit das Problem wieder zurück auf den Finanzsektor und institutionelle Anleger und damit auf das Staatsbudget verlagert wird.“

Sogar Paul Singer vom Geierfonds-Imperium [i]Elliot Management[/i], der nicht nur Argentinien frontal angreift, sondern auch seit mehr als einem Jahrzehnt am Goldman-Sachs-Betrug gegen Griechenland beteiligt ist, hat eingeräumt, daß die Derivatblase bei einem Schuldenschnitt unhaltbar wird. [i]Valuewalk.com[/i] zitierte Singer am 6. Februar, das Finanzsystem habe in seinem Derivatwahn die Orientierung verloren:

„Wenn nur ein Bruchteil der Derivate Risikogeschäfte sind, unabhängig davon, ob sie andere Risiken absichern sollen, dann ist die effektive Fremdfinanzierung der großen Geldinstitute der Welt ein Vielfaches dessen, was in ihren Bilanzen auftaucht. Darüber hinaus leisten institutionelle Anleger volle sechs Jahre nach dem Kollaps immer noch keinen Ersteinschuß bei gegenseitigen bilateralen Derivatgeschäften [d.h. sie hinterlegen keine finanzielle Sicherheit]. Diese fehlende allgemeine Verpflichtung zum Ersteinschuß ist der Hauptgrund dafür, daß die Derivatgeschäfte so groß geworden sind.“

Da die Derivatblase heute etwa das Zwanzigfache des weltweiten Bruttoinlandsproduktes ausmacht, ist klar, daß dieses System dem Untergang geweiht ist, egal ob der Auslöser in Griechenland, einem anderen Land oder in der niedergehenden Ölindustrie liegt. Um den unkontrollierten Kollaps zu verhindern, ist deshalb die Einführung der Glass-Steagall-Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken die Voraussetzung einer Schuldenneuverhandlung. Denn nur so ließe sich die Verhandlungen auf Schulden konzentrieren, die mit realen Leistungen verbunden sind, während alle Investmentbanken mit ihren Finanzwetten auf eigenen Beinen stehen müßten und wenn sie das nicht können, in den wohlverdienten Bankrott verabschiedet würden.

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