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Dokumentation: Rede des indonesischen Präsidenten Sukarno bei der Bandung-Konferenz 1955

[i]Der Kampf für eine neue, gerechte Weltwirtschaftsordnung seit der legendären Bandung-Konferenz im Jahre 1955, geht heute, sechzig Jahre später, in seine entscheidende Phase. Bandung war der Anfang eines Prozesses aus dem sich 1961 die Bewegung der blockfreien Nationen bildete. Während in den zwei Entwicklungsdekaden der 50er und 60er Jahre moderate Verbesserungen in vielen Entwicklungsländern erreicht wurden, kam dieser Prozeß mit dem Ende des Bretton Woods Systems Anfang der 70er Jahre zum Erliegen. 1975 veröffentlichte der amerikanische Ökonom Lyndon LaRouche seinen Vorschlag einer [/i][b]Internationalen Entwicklungsbank[/b][i], der noch im gleichen Jahr von Fred Wills, dem damaligen Außenminister Guayanas, bei seiner Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen aufgegriffen wurde und auch maßgeblichen Einfluß auf die Entschließungen der 5. Konferenz der Blockfreien Nationen 1976 in Colombo (Sri Lanka) hatte. Mit der Gründung der verschiedenen Entwicklungsbanken (AIIB, die Neue Entwicklungsbank der BRICS-Staaten, den verschiedenen Entwicklungsfonds Chinas zur Realisierung der Neuen Seidenstraße) sind die Forderungen von damals in greifbare Nähe gerückt. Sie sind nicht mehr bloße Ideen oder Forderungen – jetzt bestimmen sie bereits die Politik einer großen Zahl von Nationen, die über die Hälfte der Menschheit repräsentieren. Mit Auszügen aus der Eröffnungsrede des indonesischen Präsidenten Sukarno bei der Bandung-Konferenz 1955 wollen wir den neuen Geist, das sich entwickelnde neue Paradigma dokumentieren, wie es schon damals im Kern erkennbar war.[/i]

[h2]„Der höchste Maßstab der Moral ist es, alles dem Wohl der Menschheit unterzuordnen“[/h2]

Zwischen Nationen und Gruppen von Nationen tun sich große Abgründe auf. Unsere unglückliche Welt wird zerrissen und gemartert und die Menschen aller Länder leben ohne Schuld in der Furcht, daß die Hunde des Krieges wieder entfesselt werden.

Aber es gab tatsächlich einen „Sturm über Asien“ - und auch über Afrika. Die letzten Jahre sahen enorme Veränderungen. Nationen und Staaten sind nach einem jahrhundertelangen Schlaf erwacht. Die Passivität der Völker ist vergangen, die äußerliche Ruhe hat Platz für Kämpfe und Aktivitäten gemacht. Unwiderstehliche Kräfte verbreiteten sich über die zwei Kontinente. Das geistige, seelische und politische Antlitz der ganzen Welt hat sich verändert, und dieser Prozeß ist noch nicht abgeschlossen. Es gibt neue Bedingungen, neue Konzepte, neue Probleme, neue Ideale in der übrigen Welt. Wirbelstürme des nationalen Erwachens und Wiedererwachens sind über die Länder gezogen, haben sie erschüttert und verändert - zum besseren...

Heute vielleicht mehr als an irgendeinem anderen Zeitpunkt der Weltgeschichte müssen die Gesellschaft, die Regierung und die Staatskunst auf die höchsten Maßstäbe von Moral und Ethik gegründet werden. Und was ist, politisch betrachtet, der höchste Maßstab der Moral? Es ist der, alles dem Wohl der Menschheit unterzuordnen.

Aber heute stehen wir vor einer Situation, in der das Wohl der Menschheit nicht immer die erste Überlegung ist. Viele, die in hohen Machtpositionen sind, denken vielmehr daran, die Welt zu beherrschen.

Ja, wir leben in einer Welt der Angst. Das Leben der Menschen wird heute korrumpiert und verbittert durch Angst - Angst vor der Zukunft, Angst vor der Wasserstoffbombe, Angst vor Ideologien. Vielleicht ist diese Angst eine größere Gefahr als die Gefahr selbst, da die Furcht die Menschen dazu verleitet, dumm zu handeln, gedankenlos zu handeln, gefährlich zu handeln. Ich bitte Sie, meine Schwestern und Brüder, sich in ihren Beratungen nicht von der Furcht leiten zu lassen, denn die Furcht ist eine Säure, die dem Handeln der Menschen seltsame Muster einätzt. Lassen Sie sich von Hoffung und Entschlossenheit leiten, von Idealen, und, ja, lassen Sie sich von Ihren Träumen leiten! ...

Der Kampf gegen den Kolonialismus hat lange gedauert. Wissen Sie, daß heute der Jahrestag einer berühmten Schlacht ist? Am 18. April 1775 - gerade erst vor 180 Jahren - ritt Paul Revere um Mitternacht durch die ländlichen Regionen Neuenglands und warnte vor dem Anmarsch der britischen Truppen und dem Beginn des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges - des ersten erfolgreichen antikolonialen Krieg der Geschichte. Über diesen Ritt schrieb der Dichter Longfellow:
„Ein Schrei des Trotzes und nicht der Angst, eine Stimm’ in der Nacht, ein Pochen am Tor. Und ein Wort, das nimmer verhallen soll...“

Ja, es soll niemals verhallen, so wie die anderen antikolonialen Worte, die uns in den finstersten Tagen unseres Kampfes Trost und Stärkung gaben, niemals verhallen sollen. Aber bedenken wir auch, daß dieser Kampf, der vor 180 Jahren begann, immer noch nicht vollständig gewonnen ist, und er wird nicht vollständig gewonnen sein, bis wir über unsere eigene Welt blicken und sagen können, daß der Kolonialismus tot ist...

Krieg wäre nicht nur eine Bedrohung für unsere Unabhängigkeit, er kann das Ende der Zivilisation oder sogar des menschlichen Lebens bedeuten. Es ist eine Kraft in der Welt entfesselt worden, deren Potential zum bösen niemand wirklich kennt. Selbst in den Übungen und Manövern für einen Krieg können sich die Wirkungen zu einem namenslosen Schrecken aufbauen.

Was können wir tun? Wir können vieles tun! Wir können die Stimme der Vernunft in den Angelegenheiten der Welt erheben. Wir können alle geistigen, alle moralischen und alle politischen Kräfte Asiens und Afrikas auf der Seite des Friedens mobilisieren. Ja, wir! Wir, die Völker Asiens und Afrikas, 1,4 Milliarden stark, weit mehr als die Hälfte der Menschheit, können das, was ich die moralische Gewalt der Nationen nenne, zugunsten des Friedens mobilisieren. Wir können der Minderheit der Welt, die auf den anderen Kontinenten lebt, demonstrieren, daß wir, die Mehrheit, für den Frieden sind und nicht für den Krieg, und daß wir alle Kräfte, die wir haben, stets auf die Seite des Friedens werfen werden.

Unsere Aufgabe ist es, ein Verständnis füreinander anzustreben, und aus diesem Verständnis wird eine größere Anerkennung füreinander hervorgehen, und aus der Anerkennung wird gemeinsames Handeln folgen. Beherzigen Sie das Wort eines der größten Söhne Asiens: „Reden ist leicht, handeln ist schwer, verstehen ist am schwersten. Sobald man versteht, ist es leicht, zu handeln“ (Sun Jatsen).

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