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Was steckt hinter der saudischen "Anti-Terror-Allianz"?

Saudi-Arabien gab am 14. Dezember bekannt, es habe ein Bündnis von 35 islamischen Staaten gegen Terrorismus gebildet; das militärische Hauptquartier dieser Koalition werde in Riad sein und vom stellv. Kronprinzen und Verteidigungsminister Mohammed bin Salman geleitet werden, der erklärte, die Koalition werde „gegen alle terroristischen Organisationen in der islamischen Welt kämpfen“.

Angesichts der saudischen Rolle beim Aufbau extremistischer Islamistengruppen in den letzten Jahrzehnten und der Rückendeckung durch die US- und britische Regierung muß man die Frage stellen, was die Saudis mit dieser Koalition tatsächlich bewirken wollen, der Iran, Irak und Syrien eben nicht angehören. Hier einige Kommentatorenstimmen:

„Nicht nur sunnitische, sondern auch schiitische Nationen wie Jemen, Libanon und Bahrain wurden zu dieser Koalition eingeladen“, schrieb Konstantin Kossatschew, der Vorsitzende des Ausschusses für internationale Beziehungen des Russischen Föderationsrates, auf seiner Facebook-Seite. „Aber es fehlen immer noch Irak und Iran, und ohne sie können wir jedenfalls nicht sagen, daß diese Koalition möglich und wirksam sein wird.“ Kossatschew vermutet, daß eine solche Koalition funktionieren könne, wenn ihre Mitglieder ihre politischen Differenzen beilegen können. „Viel hängt von der Bereitschaft und Fähigkeit dieser Nationen ab, gemeinsam für einen öffentlich erklärten Zweck zu handeln, anstatt verschiedene ,feindliche’ Regime zu stürzen.“

Tatsächlich scheint die Islamische Front gegen den Terror, die Saudi-Arabien jetzt aufbaut, jedoch eher eine Fortsetzung der Sunnitischen Front zu sein, die die syrische Opposition und den Islamischen Staat (ISIS/ISIL/IS) bisher unterstützte. Murat Yetkin warnt auf der Internetseite Hurriyet [i]Daily News[/i], diese von Saudi-Arabien geführte „Sunnitische Front“ sei keine neue Idee; sie sei vielmehr schon im vergangenen März auf Initiative des saudischen Königs Salman als Front gegen den angeblichen „vom Iran unterstützten schiitischen Expansionismus“ vorgeschlagen und internationalen Führern - darunter auch dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan - angepriesen worden. Sie bestand aus den zehn Staaten, die derzeit im Jemen intervenieren. Yetkin warnt, daß die Front ohne die Beteiligung des Irak in diesem Land gar nicht rechtmäßig tätig werden dürfe. Es scheine sich daher eher um einen weiteren Versuch der „öffentlichen Diplomatie“ - sprich: Propaganda - zu handeln, als um eine wirksame Organisation. (Dafür spricht vor allem auch, daß angebliche Mitgliedstaaten der neuen Koalition, wie Pakistan, Malaysia und der Libanon, offenbar erst aus den Medienberichten von ihrer Mitgliedschaft erfuhren und behaupten, sie gehörten gar nicht dazu.)

„Aber abgesehen davon, daß es eine schlechte Idee ist, eine Sunnitische Front für den Kampf gegen den Terrorismus zu schaffen: Was der Nahe Osten nicht braucht, ist eine neue Betonung der religiösen Dimension der bestehenden Unruhen. Warum zum Teufel fühlen sich die Vereinigten Staaten genötigt, sich in der religiösen Spaltung des Islam auf eine Seite zu stellen? Und warum rühmen sie die Rolle Saudi-Arabiens, das derzeit den wichtigsten Pool an Human-Ressourcen für ISIL darstellt, und aus dem viele radikale Bewegungen - von den Wahabiten bis Al-Kaida - gekommen sind? Und warum in aller Welt wird Ankara Teil dieser sinnlosen, aber gefährlichen Idee einer ,Sunnitischen Front’, während es gleichzeitig die Rhetorik wiederkäut, die Türkei sei gehen und stehe über religiösen Differenzen?“ Yetkin schließt, daß ein solches Bündnis „entlang der Linien der bereits bestehenden, explosiven religiösen Spaltung innerhalb des Islam wahrscheinlich nicht helfen wird, die wachsenden Spannungen in der Region zu beruhigen.“

Auch der spanische Experte Ignacio Alvarez Ossorio bezeichnete am 16. Dezember den saudischen Vorschlag einer „Anti-Terror-Koalition“ als Erweiterung der bisherigen von Saudi-Arabien gebildeten „Anti-Terror-Koalitionen“ in einem Interview mit [i]RT[/i] als eine „schreckliche Idee“. Erstens, sagt Alvarez, spielten die Saudis selbst eine bedeutende Rolle beim Aufbau der islamistischen Gruppen, und diese saudische Unterstützung habe deren Expansion erst ermöglicht. Aber nun hätten die Saudis offenbar Angst vor den Konsequenzen dieser Expansion. Und die saudische Koalition werde ihr Vorgehen nicht mit anderen Koalitionen koordinieren. Was immer die Saudis sagen, betont Alvarez, sie werden dabei ihre eigenen Ziele verfolgen.

Zweitens werde der „Kampf gegen den Terrorismus oft als Vorwand genutzt, um die Zustimmung der internationalen Gemeinschaft zu Bombenangriffen in verschiedenen Ländern zu erlangen - so sei es im Jemen, in Syrien und im Irak geschehen. Das Ziel der Saudis sei es aber gar nicht, den Terrorismus zu stoppen, sondern den Iran und die Schiiten einzudämmen und die Regierungen in Irak und Syrien zu stürzen. Dies sei eine Fortsetzung der saudischen Schritte in Bahrain, Jemen und Syrien, sagt Alvarez Ossorio.

Yetkins Befürchtungen wurden im britischen [i]Daily Telegraph [/i]bestätigt, der berichtete, die britische Regierung bereite sich darauf vor, der neuzubildenden „Landarmee“ der Sunnitischen Front volle Unterstützung zu geben. Man erwarte, daß diese neue Front Sondereinsatztruppen nach Syrien entsenden wird, um den Islamischen Staat zu bekämpfen. Der [i]Telegraph[/i] zitiert eine namentlich nicht genannte Quelle, Großbritannien, die Vereinigten Staaten und andere NATO-Staaten müßten diesen Kräften Leitung und Aufsicht, Geheimdienstinformationen und Luftunterstützung geben. Das Büro des Premierministers habe sich jedoch „geweigert, die militärischen Unterstützung zu kommentieren“.

[i]Um dem ganzen Spuk ein Ende zu machen, wäre vor allem ein Mittel effektiv: die Veröffentlichung der immer noch von Präsident Obama unter Verschluß gehaltenen 28 Seiten des 9/11-Kongressberichtes, in dem es allen Berichten zufolge um die saudische Verwicklung in 9/11 auf höchster Regierungsebene geht. Darauf haben alle Nationen der Welt ein Anrecht, bevor irgendwelche neuen "Allianzen" zustandekommen, bei denen man wieder den Bock zum Gärtner macht. [/i]

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