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Helga Zepp-LaRouche in Zhuhai: Gürtel und Straße und der Dialog der Kulturen

von Helga Zepp-LaRouche

Die Gründerin und Präsidentin des internationalen Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, hielt eine der Hauptreden bei einem Forum über die „Maritime Seidenstraße des 21. Jahrhunderts“, das vom 28.-30. November 2017 in Zhuhai in der chinesischen Provinz Guangdong (gegenüber Hongkong und Macao) stattfand. Sie hielt ihre Rede auf Englisch, es folgt eine deutsche Übersetzung.

Sie, das chinesische Volk, befinden sich derzeit in einem ganz entscheidenden Moment in der Geschichte, und ich weiß, daß Sie - seit Präsident Xi Jinping vor gut vier Jahren die Gürtel- und Straßen-Initiative auf die Tagesordnung setzte, und nach dem erstaunlichen Erfolg der Politik der Neuen Seidenstraße seither - sich vollkommen bewußt darüber sind, welche außerordentliche Rolle China aus Sicht der Universalgeschichte der Menschheit jetzt spielt. Aber lassen Sie mich mit Ihnen meine Sicht als Deutsche teilen - d.h. eigentlich betrachte ich mich als Weltbürgerin, die das, was China tut, von außen her, aus einer internationalen Perspektive betrachtet.

In allen Jahrhunderten bis heute, seit den frühesten Zeugnissen menschlicher Zivilisation, verfolgen Stämme, ethnische Gruppen, Nationen oder Bündnisse von Nationen ihre vermeintlichen Interessen mit verschiedenen Mitteln - durch Verhandlungen, Diplomatie, und wenn das nicht weiterhalf, durch bewaffnete Konflikte und Krieg. Die Geopolitik - die Vorstellung, daß eine Nation oder Gruppe von Nationen das Recht hätte, ihre Interessen gegen andere Nationen durchzusetzen - hat im 20. Jahrhundert zu zwei Weltkriegen geführt. Es sollte für jedermann offensichtlich sein, daß der Krieg im Zeitalter thermonuklearer Waffen keine Methode zur Beilegung von Konflikten mehr sein kann, wenn wir uns als menschliche Gattung nicht selbst vernichten wollen.

Die Menschheit unterscheidet sich von allen anderen bisher bekannten Gattungen im Universum dadurch, daß wir zur schöpferischen Vernunft fähig sind. Das bedeutet, daß wir, anders als Tiergattungen, unsere Existenzweise bewußt ändern können, immer wieder neue universelle Prinzipien in der Wissenschaft und der Kultur entdecken können, ein tieferes und gründlicheres Wissen über das physische Universum entwickeln können, von dem wir der wichtigste Teil sind. In gewissem Sinne ist es also gesetzmäßig, daß die Menschheit auf eine Idee kommen würde, wie man die Geopolitik überwinden und ein System der Selbstregierung finden kann, das ein langfristiges Überleben der Menschheit ermöglicht.

Das Konzept einer „Gemeinschaft der gemeinsamen Zukunft der Menschheit“, wie Präsident Xi Jinping es vorgestellt hat, ist genau diese Idee. Indem man das Konzept der einen Menschheit, definiert vom Standpunkt einer gemeinsamen Zukunft, als Referenzpunkt dafür wählt, wie man politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Fragen betrachtet, schuf Präsident Xi eine höhere Ebene der Vernunft, eine konzeptionelle Grundlage für einen Frieden auf dem gesamten Planeten. Es ist kein Zufall, daß dieses Konzept für ein völlig neues Paradigma in der Menschheitsgeschichte aus China kommt, da es mit der 2500 Jahre alten konfuzianischen Tradition übereinstimmt.

Die wirtschaftliche Dimension dieser Idee kommt in der Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI) zum Ausdruck, dem Vorschlag der Neuen Seidenstraße, den Xi im September 2013 in Kasachstan vorstellte. Innerhalb der sehr kurzen Zeit von vier Jahren wurde aus dieser Initiative für „Win-Win-Kooperation“ das größte Infrastrukturprogramm der Geschichte, mit dem Bau von sechs Wirtschaftskorridoren, zahllosen Eisenbahnstrecken in Eurasien und Afrika, Häfen, Flughäfen, Industrieparks, Kraftwerksprojekten, Wasserregulierung etc. Mehr als 70 Nationen sind beteiligt, und insgesamt ist es schon jetzt zwölfmal so groß wie der Marshallplan für den Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg, und es ist unbegrenzt.

In Afrika hat der „Geist der Neuen Seidenstraße“ die Haltung der beteiligten Länder vollkommen verändert. Zum ersten Mal nach Jahrhunderten des Leidens unter kolonialer Unterdrückung und mangelnder Finanzierung gibt es nun dank der chinesischen Investitionen eine Perspektive, Armut und Unterentwicklung schon in naher Zukunft zu überwinden. Das löst einen bespiellosen Optimismus aus.

Auf dem 19. Nationalkongreß der Kommunistischen Partei hat Xi für China das Ziel vorgegeben, bis zum Jahr 2050 „ein starkes, demokratisches, zivilisiertes, harmonisches und schönes Land“ zu werden. Er erklärte es zum Ziel der Politik, ein besseres und glücklicheres Leben für die Menschen zu schaffen, und er forderte die Menschen in allen Ländern auf, zusammenzuarbeiten, um eine Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft für die Menschheit aufzubauen, um eine offene, inklusive, saubere und schöne Welt zu schaffen, die dauerhaften Frieden, universelle Sicherheit und gemeinsamen Wohlstand genießt. Kurz nach dieser bemerkenswerten Veranstaltung markierte der hocherfolgreiche Besuch des amerikanischen Präsidenten Trump einen historischen Fortschritt der Bemühungen zur Erreichung dieses Ziels.

Mit dieser globalen Perspektive für die nächsten 33 Jahre hat Präsident Xi Jinping eine Vision auf die Tagesordnung gesetzt, die viele Menschen in vielen Ländern, ganz besonders in den Entwicklungsländern, mit einem beispiellosen Funken des Optimismus begeistert. Die Reaktionen einiger Politiker und der Establishment-Medien in einigen westlichen Ländern variierten zwischen kompletter Zensur dessen, was Präsident Xi Jinping tatsächlich sagte, bis hin zu den abstrusesten Behauptungen über die wahren Motive hinter Chinas BRI-Politik. In einigen dieser Erklärungen wurde sogar behauptet, Chinas Politik sei eine Gefahr für die liberale Ordnung des Westens.

Heißt das, daß die Idee, eine harmonische Welt zu schaffen, in der alle Nationen gemeinsam für die gemeinsamen Ziele der Menschheit arbeiten können, eine Utopie ist, die niemals Realität werden kann?

Philosophische Übereinstimmungen in der Universalgeschichte

Ich glaube, daß die Universalgeschichte der Menschheit eine Antwort auf diese Frage geben kann, denn sie zeigt, daß es einige grundlegende Charakteristiken gibt, wie das Ideal der höchsten Menschheit, das den edelsten Erscheinungsformen der verschiedenen Kulturen gemeilsam ist. Es herrscht eine erstaunliche Ähnlichkeit zwischen einigen der herausragenden Denker, die aus völlig verschiedenen kulturellen Hintergründen kommen und trotzdem zu den gleichen Erkenntnissen über die Natur des Menschen und den Zweck seiner Existenz gelangen. Diese Philosophen, Dichter und Wissenschaftler teilen einen fundamentalen Optimismus in Bezug auf die Rolle des Menschen im Universum: daß die menschliche Kreativität an sich eine Kraft ist, die die Entwicklung des physischen Universums vorantreibt, und daß es eine Übereinstimmung gibt zwischen der harmonischen Entwicklung aller mentalen und spirituellen Fähigkeiten des Menschen, der harmonischen Entwicklung des Staates und zwischen den Staaten, und den Gesetzes des Kosmos.

In China ist dieses Bild des Menschen und der Harmonie im Staat und zwischen den Staaten vor allem mit Konfuzius und seiner 2500jährigen Tradition in der chinesischen Kultur verbunden, was meines Erachtens den Kern dessen bildet, was man im allgemeinen als „Sozialismus chinesischer Prägung“ bezeichnet. Konfuzius hatte ein Menschenbild, das den Menschen grundsätzlich als gut betrachtet, mit der Verpflichtung, sich unermüdlich geistig und moralisch selbst zu verbessern, was ihm möglich ist durch Ausübung seiner inneren Willensstärke und durch eine ästhetische Erziehung durch Poesie, klassische Musik und andere Künste. Wenn das Individuum sich selbst zu einem solchen Junzi entwickelt, dann kann es eine harmonische Entwicklung der Familie geben, und wenn die Regierung von Junzigeleitet wird, dann gedeiht das Gemeinwohl.

Der deutsche Dichter der Freiheit, wie er auch genannt wird, Friedrich Schiller, nach dem unser Schiller-Institut benannt ist, hat bemerkenswerte Übereinstimmungen mit Konfuzius, obwohl er mehr als 2000 Jahre später lebte und wirkte. Auch er entwickelte das Konzept der ästhetischen Erziehung des Menschen, als die einzige Methode wirklichen politischen Fortschritts, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Poesie und den Schönen Künsten. Sein Konzept der „Schönen Seele“ ist Konfuzius’ Vorstellung des Junzi sehr ähnlich.

Eine schöne Seele, sagte Schiller, ist jemand, der seine Freiheit in der Notwendigkeit findet, der seine Pflicht mit Neigung tut und der seine Leidenschaften soweit veredelt hat, daß er blind seinen Impulsen folgen kann, weil sie ihn niemals zu etwas verleiten würden, das der Vernunft widersprechen würde. Wilhelm von Humboldt, der das beste Bildungssystem der Welt geschaffen hat, sagte über Schiller, er habe eine ganz besondere Kategorie geschaffen, in der er Philosophie und Dichtkunst wie kein anderer auf einer höheren Ebene verband.

Der Konfuzius wohl am nächsten stehende, fast zeitgenössische Philosoph in der europäischen Kultur ist Platon, der ebenfalls eine philosophische Schule schuf, die durch die Jahrhunderte - wenn auch mit etlichen Unterbrechungen hinsichtlich ihres Einflusses - bis heute weiterbesteht. Auch er hatte die Vorstellung eines harmonisch geordneten Universums, daß in die Schöpfung des Universums eine Entwicklung eingebettet ist, in der Weise, daß es sich vom Chaos hin zur Harmonie entwickelt, und in dem man diese Harmonie nicht nur erkennen kann, sondern auch sein eigenes Handeln zum Wohle aller in Übereinstimmung mit den Gesetzen des Universums bringen kann. In seinem berühmten Werk Timaios schreibt er:

„Da nämlich Gott wollte, daß, soweit es möglich, alles gut und nichts schlecht sei, da er aber alles, was sichtbar war, nicht in Ruhe, sondern in regelloser und ungeordneter Bewegung vorfand, so führte er es denn aus der Unordnung in die Ordnung hinüber, weil er der Ansicht war, daß dieser Zustand schlechthin besser als jener sei. Es war aber und ist recht, daß der Beste nichts anderes als das Schönste vollbringe, und da fand er nun, indem er es bei sich erwog, daß unter den ihrer Natur nach sichtbaren Dingen kein vernunftloses Werk jemals schöner sein werde als ein vernunftbegabtes, wenn man beide als Ganze einander gegenüberstellt, daß aber wiederum Vernunft ohne Seele unmöglich irgend einem Gegenstande zuteil werden könne. In dieser Erwägung bildete er die Vernunft in eine Seele und die Seele in einen Körper ein und fügte so aus ihnen den Bau des Weltalls zusammen, um so naturgemäß das möglichst schönste und beste Werk vollendet zu sehen. Und so darf man es denn mit Wahrscheinlichkeit aussprechen, daß diese Welt als ein wirklich beseeltes und vernünftiges Wesen durch Gottes Vorsehung entstanden ist.“ (Platon: Sämtliche Werke. Band 3, Berlin, 1940, nach der Übersetzung von Franz Susemihl von 1856.)

Diese wunderschöne Idee, daß Gott die beste aller möglichen Welten geschaffen hat, wurde ausdrücklich von Gottfried Wilhelm Leibniz ausgearbeitet. Demnach stellt jeder Mensch eine Monade dar, die im Kleinen alle Eigenschaften des Universums in sich einschließt, und im Universum herrscht eine umfassende, vorherbestimmte (prästabilierte) Harmonie. Die Welt ist die beste aller möglichen Welten, weil sie so konstruiert ist, daß jedes Übel das Potential hat, ein noch größeres Gutes zu provozieren, wofür der Mensch sich entscheiden kann, weil er einen freien Willen hat. Auf diese Weise wächst der Freiheitsgrad des Guten trotz der Existenz des Bösen, woraus sich für den Menschen die Verpflichtung ergibt, sich selbst zu veredeln, um zum Fortschritt der gesamten Menschheit und sogar zur Entwicklung des gesamten Kosmos beizutragen.

Um dieses Ziel zu fördern, schuf Leibniz Akademien und gelehrte Gesellschaften, um das gesamte geistige, wissenschaftliche und kulturelle Wissen aller Menschen zu sammeln und es in den Dienst aller Nationen zu stellen. Sein Konzept war im Grunde dasselbe, das auch im Zentrum für die Entwicklung des Internationalen Wissens 1. zum Ausdruck kommt, das als eine Plattform dienen wird, über die Nationen Ideen teilen können, damit ihre Entwicklung nicht durch den fehlenden Zugang zu neuen Erkenntnissen aufgehalten wird.

Dieser Geist bewog viele Wissenschaftler in der Geschichte, die Früchte ihrer Erfindungskraft dem Land zu überlassen, das diese Entdeckungen am besten nutzen würde. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit deutscher Wissenschaftler mit China in der Kerntechnik. Schon Leibniz schrieb an Zar Peter den Großen: „Ich gehe lieber auf den Nutzen des ganzen menschlichen Geschlechts, und es ist mir lieber, bei den Russen viel Gutes auszurichten, als bei den Deutschen oder anderen Europäern wenig, denn meine Neigung und Lust geht auf das allgemeine Beste.“ (16.1. 1712)

Leibniz war ganz begeistert von China, und er versuchte, von den Jesuitenmissionaren soviel wie möglich darüber zu erfahren. Er war fasziniert davon, daß Kaiser Kangxi zu den gleichen mathematischen Schlüssen gekommen war wie er selbst, und schloß daraus, daß es universelle Prinzipien gibt, die allen Menschen und Kulturen zugänglich sind. Er hielt die Chinesen sogar für moralisch überlegen, er schrieb:

„Jedenfalls scheint mir die Lage unserer hiesigen Verhältnisse angesichts des ins Unermeßliche wachsenden moralischen Verfalls so zu sein, daß es beinahe notwendig erscheint, daß man Missionare der Chinesen zu uns schickt, die uns Anwendung und Praxis einer natürlichen Theologie lehren könnten... Ich glaube daher: Wäre ein weiser Mann zum Schiedsrichter nicht über die Schönheit von Göttinnen, sondern über die Vortrefflichkeit von Völkern gewählt worden, würde er den goldenen Apfel den Chinesen geben...“

Es überrascht nicht, daß Leibniz ein Konzept hatte, wie die fortgeschritteneren Länder den weniger entwickelten Ländern helfen können, das der Idee der Neuen Seidenstraße sehr ähnlich ist. 1697 veröffentlichte er sein Buch Novissima Sinica, darüber, wie Europa und China zusammenarbeiten sollten, um alle Länder, die dazwischen liegen, zu entwickeln. Er schrieb:

„Durch eine einzigartige Entscheidung des Schicksals, wie ich glaube, ist es dahin gekommen, daß die höchste Kultur und die höchste technische Zivilisation der Menschheit heute gleichsam gesammelt sind an zwei äußersten Enden unseres Kontinents, in Europa und China, das gleichsam wie ein Europa des Ostens das entgegengesetzte Ende der Erde ziert. Vielleicht verfolgt die höchste Vorsehung dabei das Ziel - während die zivilisierten und gleichzeitig am weitesten voneinander entfernten Völker sich die Arme entgegenstrecken - alles, was sich dazwischen befindet, allmählich zu einem vernunftgemäßen Leben zu führen.“

Aus dieser optimistischen Idee der besten aller möglichen Welten ergab sich für Leibniz das Recht des Individuums auf das Streben nach Glückseligkeit, eine Idee, die nichts mit der hedonistischen Idee vom „Spaß haben“ zu tun hat, sondern das Recht auf ein erfülltes Leben bedeutet, in dem man seine schöpferischen Potentiale zum Wohl der gesamten Gesellschaft umfassend entwickelt. Dieses Leibnizsche Konzept wurde ganz ausdrücklich in die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung aufgenommen wurde, wonach alle Menschen das unveräußerliche Recht auf „Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit“ haben.

Aber nicht nur Leibniz war ein Einfluß auf die Gedanken der amerikanischen Verfassung, in deren Präambel die Verpflichtung zum Gemeinwohl ausdrücklich erwähnt wird, sondern auch Konfuzius. Der geistige Vater der Vereinigten Staaten, Benjamin Franklin, war ein überzeugter konfuzianischer Gelehrter. Er veröffentlichte 1737 in der Pennsylvania Gazette eine Abhandlung über die Moral des Konfuzius, und er gründete seine eigene, in seiner Aufzählung der „13 Tugenden“ zusammengefaßte Moralphilosophie, ganz auf die Morallehre des Konfuzius. So hängt die „gute Chemie“, die Präsident Trump zwischen sich und Präsident Xi konstatiert, der selbst einen starken konfuzianischen Geist zum Ausdruck bringt, vielleicht damit zusammen, daß Präsident Trump wiederholt zu verstehen gab, daß er das „Amerikanische System“ wiederbeleben will, das mit der Philosophie der jungen amerikanischen Republik verbunden ist.

Um die Argumentation zusammenzufassen, warum es, trotz einiger gegenwärtiger Widerstände im Westen gegen das Konzept einer „Gemeinschaft eines gemeinsamen Schicksals der Menschheit“, trotzdem viel Grund zum Optimismus gibt, daß diese wunderschöne Vision tatsächlich Realität werden wird, lassen Sie mich folgendes sagen: Es gab in allen großen Kulturen Denker mit einem Verständnis für die tieferen Zusammenhänge zwischen einem optimistischen Menschenbild mit seiner unbegrenzten Fähigkeit, sich moralisch und geistig zu vervollkommnen, dem Streben nach dem Gemeinwohl als Voraussetzung für das langfristige Überleben der Gesellschaft und der Übereinstimmung zwischen der menschlichen Kreativität und den Gesetzen des physischen Universums.

Schon seit sehr langer Zeit haben diese Philosophen ihre Kulturen unabhängig voneinander beeinflußt, manchmal lebten sie sogar zur gleichen Zeit, ohne voneinander zu wissen, weil es viele Jahre dauerte, um von einem Land ins andere zu reisen, manchmal beeinflußten sie einander über die Jahrhunderte und über die nationalen Grenzen hinweg. So hat Platon die arabischen Philosophen Al-Kindi, Al-Farabi und Ibn Sina ebenso beeinflußt wie die christlichen Denker Augustinus, Nikolaus von Kues oder Leibniz.

Man findet aber auch Entsprechungen zu ihren Ideen in den indischen Veden oder bei den Gelehrten von Timbuktu. Ohne den Austausch zwischen dem Kalifen Harun Al-Raschid und Karl dem Großen wäre vielleicht ein großer Teil des kulturellen und wissenschaftlichen Erbes des antiken Griechenland, Ägypten, Spanien und Italien nach dem Zusammenbruch des Römischen Reichs nicht gerettet worden.

So wie die antike Seidenstraße zu einem Austausch nicht nur von Waren und Technologien, sondern auch von Ideen und Kulturen führte, so wird die Neue Seidenstraße zur Weitergabe der besten Schöpfungen der menschlichen Kreativität zum Wohl der einen Menschheit führen. Kommunikation, Reisen und Wissen über den anderen haben sich gewaltig beschleunigt und werden dies auch weiterhin tun. Was in der Vergangenheit nur von den größten Philosophen mit metaphysischen Argumenten über den Menschen und das physische Universum gesagt wurde, das kann heute die moderne Wissenschaft beweisen.

Und es gibt keinen besseren Beweis für die Übereinstimmung des Mikrokosmos des menschlichen Geistes mit dem Makrokosmos des gesamten Universums als die Raumfahrt und Weltraumforschung. Die Tatsache, daß der Mensch ins All reisen kann, ist der endgültige Beweis dafür, daß eine immaterielle Idee, eine Erfindung, ein wissenschaftlicher Durchbruch, eine Wirkung im physischen Universum hat und die menschliche Gattung über alle Beschränkungen der Sinneswahrnehmung erheben kann. Alle Astronauten, die im Weltraum waren, berichten das gleiche: Wenn man die Erde aus dem Weltraum betrachtet, dann sieht man keine nationalen Grenzen, man sieht nur eine einzige menschliche Gattung.

Es gibt also sehr guten Grund für Optimismus, trotz der zögerlichen Haltung einiger im Westen, daß diese wunderschöne Vision, der „eine Traum der Menschheit“, wahr werden wird.

zepp-larouche@eir.de

Anmerkungen

1. Center for the International Knowledge Development, CIKD, im August 2017 von der chinesischen Regierung gegründet.