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Wer will Äthiopiens wirtschaftliche Entwicklung verhindern?

Als der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed am 26.7. seine erste Reise im Amt nach Washington antrat, wurde am selben Tag der Chefingenieur des Großen Äthiopischen Renaissance-Damms, Simegnew Bekele, ermordet. Bekele war in Äthiopien eine geradezu legendäre Persönlichkeit: er hatte nicht nur das Projekt des Renaissance-Damms propagiert und geleitet, sondern auch noch zwei weitere, die die Stromversorgung des Landes massiv verbessert haben.

Der Renaissance-Damm (Kosten 3,2 Mrd.€) wird nach der Fertigstellung der größte Afrikas sein und 6000 MW Strom erzeugen. China beteiligt sich an der Finanzierung, für Entwurf und Bau ist das italienische Unternehmen Salini-Impreglio zuständig. Im Mai hatten sich der Sudan, Ägypten und Äthiopien darauf geeinigt, einen Wissenschaftsausschuß einzurichten, der die Auswirkungen des Dammbaus prüft. Dabei konnten wesentliche Fragen geklärt werden. Der Bau wurde 2011 begonnen, noch 2018 sollen die ersten beiden der 16 Turbinen mit der Stromerzeugung beginnen.

Äthiopien wird oft „Afrikas China“ genannt, weil es eine ehrgeizigeWirtschaftsentwicklung durch den Ausbau von Stromversorgung, Verkehrsnetz und Industrie nach chinesischem Vorbild betreibt. Die neue, von China gebaute Eisenbahn von Addis Abeba nach Dschibuti bindet das Land jetzt direkt an die Gürtel- und Straßen-Initiative an.

Die Destabilisierungen hatten 2015 angefangen, aber mit Abiy Ahmeds Regierungsübernahme konnten Mißstände, die dafür ausgenutzt wurden, durch ein ehrgeiziges Reformprogramm in diesem Jahr gelindert werden. Am 23.6.2018 gab es dann während einer Kundgebung vor hunderten Unterstützern in Addis Abeba einen Anschlag auf Ahmed. Im ganzen Land wird Gewalt geschürt, um ethnische und örtliche Spannungen anzuheizen. Am 11. Juli griff in der Region Amhara ein Mob ein Fahrzeug an, das mutmaßlich Bereket Simon gehörte, einem der geistigen Väter der Wirtschaftspolitik des Landes und Führungsmitglied der Regierungspartei. Simon hatte 2016 bei der Konferenz des Schiller-Instituts in Berlin über „Win-Win-Kooperation in Afrika“ gesprochen.

Äthiopien - und damit die ganze Region - steht auch deshalb an einem historischen Wendepunkt, weil 20 Jahre nach dem blutigen Unabhängigkeitskrieg der Konflikt mit Eritrea beendet wurde. Mit dem Besuch des eritreischen Präsidenten Isaias Afewerki in Äthiopien am 14.7. wurden die diplomatischen Beziehungen vollständig hergestellt und über anspruchsvolle Pläne für die Wirtschaftsintegration verhandelt, u.a. über die Wiederherstellung der Autobahn zwischen Äthiopien und den beiden eritreischen Häfen am Roten Meer. Am 8.7. unternahm Ahmed einen Staatsbesuch in Somalia, wo über den Ausbau von Häfen und weitere Vorhaben zur wirtschaftlichen Integration gesprochen wurde.

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