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Im Wortlaut: Sacharowa über britische Staatsverbrechen

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, ging am 19. April 2018 in ihrem dreistündigen Pressebriefing in einem längeren Abschnitt auf die Verbrechen des britischen Empires ein. Inzwischen liegt das Transkript auch in deutscher Übersetzung vor:

„Jetzt würde ich alle bitten, „den Gurt anzulegen“. Der Botschafter Großbritanniens in Russlands, Laurie Bristow, sagte bei einem Pressebriefing für diplomatischen Korps anlässlich der Veröffentlichung des OPCW-Berichts, dass Russland an “mehreren Morden im staatlichen Auftrag, darunter in Großbritannien beteiligt war”. Das ist natürlich nicht die erste eindeutig russlandfeindliche Erklärung einer offiziellen britischen Person. Und überhaupt nicht die erste Erklärung der britischen Seite, die außerhalb des Wirkungsbereichs des Rechtes, Verhaltensnormen, Moral ist. Doch es geht überhaupt nicht darum. Wollen wir Moral und Recht beiseite schieben und über was anderes reden. Vielleicht kennt der britische Botschafter nicht sehr gut die Geschichte seines Landes, seine Rolle und Einbeziehung in die Prozesse der Jahrhunderte in anderen Ländern. Ich denke nicht, dass man Bristow etwas anderes vorwerfen sollte, das Fehlen des Rechtes, vielleicht kennt er tatsächlich nicht seine Geschichte. Der britische Schriftsteller indischer Herkunft Salman Rushdie schrieb einst: “Das Problem der Briten besteht darin, dass sie die Geschichte ihres Landes aus dem einfachen Grund nicht kennen, dass die meisten Ereignisse außerhalb des Landes stattfanden. Die Insellage, die die Grundlage des imperialen Status Großbritanniens bildete, wurde zum Grund dafür, dass es zur Distanzierung von allen Aspekten, die diese Geschichte begleiten, kam”. Ich denke, dass der Zeitpunkt gekommen ist, wenn wir gerade von dieser Tribüne dieses kognitive Vakuum füllen und uns in die Geschichte Großbritanniens und seine aktive international Tätigkeit mit allen Folgen vertiefen können. Wollen wir über Staatsaufträge, mehrere Morde, das Renommee dieses Staates im Ganzen sprechen.

Eine neue Geschichte. Darüber wird nicht so oft gesprochen, doch Großbritannien war eines der härtesten Metropole aus der Sicht der repressiven Maßnahmen gegenüber seinen Kolonien und abhängige Territorien. Bemerkenswert ist der Gedanke der britischen Journalistin und Schriftstellerin Afua Hirsch in der Zeitung “The Guardian” vom 22. November 2017, die schreibt, dass seit der normannischen Eroberung Irlands im 12. Jh. begannen die Engländer sich als “neue Römer” wahrzunehmen. Ihre große Bestimmung – neue Missionare zu sein und die Zivilisation an “rückständige Stämme” zu übertragen, doch dabei bekommen sie auch das Recht, Ressourcen, Boden und Arbeit in diesen „beglückten“ Gebieten auszunutzen. Die Briten betrachten die Schaffung des Britischen Imperiums als große moralische Errungenschaft und den Zusammenbruch dieses Imperiums – als Akt der großen Großzügigkeit.

Vor dem Hintergrund dieser verbreiteten Ansicht auf diese Geschichte gehen unbequeme Fakten verloren. Das Wichtigste ist – die Motivation, Details sind nicht mehr notwendig. Wollen wir heute nicht über Details sprechen. Die Implementierung der KZ-Lager während des Englisch-Burischen Kriegs, die anschließend die Nazis zur Schaffung deren Todeslager inspirierte, völlige kulturelle Vernichtung der Staaten im Raum von Aschanti in Afrika bis China, blutige Gewaltakte der britischen Armee in Irland, Ausplünderung Bengalen, Ausbeutung der Bodenschätze im industriellen Ausmaß, Sklavenhandel – das sind nur die auffallendsten Fakten.

Allein Indien hat so viel wegen Vertreter Großbritanniens gelitten. 1930 erschien das Buch des US-Historikers Will Durant „The case for India“, das der Geschichte und dem Alltag dieses Landes gewidmet ist, indem der Autor zum Schluss kommt: “Je mehr ich lese, desto mehr bin ich von der offenen, beabsichtigten und absichtlichen Ausbeutung Indiens durch England im Laufe von 150 Jahren überzeugt! Ich beginne zu spüren, dass ich mit dem schrecklichsten Verbrechen in der Weltgeschichte zu tun habe”.

Großbritannien hinterließ in der ganzen Welt Spaltungslinien, die am akutesten auf dem südasiatischen Subkontinent zu spüren sind, wo 1947 gewaltsam in zwei Teile das einheitliche Volk geteilt wurde. Jetzt überwindet jeder davon selbstständig die Folgen des britischen kolonialen Erbes. Das Parlamentsmitglied, ehemaliger stellvertretender Generalsekretär der UNO, Shashi Tharoor, erfahrener Staatsmann, er kandidierte einst für den Posten des UN-Generalsekretärs, wird zu Recht in der ganzen Welt respektiert, erklärte mehrmals, dass die britischen Behörden an historischer Amnesie hinsichtlich ihrer imperialen Gewaltakte leiden. Man soll dem zustimmen. Er sagte unter anderem am 22. Juli 2015 in Oxford: “Der Anteil Indiens in der Weltwirtschaft, als Großbritannien an seine Küste kam, machte 23 Prozent aus, nach dem Weggehen Großbritanniens sank er auf weniger als vier Prozent. Warum? Weil Indien im Interesse Großbritanniens geleitet wurde. Das britische Wachstum im Laufe von 200 Jahren wurde mit Ausplünderung Indiens finanziert. Laut Shashi Tharoor erfolgte die britische industrielle Revolution dank der Deindustrialisierung Indiens. Großbritannien provozierte mehrmals Hungersnöte in Indien, bei denen 15 bis 29 Mio. Menschen ums Leben kamen. Der bekannteste in Bengalen 1943 forderte 4 Millionen Leben der Inder. Man kann wohl denken, dass es publizistische Berichte sind. Doch nicht. Indiens Premier Narendra Modi sagte am 24. Juli 2015 beim Seminar „Speakers Research Initiative“, dass alles von Tharoor Gesagte den Meinungen der Staatsbürger des Landes entspricht. Das sage ich Ihnen, Herr Bristow.

In seinem Buch “Inglorious Empire”, das im vergangenen Jahr erschien, erinnerte Tharoor an die Grausamkeiten des Britischen Imperiums und sagte, dass der ehemalige Premier Winston Churchill als einer der härtesten Diktatoren des 20. Jh. gilt. Der sagte beim Gespräch mit dem Minister für Indien und Burma, Leopold Amery: “Ich hasse Inder. Das ist ein bestialisches Volk mit tierischer Religion. Dieser Hunger ist ihr eigener Fehler, sie vermehren sich wie Kaninchen”. Das sagen nicht wir. Das ist ein Fakt.

Der russische Maler Wassili Wereschtschagin hat ein bekanntes Bild “Höllischer Wind”. Das ist kein symbolischer Vergleich. Darin ist die im 19. Jh. in Indien verbreitete Hinrichtung abgebildet, die von der britischen Führung zur Unterdrückung des Sepoyaufstandes ausgedacht wurde. Das Wesen bestand darin, dass der Verurteilte an die Mündung der Kanone angefesselt wurde.

Das ist eine der barbarischsten Hinrichtung in der Geschichte der Zivilisationen, sie wurde nicht nur auf die physische Vernichtung bzw. Einschüchterung gerichtet. Die britischen Behörden hatten ohnehin zahlreiche Foltermaßnahmen, dass sich diese Variante auch als nicht so originell erscheint und, ehrlich gesagt, wenn man die Briten kennt, für sie ziemlich aufwändig war. Aus der religiösen Sicht ist solche Form der Ermordung kategorisch unannehmbar für Inder. Ihre Körper wurden in Teile zerrissen. Unabhängig von der Kaste wurden sie alle zusammen beerdigt, was den Traditionen der Inder völlig widersprach.

Noch eine Episode - am 13. April 1919 eröffneten 50 Soldaten unter Führung von Brigadegeneral Reginald Dyer in Punjab am Baishakhi-Tag, Neujahrs- und Ernte-Fest, unangemeldet das Feuer gegen friedliche Einwohner im Park Jallianwala im Zentrum der Stadt. Unter den Versammelten waren vor allem Frauen und Kinder. Ich möchte sie darauf aufmerksam machen, dass es nicht die Frage der Handlungen der Briten ist. Das ist die Frage der Erfüllung der direkten Befehle der britischen Führung. Die Zahl der Opfer lag laut britischen Einschätzungen bei 379 Toten und 1500 Verletzten. Der Indische Nationale Kongress meldete 1000 Tote und 1500 Verletzte. Leider wurden im Laufe von mindestens einigen Jahrzehnten nach den damaligen schrecklichen Ereignissen Millionen Einwohner Indiens zu Opfern der Handlungen der britischen Behörden, darunter Massenerschießungen.

Großbritanniens Behörden gingen in verschiedenen Perioden auch gegen Afrika grausam vor. Etwa 13 Mio. Menschen wurden von diesem Kontinent als Sklaven ausgeführt (das ist zum Renommee, als der Botschafter Großbritanniens etwas gegen unseren Staat hatte). Die Zahl der Tote dabei war um das drei-vierfache größer als die Zahl der Ausgeführten. Die Gesamtzahl der Opfer erreichte Dutzende Millionen Menschen. Auffallend ist, dass der Gründer der Theorie der Zivilgesellschaft, englischer Philosoph John Locke bei der Erstellung der Verfassung der USA half und alle seine Einsparungen in den Sklavenhandel investierte. Das ist auch ein Fakt.

Britische Truppen nutzten als eine der ersten in der Weltgeschichte die KZ-Lager gegen friedliche Bevölkerung während des Englisch-Burischen Kriegs 1899/1902. In diese Lager wurden Zivilisten gebracht, die wegen Sympathien gegenüber Aufständischen verdächtigt wurden, dabei wurden ihre Farms von britischen Behörden niedergebrannt und das Vieh vernichtet. Frauen und Kinder wurden von Männern getrennt. Das war vor dem Zweiten Weltkrieg. Männer wurden in entfernte Orte in britische Kolonien verbracht – Indien, Ceylon.

Sobald die Weltgemeinschaft über diese „Erfindung“ des Oberbefehlshabers der britischen Truppen Lord Kitchener erfuhr, ließ die Regierung Großbritanniens eine offizielle Erklärung veröffentlichen, dass das Ziel der Schaffung dieser Lager die „Gewährleistung der Sicherheit der friedlichen Bevölkerung der burischen Republiken“ war, und die Lager selbst in die „Rettungsstandorte“ umbenannt wurden. Das ist ungefähr wie mit White Helmets – Extremisten nehmen, sie mit weißen Helmen ausstatten, auf denen das Wort „Frieden“ geschrieben wird und mit ihren Händen Provokationen organisieren, die man danach mit der Handykamera aufnimmt und als Beweise dafür vorlegt, dass die friedliche Bevölkerung dringend gerettet werden soll. Jahrzehnte sind vergangen. Nichts hat sich geändert. Festgenommene heißen ‘Gäste der britischen Regierung’. Insgesamt wurden in den Lagern die Hälfte der weißen Bevölkerung der burischen Republiken – 200.000 Menschen festgehalten, rund 30.000 von denen an Krankheiten und Hunger ums Leben kamen.

Von den späten 1930er-Jahren bis 1948 funktionierten britische Lager in Zypern und Palästina, wohin jüdische Flüchtlinge hinein getrieben wurden (Juden wurden dort auch hingerichtet).

Und ein weiteres trauriges Kapitel der britischen Geschichte ist mit der SAS (Special Air Service) verbunden, die bei mehr als 30 lokalen Konflikten zum Einsatz kamen, hauptsächlich in den Ländern, die früher britische Kolonien gewesen waren (insbesondere in Kenia und einigen südafrikanischen Ländern).

So gehörten etwa 50 frühere SAS-Militärs dem Rhodesien-Regiment an, das die Schlüsselrolle bei einer Verschwörung während der Machtübergabe an die Urbevölkerung Rhodesiens (jetzt Simbabwe) spielen sollte.

Historiker vermuten, dass Großbritannien der Weltrekordler nach dem Völkermord ist. Es ist ja schrecklich, sich einmal vorzustellen, wie viele Millionen unschuldige Menschen in britischen Kolonien vernichtet wurden.

Nach verschiedenen Einschätzungen wurden auf Verordnung der britischen Führung bis zu 95 Prozent der Aborigines Australiens während seiner Kolonialisierung vernichtet. Dabei wurden australische Ureinwohner nicht einfach getötet – an ihnen wurden auch Versuche durchgeführt: Es wurden dorthin absichtlich diverse Infektionen eingeführt, vor allem Pocken.

Und der bewaffnete Konflikt zwischen den britischen Kolonisten und der Urbevölkerung Tasmaniens Anfang des 19. Jahrhunderts, der als „Black Line“ bekannt ist, führte dazu, dass die Bevölkerung der Insel fast total vernichtet wurde. Selbst in Großbritannien betrachten einige Historiker diesen Krieg als Völkermord. Britische Kolonisten durften offiziell Tasmaniens Einwohner töten, und für jeden Toten wurden sie belohnt. Das gilt für das Thema internationales Image. Die Ureinwohner Tasmaniens wurden vergiftet, in die Wüste getrieben, wo sie an Hunger und Durst starben. Sie wurden gejagt, als wären sie wilde Tiere. Gegen 1835 blieben nur etwa 200 Menschen am Leben. Sie wurden einfach auf andere Inseln gebracht.

In den 1870er-Jahren wurden auf Verfügung der britischen Behörden Zulus in der Kapkolonie massenweise getötet; und zwischen 1954 und 1961 fand der Völkermord an der Kikuyu-Ethnie in Kenia statt. Nach dem Mord an 32 weißen Kolonisten durch einheimische Rebellen vernichteten die Briten 300 000 Vertreter dieser Völkerschaft; und weitere 1,5 Millionen Menschen wurden in Lager getrieben. Diesen Ereignissen ist das Buch „Imperial Reckoning: The Untold Story of Britain's Gulag in Kenya“ von Caroline Elkins gewidmet. Es ist ja unangebracht, darüber in westlichen Medien zu sprechen bzw. zu schreiben, aber kennzeichnend ist auch die persönliche Geschichte des früheren US-Präsidenten Barack Obama: Wie wir gelesen haben, war sein Vater von Briten während des Aufstands in Kenia gefoltert worden. Oder stimmt das etwa nicht?

Erwähnenswert sind auch die berüchtigten „Opiumkriege“: Im Grunde vergiftete London jahrzehntelang chinesische Bürger mit Drogen. England lieferte Opium nach China und verdiente dadurch kolossale Gelder. Zugleich wurde auch ein strategisches militärisches Ziel verfolgt: Die chinesische Armee und das chinesische Volk wurden dadurch quasi zerstört, denn sie verloren den Willen zum Widerstand. Der chinesische Kaiser wollte sein Land retten und begann 1839 einen großen Einsatz zur Beschlagnahme und Vernichtung von Opiumvorräten in Kanton. London reagierte darauf mit einem Krieg: So begannen eben die „Opiumkriege“. Am Ende wurde China bezwungen und musste die knechtenden Bedingungen der Briten akzeptieren. „Solange China eine Nation der Drogensüchtigen bleibt, müssen wir keine Angst haben, dass dieses Land zu einer Großmacht aufsteigt, denn diese Sucht saugt die Lebenskraft der Chinesen aus“, erklärte der britische Konsul in China, Richard Hurst, in einer Sitzung der Königlichen Kommission für Opium im Jahr 1895. Erst 1905 konnten die chinesischen Behörden ein Programm zum allmählichen Verbot des Opiums verabschieden und umsetzen.

Und hier sind einige Beispiele aus der neusten Geschichte, als London sich schon vorlaut als „Stütze der Demokratie und Freiheit“ positionierte und sich für die Verteidigung der Menschenrechte engagierte.

Wir sprachen schon darüber, was Indien von den Briten alles dulden musste. Das ist nicht unsere Frage – das ist ja „common sense“. Und was alles mussten die Einwohner des Nahen Ostens von den britischen Behörden dulden? Muss ich extra erinnern, dass Großbritannien, das kurz vor der Zerstörung des kolonialen Systems seine Einflusskraft in dieser Region maximal beibehalten wollte, einige Schritte unternahm, die die Kluft zwischen den Arabern und Juden noch viel tiefer machten? Ich muss wohl nicht über einzelne historische Details sprechen – es reicht ja, wenn man einen Blick auf die Weltkarte wirft und die Grenzen zwischen den Ländern in dieser Region sieht, die nach dem Zerfall des Ottomanischen Reiches festgelegt wurden, woran sich die britische Führung maßgeblich beteiligte. Niemand dachte an die Grenzen in dem Sinne, dass es sich nicht um Linien auf der Weltkarte handelt, sondern um Schicksale ganzer Völker. Diese Linien wurden einfach mit einem Lineal auf die Weltkarte aufgetragen. Dadurch wurden Stämme, ethnische und konfessionelle Gemeinden und ganze Völker gespalten. Mit den Folgen dieser Nahost-Politik muss sich die ganze Welt immer noch auseinandersetzen. Aber selbst in dieser Frage bleibt Großbritannien sehr aktiv.

Und hier ist noch eine interessante Tatsache: Laut einigen Dokumenten aus dem Nationalarchiv Großbritanniens, die seit 2014 nicht mehr vertraulich sind, setzten die britischen Behörden auf Chemiewaffen bei der Unterdrückung eines arabischen Aufstands in Mesopotamien (jetzt Irak) im Frühjahr 1920. Winston Churchill sprach sich als Kriegsminister für den „Gaseinsatz gegen unzivilisierte Stämme“ aus. Aus den Archivdokumenten geht hervor, dass Churchill Befehle zum Einsatz von Senfgasgeschossen gegen die Rebellen abgegeben habe. Während dieses antibritischen Aufstands im Irak kamen laut verschiedenen Quellen zwischen 6000 und 10 000 Menschen ums Leben. Aus Londons Sicht muss das, gemessen am Umfang von Einsätzen in anderen Regionen, erst gar nicht berücksichtigt werden.

Auch die Griechen mussten unter den Briten sehr leiden. Im Frühjahr 1944 kam es zu einer Revolte in den griechischen Truppenteilen in Ägypten, die von den Briten grausam unterdrückt wurde. Viele Historiker glauben, dass dies eine Art „Vorspiel“ der britischen Intervention in Griechenland im Dezember 1944 und des Bürgerkriegs (1946 bis 1949) war. Etwa 20 000 bis 22 000 von insgesamt 30 000 griechischen Militärs im Nahen Osten wurden in britische Lager in Eritrea, Ägypten, im Sudan und in Libyen geworfen.

In den späten 1960er- und den 1970er-Jahren führten die britischen Behörden 1500 Ureinwohner des Archipels Chagos im Indischen Ozean von diesen Inseln aus. Zu diesem Zweck stellten die britischen Diplomaten in der UNO das Urvolk Ilois als „Vertragsarbeiter“ vor. Der Grund dafür war die Absicht der USA, auf einer der Inseln dieses Archipels ihren Stützpunkt zu bauen. Alles war ganz einfach.

Noch mehr als das: Der ganze Archipel wurde zu einem Naturschutzgebiet erklärt. 2009 wurden auf Wilkileaks Informationen veröffentlicht, denen zufolge die britische Regierung dieses Projekt unterstützt hatte, denn dann könnte sie sicher sein, dass die ständigen Versuche der deportierten Inseleinwohner zur Heimkehr scheitern würden. Es war ja die Ironie des Schicksals, dass der US-Stützpunkt auf der Insel Diego Garcia einige Zeit lang den Namen Camp Justice (also Kamp Gerechtigkeit) trug. So war das nun einmal!

Und hier ist noch ein Beispiel aus der neusten Geschichte: Der Geheimdienst der britischen Streitkräfte fälschte absichtlich seine Berichte über Kriegsverbrechen zwischen 2010 und 2013, um Informationen über Morde an friedlichen Einwohnern Afghanistans zu verbergen. Unbewaffnete Zivilisten, die als potenzielle Taliban-Kämpfer galten, wurden bei Durchsuchungen ihrer Häuser nicht festgenommen, wie man berichtete, sondern getötet.

Die Ermittlung von Kriegsverbrechen in Afghanistan zwischen 2010 und 2013 wurde 2014 unter dem Codenamen „Operation Northmoor“ begonnen. Es wurde dabei festgestellt, dass der britische Geheimdienst Dokumente gefälscht hatte, um die afghanische Armee für die Morde an unbewaffneten Zivilisten verantwortlich zu machen. Das gilt auch für die Frage vom internationalen Image, Herr britischer Botschafter. Die Untersuchungsrichter bekamen Videos in ihre Hände, die mithilfe von Drohnen gemacht worden waren und den Namen „Kill TV“ bekommen hatten, und darauf ist zu sehen, wie ausgerechnet britische und nicht afghanische Soldaten auf unbewaffnete Afghanen schießen. Laut der „Times“ (Ausgabe vom 2. Juli 2017) wollte das britische Verteidigungsministerium diese Kriegsverbrechen von den Medien verbergen, und zwar weil die Veröffentlichung von Einzelheiten der Ermittlung nach seiner Auffassung „der nationalen Sicherheit, dem Vertrauen der Öffentlichkeit und der Kooperation mit den Verbündeten schaden könnte“. Dabei nannten britische Generäle die im Laufe der Ermittlung gesammelten Beweise für die „Massenmorde“ „zuverlässig und sehr ernst“ und fanden, dass diese Informationen „der Regierung mit einer Katastrophe drohen könnten“. Es kam nicht zur Katastrophe – die britischen Behörden haben immer etwas, worauf sie die Öffentlichkeit ablenken können, meine lieben Journalisten.

Am 19. November 2017 veröffentlichte die „Sunday Times“ einen weiteren Beitrag über von SAS-Soldaten begangene Morde, in dem einige Details des Verhörs von Major Chris Green angeführt wurden, laut dem eine SAS-Abteilung im Jahr 2012 im Rahmen eines Einsatzes im Dorf Rahim bei Nahr-i-Saraj drei friedliche Einwohner, die überhaupt keine Kontakte mit den Taliban hatten, im Hof ihres eigenen Hauses getötet hatte.

Jetzt zum Irak. Laut Informationen aus offenen Quellen wurden während des Irak-Kriegs zwischen 2003 und 2011 insgesamt 326 Strafverfahren wegen der Pflichtverletzungen seitens britischer Militärs eingeleitet, wobei insgesamt mehr als 1500 Personen angeklagt wurden. Und die Entschädigung der getroffenen Afghanen belief sich auf schätzungsweise 20 Millionen Pfund Sterling. Man könnte sagen, das wären Einzelheiten, aber es geht zugleich auch um eine Art Strategie des Staates, die am Anfang nirgendwo widerspiegelt worden war. Aber später wurden diese Taten auch ermittelt. Das Problem ist aber, dass Ermittlungen stattfinden und einige Personen auch bestraft werden - aber nie der britische Staat. Und besonders schlimm ist, dass sich solche Geschichten immer wiederholen, von Jahr zu Jahr von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, von Jahrhundert zu Jahrhundert.

Besonders intensiv wurde in den Medien eine Situation geschildert, die 2003 in Basra entstand, als britische Militärs nach der Hinrichtung von zwei britischen Scharfschützen zwei Iraker, die vermutlich damit verbunden gewesen waren, gefasst und mehrere Jahre ohne jegliche Ermittlungen festgehalten hatten. Erst 2006 wurden sie des Mordes angeklagt. Doch der Oberste Kriegsgerichtshof des Iraks annullierte diese Anklage wegen ausbleibender Beweislage.

Um die Zahl der potenziellen Klagen gegen britische Militärs für ihre Kriegsverbrechen wurden in einem Parteitag der Conservative Party im Oktober 2016 in Birmingham die Pläne der britischen Regierung veröffentlicht, die Bestimmungen des Europäischen Menschenrechtsübereinkommens für ihre Streitkräfte, die an Konflikten im Ausland beteiligt sind, ungültig zu machen.

Jetzt zum Thema Spionage und zu einzelnen Diversionsangriffen. Die Briten waren schon immer große Anhänger von diversen „geheimen Einsätzen“ und Diversionen gegen konkrete Personen zu politischen Gunsten Großbritanniens. Diese Einstellung widerspiegelte sich unter anderem in verschiedenen „Kunstwerken“, beispielsweise in der „goldenen Kollektion“ von James-Bond-Filmen. Man könnte darüber nur lachen – wenn man nicht wüsste, dass der Autor Ian Fleming unter anderem in Archiven arbeiten durfte und dass James Bond wahre Prototype hatte. Wer sich für die Geschichte nicht interessiert und glaubt, der vorige Teil könnte langweilig gewesen sein, oder denkt, dass Archivdokumente unterschiedlich gedeutet werden könnten und zusätzlich überprüft werden sollten, dann gibt es für solche Menschen eine „leichte Version“ – als belletristisches Lesebuch des Schriftstellers und Ex-Offiziers der Marienaufklärung, Ian Fleming. Natürlich sind die James-Bond-Bücher und -Filme ein sehr kennzeichnendes Beispiel für die Liebe der britischen Regierung zu solchen Aktivitäten. Ian Fleming starb 1964, aber was er beschrieb, besteht weiter. Auf britischen Bildschirmen erscheinen immer neue und neue James-Bond-Streifen – alle haben sich an den Superhelden gewöhnt. Die Zeiten ändern sich, die Schauspieler werden immer neue, aber die Idee bleibt konstant: Der britische Agent im Dienst des Königreichs bekommt nicht irgendwas, sondern die „Lizenz zum Töten“. Wie gesagt: Was sind keine Erfindungen – da geht es um die Arbeit mit Archivdokumenten. De facto passiert alles, was wir in den James-Bond-Filmen sehen, unter der „Schirmherrschaft“ der Geheimdienste MI5 und MI6.

Dank James-Bond-Filmen haben die Menschen grundsätzlich erfahren, dass es die „Lizenz zum Töten“ gibt. Dieser Begriff bedeutet die offizielle Erlaubnis der Regierung bzw. einer Behörde, die ein Agent, der dieser Behörde dient, bekommt, so dass er selbst entscheiden darf, ob er jemanden im Interesse eines gewissen Ziels töten soll oder nicht. Und nachdem der Agent seinen Auftrag erfüllt hat, kehrt er immer auf seinen „Stützpunkt“ zurück – das sahen wir ebenfalls.

Es ist bedauernswert, dass im alltäglichen Leben, zu dem wir jetzt wieder zurückkehren, alles nicht so schön und würdig ist. Ian Fleming machte ein geniales Ding: Er nahm Fakten und „verpackte“ sie sehr attraktiv. Wir sehen ein sehr schönes Bild.

Aber jetzt zurück zur Realität. Bei folgenden historischen Episoden handelt es sich nicht mehr um eine Erfindung, sondern um Fakten. Einige von ihnen wurden bewiesen, einige andere gelten als sehr glaubwürdige historische Hypothesen. Aber die Hauptsache ist, dass wir erst vor anderthalb Monaten bei unseren offiziellen Auftritten keine Dinge nutzten, die eigentlich nur Hypothesen waren. Aber nachdem Theresa May den Begriff „highly likely“ so populär gemacht hat, um uns ein sehr schweres Verbrechen vorzuwerfen – warum sollten wir das nicht tun?

Historiker, die sich auf die Geschichte des Scotland Yard spezialisierten, behaupteten, die britischen Behörden wären mit dem Mord an Grigori Rasputin verbunden gewesen. Der Historiker, Experte für die britischen Geheimdienste, Michael Smith, schrieb in seinem Buch „SIX: A History of Britain’s Secret Intelligence Service“, dass ein Resident der britischen Geheimdienste in Petrograd 1916, als der Erste Weltkrieg tobte, gehört hätte, Grigori Rasputin würde durch die russische Zarin versuchen, einen separaten Frieden mit Deutschland zu erreichen. Die Briten wurden darüber sehr beunruhigt. Nach Petrograd wurde der MI6-Hauptmann Oswald Raymer geschickt, der den Auftrag hatte, von Rasputin Informationen über die Verhandlungen zu bekommen und ihn notfalls zu beseitigen. Michael Smith zufolge wurde der dritte Schuss (der Kontrollschuss) in Rasputins Kopf (über den es keine Aussagen der „offiziellen“ Killer gab) aus dem englischen Revolver Webley 455 gemacht, während aus den Erinnerungen der Verschwörer bekannt ist, dass Jussupow aus seiner Taschenpistole Browning und Purischkewitsch aus der Savage-Pistole geschossen hätte. Auffallend ist, dass es unter dem freigegebenen Briefwechsel britischer Geheimdienste einen Brief von einem Freund Oswald Rayners an den britischen Geheimdienstler John Scale vom 24. Dezember 2016 gibt, in dem geschrieben stand: „Nicht alles verlief nach dem Plan, aber unser Ziel wurde erreicht… Rayner vernichtet die Spuren, und wird mit Ihnen sicherlich Kontakt aufnehmen, um Ihnen entsprechende Hinweise zu geben.“ Manche Historiker sind überzeugt, dass es in diesem Brief ausgerechnet um den Mord an Grigori Rasputin geht. 2004 wurde im BBC ein Dokumentarfilm unter dem Titel „Who Killed Rasputin?“ gezeigt. Laut den britischen Journalisten gehörte die Idee zu diesem Mord ausgerechnet Großbritannien, und die russischen Verschwörer waren für die Briten nichts als Instrument, um dieses Ziel zu erreichen.

Ähnliche Versionen gibt es auch bezüglich des Mordes am russischen Kaiser Paul I., aber ich denke, das ist eine Frage an Historiker.

Diese schreiben auch über die so genannte „Lockhart-Verschwörung“, die 1918 ausgerechnet durch britische, französische und US-amerikanische Diplomaten im Sowjetischen Russland organisiert wurde, um die Bolschewiken zu stürzen. An der Verschwörung beteiligten sich der Leiter der britischen Mission Robert Lockhart sowie die Botschafter Frankreichs und der USA, Joseph Noulens und David Francis.

Robert Lockhart versuchte, die in Moskau weilenden lettischen Scharfschützen, die den Kreml bewachten, zu kaufen. Die weitere Geschichte kennen Sie. Es war geplant, dass man die Letten nach Wologda schicken würde, wo sie sich mit den britischen Truppen vereinigen würden, die in Archangelsk landen und ihnen helfen sollten. Das ist nur eine kurze Zusammenfassung. Ausführlich können Sie gerne darüber selbst lesen.

2013 wurden Informationen veröffentlicht, denen zufolge MI6 der Auftraggeber zum Mord (hier „reisen“ wir mit ihnen in eine andere Region der Welt) am ersten demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Kongos, Patrice Lumumba, gewesen wäre.

Ein Mitglied des House of Lords von der Labour Party erzählte, dass die Baronin Daphne Park einige Monate vor ihrem Tod im März 2010 ihm zugegeben hätte, 1961 den Mord an Patrice Lumumba organisiert zu haben, und zwar aus Angst, dass dieses neue demokratische Land eine Allianz mit der Sowjetunion bilden würde.

In seinem Brief an die Redaktion der Zeitschrift „London Review of Books“ teilte Lord Lee, dass Daphne Park ihm das bei ihrem Gespräch am Teetisch das zugegeben hätte. Von 1959 bis 1961 war Park Konsulin und Erste Sekretärin in der Hauptstadt des Belgischen Kongo, die nach der Errungenschaft der Unabhängigkeit dieses Landes in Kinshasa umbenannt wurde. Lord Lee schrieb: „Ich erwähnte das Aufsehen wegen der Entführung und Ermordung Patrice Lumumbas und erinnerte mich noch an die Theorie über die Verbindung des MI6 mit diesem Fall. ‚Ja, wir taten das‘, sagte sie. ‚Ich habe das organisiert.‘“

Mit der Zeit wurde Londons Liebe zur Einmischung in innere Angelegenheiten anderer Staaten und zur Einflussnahme auf deren politische Regimes immer größer. Lassen Sie uns wenigstens an die Ereignisse des 20. Jahrhunderts erinnern, als die britischen Geheimdienste seit 1953 an der Organisation des Machtsturzes im Iran teilnahmen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts war die iranische Ölindustrie vom britischen Kapital kontrolliert worden, und zwar durch eine Konzession, die den größten Teil der nationalen Öleinnahmen sich aneignete. Diese Situation provozierte soziale und politische Spannungen im Iran, die Ende der 1940er- bzw. Anfang der 1950er-Jahre immer größer wurden. 1951 wurde zum Ministerpräsidenten des Irans Mohammad Mossadegh ernannt, der auf einmal eine souveräne Außen- und Innenpolitik ausübte. Der Premier bemühte sich um die Beseitigung von ausländischen Monopolen im Iran, die den nationalen Interessen sehr schadeten. Zum wichtigsten Symbol der unabhängigen Linie Mossadeghs wurde die Bewegung für die Nationalisierung des iranischen Öls, denn die Einnahmen aus dem Ölhandel waren bis dahin unfair verteilt worden, und zwar zu Gunsten der Anglo-Persian Oil Company (jetzt British Petroleum), deren größter Aktienbesitzer die britische Regierung war. Mossadegh konnte mithilfe des Parlaments ein Gesetz zur Nationalisierung der iranischen Ölindustrie voranbringen. Das war schmerzhaft für die britischen Interessen. Seit diesem Moment wirkte London gegen die iranische Regierung und setzte dabei unter anderem den Mechanismus zum internationalen Boykott von iranischen Ölprodukten ein, was eine Wirtschaftskrise im Iran auslöste.

Die britischen Diplomaten, die in Moskau arbeiten, sitzen jetzt wohl, hören und schreiben das auf: Sie müssen das heute noch nach London schicken. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben – es sind insgesamt 17 Seiten. Ich habe eine Frage: Sind Sie stolz auf diese Geschichte? Dann müssen Sie sich entscheiden: Entweder treten Sie für die Menschenrechte, für das Völkerrecht und die Demokratie ein, oder sind Sie stolz darauf, was Sie früher taten und immer noch tun.

Im August 1953 führten die CIA und der britische Nachrichtendienst eine gemeinsame Operation „Ajax“ zur zwangsläufigen Entmachtung der Regierung Mohammad Mossadeghs durch. Die neue iranische Regierung unterzeichnete ein neues Abkommen, das die Bildung eines Konsortiums von amerikanischen und britischen Unternehmen vorsah, die einen Teil der Öleinnahmen des Irans und das Recht auf die Erschließung von Ölfeldern in diesem Land bekam.

Das Vorgehen Großbritanniens während des Zweiten Weltkriegs lässt sich auch nicht gerade eindeutig beurteilen, auch wenn es einer der Alliierten war. Da gibt es wiederum eine ganze Reihe von Faktoren. Einige historische Episoden rufen große Fragen bezüglich der britischen internationalen Politik hervor. Beispielsweise hatte Rudolf Hess kurz vor dem deutschen Angriff gegen die Sowjetunion Großbritannien besucht. In der Geschichte jedes Landes gibt es unangenehme Fakten, für die künftige Generationen zahlen und die moralische Verantwortung tragen müssen. Aber das Problem ist, dass die britischen Geheimdienste alle damit verbundenen Dokumente für 100 Jahre vertraulich gemacht haben, und sie bleiben also immer noch vertraulich. Während der Nürnberger Prozesse wollte Rudolf Hess etwas über seinen England-Besuch erzählen, aber der britische Staatsanwalt, dem der Vorsitz gehörte, legte sofort eine Pause ein. Während der Pause besuchten Vertreter der britischen Geheimdienste Hess‘ Zelle, und danach simulierte er einen Gedächtnisschwund. Auf Beschluss des Nürnberger Tribunals wurde Hess in ein internationales Gefängnis in Spandau überführt, wo er lebenslang sitzen sollte und 1987 unter unklaren Umständen starb – drei Monate vor seiner Freilassung. Dann wurde alles wieder verheimlicht. Und jetzt ist alles wieder unklar. Alle Fakten sind einerseits vorhanden, aber die Umstände bleiben geheim.

Im 5. Band der „Geschichte der russischen Militäraufklärung“ wurde eine weitere sehr interessante Episode aus dem Zeiten des Zweiten Weltkriegs geschildert: Im Oktober 1998 wurde ein gemeinsamer Plan Großbritanniens und der USA zum Überfall auf die Sowjetunion freigegeben (es wurden entsprechende Dokumente des britischen Staatsarchivs veröffentlicht). Laut diesem Plan sollten die Truppen ihres sowjetischen Verbündeten, die nichts erwarteten, von zehn deutschen und 47 amerikanischen bzw. britischen Divisionen angegriffen werden. Die Geheimdienstler verfügten über Informationen, dass die Alliierten schon nach der Kapitulation Deutschlands entsprechende Vorbereitungen begonnen hätten. Das Ziel dieses Einsatzes bestünde darin, Russland zu Zugeständnissen an die USA und Großbritannien zu zwingen. Aber angesichts der Verhältnisse der Kräfte und Technik kamen die neuen Verbündeten zum Schluss, dass „ein schneller beschränkter Erfolg unmöglich wäre“ und dass sie „in einen längeren Krieg gegen die uns überlegenen Kräfte involviert werden könnten“.

Und noch ein Beispiel für Diversionsaktivitäten: Sehr interessante Informationen sind in Kim Philbys Buch „My Silent War“ enthalten. Im April 1951 fand in London eine Beratung von britischen und amerikanischen Nachrichtendienstlern statt, die der Nutzung von ukrainischen nationalistischen Organisationen durch die USA und Großbritannien gewidmet war. Da stimmt alles wieder überein. Bis dahin hatten die Geheimdienste schon seit vielen Jahren die Kämpfer aus der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) unterstützt, die für sie ihrerseits nach neuen Agenten suchten und ihnen diverse Aufklärungsinformationen über die Sowjetunion bereitstellten. Die Kooperation zwischen den Kämpfern Stepan Banderas und dem „Intelligence Service“ wurde immer intensiver. Schon 1949 und 1950 wurden auf das Territorium der ukrainische mehrere Diversionsgruppen gebracht. In der Nacht zum 15. Mai 1951 warfen die britischen Geheimdienstler drei Gruppen von Fallschirmdiversanten ab. Für welche Gräueltaten die Bandera-Kämpfer verantwortlich waren, ist allgemein bekannt: Sie töteten massenweise Zivilisten, folterten und töteten Hunderttausende Männer, Frauen, Greise und Kinder, egal ob sie Russen, Ukrainer, Weißrussen, Juden, Polen, Tschechen, Slowaken oder Jugoslawen waren. Der Massaker in Wolhynien, die Ermordung von polnischen Professoren, die Tragödie von Katyn, die „Bestrafungseinsätze“ in der Slowakei, in Warschau und Prag sind in diesem Zusammenhang erwähnenswert.

Im Rahmen der Diversionsaktivitäten griffen die britischen Geheimdienste oft auf die „Dienste“ von „Profi-Verbrechern“ zurück. Erinnern Sie sich noch daran, dass man uns erzählte, Russland wäre ein Verbrecher-Land, mit dem man gar nicht zusammenwirken sollte. Dabei aber wirken die britischen Behörden mit Verbrechern hervorragend zusammen. Dabei müssen wir nicht einmal über die so genannten „Weißhelme“ und die Personen reden, die sie in diese Organisation aufgenommen haben und seitdem unterstützen. Lassen Sie uns über „irdische“ Dinge reden: 1973 räumte die britische Regierung offiziell ein, die Brüder Kenneth und Keith Littlejohn hätten mehr als ein Jahr lang Banken in Irland beraubt, um die „offizielle“ Irische republikanische Armee zu diskreditieren. Das ist ja „die Klassik des Genres“. Kenneth Littlejohn persönlich behauptete, er wäre auch beauftragt worden, Sean MacStíofáin, den früheren Stabschef dieser Armee, zu töten.

Und noch ein Beispiel: Howard Marx, Absolvent der Oxford University, der zum Drogenhändler wurde, wurde angeworben und sollte Informationen über die Waffenlieferanten der Irisch-Republikanischen Armee liefern. Dafür wurde ihm versprochen, ihn für den Drogenhandel nicht zu bestrafen. Das sind einzelne Beispiele.

Übrigens schaffen die britischen Behörden auf ihrem Territorium komfortable Lebensbedingungen für Verbrecher aus anderen Ländern. Zwischen 2005 und 2012 stellte das britische Innenministerium beispielsweise fest, dass in diesem Land mehr als 700 Kriegsverbrecher lebten.

Außerdem greifen die britischen Behörden gerne auf verbotene Methoden zur Behandlung von Häftlingen zurück, um von ihnen die nötigen Informationen zu bekommen. Und natürlich die „Lizenz zum Töten“ setzte noch niemand außer Kraft.

Hier ist ein neues Beispiel: Der libysche Feldkommandeur Abdelhakim Belhaj, der 2004 von den US-Geheimdiensten unter Mitwirkung der britischen Seite festgenommen wurde. 2009 wurde Belhaj freigelassen, und er wirft London vor, seine Entführung organisiert und ihn später gefoltert zu haben. Seit 2011 verlangt er von der britischen Regierung die offizielle Entschuldigung für ihr Vorgehen. Die größte Verantwortung liegt nach seinen Worten auf dem Ex-Außenministerium Jack Straw und einigen MI6-Offizieren, insbesondere auf dem früheren Chef der Anti-Terror-Abteilung, Mark Allen, dessen Mailwechsel mit Vertretern der libyschen Geheimdienste nach dem Sturz Muammar al-Gaddafis veröffentlicht wurde. Und daran, wie Gaddafi gestürzt wurde und wie man in London der Tötung des Oberhauptes dieses souveränen Staates applaudierte, können wir uns alle erinnern.

Im Dezember 2013 stellte das Hohe Gericht von England und Wales fest, dass dieser Fall in Großbritannien „unmöglich behandelt werden könnte“. Im Juli 2016 bestätigte der britische Königliche Staatsanwaltschaftsdienst seine Entscheidung, die jeweiligen MI6-Mitarbeiter freizusprechen.

Laut dem Beschluss des britischen Obersten Gerichtshofs vom 17. Januar 2016 sollte die Ermittlung dieses Falls wiederaufgenommen werden, „weil die Festnahme und die Folterung Abdelhakim Belhajs die in der Magna Carta vorgesehenen Rechte verletzten“. Dementsprechend „sollten die jeweiligen Beschuldigungen vom britischen Gericht behandelt werden“.

Im Februar 2018 wurde bekannt, dass die nächste Gerichtsverhandlung bestenfalls 2019 stattfinden wird. Das gilt für die Frage, dass die Geschichte zwar eben die Geschichte ist, aber es gibt nun einmal Ermittlungsverfahren, und diese müssen weiter gehen. Hier ist ein Beispiel: Das britische Außenministerium besteht auf ihrer Fortsetzung hinter geschlossenen Türen (das ist auch quasi die Klassik) – wegen der „Interessen der nationalen Sicherheit“.

2015 erschien in Serbien das Non-Fiction-Buch „The Third Bullet: The Political Background of the Assassination of Zoran Djindjic“ (dieser wurde 2003 getötet), in dem die Autoren die britischen Geheimdienste unmittelbar beschuldigen, den Politiker beseitigt zu haben. Sie behaupten, mit dem Mord am Ministerpräsidenten könnte der Mitarbeiter des britischen Nachrichtendienstes namens Anthony Monckton verbunden sein, der Kontakte mit dem so genannten Zemun-Clan hatte, dessen Mitglieder im Sinne dieses Falls in erster Linie angeklagt werden.

Für wie viele solche Geschichten die britische Regierung verantwortlich ist, weiß wohl nur der liebe Gott. Am 21. März 1985 wurde in Delhi der sowjetische Mitarbeiter des dortigen Kernkraftwerkes, Valentin Chitritschenko, von einer afghanischen terroristischen Gruppierung getötet. Auf den ersten Blick ist völlig unklar, was Vertreter der britischen Geheimdienste in Delhi damit zu tun haben könnten, wenn man bedenkt, dass er von afghanischen Terroristen getötet wurde. Die Personen, die Kontakte mit dieser Gruppierung hatten, wussten über die Vorbereitung des Anschlags Bescheid, taten aber nichts, um dieses Verbrechen zu verhindern.

Und zum Abschluss dieses Thema stelle ich Ihnen kurz und knapp den „Mordkalender“ vor, in dem die Fälle enthalten sind, wenn seit Anfang des 21. Jahrhunderts in Großbritannien bekannte und einflussreiche Menschen unter merkwürdigen Bedingungen ums Leben kamen.

Im November 2001 starb in Salisbury der sowjetische Mikrobiologe, Ex-Leiter des Leningrader Instituts für besonders saubere Biostoffe, Wladimir Passetschnik. Die offizielle Todesursache ist ein Schlaganfall. Wladimir Passetschnik hatte im geheimen Labor Porton Down gearbeitet. Sie wissen ja, dass es ein solches Labor in Porton Down gibt, und er arbeitete dort. 1989 weilte er in Frankreich und beantragte Asyl in Großbritannien. Dann versorgte er die britischen Geheimdienste mit Informationen über die angebliche geheime Entwicklung von Biowaffen in der UdSSR.

Im Juli 2003 kam in Oxfordshire der Mikrobiologe und Experte für Biowaffen David Kelly ums Leben. Die offizielle Todesursache ist Selbstmord. Ausgerechnet David Kelly hatte die Regierung Tony Blairs kritisiert und behauptet, die Invasion in den Irak im Jahr 2003 hätte sich auf gefälschte Informationen gestützt. Zehn Jahre später räumte die britische Regierung ein, dass diese Angaben tatsächlich gefälscht worden waren.

2003 starb der Jurist Stephen Moss an einem Herzinfarkt. Er war zuvor von Boris Beresowski und dessen Partner Badri Patarkazischwili angestellt worden, um die Aktive der Investmentfirma Devonia zu veräußern.

2004 kam Peter Norman, Mitarbeiter des geheimen Militärlabors Porton Down, bei einem Flugzeugabsturz in der Grafschaft Devon ums Leben. (Er hatte diesen Job nach dem Tod David Kellys übernommen.) Er galt als einer der führenden britischen Experten für Bio- und Chemiewaffen.

Im März 2004 starb der Anwalt Stephen Curtis bei einem Hubschrauberabsturz bei Bournemouth. Laut Medienberichten hatte er Angst um sein Leben gehabt. Einem Freund soll er gesagt haben: Falls mit ihm etwas passieren würde, dann wäre das kein Zufall. Laut Medienberichten war er Verwaltungsdirektor in der Menatep Group und Anwalt Boris Beresowskis und Nikolai Gluschkows gewesen, hatte als unabhängiger Augenzeuge Aussagen im britischen Obersten Gerichtshof im Zusammenhang mit ihrer Klage gegen den "Forbes"-Verlag gemacht.“

Quelle: Russisches Außenministerium

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