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200 Jahre Beethovens Neunte - die Menschenwürde verteidigen!

Am 7.5.1824  wurde  Beethovens einzigartige, optimistische Neunte Sinfonie,  die auf Friedrich Schillers revolutionärem Gedicht An die Freude basiert, das erste Mal, in Anwesenheit des damals schon tauben Komponisten aufgeführt. Beethoven hatte daran über 30 Jahre - sein ganzes Erwachsenenleben lang - gearbeitet.

Was sagt sie uns heute - jenseits aller Versuche, dieses Werk für bestimmte Zwecke zu instrumentalisieren?

Der Pianist, Dirigent und Mitgründer des weltweit einzigen israelisch-palästinensischen Orchesters West-Eastern Divan Orchestra, Daniel Barenboim, schrieb am 6.5. aus Anlaß des Jubiläums einen  Gastbeitrag für die New York Times: Darin argumentiert er unter anderem, dass Beethoven nicht süchtig nach politischen Moden war: „Stattdessen war er ein zutiefst politischer Mensch im weitesten Sinne des Wortes. Er beschäftigte sich mit moralischem Verhalten und den größeren Fragen von Recht und Unrecht, die die gesamte Gesellschaft betreffen."

„Ich sehe die Neunte auch auf eine andere Weise. Musik allein steht für nichts anderes als für sich selbst.  Die Größe der Musik und der Neunten Symphonie liegt im Reichtum ihrer Kontraste. Musik lacht oder weint nie nur; sie lacht und weint immer gleichzeitig. Aus Widersprüchen eine Einheit schaffen - das ist für mich Beethoven.

„Musik ist, wenn man sie richtig studiert, eine Lehre für das Leben. Wir können viel von Beethoven lernen, der ja eine der stärksten Persönlichkeiten der Musikgeschichte war. Er ist der Meister darin, Emotion und Intellekt miteinander zu verbinden. Bei Beethoven muss man in der Lage sein, seine Gefühle zu strukturieren und die Struktur emotional zu spüren - eine fantastische Lektion für das
 Leben! Wenn wir verliebt sind, verlieren wir jeden Sinn für Disziplin. Die Musik lässt das nicht zu.

„Aber Musik bedeutet für jeden Menschen etwas anderes und manchmal sogar für ein und dieselbe Person in verschiedenen Momenten etwas anderes. Sie kann poetisch, philosophisch, sinnlich oder mathematisch sein, aber sie muss etwas mit der Seele zu tun haben. Sie ist also metaphysisch, aber das Ausdrucksmittel ist rein und ausschließlich physisch: der Klang. Gerade dieses ständige  Nebeneinander von metaphysischer Botschaft und physischen Mitteln ist die Stärke der Musik.

„... Auf jeden Fall war Beethoven mutig, und ich halte Mut für eine wesentliche Eigenschaft für das Verständnis, geschweige denn für die Aufführung der Neunten. Man könnte einen Großteil von Beethovens Werk im Geiste Gramscis paraphrasieren, indem man sagt, dass das Leiden unvermeidlich ist, aber der Mut, es zu überwinden, das Leben lebenswert macht.“

 

Zwei Aufnahmen der 9. Symphonie:

Wilhelm Furtwängler, 29. Juni 1951 mit dem Bayreuther Festspielorchester   link
Daniel Barenboim, 31.12.2020, Philharmonie Berlin, mit dem West-East Divan Orchestra und dem Chor der Staatsoper Berlin   link

 

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