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27. Juni 2006: Seminar in Berlin "Für ein neues Bretton-Woods-System"

[i][i]EIR[/i] veranstaltete ein Seminar in
Berlin, auf dem Lyndon LaRouche, Professor Wilhelm Hankel aus Frankfurt, der
russische Ökonom Professor Stanislaw Menschikow und Professor Andrei Kobjakow
u. a. das Thema „Ein Neues Bretton Woods gegen die Übel der Globalisierung“
behandeln.
[/i]

Die [i]EIRNA[/i]-Seminare in Berlin, bei denen sich Intellektuelle,
Politiker, Wirtschaftsfachleute und Diplomaten mit dem amerikanischen
Oppositionspolitiker und Ökonomen Lyndon LaRouche treffen, um über die
strategischen Optionen in einer Welt rapiden Umbruchs und
außergewöhnlicher Gefahren zu diskutieren, sind inzwischen zu einer
Institution geworden. Am 27. Juni fand das fünfte Seminar dieser Art in
Berlin statt.

Das Seminar-Thema lautete "Für ein neues Bretton-Woods-System",
und die Hauptredner waren Lyndon LaRouche und Prof. Wilhelm Hankel.
Dabei zeigte sich, daß die gegenwärtig sichtbar werdenden Veränderungen
der weltpoltischen Landschaft - so beim SCO-Gipfel in Shanghai - und
die Notwendigkeit der Schaffung eines neues Weltfinanz- und
Wirtschaftssystems zwei Seiten derselben Medaille sind. Diesmal waren
neben den deutschen Teilnehmern mehrere Bankiers und
Wirtschaftswissenschaftler aus dem In- und Ausland anwesend. Weitere
Gäste und Redner kammen aus Rußland, Polen, Tschechien, der Slowakei,
Dänemark und Frankreich.

[h3][/url]Kollaps des Weltfinanzsystems[/h3]

Inzwischen ist es in offiziellen Kreisen ein offenes Geheimnis, daß
sich das Weltfinanzsystem am Abgrund befindet und der Zeitpunkt einer
systemischen Zusammenbruchskrise näherrückt. Lyndon LaRouche gehört zu
denjenigen, die vor dieser Krise am eindringlichsten gewarnt haben. Und
mit einem "Paukenschlag" begann LaRouche sein Eingangsreferat: "Wir
befinden uns in einer Weltkrise ohnegleichen. Es gibt keinen anderen
Vergleich der heutigen Lage innerhalb der europäischen Geschichte als
mit dem 'finsteren Zeitalter' des 14. Jh. ... Um die heutige Krise und
die Lösung, die uns aus dieser Krise herausführen kann, zu verstehen,
müssen wir das zunächst begreifen... Es gibt Lösungen, aber wir müssen
die 'Spielregeln' verstehen, nach denen diese Lösungen ausgearbeitet
werden können." In diesen historischen Zusammenhang stellte LaRouche
die Diskussion über das dringend notwendige neue Währungs- und
Finanzsystem, ein neues Bretton-Woods-System fester Wechselkurse.

Was zeichnete das alte Bretton-Woods-System aus, das 1944 noch
unter Franklin Delano Roosevelt begründet worden war? Hinter dieser
Frage verbirgt sich in subtiler Weise der Kern eines richtigen
Verständnisses der heutigen Lage als Fortsetzung der langen
geschichtlichen Wellen. LaRouche machte deutlich, daß zwischen der
ursprünglichen Intention Roosevelts bei der Gründung des
Bretton-Woods-Systems 1944 und deren späterer Umsetzung unter Präsident
Truman ein fundamentaler Unterschied bestand: Roosevelt tat alles, um
ein Übergreifen des europäischen Faschismus auf Amerika zu verhindern,
während sein Nachfolger Truman den transatlantischen Finanzkreisen
"gehorchte", die für den Faschismus verantwortlich waren. Während
Roosevelt eine Nachkriegsordnung ohne Kolonien und Imperien anstrebte,
in dem sich vor allem ärmere Länder wirtschaftlich entwickeln sollten,
stand Truman für die Fortsetzung der imperialen Kolonialpolitik des
19. Jh.

LaRouche hat damit in wenigen Grundzügen auf einen Aspekt der
Kontinuität europäischer Geschichte hingewiesen: Die Reaktion der
führenden Finanzkreise auf die Weltwirtschaftskrise 1929-1932 war der
Aufbau faschistischer Regime. Nach 1945 blieben trotz des Sieges über
Nazi-Deutschland führende, transatlantische Bankenkreise, die Hitler
und Mussolini unterstützt hatten, nicht nur ungeschoren, sondern sie
konnten ihre Pläne weiterverfolgen, der Welt erneut neofeudale,
protofaschistische Regimes aufzuzwingen - jetzt als "Globalisierung".

Dieses Verständnis historischer Prozesse ist dem leider
vorherrschenden mechanistischen Geschichtsbild diametral
entgegengesetzt. In Deutschland gibt es immer noch eine tiefe
Abneigung, sich mit der "schmutzigen Seite" der Geschichte zu
beschäftigen. Zum einen ist es die Abwehrreaktion gegen die
"Übersättigung" mit dem Thema Drittes Reich und Faschismus. Zum anderen
fühlen sich die meisten Menschen um so ohnmächtiger, je mehr
Einzelheiten sie darüber erfahren, wer wann warum mit wem am damals
Aufbau faschistischer Strukturen beteiligt war, und wer es heute erneut
ist.

Diese Einstellung reflektiert jedoch ein grundsätzlicheres
Problem: Die meisten Menschen - inklusive derjenigen in Machtpositionen
- sehen sich selbst nicht als gestaltendes Subjekt in der Geschichte.
Deshalb verschwimmt Geschichte als etwas weit Entferntes und
Abstraktes, das eigentlich für das Leben hier und heute bedeutungslos
ist. Genau aus diesem Grund ist die Konfrontation mit den langen Wellen
geschichtlicher Kontinuität entscheidend.

Das Studium dieser langen Wellen kann helfen, sich als
historisches Subjekt zu verstehen. Deswegen LaRouches "Paukenschlag"
zur Eröffnung des Seminars in Berlin - nicht um Resignation zu
verbreiten, sondern um die Menschen zu befähigen, aus dem tiefen Tal
der geschichtlichen Welle aufzusteigen und angemessen zu handeln.

LaRouche machte deutlich, wer die Finanzkreise sind, die er als
"Synarchisten" bezeichnet. Synarchismus kommt ideologisch aus
Frankreich und verfolgt das Ziel einer diktatorischen Herrschaft von
Banken und Kartellen - durch die Zerschlagung des National- und
Rechtstaates, republikanischer Verfassungen und der Gewerkschaften. Er
wies dabei insbesonders auf Bankhäuser wie Lazard Frères oder die
Banque Worms hin. Die synarchistischen Finanziers sehen jetzt wieder
"ihre Zeit" kommen: Diesmal unter dem Banner der "Globalisierung".
Europa sei im Augenblick noch nicht bereit, diesen Dingen ins Auge zu
sehen und sich selbst zu verteidigen. "Europa ist mehr als die USA
durch eine Oligarchie kontrolliert - aber der Ursprung dieser
Oligarchie liegt nicht in den USA, sondern in Europa". Deswegen komme
es auf eine grundlegende politische Veränderung in den Vereinigten
Staaten an.

LaRouche betonte die Notwendigkeit einer Wirtschaftspolitik,
die auf dem Verständnis des Menschen als kreativ-schöpferischem
Individuum aufbaut. Die Wirtschaftspolitik muß dem Menschen dienen, sie
darf nicht dem Irrglauben erliegen, man könne "Geld verdienen", indem
man der Gesellschaft etwas wegnimmt. Um etwas real zu "verdienen", muß
man investieren - in die Kreativität der Menschen und die materielle
Produktion.

 

[h3][/url]Hankel: Globalisierung als Verarmungsmaschine[/h3]

Prof. Wilhelm Hankel, der ehemalige Chefvolkswirt der Kreditanstalt
für Wiederaufbau und Mitarbeiter Karl Schillers, ist hierzulande vielen
durch seine Warnungen vor der Einführung der Euro-Einheitswährung
bekannt. Er ging ausführlich auf die immer deutlicheren Krisensymptome
des globalen Wirtschafts- und Finanzsystems ein. Die heutige
globalisierte Wirtschaft sei ein "Flickenteppich unterschiedlicher
Regulierungszonen". In diesem "chaotisch-anarchischen System" haben die
"Kapitaleigner die permanente Flucht in die Gesetzlosigkeit"
angetreten, denn sie betrachten die Wirtschaftsräume als attraktiv, die
am wenigsten reguliert sind. "Die Globalisierung ist eben nicht eine
Wohlstandsmaschine, sondern eher schon eine Verarmungsmaschine." Hankel
verwies auf den großen deutschen Ökonomen Friedrich List, der die enge
Verbindung zwischen Raum und Mensch, Nationalstaat und Volkswirtschaft
hervorgehoben habe.

Prof. Hankel machte zwei fundamentale Ungleichgewichte der
heutigen Weltwirtschaft aus: 1. das gigantische Zahlungsbilanzdefizit
und die Außenverschuldung der USA und 2. das wachsende Ungleichgewicht
zwischen Defizit- und Überschußländern in der Eurozone. Die USA
bekommen zinslosen Dauerkredit von Japan, China und Deutschland, die
vom starken Export leben und deswegen bisher bereit gewesen sind, das
US-Defizit zu finanzieren. Im Falle Deutschlands komme noch hinzu, daß
seit der Einführung des Euro der riesige Handels- und
Zahlungsbilanzüberschuß durch die Defizite der anderen aufgezehrt
werde. Das momentane "Gleichgewicht der Ungleichgewichte" lasse sich
auf Dauer nicht aufrechterhalten. Obwohl man keinen genauen Zeitpunkt
angeben kann, ist der Kollaps des Systems vorprogrammiert."

Was ist angesichts dieser Lage zu tun? "Wir müssen wieder in
der Lage sein, souverän zu entscheiden", so Hankel, "dann können wir
auch wieder den Weg eines handlungsfähigen Staates und eines
investitionsorientierten Bankensystems gehen." Und auf dieser Grundlage
müsse ein Weltwährungssystem fester Wechselkurse - ein Neues Bretton
Woods geschaffen werden. Für das neue Weltwährungssystem müßten
völkerrechtlich verbindliche Grundsätze aufgestellt werden, wie es ja
auch innerhalb der Nationen keinen rechtsfreien Raum geben dürfe. Keine
der führenden Währungen - weder der Dollar noch der Euro - könne heute
die Rolle der Ankerwährung für das Weltwährungssystem übernehmen.
Deshalb müsse eine "Verechnungseinheit" im neuen Weltwährungssystem
fester Wechselkurse eine ähnliche Funktion haben wie dies der "ECU" im
Europäischen Währungssystem zwischen 1979 und 1992 hatte, so Hankel.

In der anschließenden Diskussion ging es genau um diese Fragen:
Wie verhindern wir in Zukunft, daß Währungen Objekt der Spekulation
werden? Welche Schwankungsbreiten für Wechselkurse sind akzeptabel?
Gibt es eine Reservewährung oder eine Verrechnungseinheit? Dieses sind
offenkundig genau die Fragen, die jetzt angesichts des drohenden
Systemkollapses diskutiert werden müssen, und zwar auf der Ebene der
Regierungen. Die Seminare der LaRouche-Bewegung sind in diesem Sinne
eine Art Ersatz-Regierungskonferenz - solange sich die Regierungen
selbst weigern, kompetente Vorbereitungen auf die Krise zu treffen.

In der Diskussion wies LaRouche auf den entscheidenden
konzeptionellen Punkt hin: Letztlich gehe es nicht um ein "monetäres
Handels-System", sondern um ein "Investitions- und Kreditsystem"
langfristig kooperierender Volkswirtschaften. Das zukünftige
Finanzsystem werde seinen Testfall nicht nur in Eurasien, sondern in
Afrika erleben, wenn es um die Finanzierung langfristiger Investitionen
über 50 und mehr Jahre gehe!

Einen weiteren Beitrag in diese Richtung leistete Thorsten
Schulte, ein Bankier aus Frankfurt. Er hatte eine Serie von
Grafikfolien mitgebracht, die die Warnungen LaRouches und Hankels
anschaulich, um nicht zu sagen schockierend belegten. Schultes
Kernaussage lautete: Ein Systemkollaps wird immer wahrscheinlicher.
Dies werde daran deutlich, daß sich ein Platzen der Immobilienblase in
den USA ankündige. Gleichzeitig beschleunige sich die Inflationsdynamik
insgesamt, was schon dadurch deutlich werde, daß die US-Notenbank die
Inflation gezielt herunterechne und die Zahlen über die "M-3"-Geldmenge
seit März nicht mehr veröffentliche.

 

[h3][/url]Nochmal: die faschistische Gefahr heute [/h3]

Der zweite Teil des Seminars vertiefte zunächst die Untersuchung der
synarchistischen Finanzkreise - und zwar vor allem in bezug auf die
amerikanische Seite. Dazu sprachen Dr. Cliff Kiracofe vom Virginia
Military College und der [i]EIR[/i]-Redakteur
Jeff Steinberg aus Washington. In den 30er Jahren gab es den Versuch,
nach dem Muster der europäischen Faschisten auch in den USA eine
faschistische Bewegung - beispielsweise die American Liberty League -
aufzubauen. 1933/34 wurde konkret versucht, Präsident Roosevelt durch
einen Staatsstreich von der Macht zu entfernen. Dahinter standen
Banken- und Industriekartelle mit engen Verbindungen zum faschistischen
Italien und Nazi-Deutschland sowie französischen Synarchisten. Bei
Studien über die 30er und 40er Jahre stößt man immer wieder auf
Verbindungen, in denen zwei Bankhäuser eine Schlüsselrolle spielen: Das
französisch-britisch-amerikanische Investmenthaus Lazard Frères und die
Banque Worms in Frankreich, die eng mit Royal Dutch Shell unter dem
Naziunterstützer Sir Henry Deterding liiert war, führte Dr. Kiracofe
aus.

Und damit kommen wir zur aktuellen Lage. Jeff Steinberg
beantwortete die für Europäer so wichtige Frage, warum die
Demokratische Partei in den USA offensichtlich einen effektiven Kampf
gegen die Regierung Bush/Cheney aufgegeben hat und seit Anfang 2006 in
politscher Selbstparalyse verharrt. Die Antwort lautet: Felix Rohatyn
und Lazard Frères! Rohatyn, das ehemalige Vorstandsmitglied bei Lazard,
ist ein höchst einflußreicher Mann in der Demokratischen Partei und ein
ausgewiesener LaRouche-Hasser. Hier sind wieder die langen Wellen der
Geschichte: Steinberg legte ein Dokument des US-Militärgeheimdienstes
vor, in dem Rohatyns Mentor bei Lazard, André Meyer, als
pro-faschistischer "Synarchist" bezeichnet wird. Rohatyn war persönlich
in den Putsch Pinochets in Chile 1973 verwickelt. Solange solche Leute
maßgeblichen Einfluß auf den US-Kongreß und die Demokratische Partei
ausüben, wird es keine neue Finanzarchitektur oder ein neues
BrettonWoods-System geben - denn ohne die USA geht es nicht.

 

[h3][/url]Und was ist in Europa los?[/h3]

Diese Hintergründe wurden dargelegt, um das in Europa immer noch
sehr enge Geschichtsbild zu weiten. Wenn die Menschen hinter der
Globalisierung, der Vernichtung von Industrie und Arbeitsplätzen sowie
der Zerschlagung sozialer Systeme ein Gesicht erkennen können, dann
sollte es eigentlich nichts mehr geben außer einem Mangel an
Zivilicourage, was uns hindert, den politischen Kampf um die Zukunft
unserer Nationen und der unveräußerlichen Rechte aller Menschen
aufzunehmen.

Diese Aufgabe umriß die Vorsitzende der BüSo, Helga
Zepp-LaRouche in ihrer Rede. Sie verwies auf die destruktive Rolle des
Bankhauses Lazard und ihres Chefs in Deutschland, dem ehenmaligen
US-Botschafter John Kornblum, bei der Entindustrialisierung Berlins und
der Privatisierung der öffentlichen Infrastruktur Deutschlands. In
diesem Zusammenhang müsse man sich die unsägliche Rolle einer Birgit
Breuel als Treuhand-Chefin ansehen, die diesen Posten nach der
Ermordung Detlev Karsten Rohwedders übernahm. Unter Breuels Ägide wurde
die ostdeutsche Industrie radikal "entsorgt". Frau Breuel entstammt dem
Bankhaus Münchmeyer (später Schröder Münchmeyer Hengst) mit Beziehungen
zu Lazard und dem Baron Kurt von Schröder, einem der wichtigsten
Finanziers der Nazis.

Frau Zepp-LaRouche stellte die Frage, warum keine der im
Bundestag vertretenen Parteien dem industriellen Kahlschlag
entgegengetreten ist, und warum sie nichts Wirksames gegen die
Heuschrecken-Spekulanten unternehmen? "Es sieht alles nach einer
ungeheuren Korruption aus - genauso wie bei der Demokratischen Partei
der USA." Es ginge allerdings diesen Kräften nicht nur einfach um die
Vermehrung ihres Profits, sondern um eine ideologische Kampagne zur
Zerstörung des Sozialstaates und der Souveränität der Staaten
überhaupt. Deswegen beteilige sich die BüSo mit ihrem Spitzenkandidaten
Daniel Buchmann an den Wahlen zum Abgeordnetenhaus in Berlin im
September, sagte Frau Zepp-LaRouche.

Jacques Cheminade, LaRouches Mann in Frankreich und
Präsidentschaftskandidat für 2007, stellte die Frage, wie es mit
Frankreich nach 14 Jahren Mitterrand und 12 Jahren Chirac weitergeht?
Man sehe gegenwärtig die Agonie eines politisch-finanziellen Systems,
das das Gegenteil dessen sei, wofür General de Gaulle stand. Cheminade
nahm die jüngste Firmenfusion zwischen Arcelor und Mittal zum Anlaß,
vor den anglo-holländischen Finanzkreisen hinter Mittal zu warnen, die
ihren Coup mit Unterstützung der französischen politischen Klasse
durchgeführt hätten.

 

[h3][/url]Der Osten wacht auf[/h3]

Interessant waren vor diesem Hintergrund die Beiträge aus Rußland,
Polen, Slowakei und Tschechien, die im allgemeinen optimistischer
klangen. Mit Prof. Menschikow, dem Wirtschaftspublizisten Kobjakow
sowie Dr. Konstantin Tscheremnych aus St.Petersburg waren drei
hochkarätige russische Teilnehmer zum Seminar nach Berlin gekommen, die
alle gemeinsam eines unterstrichen: Rußland wacht langsam auf! Am
deutlichsten sei dieses in der Rede Putins am 10. Mai geworden, in der
er eine umfassende wirtschaftliche Modernisierung Rußlands angekündigt
habe. Alle drei verwiesen auf die große Bedeutung des jüngsten Gipfels
der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO).

Prof. Kwiczak aus Polen forderte einen starken Staat als
Alternative zum zerstörerischen System der Globalisierung, während
interessanterweise Dr. Carnogursky, der ehemalige
Vize-Ministerpräsident der Tschechoslowakei, Polen eine strategisch
entscheidende Rolle in der europäischen Politik zuwies. Man müsse sich
endlich aus den emotionalen Zwängen der Vergangenheit befreien und
nicht weiter versuchen, Verbündete weit weg zu suchen, nur weil man mit
den unmittelbaren Nachbarn Deutschland und Rußland so schlechte
Erfahrungen gemacht habe. Polen müsse als Beitrag zum erfolgreichen Bau
der Eurasischen Landbrücke endlich gute produktive Beziehungen zu
seinen Nachbarn im Westen wie im Osten aufbauen.

LaRouche persönlich faßte diesen Teil der Diskussion zusammen.
Eurasien sei sozusagen sein "Spezialgebiet", er sei zuversichtlich, daß
die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland, Deutschland und China
einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der drängenden Fragen der
nächsten 25-50 Jahre leisten könnten, nämlich die akuten Probleme der
Wasserversorgung und der Rohstoffversorgung in der Welt zu lösen. Dafür
seien langfristige Investitionen in Städtebau, Infrastruktur und
Industrien in Sibirien, Zentralasien und ganz Eurasien notwendig.

 

[h3][/url]Geschichtsphilosophie[/h3]

Im zweiten Teil des Berliner Seminars legte LaRouche noch einmal
schnörkellos dar, warum ein wissenschaftlich begründetes Verständnis
der Geschichte überlebensnotwendig für die Lösung der heutigen Krise
ist. Und so erkennen wir neben der negativen Dynamik, die auf
Unterdrückung des kreativen Potentials der Menschen abzielten -
Römischen Reich, venezianische Oligarchie, Kreuzzüge und
Religionskriege - auch die positiven langen Wellen der Geschichte: "Der
Mensch ist grundsätzlich gut", betonte LaRouche, "aber von Zeit zu Zeit
verbreitet sich Korruption. Dies beginnt damit, wenn Menschen lügen, um
von ihren Freunden anerkannt zu werden." Aber das Prinzip des Guten hat
sich als Kontinuität der menschlichen Geschichte beeindruckend gezeigt.
So die Übernahme ägyptischer Wissenschaft durch die Griechen oder das
augustinische Christentum, das sich an solch "exotischen Orten wie
Irland, Spanien oder Sachsen verbreitete", wie es LaRouche polemisch
ausdrückte. Wer weiß, an welchen "exotischen Orten" heute die Idee von
Souveränität und Gemeinwohl noch aufblüht?