Mit dem von Ägypten jetzt vorgeschlagenen Wiederaufbauplan für Gaza, der den Namen „Turning Gaza into a Smart City“ trägt, soll die zerstörte Region in eine technologisch hochentwickelte urbane und ländliche Kulturlandschaft transformiert werden. Der vollständige Plan ist hier verfügbar.
Das Konzept basiert auf Ideen und Prinzipien, die Ägypten selbst beim Bau von 12 neuen „Smart Cities“ und der Planung für 12 weitere verwendet hat. Diese ägyptischen Städte sind für jeweils bis zu 5 Millionen Einwohner ausgelegt. Einige davon, wie die „Neue ägyptische Verwaltungshauptstadt“, wurden in Zusammenarbeit mit China gebaut.
Der auf fünf Jahre angelegte Plan soll bis 2030 abgeschlossen sein. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 53 Milliarden US-Dollar. Er zielt darauf ab, eine Bevölkerung von 3 Millionen Palästinensern mit einer Dichte von etwa 35 Menschen pro Feddan unterzubringen (~ 8.330/km²; zum Vergleich: Hamburg hat mit knapp 2 Mio. Einwohnern ~ 2.576/km²). Es werden insgesamt 500.000 Arbeitsplätze in verschiedenen Sektoren geschaffen, darunter: Wohnungsbau, 80.000; Industrie, 70.000; Tourismus, 60.000; Dienstleistungen, 90.000; Landwirtschaft, 120.000; und Fischerei, 80.000.
Der Plan sieht eine Finanzierung durch die Vereinten Nationen, internationale Finanzinstitutionen, Geberländer, Entwicklungsbanken sowie ausländische Direktinvestitionen und Partnerschaften mit dem Privatsektor vor. Ein international überwachter Treuhandfonds soll die Mittel verteilen.
Ägypten beabsichtigt, in Zusammenarbeit mit der Palästinensischen Autonomiebehörde und den Vereinten Nationen eine hochrangige Ministerkonferenz in Kairo auszurichten, um finanzielle Unterstützung zu erhalten.
Der Plan unterteilt Gaza in fünf funktionale Hauptsektoren: Sektor 1, Rafah als Logistikzentrum; Sektor 2, Khan Younis als Wissenschafts- und Wissenszentrum; Sektor 3, Deir Al-Balah als Al-Salam(Friedens)-Zentrum; Sektor 4, Gaza als Regierungssitz; Sektor 5, Nord-Gaza als Kulturzentrum.
Der Plan sieht insgesamt sechs Basiszonen vor, darunter Wohngebiete mit hoher, mittlerer und geringer Bebauungsdichte. Es wird auch Gewerbe- und Mischgebiete geben, in denen Wohn- und Gewerbeflächen kombiniert werden. Es werden Dienstleistungs- und Entwicklungskorridore geschaffen, die Regierungs- und Verwaltungssitze sowie Bildungseinrichtungen, Krankenhäuser und Kulturzentren, aber auch Erholungs- und Tourismuszonen usw. umfassen. Es wird eine zentrale „grüne“ Achse geschaffen, die Gärten, Grünflächen sowie Wander- und Radwege umfasst, während in den landwirtschaftlichen und industriellen Zonen am Stadtrand kleine Dörfer zur Unterstützung der Agrarindustrie, wie z.B. der Lebensmittelverarbeitung und der Leichtindustrie, entstehen sollen.
Der Plan enthält einen detaillierten Zeitplan für die Umsetzung. In den ersten sechs Monaten geht es um die Beseitigung von Trümmern, die Vorbereitung des Baus von 200.000 temporären Wohneinheiten für 1,2 Millionen Menschen, die Wiederherstellung von 60.000 teilweise beschädigten Häusern für 360.000 Menschen und die Umsetzung eines Sozialschutzprogramms. Dafür werden 3 Milliarden US-Dollar veranschlagt.
Darauf folgen zwei Wiederaufbauphasen, wobei die erste davon zwei Jahre dauert und 20 Milliarden US-Dollar kostet. Sie sieht die Einrichtung von Versorgungsunternehmen und -netzen, den Bau von 200.000 Wohneinheiten für 1,6 Millionen Menschen und die Rückgewinnung von 20.000 Feddan Land vor. Die Wiederaufbauphase 2 wird 2,5 Jahre dauern und 30 Milliarden US-Dollar kosten. Sie umfasst den weiteren Ausbau der Versorgungsnetze, den Bau von 200.000 Wohneinheiten für 1,2 Millionen Menschen und damit die Schaffung von insgesamt 460.000 Wohneinheiten für 2,75 Millionen Menschen. Diese Phase umfasst die Schaffung eines Industriegebiets, von Fischerei- und Handelshäfen sowie den Bau von Straßen und eines Flughafens in Gaza.
Während sich dieser Plan auf Gaza konzentriert, öffnet er die Tür für die Umsetzung des auf die ganze Region bezogenen, umfassenden „Oasenplans“.
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