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Agrarpolitik der „Klimaschützer“ stellt Weichen für eine globale Hungersnot

Alexander Hartmann

Die Kombination aus hyperinflationärer Geldpolitik der Zentralbanken, dem pandemiebedingten Produktionsrückgang und der künstlich herbeigeführten Energieverknappung durch den „Green Deal“ hat eine zerstörerische Dynamik in Gang gesetzt, die dringend Korrekturen erfordert, um einen beispiellosen Zusammenbruch der Volkswirtschaften zu verhindern. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Agrarpolitik und die weltweite Nahrungsmittelproduktion. Sonst droht schon sehr bald eine globale Hungersnot.

Laut dem Welternährungs-Preisindex der FAO sind die Lebensmittelpreise seit Oktober 2020 um 31% gestiegen, und die weltweiten Getreidevorräte schwinden.

Besonders besorgniserregend ist die Lage bei der Düngemittelherstellung, die stark unter einem Erdgaspreis leidet, der fünfmal höher ist als vor einem Jahr. Hersteller müssen die Produktion drosseln oder ganz einstellen, so hat der norwegische Konzern Yara, einer der Giganten der Branche, seine Ammoniakproduktion um 40% gekürzt. Ohne Düngemittel wird die Agrarproduktion im nächsten Jahr stark schrumpfen, was einen noch verheerenderen Mangel an Nahrungsmitteln bedeutet.

In Frankreich, dem größten europäischen Agrarproduzenten, erreichen die Preise für Stickstoffdünger Rekordhöhen: Eine Tonne Ammoniumnitrat kostet über 750 €, im Frühjahr waren es noch etwa 300 €. Der Preis für Harnstoff hat sich seit Anfang des Jahres mit 805 € fast vervierfacht. Nach Angaben des französischen Finanzanalysten Charles Sannat, der auf Insolentiae.com einen Artikel von AFP zitiert, deckt die Stickstoffproduktion nur ein Drittel des nationalen Bedarfs. Er weist darauf hin, daß Stickstoff ist ein wesentliches Element für das Pflanzenwachstum ist; um die im Boden vorhandenen Mengen zu ergänzen, verwendet man Stickstoffdünger in flüssiger Form (Stickstofflösung) oder fester Form (Ammoniumnitrat, Harnstoff).

Zur Herstellung dieser wichtigen Düngemittel wird jedoch Ammoniak benötigt, und das wird aus Erdgas hergestellt, was 80% der Kosten ausmacht. Bauernverbände rechnen daher mit Verlusten bis zu 5 Mrd. € für die Landwirte, die entweder die überteuerten Düngemittel bezahlen oder enorme Ertragseinbußen hinnehmen müssen. Und da die Düngemittelproduktion derzeit tatsächlich stark reduziert ist, werden viele Landwirte nur wenig oder gar keine Düngemittel einsetzen können – egal zu welchem Preis.

Natürlich gibt es Landwirte, die mit landwirtschaftlichen Techniken arbeiten, die weniger von Kunstdünger abhängig sind, aber viele Landwirte, insbesondere die großen Weizen- und Maiserzeuger, die bisher mit Kunstdünger gearbeitet haben, können die Produktion nicht von heute auf morgen auf organische Düngemittel umstellen. Wie ein französischer Landwirt im Gespräch mit der Zeitung Nouvelle Solidarité erklärte, würde dies „jahrelange Arbeit, eine Änderung der Gewohnheiten und mehrere Jahre experimenteller Arbeit erfordern“. Dünger von heute auf morgen abzuschaffen, „ist ein Killer“.

Mit Umweltauflagen, wie sie beim COP-26-Gipfel gefordert wurden, kombiniert mit dem enormen Preisanstieg, würden die Erzeuger „mit dem Rücken zur Wand stehen“. Für die Wintersaison sei alles noch mehr oder weniger in Ordnung, aber die Versorgung für das Frühjahr sei ein „schwarzes Loch“, da die Produktion zunehmend nicht mehr verfügbar und unbezahlbar wird. Normalerweise kaufen die Erzeuger zu dieser Jahreszeit mindestens 75% der Düngemittel, die sie im Frühjahr benötigen; bisher haben sie aber nur etwa 25% gekauft. Und ohne die Düngemittel sinken die Erträge um 30 bis 40 %, und die Qualität des Weizens, insbesondere für Nudeln und Brot, nimmt ab. „Aus roten Linsen kann man kein Brot backen.“

Düngemittelverbot provoziert Hungersnot in Sri Lanka

Wohin die sich abzeichnende drastische Einschränkung des Düngemitteleinsatzes führen wird, zeigt das Beispiel Sri Lanka: Dort hat die Regierung seit März 2020 zur Bewältigung einer dramatischen Schuldenkrise strenge Einfuhrbeschränkungen verhängt und damit eine gefährliche Kettenreaktion ausgelöst. Im Jahr 2019 hatte Sri Lanka 221 Mio. Dollar für den Import von chemischen Düngemitteln ausgegeben, und laut der Pressestelle des Präsidenten würde dieser Betrag mit dem Anstieg des Rohölpreises auf 300-400 Mio. Dollar ansteigen. Um die Ausgaben zu senken und um den mörderischen Forderungen der Klimamafia nachzugeben, beschloß Präsident Gotabaya Rajapaksa im April 2021, alle chemischen Düngemittel durch organische Ersatzstoffe zu ersetzen.

Zunächst stiegen die Preise für Grundnahrungsmittel stark an, und die Regierung kündigte Preiskontrollen und Rationierung für 27 wichtige Lebensmittel an. Doch die Händler, die diese Waren zu höheren Preisen eingekauft hatten, weigerten sich, sie unter diesem Preis auf den Markt zu bringen. Es dauerte nicht lange, bis es bei mehreren Grundnahrungsmitteln zu Engpässen kam. Im Welthunger-Index 2021 steht Sri Lanka auf Platz 65.

Rajapaksa mißachtete Ratschläge, diesen Übergang schrittweise zu vollziehen, und verbot nur wenige Tage später eine Reihe von Agrochemikalien. „Die Tatsache, daß es kein Land auf der Welt gibt, das auf den Einsatz von chemischen Düngemitteln verzichtet, ist kein Hindernis für die Erreichung dieses Ziels“, erklärte er. „Die Regierung muß das Recht des Volkes auf eine ungiftige Ernährung garantieren, um gesunde und produktive Bürger hervorzubringen.“

Tatsächlich dürfte die große Mehrheit der Weltbevölkerung lieber mit Agrarchemikalien erzeugte Nahrungsmittel haben als gar keine. Aber genau das droht nun. Deshalb mußte Rajapaksa schon nach fünf Monaten das Scheitern dieser Politik eingestehen und am 30. August den Notstand ausrufen, um die „vorübergehende Knappheit“, wie er es nannte, zu bewältigen, und den Import bestimmter Agrarchemikalien wieder gestatten. Bereits in der Woche vor dieser Entscheidung hatte die Regierung gegen ihr eigenes Verbot verstoßen, indem sie 30.000 Tonnen Kaliumchlorid aus Litauen importierte und es als „organischen Dünger“ deklarierte. „Wir sind keine starrköpfige Regierung. Wir reagieren sensibel auf die Bedürfnisse der Menschen“, sagte Regierungssprecher Alahapperuma auf einer Pressekonferenz.

WFP: 45 Millionen Menschen vor dem Hungertod

Die in Glasgow versammelten Klimaschutz-Ideologen scheinen in dieser Hinsicht jedoch weniger sensibel zu sein. Auf dem Glasgower COP26-Klimagipfel wurde eine „Glasgow-Erklärung Ernährung und Klima“ mit einer Liste kooperierender Städte weltweit (von Auckland in Australien bis Pittsburgh in Pennsylvania) veröffentlicht, eine „Eine Selbstverpflichtung subnationaler Regierungen, den Klimanotstand durch eine ganzheitliche Ernährungspolitik zu bekämpfen, und ein Handlungsaufruf an Nationalregierungen“. Darin verpflichten sich die unterzeichnenden Gremien, alles zu tun, um die CO?-Emissionen zu reduzieren, weil die Erde vom Untergang bedroht sei, und die Produktion von Lebensmitteln verursache dabei ein Drittel aller Treibhausgase.

Aber die globale Hungerkrise, die schon jetzt dramatisch ist, kann sich nur weiter verschlimmern, wenn die Lebensmittelproduktion deutlich reduziert wird.
Das Welternährungsprogramm hat am 7. November einen neuen Bericht veröffentlicht, in dem es schätzt, daß jetzt weltweit 45 Millionen Menschen am Rande des Hungertodes stehen. Allein in den letzten Wochen ist die Zahl um 3 Millionen gestiegen, weil es in Äthiopien, Somalia, Haiti, Angola, Kenia und etlichen anderen Ländern an Nahrungsmitteln und Ressourcen mangelt. Insgesamt befinden sich Menschen in 43 Ländern der Welt in großer Not. Das WFP fordert 7 Milliarden Dollar – mehr als bei früheren Aufrufen –, um die Notsituation zu bewältigen. Der Exekutivdirektor des WFP, David Beasley, erklärte: „Die Treibstoffkosten steigen, die Lebensmittelpreise schießen in die Höhe, Düngemittel werden teurer, und all das führt zu neuen Krisen wie der aktuellen in Afghanistan, aber auch zu lang andauernden Notsituationen wie im Jemen und in Syrien.“

Besonders besorgt ist Beasley über die Lage in Afghanistan, das er Anfang November besuchte. „Es ist so schlimm, wie man es sich nur vorstellen kann... Tatsächlich haben wir es mit der schlimmsten humanitären Krise der Welt zu tun. 95% Prozent der Menschen haben nicht genug zu essen, und jetzt sehen wir 23 Millionen Menschen, die dem Hungertod entgegengehen... Die nächsten sechs Monate werden katastrophal sein. Es wird die Hölle auf Erden sein.“ Helga Zepp-LaRouche wies angesichts des Beasley-Berichts und der heutigen Hungersituation mit deutlichen Worten auf die Situation hin: „Das ist die Realität, in der sich die Menschheit heute befindet.“

Angesichts dieser Realität unterstützt jeder, der in Glasgow auf der COP26-Konferenz grüne Konzepte für eine „naturverträgliche“ Landwirtschaft, Landnutzung, emissionsarmen Verkehr und all die anderen Forderungen vertritt, einen Völkermord. Offenbar schrecken die Vertreter dieser Politik nicht davor zurück, ihrer malthusianischen Ideologie Menschenopfer darzubringen.

Unterstützen Sie den globalen, anti-malthusianischen Widerstand, um die erforderlichen Notfallentscheidungen durchzusetzen, damit die Menschen überleben können. Dazu können Sie in Kürze die deutschen Videomitschnittte der internationalen Konferenz des Schiller-Instituts am vergangenen Wochenende des 13/14. November auf  www.schillerinstitute.com/de ansehen. Auf englisch sind die Vorträge hier verfügbar: schillerinstitute.com