Die selbstverständlichen Forderungen der diesjährigen Ostermärsche in Deutschland, Verhandlungen und Frieden in den Mittelpunkt zu stellen, und zwar sowohl für die Ukraine als auch für Gaza, sorgten schon im Vorfeld für Hysterie bei Politikern. Nur „keinen Frieden um jeden Preis“ lautet weiterhin das ideologische Mantra aus den Ampelparteien und auch vom Bundeskanzler, der es, wie seine „anti-Taurus-“-Entscheidung immerhin zeigt, besser wissen sollte. Die böse Schimäre eines kriegerischen „Siegfriedens“ über den Gegner statt einem, als schändlich proklamierten „Verhandlungsfrieden“ wird so weiter hochgehalten.*
Die Regierung weiss, daß die Bevölkerung diesen gefährlichen Kurs nicht mehr mitträgt und auch vor allem von der damit einhergehenden Zerstörung unserer Realwirtschaft und des Sozialstaates wenig hält. Ebenso, daß das Entsetzen über die Unmenschlichkeit Israels in Gaza und die Scheinheiligkeit der westlichen Politik mit ihren Worthülsen „Menschenrechte“ und „westliche Werte“ immer mehr wächst.
Über 120 Ostermarschaktionen für den Frieden und viele weitere Aktivitäten setzten daher ein wichtiges Zeichen für diesen wachsenden Widerstand. Ein gemeinsamer Aufruf für die Ostermärsche wurde dieses Jahr von mehr als 2000 Aktivisten und 71 Organisationen unterzeichnet, mehr als in den Jahren davor, so die Veranstalter. Die Rolle des „Globalen Südens“ (der BRICS+, Chinas und Südafrikas) für die diplomatische Lösung der Konflikte und ihr Potential für eine gerechte weltweite Neuordnung rückt ins Blickfeld. So gab es in Hamburg am Sonntag beim Ostermarsch mit zweitausend Teilnehmern ein großes Banner „Frieden mit Russland und China – Diplomaten statt Granaten“.
Die BüSo verteilte an verschiedenen Orten, u.a in Berlin, Dresden, Frankfurt, München, das Flugblatt " Wir stehen kurz vor dem Dritten Weltkrieg – wir brauchen eine Politik des Friedens“. Beim Ostermarsch in Berlin mit 5-6000 Teilnehmern, zu dem die FRIKO Berlin neben anderen Organisationen aufgerufen hatte, sorgte das Banner der BüSo-Delegation „Oasenplan für Nahost – Frieden heisst Entwicklung“ mit der Karte für Wasserinfrastruktur und Meerwasserentsalzung in Israel/Palästina für produktive Diskussionen.
In der mecklenburgischen Kreisstadt Neubrandenburg lud das Friedensbündnis Neubrandenburg Klaus Fimmen, den 2. stellvertretenden Bundesvorsitzenden der BüSo, als Hauptredner am Ostermontag ein, wo er vor vierhundert Zuhörern auf die akute Gefahr eines thermonuklearen Krieges einging und die Chance für eine gerechte neue Weltwirtschaftsordnung gemeinsam mit der erstarkenden BRICS+-Dynamik darstellte. Wir alle müssten die Menschlichkeit gegen den Wahnsinn verteidigen, forderte er. Die Menschheit sei die einzige Gattung, die sich durch ihre Kreativität vom falschen Weg abwenden und neue Lösungen finden kann. Die letzte Sprecherin der Kundgebung in Neubrandenburg unterstrich dies mit ausführlichen Zitaten von Jurij Gagarin, dem ersten sowjetischen Kosmonauten, der wie heutige Astronauten (Alexander Gerst und andere) bei ihren Flügen ins All genau diese Fähigkeit der Menschheit zur Vernunft und die Verantwortung zur Zusammenarbeit erkannt hatte.
Elke Fimmen
* Anmerkung: Dies erinnert an den Ersten Weltkrieg. Liest man das Buch des österreichischen Beststellerautors Stefan Zweig „Die Welt von gestern“, so fällt diese Parallele deutlich ins Auge. Heute wenig bekannt, ging es in Österreich nach drei Kriegsjahren schliesslich darum, ob man weiter einen völlig unrealistisch gewordenen „Siegfrieden“ im Schulterschluß mit Deutschland verfolgen wollte oder doch einen „Verhandlungsfrieden“ anstreben und sich von Deutschland in letzter Minute abwenden sollte. Die Persönlichkeiten, die sich vom Lost Cause abwenden wollten, unterlagen in Österreich dem damaligen militärisch-industriellen Komplex und der schwerfälligen oligarchischen Struktur und so endete die einstige K.u.K. Monarchie als kaum lebensfähiges, amputiertes Kleinstösterreich, wirtschaftlich, sozial und politisch zerstört.
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