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Europäisches Terrornetz wiederbelebt

[h3]Die Kopenhagener Unruhen Anfang März dienten als Auftakt zu einer europaweiten Strategie der Spannung gegen den G-8-Gipfel.[/h3] In Europa beginnt eine neue gefährliche „Strategie der Spannung“. Die Unruhen in Kopenhagen an den ersten Märztagen mit mehr als 2000 Autonomen sind nur der Auftakt zu einer großen Kampagne, der die Bewegung gegen den G8-Gipfel als Deckmantel dient. Man will ein Klima der Gewalt, des Terrors und der politischen Morde schaffen, um eine positive Lösung der politischen und wirtschaftlichen Krise zu verhindern. Im Januar forderte die Anti-G8-Bewegung zu immer extremeren Aktionen auf, um bis zum G8-Gipfel im Juni „eine neue Weltordnung“ zu schaffen. Seit Dezember fordern die gleichen Propagandamedien Massenaktionen gegen die Schließung des „Ungdomhuset“ (Jugendhauses) in Kopenhagen.

In Hamburg kam es zu Auseinandersetzungen zwischen 800 Autonomen und der Polizei, kleinere Demonstrationen gab es u.a. in Berlin, Hannover, Braunschweig, Göttingen, Flensburg, Karlsruhe, Mainz, Frankfurt/M. und auch in ganz Europa wie etwa in Oslo, Göteborg, Stockholm, Helsinki, Wien, Athen und sogar Istanbul. Und kaum hatte sich die Lage etwas beruhigt, begannen Autonome in Italien mit Aktionen gegen die Schließung eines autonomen Jugendzentrums in Padua.

Alles spricht dafür, daß die Krise künstlich inszeniert wurde. Die Stadt Kopenhagen verkaufte das Haus an die fundamentalistische Sekte „Faderhuset“ (Vaterhaus), die ausdrücklich die „satanischen“ Hausbesetzer, die dort seit Jahren hausen, vertreiben wollte. Die beiden Anführer Ruth und Knud Evensen gründeten die Sekte, nachdem Ruth während einer Reise in Kanada eine „Vision“ hatte. Als im Dezember der erste Räumungsbefehl erging, kam es zu ersten Unruhen.

Wesentliche rechtliche und politische Hilfe für die Autonomen kommt vom „Anarchistischen Schwarzen Kreuz“ (ABC), dessen Kopenhagener Ortsgruppe in dem Jugendhaus untergebracht war. ABC hat seine Wurzeln in der anarchistischen Bewegung des zaristischen Rußland und gibt vor allem anarchistischen Gefangenen rechtliche und politische Unterstützung. Ein wichtiger ABC-Anführer war der mit britischen Diensten verbundene Anarchist Stuart Christie, der in den 60er Jahren in Francos Spanien mit Sprengstoff im Gepäck verhaftet wurde und dank einer Kampagne von Bertrand Russell, Jean-Paul Sartre u.a. wieder freikam.

Inzwischen hat die Organisation zwei Zweige: 1. die Anarchist Black Cross Federation, die ein ausgedehntes Netzwerk in den USA hat und vom FBI als gewalttätige revolutionäre Gruppe eingestuft wird, und 2. das Anarchist Black Cross Network, zu dem die Kopenhagener Ortsgruppe gehört. Es sitzt in Houston, Texas, und hat Verbindungen in ganz Europa.

[h3]Neue Politik oder Terrorismus der Babyboomer?[/h3] Diese neue Strategie der Spannung richtet sich gegen das, was der amerikanische Staatsmann Lyndon LaRouche als die „Neue Politik“ bezeichnet: das Aufkommen der Generation der 18-35jährigen als entscheidendes Element eines positiven Wandels und ihre Mobilisierung, um die Welt durch politisches Handeln vor der Generation der nach dem Zweiten Weltkrieg geborenen Babyboomer zu retten, die jahrzehntelang mit einer wachstums- und technologiefeindlichen Politik indoktriniert wurden und heute die entscheidenden Positionen in der Regierung, im Bildungssystem und in der Wirtschaft innehaben.

Im Hintergrund zu den gewalttätigen Aktionen werden Netzwerke alternder Mitglieder terroristischer Organisationen der 70er und 80er Jahre wiederbelebt. Einer Umfrage in Kopenhagen zufolge lehnt die Mehrheit der unter 35jährigen die Ausschreitungen der Autonomen strikt ab, während die Mehrheit der alten 68er-Generation sie duldet. Justizministerin Lene Espersen griff in einem Fernsehinterview die Eltern der jungen Autonomen an: Viele seien selbst ehemalige Autonome und Hausbesetzer und hätten zu den Ausschreitungen ermuntert.

Der Gründer der Stiftung „Jagtvej 69“,  die das Jugendhaus zurückkaufen wollte, ist einer der Gründer der dänischen Hausbesetzerbewegung BZ, Martin Sundboell. Ihr Anwalt ist Knud Foldschack, der Anwalt einer der ältesten Hausbesetzersiedlungen, des berüchtigten Stadtviertels Christiania. Die ehemalige Christiania-Kaserne in Kopenhagen wurde in den 70er Jahren besetzt, viele Besetzer leben immer noch dort. Sie ist berüchtigt für Drogenhandel, Kriminalität und als Basis der Autonomen. Ironischerweise wurde dies damals von der liberalen Politikerin Ritt Bjerregaard gefördert, die nun, 30 Jahre später, als Oberbürgermeisterin von Kopenhagen den Verkauf des Ungdomshuset an die Fundamentalisten angeordnet hat. Damals führte die LaRouche-Bewegung eine internationale Kampagne gegen Bjerregaard. Inzwischen war sie EU-Umweltkomissarin und leitete die Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls. Sie war also stets eine nützliche Dienerin der Oligarchie.

[h3]Italien: Die nächste Konfrontation?[/h3] Das Treffen der Staats- und Regierungschefs der G8 ist für den 6.-8. Juni in Heiligendamm geplant. Die europäische Autonomenszene mobilisiert dagegen. Aber schon vorher könnte sich in Padua ein weiteres Szenario entwickeln, wo die Stadtverwaltung beschlossen hat, das seit 20 Jahren bestehende autonome Jugendzentrum „Pedro“ abzureißen. Padua ist seit den 70er Jahren eine Brutstätte von Autonomen, wobei Toni Negri eine wesentliche Rolle spielte. Nachdem er 1979 wegen terroristischer Aktivitäten angeklagt wurde, wurde seine Autonomia Operaia formell aufgelöst, lebte aber weiter in Form einer Unzahl von „Sozialzentren“ überall in Italien, die heute von Luca Casarini angeführt werden. Aus den Autonomen gingen die „Weißen Overalls“ und die „Disubbidienti“ (Ungehorsamen) hervor. Casarini und seine Disubbidienti waren an den Ungdomshuset-Kämpfen beteiligt und wurden schon in der Vergangenheit von der dänischen Polizei verhaftet. Am 6. März führte Casarini eine zweistündige Besetzung des dänischen Konsulats in Venedig an. Nun haben die Autonomisti/Disubbidienti angekündigt, sie würden Padua in ein zweites Kopenhagen verwandeln, wenn die Stadt das Sozialzentrum abreißt.

Offenbar schürt jemand bewußt die Flammen. Dazu paßt, daß der Chefideologe des Autonomisti-Aufstands von 1977, Toni Negri, europaweit höchst aktiv ist, um für „antagonistische“ Formen des „antikapitalistischen Kampfes“ zu werben, die sich nicht von denen unterscheiden, die vor 30 Jahren Tausende junger Menschen in einen gewalttätigen Jakobinermob verwandelten. Am 13. Dezember letzten Jahres stellte Negri vor 500 Disubbidienti sein neues Buch [i]Goodbye Mister Sozialismus[/i] vor. Negris Botschaft faßte der Journalist Davide D’Attino vom [i]Corriere del Veneto [/i]so zusammen: „Heute ist mehr denn je Raum für Bewegungen von unten; denn die Macht ist strukturell geteilt, und selbst wenn sie verbal absolute Souveränität fordert, muß sie in Wirklichkeit ständig mit zentrifugalen Tendenzen aus der Gesellschaft um Handlungsspielraum und ihre Souveränität verhandeln.“ Laut Negris Theorie, wie er sie in seinem Buch [i]Empire. Die neue Weltordnung[/i] vertritt, ist der Nationalstaat der Feind und die Globalisierung gut, soweit sie den Nationalstaat zerstört. Einem früheren Mitglied der terroristischen Roten Brigaden zufolge sind die Äußerungen in [i]Empire [/i]den Formulierungen der Roten Brigaden sehr ähnlich.

Jetzt hat Negri (bzw. seine Hintermänner) seine alten pro-terroristischen Schriften unter dem Titel [i]Die Brandstiftungsbücher[/i] neu veröffentlicht. Er stellte sie am 1. März in Padua der Öffentlichkeit vor. Der heute 74jährige Negri wurde von einem „alten Schüler“ vorgestellt, dem Wirtschaftsprofessor Adelino Zanini, der ein Adam-Smith-Spezialist ist. Zanini, 53, schrieb seine Dissertation 1977 in Padua, als Negri an der Universität politisch das Sagen hatte, über Karl Marx. Zanini (der aussieht wie Tom Hanks in dem Film [i]Castaway - verschollen[/i]), verteidigt heute noch vehement Negri und dessen Bewegung, propagiert gleichzeitig aber genauso vehement britische Freihandelstheorien. Das ist keine Überraschung für den, der weiß, wie die anglo-holländische Oligarchie in der Geschichte schon oft anarchistische und terroristische Bewegungen für ihre Zwecke eingesetzt hat. Zanini selbst erklärte in einem persönlichen Gespräch, er habe „sich in Smith verliebt“, als man ihm die erste Übersetzung von Smiths [i]Theorie der moralischen Empfindungen[/i] ins Italienische antrug. Smith habe das Kolonialsystem und den Protektionismus angegriffen, und das sei „sehr fortschrittlich“. Auf die Frage, was sein Freund Negri von Smith halte, antwortete er, Negri sei der gleichen Ansicht wie er, und gab eine Internetadresse an, auf der man eine kurze Empfehlung Negris für eines seines Bücher finden kann.

Auf der Veranstaltung in Padua am 1. März verurteilte Negri D’Attinos Darstellung zufolge scharf den Bürgermeister der Stadt, Flavio Zanonato, und den lokalen Historiker Angelo Ventura, der Schriften über Negris terroristische Aktivitäten verfaßt hat. „Zanonato und sie alle sind die wahren Feinde“, sagte Negri. Die typischen mittelständischen Unternehmer des Veneto nannte er „kleine Monster, die immer noch mit einem direkten Sklavensystem zusammenhängen“.

Negri erhält 3100 Euro Monatsrente, weil er sich 1993, um dem Gefängnis zu entgehen, für die Radikale Partei ins Parlament hatte wählen lassen. Er nahm an genau neun Parlamentssitzungen teil und floh dann nach Frankreich. Die französische Regierung schützte ihn, und er durfte Vorlesungen an der von 68ern gegründeten Universität Paris VIII halten. Nach einer entsprechenden Absprache kehrte er 1997 nach Italien zurück, saß wenige Monate im Gefängnis ab und kam dann frei.

[h3]RAF-Mythos in Deutschland[/h3] In Deutschland läuft gleichzeitig eine Kampagne, die terroristische Rote Armee Fraktion (RAF, Baader-Meinhof-Bande) zum Vorläufer der Globalisierungsgegner hochzustilisieren. Dabei wird die Begnadigung des zu lebenslanger Haft verurteilten Ex-RAF-Terroristen Christian Klar gefordert, der als großer „Kapitalismusfeind“ präsentiert wird. Rechte Politiker sagen, man solle ihn nicht begnadigen, weil er den Kapitalismus angreife, die liberale Lobby sagt, gerade deshalb sollte er freigelassen werden. Klar selbst lieferte den Vorwand für die künstlich geschürte Debatte, indem er einer Konferenz über Rosa Luxemburg in Berlin einen schriftlichen Beitrag vorlegte. Eine andere Ex-Terroristin, Inge Viett, lobte am 24. Februar  in einem Artikel in der linken Zeitung [i]Junge Welt[/i] die RAF als frühe Globalisierungsgegner.

Unterstützt wird die Kampagne zur „Aussöhnung“ mit RAF-Mitgliedern, die sich nie vom Terrorismus distanzierten, vom FDP-Politiker und Ex-Geheimdienstkoordinator Klaus Kinkel. Er forderte im Januar Bundespräsident Horst Köhler auf, Klar zu begnadigen, doch Köhler weigert sich bisher.

Die Schweizer Internetseite der Organisation Rote Hilfe/Soceurs Rouge, die rechtliche Unterstützung für inhaftierte Terroristen und Anarchisten organisiert, bringt neben Informationen über die Kampagne gegen die G8 in Heiligendamm oder für inhaftierte „italienische Kameraden“ auch Neuigkeiten über die Kampagne zu Klars Begnadigung.

Im zweiten Teil dieses Berichtes werden wir die weiteren Verbindungen zu den „neuen Roten Brigaden“ und zur „French Connection“ darstellen.

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[i]Im ersten Teil dieses Artikels beschrieben wir, daß die Unruhen Anfang des Monats in Kopenhagen den Auftakt zu einer neuen europaweiten Strategie der Spannung bilden. Nach außen hin im Rahmen der Proteste gegen die G-8 organisiert, ist das eigentliche Ziel, eine neue europaweite, terroristische Bewegung aufzubauen, die sich gegen das richtet, was der amerikanische Staatsmann Lyndon LaRouche als „Neue Politik” bezeichnet, d.h. den Aufstieg der jungen Generation zwischen 18 und 35 zum entscheidenden Faktor positiver Veränderungen. Wir beschrieben, daß die Unruhen um die Räumung des von Autonomen besetzten Jugendhauses in Kopenhagen mit ähnlichen Aktionen in ganz Skandinavien, Deutschland und Italien koordiniert waren. Als die italienische Stadt Padua die Schließung eines ähnliches Jugendzentrums ankündigte, drohten autonome „Disubbidienti“ („Ungehorsame“), die am 6. März das dänische Konsulat in Venedig besetzt hatten, das benachbarte Padua in ein zweites Kopenhagen zu verwandeln. Parallel dazu hat sich der nunmehr 74jährige Ideologe der Gründergeneration der Autonomen in Italien, Toni Negri, prominent zurückgemeldet, und in Deutschlund wird die Legende verbreitet, die terroristische Rote Armee Fraktion (RAF) der 70er und 80er Jahre sei ein Vorläufer der heutigen Globalisierungsgegner. Der nun folgende zweite Teil des Berichtes behandelt den Aufbau der „neuen Roten Brigaden“ in Italien und ihre Verbindungen zu Frankreich und Deutschland, die über die Schweiz verlaufen.[/i]

[h3]Die „neuen Roten Brigaden“[/h3] „Negris Ideen sind tot”, sagte Paduas Bürgermeister Zanonato den Medien. „Glücklicherweise wissen die meisten jungen Menschen heute überhaupt nicht, wovon er spricht.“ Umfragen würden in Padua wohl ähnlich ausgehen wie die in Kopenhagen, die wir letzte Woche erwähnten, wonach die Autonomen mehr Unterstützung bei alten „68ern“ haben als bei den jungen Generationen.

Die Mobilisierung der autonomen Disubbidienti hängt aber mit der Reaktivierung eines noch gefährlicheren Netzwerkes zusammen, dem der terroristischen Roten Brigaden, das wieder politische Morde vorbereitet. Am 12. Februar verhaftete die Polizei in Mailand, Turin, Padua und Triest 15 mutmaßliche Terroristen und gab bekannt, man habe eine Terrorzelle aus dem Umfeld der alten Roten Brigaden aufgedeckt. In den nächsten Tagen wurden noch mehr Personen verhaftet, einige allerdings später wieder freigelassen. Es sah so aus, als hätten die Terroristen lokal Gewerkschaften unterwandert, teilweise sogar auf der Führungsebene. Die Polizei sammelte Beweise dafür, daß die Zelle politische Morde plante; auf der Liste möglicher Opfer standen der Regierungsberater Pietro Ichino, der rechte Publizist Vittorio Feltri und sogar Oppositionsführer Silvio Berlusconi.

Insidern zufolge ist die Schlüsselfigur bei alldem ein gewisser Alfredo Davanzo, ein 50jähriger Veteran der „Seconda Posizione”, das ist die Nachfolgeorganisation der zweiten Generation der Roten Brigaden, die für die Ermordung Aldo Moros 1978 und andere Gewalttaten verantwortlich war. Davanzo lebte viele Jahre als Flüchtling vor der italienischen Justiz unter dem Schutz der Regierung in Frankreich. Als die Taten verjährt waren, ging er als freier Mann zurück nach Italien.

Er zog es allerdings vor, heimlich über die Schweiz nach Italien einzureisen. Dabei half ihm Andrea Stauffacher, die bekannte Anführerin der anarchistischen Gruppe „Revolutionärer Aufbau”. Stauffacher leitet auch das europäische Sekretariat eines Rechtshilfenetzwerks für Terroristen, „Rote Hilfe-Secours Rouge” (Internetseite [url:"http://www.rhi-sri.org/]www.rhi-sri.org[/url]). Dieses sammelt bereits Geld für die Gerichtskosten der geplanten Zusammenstöße mit der Polizei bei Anti-G8-Protesten.

Stauffacher, die derzeit auf Ersuchen der Mailänder Staatsanwaltschaft in Haft ist, half nicht nur Davanzo, unbemerkt über die Schweizer Grenze nach Italien zurückzukehren, sie lieferte auch anderen Mitgliedern der Terrorzelle technische Unterstützung bei Computermanipulationen und Hacker-Techniken.

Stauffacher arbeitete für die Anwaltskanzlei von Bernhard Rambert, einem Veteran des europäischen juristischen Unterstützungsnetzwerkes für Terroristen. Rambert war Anwalt des bekannten internationalen Terroristen Carlos und der Schweizer Terroristen Bruno Breguet, Marco Camenish und Giorgio Bellini. Im Archiv des DDR-Geheimdienstes Stasi fand sich eine Akte über Rambert, Codename „Herzog”, in der über ein konspiratives Treffen zwischen Rambert und Carlos in Ostberlin vom 20.-22. Dezember 1982 berichtet wird. 1981 trat Rambert, der die deutsche Terroristin Petra Krause verteidigte, bei einer öffentlichen Konferenz zusammen mit Otto Schily auf, dem späteren deutschen Innenminister, der Mitglied der Roten Hilfe und ebenfalls Rechtsanwalt von RAF-Mitgliedern war.

Stauffachers Verbindungen zu den italienischen Roten Brigaden sind langjährig und vielfältig. Der italienische Terrorist Nicola Bortone war viele Jahre lang ihr Lebenspartner. Bortone wurde 1989 in Frankreich verhaftet und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Er mußte aber die Strafe niemals absitzen, und obwohl er offiziell keine Aufenthaltserlaubnis hatte, wurde er nicht ausgewiesen, sondern konnte in Frankreich wohnen. 2002 wurde er wegen des Verdachts der Verwicklung in die Ermordung des Regierungsmitarbeiters Massimo D’Antona im Jahr 2000 in der Schweiz verhaftet und nach Italien ausgeliefert. Kürzlich wurde Bortone erneut verhaftet, als die Carabinieri ihn zusammen mit zwei jungen Schweizerinnen in einem Auto aufgriffen und sie alte Papiere der Roten Brigaden, Stadtpläne von Neapel, eine Kamera und Flugblätter in arabischer Sprache bei sich hatten. Bortones Söhne wohnen noch bei Stauffacher.

[h3]Die “French Connection”[/h3] Von Stauffacher führt die Verbindung nach Frankreich, wo in den letzten drei Jahrzehnten mehr als hundert italienische Terroristen Unterschlupf fanden und vor der italienischen Justiz geschützt wurden. Stauffachers Name ist in einem Pariser Verfahren unter Vorsitz von Richter Gilbert de Thiel gegen Giuseppe Maj und vier andere italienische Terroristen aufgetaucht. Maj wird verdächtigt, in den Mord am italienischen Regierungsberater Marco Biagi am 19. März 2002 verwickelt zu sein. In Majs Haus in Villejuif fand die Polizei Bekennerschreiben zu diesem Mord sowie gefälschte Papiere von Davide Bortolato, einem der Verdächtigen, die im Februar in Padua verhaftet wurden. Ein anderer von ihnen, Claudio Latino, war Majs rechte Hand. Latino hat sich in typischer Manier der Roten Brigaden zusammen mit Davanzo zum „politischen Gefangenen” erklärt.

In den Unterlagen des Prozesses in Frankreich wird erwähnt, daß Stauffacher am 14. März 2005 an einem Treffen in Paris teilgenommen habe, bei dem Giuseppe Maj, dessen Bruder Luigi und ein altes Mitglied der Terrorgruppe Kommunistische Kämpfende Zellen (CCC), der Belgier Bertrand Sassoye, anwesend gewesen seien.

Mit der „French Connection” schließt sich der Kreis von der Reaktivierung des harten terroristischen Kerns zur gewalttätigen Massenorganisation der Autonomen. Nicht nur Terroristen der Roten Brigaden fanden Zuflucht in Frankreich, auch die Autonomia-Führer Toni Negri und Oreste Scalzone. Sie genossen den Schutz der französischen Behörden, die alle Auslieferungsgesuche Italiens ablehnten. Als Ankläger Pietro Calogero aus Padua 1979 entdeckte, daß Toni Negri Verbindungen zu den Roten Brigaden hatte und eine Spur zu einer Sprachschule namens Hyperion in Paris führte, wurde dies kurz vor seiner geheimen Reise nach Paris in den Medien publik gemacht. Danach stellten die französischen Behörden die Zusammenarbeit ein.

[h3]Hyperion[/h3] Nach Aussage verschiedener Ermittler und anderer Quellen - u.a. des Gründers der Roten Brigaden und Zeugen Alberto Franceschini - diente die Sprachschule Hyperion der „allergeheimsten“ Führung der Roten Brigaden als Tarnung. Leiter des Zentrums war Corradio Simioni, und er wiederum war eine Marionette Edgardo Sognos, der zu einem Kreis von Offizieren und Oligarchen innerhalb der NATO gehörte und Mitglied der geheimen Freimaurerloge P2 war.

Sogno war Monarchist und wurde zum Antifaschisten, als die italienische Monarchie 1943 Mussolini fallenließ. Nach dem Krieg hing Sogno mit Allen Dulles und dem NATO-Hauptquartier in Paris zusammen, als Frankreich noch NATO-Mitglied war. Er gründete nach dem Vorbild der französischen antikommunistischen Organisation Paix et Liberté eine ähnliche Organisation in Italien, die ein geheimes Netzwerk aufbaute und einen Staatsstreich plante. Der Plan wurde 1974 aufgedeckt und Sogno wurde verhaftet, kam aber bald wieder frei.

Leute aus Sognos Geheimorganisation unterwanderten die jungen Roten Brigaden und übernahmen deren Führung, nachdem die ursprüngliche Führung, die sich nicht ganz kontrollieren ließ, verhaftet worden war. Die Roten Brigaden der Zeit nach 1974, deren Anführer Sognos Agent Mario Moretti war, verlegten sich auf gezielte politische Morde - den Höhepunkt bildete die Entführung und Ermordung Moros 1978. Die heutigen „neuen Roten Brigaden” sind, nach mehreren Spaltungen und Namensänderungen, Überreste von Morettis Organisation.

Über Simioni konnte Sogno sogar eine Frau in die Roten Brigaden holen, die vorher Privatsekretärin des NATO-Generalsekretärs Manlio Brosio, einem Mitglied von Sognos Geheimclub, gewesen war! Morettis Rote Brigaden wurden ebenso wie andere internationale Organisationen von Simionis Zentrale bei Hyperion in Paris aus gelenkt. Nachdem Moretti verhaftet wurde, hielt Giovanni Senzani die Verbindung zwischen Paris und Italien. Schließlich wurde auch Senzani verhaftet, aber es gelang den italienischen Ermittlern nie, die von den französischen Behörden errichtete Mauer zu durchdringen. Heute ist die Hyperion-Gruppe ein einzigartiges Phänomen, “mindestens 30 Personen, die seit Jahren zusammen sind und ihre Beziehungen immer innerhalb derselben Gruppe leben, fast wie eine Sekte”, wie es Franceschini formulierte. Und der Ankläger Rosario Priore, der mehrere Terrorismusermittlungen geleitet hat, schreibt: “Das Gehirn in Paris existierte (und lebt wahrscheinlich immer noch) und hat in Absprache mit Institutionen dieses Landes… Aufsichts- und Kontrollfunktionen, wenn nicht die Führung der vielfältigen Welt der Subversion ausgeübt.”

Während Hyperion italienische und andere terroristische Aktivitäten koordinierte, erhielt der flüchtige Autonomia-Gründer Toni Negri ein Lehramt an der Universität Paris VIII, die Anhänger Jean-Paul Sartres und Kumpane Negris wie Felix Guattari, Michel Foucault und Gilles Deleuze gegründet hatten. Letztendlich läßt sich dieser Auswuchs der existentialistischen 68er-Bewegung auf das oligarchische Projekt des Kongresses für Kulturelle Freiheit (CCF) im Europa der 50er Jahre zurückführen. In Frankreich selbst geht das Netzwerk zurück auf probritische synarchistische Strömungen, die den Vichy-Faschismus förderten und auch die Résistance unterwanderten.

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