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Eurorapid" keine Konkurrenz, sondern Ergänzung zur Bahn

[i]Von Joachim Huth[/i]

[i]Magnetbahn. Hamburger CDU will den Anschluß an die Transrapid-Debatte nicht verpassen. Auf einer Diskussionsveranstaltung in Harburg wurde versucht, neue Begeisterung zu wecken.[/i]

Am 12. Februar hatte der CDU-Kreisverband Harburg zu einer Diskussionsveranstaltung zum Projekt "Eurorapid" eingeladen. Anhand neuester bundespolitischer Entwicklungen sollte das Konzept für die Umsetzung dieser verkehrstechnischen Zukunftsvision für Norddeutschland erläutert werden. Rund 60 Gäste kamen, um sich aus erster Hand erklären zu lassen, ob denn auch hierzulande in Kürze mit dem Bau der Magnetbahn begonnen werden könne.

Referenten der Veranstaltung waren der Vorsitzende der Gesellschaft für Magnetschwebetechnologie, Friedrich-Wilhelm Merck, der Syndikus Reinhard Wolf von der Handelskammer Hamburg sowie Lothar Albrecht von der FaGema, Berlin. Nach kurzer Begrüßung des CDU-Veranstaltungsleiters F.A. Fischer begann Merck mit seinen ausführlichen Erläuterungen zur Technik des Magnetbahnsystems und den Unterschieden zur herkömmlichen Rad-Schiene-Technik. Ein interessanter Aspekt, den Merck mit Blick auf eine erforderliche Trennung von Personen- und Güterverkehr hervorhob, betraf die im jetzigen Bahnnetz südlich von Hamburg zur Zeit möglichen Taktraten. Er meinte, ohne die den Güterverkehr behindernden (da schnelleren) ICE-Verkehre wäre eine Erhöhung der Transportkapazitäten von derzeit 300 auf 480 Züge pro Tag durchaus möglich.

Eine bislang in der öffentlichen Debatte wenig diskutierte Variante der Magnetbahn sei schließlich ihre Nutzung im Huckepack-Verkehr. Merck erläuterte anhand von Graphiken, daß ein Streckenprofilausbau der Transrapidtrasse auf knapp 5 Meter Höhe einen RoRo-Verkehr ermöglichen würde. Damit könne man, wie bereits heute mit der "rollenden Landstraße" der Bahn, Schwerlastverkehre auf die "Schiene" bringen und mit bis zu 300 oder gar 400 km/h durch Europa leiten. Welche Aussichten für das Fernfahrergewerbe!

Dem folgte ein leidenschaftliches Plädoyer für den Transrapid des Syndikus der IHK Hamburg, Wolf. Wolf, der den Ausbau des Eurorapid in Norddeutschland mit Anschluß nach Nordeuropa befürwortet, hat sich bereits in der Diskussion um die Transrapidstrecke Hamburg-Berlin einen Namen gemacht. Die Visionen der Handelskammer Hamburg beschränkten sich eben nicht nur auf "S-Bahn-Strecken" in Ballungsräumen oder als Flughafenzubringer, betonte er.

Eine heimliche Freude über die explodierenden Kosten der ICE-Trasse Köln-Frankfurt konnte Wolf nicht verbergen. Dennoch sieht er im "Eurorapid" keinesfalls eine Konkurrenz zum ICE, sondern eine sinnvolle Ergänzung zu bestehenden Hochgeschwindigkeitsstrecken und eine Alternative zum Luftverkehr. "Unter 500 Kilometer Distanz zwischen europäischen Metropolen mache das Flugzeug schlicht keinen Sinn." Eines der von der IHK Hamburg angestrebten Ziele mit dem "Eurorapid" sei eine Vernetzung der Großstädte Europas, die jede für sich kaum weiter als 500 Kilometer voneinander getrennt sind.

Auf besonderes Unverständnis in der politischen Diskussion stieße bei ihm die ständige Anforderung neuer Gutachten und Machbarkeitsstudien. Die Frage, warum gerade ein "Metrorapid" auf kurzen Strecken wirtschaftlicher sein solle als eine Verbindung der beiden größten deutschen Städte, vermöge er nicht nachzuvollziehen, und dieses Hin-und-Her der Politik sei ein entscheidendes Manko in Deutschland.

Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Schwierigkeiten, welche die Gegner der Magnetbahn hierzulande gern gegen diese revolutionäre Technik anführten, da es doch bewährte und funktionierende Alternativen gäbe. Dabei vergesse man aber den qualitativen Sprung, den der Übergang vom Rad-Schiene-System zum Magnetschwebeprinzip bedeute. Als im Jahre 1835 die erste Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth gebaut wurde, sei ein solcher Vergleich gar nicht möglich gewesen, weil es zu dieser Zeit Verkehr im heutigen Sinne gar nicht gab. Die Alternative hieß damals Postkutsche, und so war für den Reisenden die Erfindung der Eisenbahn etwas vollkommen anderes als heutzutage ein Systemwechsel vom Rad auf das Magnetfeld.

Kern seines Vortrages war letztendlich die Vision eines Verkehrskonzeptes, welches Jahrzehnte in die Zukunft gerichtet ist und die infrastrukturelle Integration Europas fördert. Dies um so mehr, als der Kontinent im Zuge der EU-Osterweiterung weiter zusammenwachsen werde und damit ohnehin neue Verkehrsadern nach Osten geschaffen werden müßten. Etwaige Ähnlichkeiten zur Studie der Eurasischen Landbrücke mögen zufällig sein, doch Leser der [i]Neuen Solidarität[/i] kennen diese Visionen seit langem.

Darüber, daß der Transrapid Arbeitsplätze schaffen werde, legte Lothar Albrecht von der FaGema interessante Zahlen vor. Die FaGema ist ein für die Magnetbahn geschaffener Verbund von 90 mittelständischen Handwerksunternehmen aus den vier norddeutschen Bundesländern (siehe auch [i]Neue Solidarität[/i] Nr. 29/2001: Neue Perspektiven für ein europäisches Transrapid-Netz und Nr. 39/2001: Transrapid-Trasse von der Hansestadt nach Amsterdam). Bei Errichtung, Unterhalt und Wartung einer ersten Ausbaustufe in Verlängerung der Transrapidstrecke aus Groningen über Leer, Oldenburg, Bremen, Hamburg bis nach Berlin rechne man beispielsweise mit 100000 qualifizierten Arbeitsplätzen insgesamt.

Besonders enttäuscht zeigte sich Albrecht von der Aussicht, die die rot-rote Regierung in Berlin zum Thema Transrapid kundgetan habe: nämlich gar keine. Eine Chance wollte er dem Projekt und dem beteiligten Mittelstand noch geben, denn seiner Meinung nach sei durchaus mit einer schnellen Umsetzung des Projekts nach den Bundestagswahlen am 23. September zu rechnen.

Es folgte eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum, und es wurde der Wunsch geäußert, das Projekt "Eurorapid" mit Nachdruck in die Öffentlichkeit zu tragen, um weitere Gruppen staugeplagter Bürger für die Magnetbahn zu sensibilisieren. Unübersehbar war in diesem Zusammenhang jedoch das Desinteresse der Hamburger Medien, die durch Nichterscheinen glänzten, wie CDU-Veranstaltungsleiter Fischer mit Bedauern feststellte.
Eine Frage aus dem Publikum, warum eigentlich der Bau der Magnetbahn nicht schon zu Zeiten eines CDU-Verkehrsministers Wissmann unter Dach und Fach gebracht worden sei, blieb leider unbeantwortet.

Das Interesse für den Transrapid bei informierten Bürgern ist jedenfalls groß, soviel war der regen Diskussion zu entnehmen. Es bleibt eine zentrale Aufgabe der Kommunal- und Landespolitik, sich weiter für das Projekt stark zu machen und endlich Schritte einzuleiten, den Transrapid konkret in Gang zu setzen. Dadurch gewännen letztlich alle Beteiligten: die Wirtschaft, das innovative Ansehen der Bundesrepublik, der Arbeitsmarkt, die Staatsfinanzen und natürlich die Zukunftsfähigkeit der Menschen in Europa.