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Fed kopiert Weimarer Hyperinflation

[i]„Eine Nation, eine Zivilisation zerstört sich nur dann selbst, wenn sie effizient darin wird, Mittelmäßigkeit zu erzwingen." - Lyndon LaRouche, 16. Dezember 1977[/i]

Der hyperinflationäre Wahn, in den Weimar-Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg verfiel, ist ein dramatisches Beispiel dafür, was einer Nation zustoßen kann, wenn ihre produktiven Kapazitäten zerstört werden und sie dazu übergeht, ihre Wirtschaft durch Gelddrucken zu erhalten. Er zeigt auch, auf welches Ziel die Vereinigten Staaten zusteuern, wenn sie ihren derzeitigen Weg weiterverfolgen.

Die meisten Menschen betrachten heute die Wirtschaft in monetaristischen Begriffen und meinen daher, daß die Weimarer Hyperinflation durch die Geldpolitik ausgelöst wurde. Aber diese Ansicht ist falsch. Die Krise in Weimar-Deutschland war das Ergebnis eines koordinierten Versuchs, Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg als Nation zu vernichten. Dieser Versuch wurde vor allem vom Britischen Imperium mit Unterstützung durch Frankreich koordiniert. Deshalb wurden die produktiven, agroindustriellen Kapazitäten der deutschen Wirtschaft vorsätzlich demontiert, während Deutschland gleichzeitig mit der Forderung verheerender Kriegsreparationen konfrontiert wurde, sodaß es nur die Wahl hatte, entweder der eigenen Bevölkerung brutale Austerität aufzuerlegen, oder die Gelddruckmaschinen anzuwerfen.

Da sie nicht bereit waren, nationalen Selbstmord durch Austerität zu begehen, entschieden sich die Deutschen für die Methode des Gelddruckens in der Hoffnung, sich irgendwie durchwursteln zu können, und lösten auf diese Weise eine hyperinflationäre Dynamik aus, die den Wert ihrer Währung zerstörte. So kam es am Ende doch zu der Austerität, die man vermeiden wollte.

Die Parallelen zur heutigen Lage sollten offensichtlich sein. Wie in Weimar-Deutschland wurden die produktiven Kapazitäten der agroindustriellen Wirtschaft vorsätzlich zerstört, und wir müssen auf Pump leben, finanziert durch die Gelddruckmaschinen und ihre elektronischen Äquivalente. Anders als Weimar-Deutschland, dem dies mit vorgehaltener Waffe aufgezwungen wurde, haben die Vereinigten Staaten sich dies durch ihren Glauben an die Globalisierung selbst zugefügt.

Kontrollierte Desintegration

Nach seiner Niederlage im Ersten Weltkrieg trat Kaiser Wilhelm II. ab, und die Monarchie wurde durch eine Republik abgelöst, die entschlossen war, die Not, unter der die Bevölkerung während des Krieges gelitten hatte, zu lindern. Diese neue Regierung kam im Juni 1919 in der Hoffnung auf eine faire Behandlung zur Friedenskonferenz nach Versailles. Statt dessen traf sie die Rache der Briten. Die siegreichen Mächte zwangen Deutschland die volle Verantwortung für die Kosten des Wiederaufbaus in Europa auf - eine Unmöglichkeit für die geschlagene Nation. Deutschland mußte auch praktisch seine gesamte Handelsflotte und einen Großteil seiner Eisenbahnwaggons abgeben, so daß seine Möglichkeiten im Handel stark eingeschränkt wurden. Da es ein Nettoimporteur von Nahrungsmitteln war, griff man auch seine Nahrungsmittelproduktion an und zwang es, einen Großteil seines Viehbestandes - Pferde, Rinder, Kühe, Schafe und andere Nutztiere - abzugeben. Außerdem mußte Deutschland große Gebiete abtreten, die reich an Agrarflächen, Mineralien und Menschen waren. Durch diese Methoden wurden Deutschlands produktive Kapazitäten vernichtet. Was folgte, war die unvermeidliche und beabsichtigte Folge dieser Politik.

Menschliche Gesellschaften blühen, wenn sie die Prinzipien, welche das Universum regieren, immer besser beherrschen - sowohl durch wissenschaftliche Entdeckungen, als auch durch Anwendung neuer Technologien, die auf diesen Entdeckungen beruhen, und durch verbesserte Formen der Kommunikation, d.h. Ironie; stets vorangetrieben durch die Macht der Vernunft der Menschen. In dem Maße, wie sich eine Gesellschaft intellektuell entwickelt, wächst ihre Fähigkeit, mehr Menschen pro Flächeneinheit des Landes zu erhalten, was man als relatives Bevölkerungsdichtepotential mißt. Als Folge dieses vergrößerten  Potentials wächst dann die Bevölkerung.

Aber auch das Gegenteil kann eintreten, wenn eine Nation einen Absturz ihres Lebensstandards erlebt, wie er Weimar-Deutschland aufgezwungen wurde. Dann kommt es zu einer Verringerung des technologischen Niveaus, was die Fähigkeit der Nation, ihre Bevölkerung zu erhalten, schwinden läßt. Es führte auch zu einem Absturz des realen Werts der physischen Anlagen Deutschlands, da der wirtschaftliche Nutzen dieser Anlagen durch den Verfall der Wirtschaft zurückging.

Dieser Verfall der Wirtschaft wurde Deutschland durch eine vorsätzliche Politik aufgezwungen, um es als Weltmacht und Rivalen des Britischen Imperiums auszuschalten. Er legte die Saat der Hyperinflation, die schon bald aufgehen sollte.

Die Explosion

Im Mai 1921 präsentierte der britische Premierminister Lloyd George Deutschland die endgültigen Forderungen der Alliierten: Deutschland müsse 132 Milliarden Goldmark als Reparation zahlen, sonst würde die industrielle Kernregion, das Ruhrgebiet, besetzt. Die deutsche Regierung weigerte sich, dieser Forderung nachzukommen und trat aus Protest zurück. Aber die nachfolgende Regierung von Reichskanzler Josef Wirth kapitulierte und zahlte die erste Rate von 2 Mrd. RM. Fünf Monate später versetzte der Völkerbund (im Interesse der Briten) Deutschland den nächsten Schlag, indem er die reiche Industrieregion Oberschlesien Polen und der Tschechoslowakei übergab. Damit die Regierung diese Reparationen zahlen konnte, legte sie der Bevölkerung und der Wirtschaft schwere neue Steuern auf, die diese nicht leisten konnten. Nun wurden die Gelddruckmaschinen angeworfen. Die Reichsmark, die 1918 einen Kurs von 5 zum Dollar hielt, fiel auf 62 zum Dollar, als Lloyd George seine Forderungen präsentierte; bis Ende des Jahres sank er auf 262 zum Dollar.

Die Lage verschlimmerte sich noch, als im Juni 1922 nach dem Rapallo-Vertrag der deutsche Außenminister Walter Rathenau ermordet wurde. Die Demoralisierung der deutschen Bevölkerung wuchs und schwächte ihren Widerstandswillen. Innerhalb eines Monats fiel die Reichsmark von 345 auf 1254 zum Dollar. Am Ende des Jahres stand sie bei 7600. Im Januar 1923 wurde das Ruhrgebiet besetzt.

Durch die Abwertung stiegen die Lebenshaltungskosten explosionsartig, was durch die Verknappung von Nahrungsmitteln und anderen lebensnotwendigen Gütern noch verschlimmert wurde. Dieser Prozeß, immer mehr zahlen und immer weniger zu erhalten, beschleunigte die Implosion der deutschen Wirtschaft und der Hyperinflation. Bis Mai 1923 war die Reichsmark auf 48.000 zum Dollar gefallen; in den folgenden beiden Monaten sank sie auf 110.000 und 353.000. Aber so schlimm das auch war, es war bloß der Anfang, denn nun wurde das Land von einer inflationären Schockwelle von fast unglaublicher Intensität getroffen. Die Reichsmark stürzte im August 1923 auf 4,6 Mio. zum Dollar, im September auf 98,9 Mio. zum Dollar, im Oktober auf 25,3 Mrd. zum Dollar, und im November auf 2,2 Billionen zum Dollar. Am Jahresende stand sie auf 4,2 Billionen zum Dollar.

Friedrich Kroner faßte in seinem Buch [i]Überreizte Nerven[/i] die Wirkung dieses Desintegrationsprozesses auf die deutsche Bevölkerung folgendermaßen zusammen: „Es trommelt täglich auf die Nerven: der Wahnsinn der Zahlen, die unsicher Zukunft, heute und morgen werden über Nacht noch zweifelhafter. Eine Epidemie der Furcht, der nackten Not: Schlangen von Käufern, seit langem ein ungewohnter Anblick, bilden sich wieder vor den Läden, erst vor einem, dann vor allen... Reis, der gestern noch 80.000 Mark das Pfund kostete, kostet heute 160.000 und morgen vielleicht doppelt so viel... Der Papierschein, die brandneue Banknote, wird, noch feucht vom Druck, als Wochenlohn ausgezahlt, und ihr Wert schwindet auf dem Weg zum Lebensmittelladen. Diese Nullen, die sich vermehrenden Nullen!

Sie wachsen mit dem Dollar: Haß, Verzweiflung und Not - tägliche Emotionen wie die täglichen Wechselkurse. Der steigende Dollar löst Spott und Gelächter aus: ,Billigere Butter! Statt 1,6 Mio. Mark nur 1,4 Mio. Mark!' Das ist kein Witz: Das ist die Realität, ernsthaft mit einem Stift geschrieben und im Schaufenster ausgehängt, und ernsthaft gelesen."1

Am Abgrund

Heute, warnt Lyndon LaRouche, befindet sich die gesamte Weltwirtschaft in einer ähnlichen Periode wie Deutschland im Herbst 1923, in einer Lage, die reif ist für einen vergleichbaren hyperinflationären Schock. Die wahnsinnige Infusion von immer mehr Liquidität durch die Zentralbanken wirkt, als würde man Öl ins Feuer gießen. Auch der Stimulierungsplan, für den Finanzminister Henry Paulson wirbt, ist nichts anderes. In ein bankrottes System immer mehr Geld hineinzupumpen, ist das schlimmste, was man tun kann, eine Wiederholung der Fehler von Weimar, die ähnliche Resultate zeigen wird.

Wie Deutschland vom Britischen Imperium gezielt zerstört wurde, um es als Konkurrenten im Weltmaßstab auszuschalten, so sind auch die Vereinigten Staaten ein Ziel der Briten, die die USA nun dazu verleiten wollen, ihre Wirtschaft zu „stimulieren".

Der einzige Weg, diese tödliche Dynamik noch zu diesem späten Zeitpunkt zu durchbrechen, ist, die Wahrheit zuzugeben - daß unser Finanzsystem in Billionen wertloser Papiere schwimmt, daß es nicht zu retten ist, und zu akzeptieren, daß der Versuch, es zu retten, das Land nur zerstören wird. Anders als Weimar-Deutschland werden wir nicht mit vorgehaltener Pistole dazu gezwungen. Wir heute haben eine Wahl und eine Chance - wenn wir sie nutzen.

Anmerkung

1. Zitiert nach Bernd Widdig, „Culture and Inflation in Weimar Germany", U.C. Press, Berkeley 2001 (zurückübersetzt nach der amerikanischen Vorlage).