Im Rahmen der internationalen Mobilisierung "Humanity for Peace" fand auch in Frankfurt am Samstag, 5. August eine Friedenskundgebung, gemeinsam organisiert von BüSo, DieBasis und TeamTodenhoefer statt. Alexander Hartmann, hessischer Landesvorsitzender der BüSo, Major a.D. Florian Pfaff (dieBasis), und Ilker Özyavuz für Team Todenhöfer waren die Hauptredner bei der Veranstaltung auf dem Frankfurter Rathenauplatz.Herr Pfaff berichtete u.a. über seine Erfahrungen in der Bundeswehr als Verweigerer rechtswidriger Befehle. Ilker Özyavuz konnte über seine Erfahrungen eines Besuches von Hiroshima berichten. Eine Fragerunde mit Teilnehmern der Kundgebung schloss sich an. "Dona nobis pacem" beendete die Kundgebung.
Am Abend fand in Frankfurt noch eine von der Basis initiierte Abendveranstaltung mit Florian Pfaff statt und am Sonntag, 6. August eine Kundgebung in Mainz von Team Todenhöfer, im Rahmen von Humanity for Peace.
In Kürze wird ein Video mit den Beiträgen der Frankfurter Kundgebung zur Verfügung stehen.
Alexander Hartmann, der bei der Frankfurter Kundgebung auch den Aufruf der Wissenschaftler zur Humanity for Peace-Aktion verlas, hielt die folgende Rede:
Liebe Freunde,
wir müssen nicht den Krieg gewinnen, sondern den Frieden.
Generäle gewinnen Kriege, sie versuchen es jedenfalls, aber Staatsmänner gewinnen den Frieden. Staatsmänner behalten immer das große Ganze und die langfristigen Konsequenzen im Auge, und sie handeln auch danach.
Einer der Staatsmänner, der dies verstanden und getan hat, war US-Präsident John F. Kennedy, der der Welt in der Kubakrise ein plötzliches und schmerzliches Ende erspart hat. In einer berühmten Rede, die er vor 60 Jahren, 1963, an der American University gehalten hat, sprach Kennedy über den Frieden und sagte:
„Ich habe diese Zeit und diesen Ort gewählt, um über ein Thema zu sprechen, über das zu oft Unwissenheit herrscht und die Wahrheit zu selten wahrgenommen wird - und das ist das wichtigste Thema auf Erden: Frieden.
Was für einen Frieden meine ich? Welche Art von Frieden streben wir an? Nicht eine Pax Americana, die der Welt durch amerikanische Kriegswaffen aufgezwungen wird. Nicht den Frieden des Grabes oder die Sicherheit des Sklaven.
Ich spreche von echtem Frieden, der Art von Frieden, die das Leben auf der Erde lebenswert macht, die Art, die es Menschen und Nationen ermöglicht, zu wachsen und zu hoffen und ein besseres Leben für ihre Kinder aufzubauen - nicht nur Frieden für Amerikaner, sondern Frieden für alle Männer und Frauen - nicht nur Frieden in unserer Zeit, sondern Frieden für alle Zeiten...
Ich spreche daher von Frieden als das notwendige rationale Ziel vernünftiger Menschen. Ich stelle fest, daß das Streben nach Frieden weniger dramatisch ist als das Streben nach Krieg, und die Worte desjenigen, der Frieden fordert, verhallen häufig ungehört. Dennoch ist dies unsere dringlichste Aufgabe...“
Soweit Präsident Kennedy. Leider haben wir heute nur sehr wenige Staatsmänner, die dies verstehen, sondern vor allem Politiker, die über dem Tagesgeschäft fast immer ihre eigentlichen Aufgaben aus den Augen verlieren. Und die Hauptaufgabe ist es heute, den Frieden wiederherzustellen und zu erhalten.
Darin haben die westlichen Politiker leider kläglich versagt. Sie haben in den letzten 30 Jahren jeden wesentlichen Schritt zur Erhaltung oder Wiederherstellung des Friedens unterlassen, und fast alles, was sie getan haben, hat uns an den jetzigen Punkt und in den jetzigen Krieg geführt.
Nun unterwerfen sich diese Politiker der Logik des Krieges und führen die von ihnen regierten Völker immer tiefer in den Abgrund, weil sie nur bestrebt sind, den Krieg zu gewinnen, in der irrigen Annahme, daß irgend jemand jemals einen Krieg „gewinnen“ könnte.
So, wie Spekulanten oft dem schlechten Geld gutes hinterherwerfen, bis sie gar nichts mehr haben, so werfen wir den schlechten Waffen immer „bessere“ hinterher, bis alles verloren ist. Infolgedessen befindet sich die Welt heute auf dem Weg in einen militärischen Konflikt zwischen der NATO und Rußland, der sich fast unvermeidlich bis zu einem Atomkrieg steigern würde.
Und wenn wir diesen Weg weitergehen, dann sind die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, an die wir hier und heute erinnern, nur ein Vorgeschmack auf das, was uns und der Welt bevorsteht - wenn es uns nicht gelingt, diese Politik zu ändern. Es wäre am Ende jedenfalls niemand mehr da, der einen Sieg in diesem Krieg für sich beanspruchen könnte.
Ich sage bewußt, „fast unvermeidlich“, denn wie schon Lessing in seinem Faust-Fragment schreibt: Nichts ist schneller als der Übergang vom Guten zum Bösen, Was in unserem Fall, zum Glück, auch umgekehrt gilt.
Was Lessing meint, ist die Änderung der Absicht. Was wir brauchen, um aus der Krise herauszufinden, ist eine Veränderung der Absicht: Wir müssen unser Ziel ändern, und wenn wir das tun, dann kann es mit dem Frieden ganz schnell gehen. Sobald der Wille zum Frieden stärker wird als der Wille zum Krieg, kann dieser Krieg beendet werden, und damit auch die Gefahr, die von ihm ausgeht.
Und ich bin in dieser Hinsicht gar nicht pessimistisch, wenn ich sehe, daß es in den Vereinigten Staaten in beiden großen Parteien führende Präsidentschaftskandidaten gibt, Donald Trump und Robert Kennedy Junior, der Neffe von Präsident Kennedy, die sich Präsident Biden und seiner Politik des Festhaltens an dem Krieg und an der Konfrontation gegen Rußland widersetzen. Dies kann zu genau jener Änderung der Absichten führen, der Änderung der Ziele, die notwendig ist, um Kurs auf einen Frieden zu nehmen.
Aber um den Frieden zu gewinnen, ist mehr notwendig als bloß der Wille, keinen Krieg zu führen. Um den Frieden zu gewinnen, müssen wir einen Weg finden, der die Konflikte dauerhaft entschärft. Dazu brauchen wir mehr als einen Waffenstillstand, nämlich einen Weg in die Zukunft, mit dem beide Seiten auch in Zukunft leben können. Und diese Zukunft, und das Überleben bis hin zu dieser Zukunft, ist tausendmal wichtiger als die Vergangenheit und alles, was darin vorgefallen ist.
Mit anderen Worten: der Klügere gibt nach, wenn dadurch ein Frieden möglich wird. Und so hart dies klingen mag: Wer das nicht begreift, der ist vermutlich zu dumm zum Überleben.
Wenn wir überleben wollen, dann müssen klügere Köpfe eingreifen, um die Dummen vor den Folgen ihres Handelns zu bewahren. Und darin dürfen sie, dürfen wir nicht nachgeben.
Im 17. Jahrhundert dauerte es 30 Jahre, bis die Parteien des Dreißigjährigen Krieges eingesehen haben, daß es nach diesem Krieg keine Gewinner geben würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte Mitteleuropa ein Drittel seiner Bevölkerung verloren - und das lange, bevor Atomwaffen erfunden wurden.
Schließlich einigte man sich nach vierjährigen Verhandlungen in Münster und Osnabrück auf den sogenannten „Westfälischen Frieden“, in dem die wichtigsten Punkte lauteten, daß alle Seiten sich alle Vergehen aneinander gegenseitig vergeben, und daß von nun eine jede Politik auf das Wohl des anderen ausgerichtet sein müsse.
Es gab in den letzten 350 Jahren immer wieder Regierende, die die Weisheit dieser Vereinbarung nicht verstanden haben. Tony Blair ist einer von ihnen, der 1998 in seiner Chicagoer Rede das „Ende der Westfälischen Ordnung“ ausrief, und die Vereinigten Staaten von einem Krieg in den nächsten trieb. Z.B. durch die Behauptung, Saddam Hussein habe Massenvernichtungswaffen, mit denen er innerhalb von 45 Minuten alle europäischen Großstädte angreifen könne, was frei erfunden war.
Konrad Adenauer und Charles de Gaulle hingegen haben diese Weisheit verstanden. Sie verstanden, daß man, um Frieden zu finden, ein gemeinsames Interesse finden muß, das größer ist als die partikulären Interessen, bei denen jede Seite ihre Interessen nur auf Kosten der anderen Seite verfolgen kann.
Deshalb haben Adenauer und de Gaulle ein gemeinsames Friedensprojekt gestartet, das darauf ausgerichtet war, durch den gemeinsamen Wiederaufbau der europäischen Volkswirtschaften eine dauerhafte Freundschaft zwischen den Völkern zu stiften. Und solange das von ihnen gegründete Europa ein Instrument der Zusammenarbeit der Nationen im gemeinsamen Interesse blieb, erfüllte es seinen Zweck und sicherte so den Frieden in Europa und innerhalb der europäischen Staaten.
Leider haben die Politiker, die heute in Europa das Sagen haben, dieses Ziel aus den Augen verloren. Sie regieren nicht mehr im gemeinsamen Interesse der europäischen Völker, sondern sie versuchen, die Interessen einer kleinen Führungsschicht gegen die berechtigten Interessen der europäischen Völker und gegen die berechtigten Interessen der übrigen Welt durchzusetzen, und schaffen so Unfrieden. So, wie vor 100 Jahren der Versailler Vertrag nur Unfrieden stiftete, woran die Weimarer Republik scheiterte, was dann den Weg in den Zweiten Weltkrieg mit allen seinen Verheerungen bereitete.
Walter Rathenau, der Mann, nach dem der Platz, auf dem wir uns hier versammelt haben, benannt ist, hat versucht, diese Katastrophe abzuwenden, indem er auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Sowjetunion setzte - also, und das ist heute wichtig, auf die Zusammenarbeit mit Rußland und mit der Ukraine und mit allen anderen Teilen der Sowjetunion. Leider wurde Rathenau ermordet, anstelle des Staatsmannes regierten dann Politiker, die das ganze Land und den Weltfrieden vor die Wand fuhren.
Auch heute haben wir die Option der friedlichen Zusammenarbeit, nämlich an einem großen Aufbauwerk mitzuwirken, das allen Beteiligten einen Weg zum Frieden eröffnet: die von China initiierte Belt-and-Road-Initiative.
In dieser Initiative werden viele Ideen aufgegriffen und realisiert, für die sich die Bürgerrechtsbewegung Solidarität seit ihrer Gründung vor mehr als 30 Jahren eingesetzt hat, nämlich die Schaffung eines globalen Infrastrukturnetzes, das allen Völkern erlaubt, Hunger und Elend zu überwinden, als Grundlage einer Friedensordnung für das 21. Jahrhundert.
Unser Ziel ist es, alle Nationen der Welt, und insbesondere die großen Mächte, nicht nur China und Rußland, sondern auch die Vereinigten Staaten und die europäischen Staaten zur Mitwirkung an diesem Aufbauprojekt zu gewinnen und sie so in diese Friedensordnung einzubinden. Wenn uns das gelingt, dann haben wir den Frieden gewonnen.
Vielen Dank.
Die Bürgerrechtsbewegung Solidarität erhält ihre Finanzmittel weder durch staatliche Parteienfinanzierung noch von großen kommerziellen Geldgebern. Wir finanzieren uns ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden,
deshalb brauchen wir Ihre Unterstützung!
JETZT UNTERSTÜTZEN