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Der Friedensnobelpreis für das WFP: ein Aufruf zum Handeln an uns alle!

von Alexander Hartmann

Auf einer Konferenz der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) am 13. Oktober in Rom erklärte der Exekutivdirektor des Welternährungsprogramms, Dr. David Beasley, in diesem Jahr seien bereits sieben Millionen Menschen an Hunger gestorben, und diese Zahl könne um das „3-, 4-, 5-fache oder mehr“ steigen. Dies sei die schlimmste humanitäre Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.

Die BüSo-Vorsitzende Helga Zepp-LaRouche forderte in ihrer Funktion als Gründerin und Vorsitzende des inernationalen Schiller-Instituts deshalb die Regierungen und Bürger der Welt in ihrem englischsprachigen Internetforum vom 14. Oktober nachdrücklich zu einer Mobilisierung auf, um die voranschreitende globale Hungerkatastrophe abzuwenden. Sie betonte:

„Ich denke, dies erfordert eine dringende Mobilisierung auf der ganzen Welt... Es handelt sich um eine Krise, die ganz klar auf uns zukam - sie ist keine Überraschung. Dr. Beasley hat schon vor vielen Monaten davor gewarnt. Ich glaube, die erste Warnung, die er ausgesprochen hat, liegt mehr als ein Jahr zurück, und es wurde nichts unternommen. Er sagte, daß das Welternährungsprogramm 6,8 Milliarden Dollar bräuchte, um die Nahrungsmittel dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden, aber diese Organisation konnte nur 1,6 Milliarden Dollar bekommen!“

    Am Abend des 9. Oktober, als bekannt wurde, daß das Welternährungsprogramm (WFP) den Friedensnobelpreis erhält, wurde Beasley, der sich gerade in Niger aufhielt, in der PBS NewsHour nach seiner Reaktion gefragt. Er nannte es eine „großartige Neuigkeit“, so daß „wir wirklich einen Aufruf zum Handeln haben können“. Er erklärte:

    „Allein in den letzten drei Jahren vor COVID ist die Zahl der Menschen, die am Rande des Verhungerns standen, von 80 Millionen auf 135 Millionen gestiegen. Und jetzt, mit COVID, beträgt die Zahl der Menschen – und ich spreche nicht von Menschen, die hungrig zu Bett gehen, sondern am Rande des Verhungerns stehen! – bis zu 270 Millionen Menschen.

    Und offen gesagt, während die Milliardäre mit COVID Hunderte von Milliarden Dollar verdienen, stehen wir vor der schlimmsten humanitären Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Man muß mehr tun! ... Das ist ein Aufruf zum Handeln. Bei all dem Reichtum in der heutigen Welt sollte niemand an Hunger sterben, nicht ein einziger Mensch.“

      Die schwierigsten Brennpunkte seien u.a. Jemen, Sudan, Südsudan, Syrien, Libanon, Irak sowie Niger und die Sahelzone, wo er an dem Tag gerade im Einsatz war. „Es gibt etwa ein oder zwei Dutzend Gebiete auf der Welt, an denen drei Dinge geschehen werden, wenn wir nicht die Unterstützung bekommen, die sie brauchen. Erstens: Es wird eine Hungersnot von buchstäblich biblischen Ausmaßen geben. Zweitens: Es wird eine Destabilisierung geben. Und drittens: Es wird eine Massenmigration geben. Und wir können all das lösen. Wir haben ein Heilmittel gegen den Hunger, und das heißt Essen. Und wir brauchen Geld, um es zu den Menschen zu bringen, die die Hilfe brauchen.“

      Hungerkrise auch in Jemen und Syrien

      Afrika ist nach wie vor der Kontinent, der am meisten unter Hunger und Armut leidet, aber diese beiden Geißeln haben wegen der Kriege und der mörderischen Sanktionen der „internationalen Gemeinschaft“ auch im Nahen Osten erheblich zugenommen. Zwei Beispiele:

      • Im Jemen ist die Situation herzzerreißend, wie in einer Sondersitzung der UN-Vollversammlung vom 23. September über die dortige Nahrungsmittelkrise hervorgehoben wurde. Mangel an Hilfsgütern und Inflation haben 24,3 Millionen Menschen in eine verzweifelte Lage gebracht, gegenüber 22,2 Millionen Menschen im letzten Jahr. 10 Millionen droht eine Hungersnot, viele davon Kinder. Die unmittelbare Ursache ist der Mangel an Mitteln für Hilfsgüter, die gegenüber dem letzten Jahr drastisch gekürzt wurden. Von den 40 Hilfsprogrammen der UNO (Nahrungsmittel, Wasser, Impfungen, Medikamente, andere humanitäre Hilfe) wurden 15 ganz gestrichen, andere in gefährlichem Ausmaß reduziert. Seit März 2015 führen Saudi-Arabien und seine Verbündeten einen erbarmungslosen Krieg gegen das Land, mit mehr als 20.000 Luftangriffen, von denen schätzungsweise ein Drittel zivile Ziele trafen. Dennoch hat Riad seine Beiträge zu humanitärer Hilfe um die Hälfte gekürzt.
      • In Syrien sind laut einem neuen Bericht der NGO „Save the Children“ durch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie 700.000 Kinder zusätzlich von Hunger bedroht. Damit sind insgesamt mehr als 4,6 Mio. Kinder im Land von Ernährungsunsicherheit betroffen, d.h. eine angemessene Ernährung wird für sie unerschwinglich. Nach Angaben der irakisch-kurdischen Nachrichtenagentur Rudaw sind die Lebensmittelpreise in Syrien im Sommer in die Höhe geschossen, seit das Syrische Pfund im Juni, als die neuen US-Sanktionen mit dem berüchtigten „Caesar Act“ in Kraft traten, auf den niedrigsten jemals verzeichneten Wert fiel. Wie berichtet wird, sind die Lebensmittelpreise mehr als doppelt so hoch wie auf dem Höhepunkt des Krieges 2016, und nach Angaben des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten steigen sie weiter an.

      Milliardäre wurden 25% reicher

      Ein wichtiger Aspekt der Hungerkrise ist die extreme Armut auf der Welt, die nach Berechnungen in einem neuen Bericht der Weltbank 2020 zum ersten Mal seit über 20 Jahren wieder zunehmen wird. Auch hier haben die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie, zusätzlich zu den direkten medizinischen Auswirkungen, eine bereits dramatische Situation noch drastisch verschlimmert. So wird die extreme Armut – definiert als ein Leben von weniger als 1,90 Dollar am Tag – in diesem Jahr voraussichtlich mehr als 9% der Weltbevölkerung betreffen. Das Durchschnittseinkommen der ärmeren 40% der Weltbevölkerung wird voraussichtlich nicht vor 2022 wieder ansteigen.

      Genau das Gegenteil sieht man bei den Milliardären dieser Welt: Die Schweizer Bank UBS und das Beratungsunternehmen PriceWaterhouseCoopers veröffentlichten kürzlich eine Erhebung unter 2000 Milliardären, die etwa 98% des Gesamtvermögens der Superreichen repräsentieren. Das Ergebnis war, wie Reuters meldete, daß ihr Vermögen „in den ersten Monaten der Pandemie um mehr als ein Viertel gewachsen ist und im Juli 10,2 Billionen Dollar erreichte“, verglichen mit 8 Billionen Dollar Anfang April. „Vom 7. April bis zum 31. Juli dieses Jahres verzeichneten Milliardäre in allen von der Studie erfaßten Branchen einen zweistelligen Vermögenszuwachs, wobei die Milliardäre in den Bereichen Technologie, Gesundheitswesen und Industrie mit einem Zuwachs von 36%-44% an der Spitze lagen.“

      Hilferuf aus Afrika

      Helga Zepp-LaRouche zitierte einen dringenden Appell des Sprechers der LaRouche-Bewegung in Südafrika, Phillip Tsokolibane, der betonte, er spreche damit auch für alle Menschen, die vor dem Hungertod stehen und die nicht für sich selbst sprechen können: „Ich möchte betonen, daß es nicht darum geht, was geschehen wird – es geschieht bereits. Und wenn nicht bald etwas getan wird, werden Millionen und Abermillionen von Menschen in den nächsten Wochen und Monaten sterben.“

      Tsokolibane weist darauf hin, daß zur Lösung des Problems nicht nur Geld gebraucht wird: „Angesichts des Zustands der Infrastruktur auf dem Kontinent und der Tatsache, daß ein Großteil der hungernden Menschen in abgelegenen, ländlichen Gebieten leben, übersteigt die Verteilung der notwendigen Nahrungsmittel bei weitem die Möglichkeiten einzelner Regierungen und Hilfsorganisationen. Ich glaube, wir müssen die logistischen Kapazitäten der fähigsten Streitkräfte der Welt mobilisieren und eine Strategie entwickeln, um Nahrungsmittel aus Ländern wie den Vereinigten Staaten und Kanada direkt zu denjenigen zu bringen, die sie benötigen“ – so wie die USA nach dem Zweiten Weltkrieg die Luftbrücke zur Nahrungsmittelhilfe für Europa organisierten. 

      Die Nahrungsmittelproduktion verdoppeln!

      Helga Zepp-LaRouche sagte dazu:

      „Das ist genau der richtige Ansatz. Aber offensichtlich ist es nicht sehr wahrscheinlich, daß so etwas sofort geschieht, weil wir uns mitten in den letzten Wochen des Wahlkampfes befinden und die Vereinigten Staaten einen vollständigen Tunnelblick haben. Die Menschen schauen nur auf die Wahl.

      Das ist einer der Gründe, warum wir darüber gesprochen haben, daß wir ein spezielles Komitee brauchen, das sich damit befaßt. Ich nenne es das ,Komitee für die Coincidentia Oppositorum‘ [siehe letzte Ausgabe der Neuen Solidarität]. Die Idee ist, daß Gesundheitsbeamte, Ärzte im Ruhestand, Krankenschwestern, Polizeibeamte, Universitäten usw. mit Ländern zunächst in Afrika und dann hoffentlich auch anderswo Partnerschaften eingehen, um in der Tradition von Präsident Franklin Roosevelts CCC-Programm junge Menschen als medizinische Helfer auszubilden – die Menschen werden am Arbeitsplatz ausgebildet und beginnen mit der Gesundheitsversorgung mit Partnerschaften in Afrika, organisieren aber auch gleichzeitig die Lebensmittelversorgung.

      Wie Sie vielleicht wissen, gibt es eine Krise der amerikanischen Landwirtschaft, auch in Europa verlieren viele Bauern ihre Höfe: Sie wollen produzieren, aber die Kartelle haben Bedingungen geschaffen, die sie ruinieren, und als COVID ausbrach, hat man gesehen, daß viele Großschlachtereien sofort infiziert wurden, weil in diesen Betrieben faktisch Sklavenarbeit betrieben wurde.

      Diese Initiative soll also Gesundheitspersonal und Bauern zusammenbringen – und die Nahrungsmittelproduktion verdoppeln! Die einzige Möglichkeit, diese Hungersnot zu bekämpfen, besteht darin, die Nahrungsmittelproduktion zu verdoppeln und dann mit einer gewaltigen Hilfslieferung für die hungernden Menschen zu beginnen. Gleichzeitig beginnen wir aber auch die Zusammenarbeit im Rahmen solcher Partnerschaften mit dem Aufbau der Infrastruktur, eines Weltgesundheitssystems und der Entwicklung einer modernen Landwirtschaft.

      Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich diesen Vorschlag, zu dem wir im Rahmen dieses Programms im Internet einen Link haben, ansehen und ihn umsetzen würden. Denn das ist etwas, wo der moralische Charakter der Menschheit auf die Probe gestellt wird: Ob wir in einer so beispiellosen humanitären Krise nicht mobilisieren können, um zu helfen! Wie Beasley in seiner gestrigen Rede sagte, gibt es genug Reichtum auf der Welt, sodaß kein einziges Kind hungern oder gar verhungern müßte, wenn wir unsere Einstellung und unsere Politik ändern. Und genau das müssen wir erreichen.“

        Lesen und verbreiten Sie bitte dazu auch die neue Broschüre der Büso: https://www.bueso.de/deutschlands-rolle-beim-aufbau-weltwirtschaft