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Leben jenseits der Sinneswahrnehmung: Wissenschaft contra Mathematik

[pretitle]Leben jenseits der Sinneswahrnehmung[/pretitle]
[title]Wissenschaft contra Mathematik[/title]
[author]Von Lyndon LaRouche[/author]
[date]14. April 2011[/date]

Ich erhalte häufig Fragen zu naturwissenschaftlichen Themen, die den betreffenden Gegenstand in Begriffen definieren, welche man nach der herkömmlichen Sichtweise als mathematische „sinnliche Gewißheit" beschreiben kann. Solange sich der erwünschte Dialog schwerpunktmäßig im formalen mathematischen Rahmen bewegt, kann sich die Diskussion in den gewohnten Grenzen der spezifisch mathematischen Bezüge eines solchen „typischen Fragestellers" abspielen. Handelt es sich jedoch um ernsthaftere Probleme, ist ein solches Vorgehen nicht mehr von Nutzen - man muß zu einem Riemannschen Bezugsrahmen wechseln. Die mathematischen Verhältnisse, woran die meisten gewohnt sind, sind nicht mehr anwendbar. Deshalb muß man in solchen Fällen einen strikt Riemannschen Standpunkt beziehen, im Sinne von Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854 und den entsprechenden Argumenten von Carl F. Gauß und Lejeune Dirichlet.

* * *

Seit August-September 2010 verschiebt sich die Grundausrichtung unseres Wissenschaftsprojekts, des „Basement-Teams", bewußt immer weiter weg von dem ontologisch paradoxen Bereich einer bloß ideellen physikalischen Raumzeit von „Raum, Zeit und Materie" hin zu einem noetischen System universeller kosmischer Strahlung. Diese Abkehr von früheren Prämissen über Teilchen in Raum und Zeit hin zu einem Begriff universeller kosmischer Strahlung hat die Qualität der Produkte des Teams erheblich verbessert.

Diese Veränderung folgt aus dem eigentlich obligatorischen Standpunkt der von W.I. Wernadskij entwickelten Unterteilung der physikalischen kosmischen Raumzeit. Der von Wernadskijs Entdeckungen bewirkte Wandel führt hin zu einer Konzeption, die nicht entstehen kann, wenn man sie nicht im Bereich der spezifisch Riemannschen Prinzipien einer inhärent anti-entropischen, kosmischen Universalität ansiedelt.

So wurde unter diesen Mitarbeitern jüngst bemerkt, wir lebten tatsächlich in einem Universum, welches wir als die Umgebung unserer Galaxis wahrnehmen, und man habe den Eindruck, wir seien in der Umklammerung einer durchgehenden universellen Rotverschiebung gefangen. Diese veränderte Perspektive ist eine ironische Erfahrung, die häufig das Resultat der verbreiteten, aber falschen Vorstellung ist, die physikalische Raumzeit sei durch einen schon vorher festgelegten mathematisch-physikalischen Zeitrahmen oder sogar - der übelste Fall einer scheinwissenschaftlichen Meinung - auf der Grundlage universeller Entropie definiert. Die Fakten, gegründet auf der historischen Untersuchung der Entwicklung der Lebensformen, die innerhalb des Umfelds unserer Galaxis definiert werden muß, haben im Gegenteil bewiesen, daß unser Universum grundsätzlich durchweg anti-entropisch ist.

Der offenbar periodisch wiederkehrende 62-Millionen-Jahre-Zyklus im Zusammenhang mit den Bedingungen für Lebensformen während der Erdgeschichte - beispielsweise mit der Katastrophe der „Großechsen" - ist ein hervorstechendes, aber auch zunehmend ironisches Thema in dieser Diskussionsrichtung.

Die beiden grundlegenden Geisteszustände unterscheiden sich im wesentlichen darin, daß man bei der einen Sichtweise den Schwerpunkt auf die Sinneswahrnehmung legt, während man bei der anderen Sichtweise bloße Sinneserfahrungen von einem höheren Standpunkt betrachtet, wo die Funktionen des Geistes der Sinneswahrnehmung übergeordnet sind.

Wie ich hierzu wiederholt gesagt habe, wird bei dem falschen Standpunkt davon ausgegangen, daß die Realität innerhalb der Grenzen der Sinneswahrnehmung liegt - eine verquere Sicht, die sich auf die „Fußabdrücke" beschränkt, die wir mit den Sinnen wahrnehmen, statt die wirkliche Existenz auszumachen, die ontologisch in dem unsichtbaren Objekt gesucht werden muß, das diese Abdrücke hinterlassen hat. Das ist der Standpunkt der menschlichen Vernunft, im Gegensatz zu der Vorstellung, die Sinneswahrnehmung sei der primäre Bereich entsprechender ontologischer Formen funktionaler Realität.

Nach dieser letzteren verqueren, reduktionistischen Auffassung stellt man sich vor, der Weltraum sei entweder ontologisch ein ständiger „Hintergrund" aller wahrgenommenen Erfahrung oder ein zerfallender Raumzeit-Hintergrund, der auf irgendeine Weise durch „Verschleiß" (d.h. „entropisch") aufgebraucht wird.

Entgegen dieser gängigen, verqueren Anschauung deutet die sogenannte „Rotverschiebung", über die ein Mitglied unseren „Basement-Teams" entsprechende Erfahrungswerte berichtet hat,[sup]1[/sup] auf ein Universum hin, das zu höheren („anti-entropischen") Zuständen fortschreitet und das ewig Hinterherhinkende und Verfallende hinter sich läßt.

Meine hier ausgedrückte Sicht, die letztere, entspricht ontologisch Bernhard Riemanns Standpunkt, wie auch vor Riemann implizit dem von Nikolaus von Kues, Johannes Kepler und Gottfried Wilhelm Leibniz sowie noch früher Platon.

Die zwei gegensätzlichen Sichtweisen

Der noetische Standpunkt des Cusaners und ähnlicher Wissenschaftler bis hin zu Riemann und Wernadskij unterscheidet sich grundsätzlich von der entropischen Sicht von Befürwortern des oligarchischen Prinzips wie Aristoteles und dem Empiriker Paolo Sarpi. In den bekannten menschlichen Kulturen drückt sich die letztere Sicht in ihrer gemeinsamen Bindung an das spezifisch oligarchische Gesellschaftssystem aus. Das ist die Tradition des antihumanistischen Kults der ausdrücklich oder stillschweigend akzeptierten universellen Entropie - die bösartige Tradition des olympischen Zeus, des Aristoteles, König Philips von Makedonien, der Achämeniden und der Abfolge von vier Römischen Reichen (Rom, Byzanz, Venedig, London), d.h. des Vermächtnisses des antiken Rom bis zur heutigen Zeit des globalen britischen Imperialsystems.

Diese abwegige Weltsicht kommt heute in besonders unmoralischer Form in der sogenannten „grünen Bewegung" zum Ausdruck, die von Einrichtungen wie dem World Wildlife Fund (WWF) des britischen Prinzen Philip und allerlei Laufburschen davon wie dem heutigen US-Präsidenten Obama mit seiner massenmörderischen Politik in die Welt gesetzt wurde. Auf die gleiche quasi satanische Verderbtheit stößt man bei der Gründung des Kongresses für Kulturelle Freiheit (CCF) in Europa 1950, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Vorreiter für die mörderische Verkommenheit dieser heutigen „grünen" Pestilenz diente.

Man muß verstehen, daß das, was ich auf meine Art als die Unmoral der „grünen Bewegung" angreife, nichts anderes ist als die uralte Praxis jenes oligarchischen Systems, das Aischylos hinter der Verehrung des bösartigen olympischen Zeus erkannte. Diese Verehrung bildete den Kern verschiedener oligarchischer Kulturen, ganz besonders des monetaristischen Imperialismus antiker Mittelmeerkulturen seit den Ursprüngen des Römischen Reiches auf Octavians Capri, das sich bis auf das heutige imperiale London unter den Erben des bösartigen Wilhelm von Oranien weiterverfolgen läßt.

Nur wenn man die Geschichte der europäischen Kulturen von einem Standpunkt betrachtet, der den wichtigsten Ausdruck des Seins im Geist sieht, statt in der bloßen Schattenwelt der Sinneswahrnehmungen, lassen sich die wesentlichen Hintergründe der bedrohlichen Lage für die heutige Menschheit den heutigen Realitäten angemessen aufzeigen.

Die Menschheit und insbesondere die Gesellschaften in den transatlantischen Regionen stehen unmittelbar am Rande einer drohenden Weltkatastrophe. Dies ist vor allem als Ausdruck bestimmter biologischer und verwandter Fakten zu sehen, nämlich daß die Menschheit vor der unheilvollen Wiederkehr eines 62-Millionen-Jahre-Zyklus unserer Galaxis steht, den unsere Gattung möglicherweise nicht überleben wird - wenn wir uns nicht umgehend darauf vorbereiten, unsere Gewohnheiten in vieler Hinsicht zu ändern. Zu diesen erforderlichen Veränderungen gehört als unverzichtbare Maßnahme die volle Wiedereinsetzung des Glass-Steagall-Gesetzes von US-Präsident Franklin Roosevelt - trotz aller Schäden, die der J.P.-Morgan-Mann Alan Greenspan und sein Gramm-Leach-Bliley-Plan angerichtet haben. Mit der Wiedereinführung von Glass-Steagall wäre die akute Krise zwar noch nicht behoben, aber es wäre ein unerläßlicher erster Schritt, um das Überleben unserer Gattung wahrscheinlicher zu machen.

Stellen Sie sich die trostlose Einöde eines künftigen Planeten Erde vor, auf dem sich alle Überreste früheren menschlichen Lebens in Staub verwandelt haben oder schlimmeres. Diese Aussicht - u.a. verschiedenen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge Veränderungen durch abnehmenden Erdmagnetismus - ist wahrscheinlich eine viel akutere Bedrohung, als die Menschen sich gemeinhin vorstellen, wenn wir uns nicht möglichst bald in die Lage versetzen, unsere Welt so vorzubereiten, daß ein solches Risiko vermieden werden kann.

Mit diesen Aussagen habe ich nicht im geringsten übertrieben. Die entscheidende Wende muß sehr bald vollzogen werden, und zwar durch unmittelbare, einschneidende Maßnahmen seitens der Vereinigten Staaten. Die Welt und insbesondere die transatlantische Region rast gegenwärtig mit zunehmender Geschwindigkeit auf einen schon sehr nahen Bereich der Hyperinflation zu, was uns eine sehr knappe Frist zur Abkehr von den heute vorherrschenden Gepflogenheiten setzt. Während der nächsten Monate, vielleicht noch schneller, müssen wir hier in den Vereinigten Staaten die Voraussetzungen dafür schaffen, daß sich die transatlantische Gemeinschaft von jener tödlichen Droge, Queen Elisabeths Rezept zum wirtschaftlichen Selbstmord Europas, dem „Euro", befreit.

Um die bisherige entscheidende Aussage noch einmal zusammenzufassen: Für die Welt ist eine Zeit angebrochen, die der keineswegs nur legendären „Götterdämmerung" böser Götter entspricht. Nichts an dieser derzeitigen realen Gefahr ist Phantasie. Man erinnere sich, daß es nacheinander vier Römische Reiche gegeben hat; das derzeitige vierte davon, das monetaristisch-imperiale britische System, steht am Anfang seines Todeskampfes, der sich unübersehbar in einer unheilvollen, sich rapide beschleunigenden, globalen Hyperinflationsspirale mit der Verzweiflung eines zunehmendem Kulturpessimismus äußert.

Für das Problem existiert eine potentielle Lösung, nicht jedoch für das Britische Empire, das wie der legendäre Samson und wie die vier Römischen Reiche seit der Zeit Octavians auf der Insel Capri nicht gewillt ist, allein zu sterben. Der Grundsatz des Imperiums lautet: „Niemand darf über meinen abgestorbenen imperialen Leib triumphieren; wenn ich untergehe, dann werde ich euch alle mit mir nehmen, wie Kaiser Nero mit seinem ganzen Haus." Der britische Lakai und US-Präsident Barack Obama verweilt derzeit in seiner eigenen Nero-ähnlichen Phantasie, deren morbider Zwangseffekt uns alle auf diesem Planeten treffen könnte.[sup]2[/sup]

Die nächsten praktischen Schritte

Mit dem Gesagten sei der Weg für das Thema bereitet, mit dem wir uns jetzt hier beschäftigen wollen: die Aufgaben, die sich allen stellen, die unsere Gesellschaft aus dem sich derzeit vertiefenden Abgrund der Verzweiflung herausführen wollen. Glass-Steagall muß sofort wiedereingeführt werden, sonst gehen die Vereinigten Staaten und viele andere Nationen noch im Verlaufe dieses Jahres einer Katastrophe entgegen.

Nur die Streichung von Zig-Billionen Dollar an betrügerischen finanziellen Forderungen, die praktisch nur noch „Spielgeldwert" haben, kann den Zerfall der Vereinigten Staaten als eigenständiger Nation, der seit August 2007 in beschleunigtem Tempo anhält, aufhalten. Dies ist die große Gefahr, der die Menschheit seit der Präsidentschaft von George W. Bush und seither unter Barack Obama ausgesetzt ist. Nur der sofortige Übergang vom jetzigen monetaristischen System zu einem Kreditsystem, wie es in der amerikanischen Verfassung vorgesehen ist und unter Präsident Franklin D. Roosevelt praktiziert wurde, kann das Überleben der Vereinigten Staaten als Nation im verbleibenden Kalenderjahr sicherstellen.

Nur wenn die nominellen Schulden, die den Schulden von Investmentbanken entsprechen, aus den Konten der Geschäftsbanken in einem Kreditsystem ausgelagert werden, läßt sich der von Alan Greenspans Handlangern Bush und Obama eingeleitete allgemeine Zusammenbruch der US-Wirtschaft aufhalten. Ohne die Rückkehr zu einem verfassungsgemäßen Kreditsystem ist die weitere Existenz unserer gefährdeten USA in den unmittelbaren Zukunft nicht möglich.

Der Grund dafür, warum die Trennung eines Kreditsystems von einem monetaristischen System erfolgen muß, liegt darin, daß beide Kategorien nicht untereinander austauschbar sind. Kredit, wie er implizit in der Präambel der amerikanischen Bundesverfassung definiert ist, unter der damals das gescheiterte Geldsystem der Einzelstaaten durch ein bundesweites Kreditsystem ersetzt wurde, stimmt prinzipiell nicht mit den Funktionen eines monetaristischen Systems überein. Im Grunde darf sich niemand, der diese unterschiedlichen Funktionen nicht kennt, auf welcher Ebene auch immer, ein Urteil über diese Fragen erlauben. Wenn diese Einsicht bei den maßgeblichen Personen entsprechenden Rangs nicht zu finden ist, kann das mehr als verheerend für die Zukunft unserer Republik sein.

Zugegeben, die Rückkehr zu einem Kreditsystem, wie es in die Fundamente unserer Bundesverfassung eingelassen ist, würde den allgemeinen Bankrott der schwerkranken monetaristischen Systeme der Welt auslösen. Aber was soll's! Trinkt das süße Heilwasser! Dann verschwindet diese Krankheit des monetaristischen Systems und es entsteht ein Kreditsystem zwischen jeweils souveränen Nationalstaaten, vorzugsweise mit festen Wechselkursen. Man muß in dem, was den eng geschlossenen Reihen der (spekulierenden) Handelsbanken verloren geht, das erkrankte Organ sehen, das das Leben des Patienten bedroht, und man wird diesen dringend notwendigen chirurgischen Eingriff fast überall auf der Welt als Segen für die Sicherheit aller Nationen und Völker loben.

Nach diesen einleitenden Bemerkungen zum Thema kommen wir nun zum eigentlichen Inhalt, der hier behandelt werden soll.

I. Den wirklichen menschlichen Geist erleben

Der eigentlichen intellektuellen und auch spirituellen Herausforderung, die bewußt gemacht werden muß, werden heute nur wenige gerecht, verglichen mit der Zeit vor drei oder mehr Generationen. Die entscheidende Qualität, die wir wiedergewinnen müssen, ist die Einsicht in den grundsätzlichen Unterschied zwischen dem entwickelten Ausdruck der menschlichen Geisteskräfte und der Wiedergabe bloßer Effekte, wenn die menschliche Sprechstimme verwendet wird, um Begriffe aus dem Bereich der Sinneswahrnehmung darzustellen. Das macht die speziellen Eigenschaften der klassischen Singstimme, die auf eine Stimmung von c'=256 Hz oder sehr nahe daran eingestellt ist, so wichtig.

Nehmen wir Johann Sebastian Bach als Beispiel. Hören wir die Serie seiner Präludien und Fugen (das [i]Wohltemperierte Klavier[/i]) nur als Noten auf einem Tasteninstrument, oder als Chor kontrapunktisch gesungener Stimmen? Übertragen wir diese Vorstellung auf die beste heute verfügbare Annäherung an den klassischen musikalischen Kontrapunkt, d.h. eine wohltemperierte Tonleiter der Stimmung c'=256 mit entsprechenden Stimmregistern und Registerwechseln. Übertragen wir das wiederum auf die ausdrückten unterschiedlichen Identitäten der verschiedenen Stimmen in einer Bachfuge, so daß man sie miteinander sprechen zu hören meint, mehr als bloß hübsche Klänge rein formaler oder gar völlig sinnloser Konsonanzen.

Nachdem wir das durchdacht haben, fragen wir uns, wie Menschen heute eigentlich in einem Dialog oder praktisch wie in einem Dialog miteinander sprechen. Produzieren wir Musik oder nur hübsches Wortgeklingel?

Solche Unterscheidungen sind nicht auf klassische Künste als solche beschränkt; der Geisteszustand, für den Bachs wohltemperierter Standard angemessen ist, ist ein Modell, wie man inhaltsreiche Ideen „über den Menschen und die Natur" äußert und aufnimmt.

Der Verlust der klassischen künstlerischen Methoden im Denken und in der Kommunikation produziert einen Menschentyp, den man als „redende Leichen" bezeichnen könnte. Die Menschen müssen also lernen, ihr Denken nach dem klassischen künstlerischen Kontrapunkt auszurichten, wie ich ihn eben angesprochen habe, anstatt zu versuchen, in Ausbrüchen digitaler Kodierung oder im barbarischen Geschwätz der Reduktionisten zu kommunizieren.

Die Unterscheidungen, die ich wiederholt, aber in abgewandelter Form im verbleibenden Teil dieses Berichts aufgreifen werde, entsprechen im Grunde denen, die ich in der Eröffnung dieses Kapitels bereits angesprochen habe.

Behalten wir diese letzten Absätze im Sinn, wenn wir nun direkt von den beiden Anfangsparagraphen von Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854 zu dem abschließenden dritten Abschnitt übergehen. Man stelle dem heute leider immer noch vorherrschenden Glauben an nur fünf Sinne das breitere Spektrum von Bildern gegenüber, das der dritte Abschnitt dieser Habilitationsschrift[sup]3[/sup] erfordert. Während Riemanns Arbeit und danach hat die Zahl funktionell unterscheidbarer Sinne, wie von ihm vorausgesagt, erheblich zugenommen, weil Instrumente entwickelt wurden, die praktisch wie unabhängige Sinnesorgane funktionieren und so die Bandbreite über die nominellen fünf Sinne hinaus erweitern. Diese Entwicklung machte neue spezifische Messungen physikalischer Effekte möglich, die mit den „ursprünglichen" fünf Sinnen nicht direkt wahrnehmbar waren.

Riemanns Habilitationsschrift von 1854 muß als grundlegender Meilenstein in der Wissenschaftsgeschichte verstanden werden. Nach dem Erscheinen dieser Arbeit konnten wissenschaftliche Unternehmungen weder den ehrlichen Anspruch einer wirklichen Naturwissenschaft erheben, noch als Ausdruck wirklich rationalen Denkens gelten, wenn sie sich an Begriffen bloßer Sinneswahrnehmungen als solcher orientierten.

Die Wissenschaft der Neuzeit erscheint über weite Strecken wie ein neuentdecktes Spiegelbild der Errungenschaften aus der Zeit der Pythagoräer und ihrer Anhänger wie Platon und dessen Nachfolgern bis hin zu Eratosthenes. Kreise um Renaissance-Persönlichkeiten wie Filippo Brunelleschi, Nikolaus von Kues und erklärte Cusa-Anhänger wie Leonardo da Vinci und Johannes Kepler und anschließend Gottfried Wilhelm Leibniz erweckten die antiken Fundamente der neuzeitlichen Wissenschaft zu neuem Leben. Sie alle schufen mit Hilfe ihrer schöpferischen Geisteskräfte wissenschaftliche geistige Kompositionen in der Ausdrucksform des klassisch-künstlerischen Kontrapunkts.

Nachdem diese Vorbemerkung gemacht ist, muß folgendes herausgestellt werden: Der Aufstieg der „Goldenen Renaissance" des 15. Jahrhunderts fiel in einen Abschnitt der Geschichte zwischen dem Zusammenbruch des mittelalterlichen Europa des dritten Römischen Reichs im „finsteren Zeitalter" des 14. Jahrhunderts und dem späteren Vorstoß der oligarchischen Feinde der Wissenschaft zur Gründung eines vierten Römischen Reiches, was sich auf die Zeit vom Untergang Konstantinopels über die gesamten Religionskriege von 1492-1648 erstreckte. Der Machtantritt der „neuen venezianischen Partei" des Wilhelm von Oranien drückte so in satanischer Häßlichkeit die phönixartige Wiedergeburt des neuzeitlichen vierten Römischen Reichs aus - die Geburt jenes Britischen Empire, das noch heute den gesamten Planeten beherrscht, daran aber in Zukunft unbedingt gehindert werden muß.

Die Herrschaft wirklicher Imperien, die in ihrem Charakter stets monetaristische Systeme sind, wie die phönixartige Abfolge der vier unterschiedlichen Römischen Reiche, verläuft fast nie wirklich synchron mit den sozialen und wissenschaftlichen Entwicklungen, mit denen sich diese Herrschaft zeitlich überlappt. Imperien haben ihren Aufstieg, Verfall und Zusammenbruch, während ihre Vorgänger noch zusammenbrechen, und sie selbst verfallen wie im zwanghaften Drang, der Ankunft jener Mächte, die wiederum an ihre Stelle treten werden, den Weg zu bereiten.

Was im Zuge des wiederkehrenden Auf und Ab solcher historischen Prozesse stets konstant geblieben ist, ist ein bestimmtes spezifisches Potential zum Guten, das die menschliche Gattung von allen anderen bekannten Lebewesen unterscheidet. Dieser Unterschied ist in der einzigartigen Qualität der geistigen Erkenntniskräfte des Menschen verkörpert. Imperien versuchen die Menschheit auf den tierischen Zustand des ewig Gleichen herabzudrücken - in den sogenannten „Umweltschützern" von heute erkennt man eine solche bösartige Bestialisierung, die sich neuerdings „schöpferische Zerstörung" nennt. Im Gegensatz dazu arbeitet der prometheische Mensch daran, die Ketten oligarchischer Tyrannei zu sprengen, indem er den zuvor eingesperrten Intellekt der Unterdrückten durch eine aufblühende neue Renaissance menschlicher Kreativität freisetzt. Ein anschauliches Beispiel für diesen Punkt ist, wie unsere amerikanische Verfassungsrepublik ihre Freiheit vom bösartigen Britischen Empire errang.

Diese Aufwärts- und Abwärtsentwicklungen erfolgten in einer Form, wie es Riemann in den beiden Eröffnungsparagraphen und im Schlußabschnitt seiner Habilitation darstellt.

Er beginnt mit der Darstellung, wie die gängige Vorstellung der herkömmlichen fünf Sinne der Reibung vergleichbar innerhalb bestimmter Grenzen einschränkt werden sollte, so wie man mit dem betrügerischen „Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik" versuchte, die stetige Abfolge von Prozessen, in denen sich die Wissenschaft immer wieder übertroffen hat, zu unterbrechen. Am Schluß von Riemanns Dissertation wird klar, daß die Renaissance, die zur Befreiung der Unterdrückten dient, mit Hilfe neu zu schaffender Instrumente erreicht werden soll, mit denen wir Zugang zu den äußersten und innersten Grenzen früherer wissenschaftlicher Ansätze der Sinneswahrnehmung erhalten. Derartige Entdeckungen liefern uns die Instrumente für Durchbrüche, mit denen der Mensch in die Bereiche des sehr Kleinen und des sehr Großen vordringen kann, die zuvor außerhalb der Reichweite der Wissenschaft gelegen haben.

Nach der gleichen Regel, die Riemann dort darstellt, hat die Wissenschaft des Menschen wiederholt neue spezifische Eigenschaften des äußeren physikalischen Raumes erkannt, u.a. durch Entdeckungen experimentell bestätigter Kategorien mit unterschiedlichen physikalischen Qualitäten. Zu letzteren gehören jene, die es bereits auf der vorhandenen, sich erweiterten Liste von Eigenschaften bekannter Bereiche der erweiterten physikalischen Raumzeit gibt. W.I. Wernadskijs Erweiterung unbelebter, pflanzlich-tierischer sowie menschlich-kognitiver Kategorien der erweiterten physikalischen Raumzeit läßt sich praktisch zu einer wesentlichen Einheit verbinden. Die auf diese Weise von Wernadskij u.a. hierfür definierten Wechselbeziehungen sind typisch für das Prinzip, um das es hier geht.

Diese höheren Qualitäten der „Ergänzungen" der Sinneswahrnehmung sind wohlgeordnet definiert, was durch die wachsende Erkenntnis möglich wurde, daß Raum, Zeit und Materie an sich nicht die gewünschten Eigenschaften aufweisen, aus denen man sich „unumstößliche, unabhängige Wahrheiten" erhofft hatte - ein Irrtum, der mit der früheren falschen Gewohnheit zusammenhing, Raum, Zeit und Materie als jeweils unabhängige Erfahrungsqualitäten zu behandeln. Für wirkliche Wissenschaft gibt es nur „Raum-Zeit-Materie" als Gesamtheit, ohne Unterteilungen zwischen diesen drei gewöhnlich genannten Kategorien. Ein typisches Beispiel für solchen Fortschritt sind die erstaunlichen Parameter der Eigenschaften des Krebsnebels, auf die uns schockierend neue, Forschungsergebnisse der letzten Jahre gestoßen haben.

Sarpi: Auftritt eines neuen Satans

So verhält es sich mit den wirklich erfolgreichen Beispielen aus der Wissenschaftsgeschichte seit der Entstehung des neuzeitlichen Europas unter dem Einfluß der Entdeckungen Dante Alighieris sowie seiner Nachfolger im 15. Jahrhundert. Zu diesen Nachfolgern gehören Filippo Brunelleschi, Nikolaus von Kues sowie Cusas wichtige, betont wissenschaftliche Anhänger wie Leonardo da Vinci und Johannes Kepler. Zentrale Bedeutung haben dabei Keplers ureigene Entdeckung der Prinzipien der Mars- und Erdbahn, die er mit Hilfe einer „Stellvertreterhypothese" fand, sowie - noch bedeutsamer - Keplers ureigene Entdeckung des Prinzips universeller Gravitation.

Die Besonderheit und außergewöhnliche Bedeutung des Prozesses, der zu der letzteren Entdeckung führte, liegt darin, daß für die Definition eines universellen Gravitationsprinzips zwei voneinander unabhängige Arten der Messung - die des Sehens und der Harmonie des Hörens - gegenübergestellt werden mußten, um das Gravitationsprinzip außerhalb dieser beiden Sinnesmaßeinheiten ausfindig zu machen. Das natürliche System musikalischer Harmonie mit seinen natürlichen Registerübergängen bei einer entsprechend ausgebildeten menschlichen Singstimme in einer Stimmung von c'=256 Hz trägt wesentlich zum Verständnis der tieferen Bedeutung von Keplers astrophysikalischer Entdeckung bei.

Die besondere Bedeutung von Keplers bahnbrechender Entdeckung für das unmittelbare Thema in diesem Bericht liegt in dem, was Albert Einstein erkannt hat: Kepler habe im Grunde ein Universum entdeckt, das, wie Einstein präzisierte, immer endlich, aber nie begrenzt ist.

Es gibt eine bedeutende Entsprechung zu dieser Argumentationslinie in der durchgehenden Inkompetenz statistischer Wirtschaftsvorhersage und auch in ähnlichen Torheiten vieler Leute, die psychologisch in einen relativ verdummten Zustand konditioniert sind, wo sie sich an inhärent inkompetente, rein nominalistische, statistisch-mathematische Methoden klammern, die weithin als „billiger" und angeblich „standardmäßiger" Ersatz für traditionelle experimentelle Methoden kompetenter wissenschaftlicher Untersuchungen herhalten müssen.[sup]4[/sup]

Finanzielle Preise haben in volkswirtschaftlichen Prozessen zwar eine Wirkung, aber das, was gewöhnlich als „mathematische Ökonomie" gilt, entbehrt jeder wirklichen Physik.

An dieser Stelle müssen wir uns die Zeit für einen sehr wichtigen Einschub nehmen, um über Ursprung und Rolle des noch herrschenden Britischen Empire - das „Vierte Rom" - nachzudenken.

Seit dem Untergang des „antiken Griechenlands" im Peloponnesischen Krieg und dem späteren Tod Alexanders des Großen standen die Kapazitäten der mediterranen Seefahrerkulturen ganz im Dienst des unmoralischen monetaristischen Systems, das man unter dem Namen Römisches Reich kennt. Die Ursachen und Wirkungen dieses Aspekts der mediterranen und später europäischen Geschichte sind unter dem Stichwort „oligarchisches Prinzip" zusammenfassen, wie man es in der Antike und schon etwas davor nannte.

Bei den sogenannten alten Griechen wurde das oligarchische System von einer Klasse von „Göttern", der herrschenden Oligarchie verkörpert, die über die übrigen „Sterblichen" herrschte. Genauso verhalten sich auch die bösartigen Möchtegern-Götter der Wallstreet und Londons heute.

In der früheren imperialen Phase, die ebenfalls auf der maritimen Kultur eines Systems von Herr und Sklave basierte, spielte der berüchtigte Berater von König Philip von Makedonien, Aristoteles, eine zentrale Rolle. Aristoteles war insbesondere ein ausgewiesener Spezialist in der Kunst des politischen Giftmordes.

Nach dem Zusammenbruch des dritten Römischen Reichs während des sogenannten „neuen finsteren Zeitalters" entstand ein viertes Römisches Reich aus den Trümmern der Religionskriege von 1492-1648. Das war die Reinkarnation des Römischen Reichs auf Grundlage von Sarpis „neuer venezianischen Partei" unter Wilhelm von Oranien, die zum Kern des noch heute existierenden Britischen Empire wurde.

Die Geschichte vom Ursprung und Aufstieg dieses Britischen Empire ist von entscheidender Bedeutung, um die globalen Krisenbedingungen der heutigen Zivilisation richtig zu verstehen. Um zu verdeutlichen, wie entscheidende Entwicklungen mit Einfluß auf die gegenwärtige Politik der transatlantischen Region ihre Bedeutung für heute erlangten, seien jetzt die folgenden Aspekte dieser Umstände hinzugefügt.

Das satanisch Böse Heinrichs VIII.

Der Prozeß des Bösen begann an einem bestimmten Moment im Leben König Heinrichs VIII., als der hochrangige Agent der Venezianer Francesco Zorzi, ein leidenschaftlicher Gegner des Kardinals Nikolaus von Kues, bei ihm in Erscheinung trat. Zorzi zog es vor, seine Identität als venezianischer Amtsträger zu verbergen, so daß er für eine bestimmte Zeit in London als wichtiger Kontrolleur Heinrichs VIII. arbeiten konnte. Zorzi stand im Bund mit anderen Mitgliedern des gleichen venezianischen Kreises, der unter Leitung des berüchtigten Zehnerrats operierte. Andere Mitglieder dieses Kreises waren venezianische Agenten wie Kardinal Pole und Thomas Cromwell.

Die Operation zur Manipulation Heinrichs VIII. setzte an dem unbändigen Impuls des Königs an, sich von seiner habsburgischen Frau scheiden zu lassen. Dadurch verwandelten sich die seit 1492 in frühen Phasen laufenden Religionskriege in die schlimmsten Schrecklichkeiten all der Kriege zwischen Katholiken und Protestanten bis zum Westfälischen Frieden 1648.

Die wichtigste Konsequenz dieser Affäre um Heinrich VIII. und seine Ehen war, daß Heinrich dem Papst die Treue aufkündigte und England sich der protestantischen Sache anschloß. Im Zuge dieser Parteinahme des englischen Hauses für die protestantische Fraktion in der Zeit zwischen 1492 und 1648 entstand die britische Monarchie als Zentrum des vierten Römischen Reichs und des venezianisch kontrollierten, monetaristisch-imperialistischen Systems, das seit jener Intervention Zorzis im Auftrag Venedigs in ganz Europa tonangebend ist. Dies war der Prozeß, der als historisches Faktum die zukünftige Rolle der britischen Monarchie als Dreh- und Angelpunkt der bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt herrschenden imperialen Weltordnung etablierte.

Die Erfüllung dieses Schicksals, das sozusagen aus den Lenden Heinrichs VIII. hervorging, erwies sich als wichtigste strategische Entwicklung nach der späten Phase dieser Religionskriege 1618-1648, als 1688 Wilhelm von Oranien von der neuen venezianischen Partei einzog, um auf den Britischen Inseln von den dekadenten Stuarts die Macht zu übernehmen. So wurden diese Britischen Inseln dazu auserwählt, die Kommandozentrale des geplanten neuen Weltreichs zu werden, das als Fluch des sog. „Siebenjährigen Krieges" das vierte Römische Reich wurde und so noch bis zum heutigen Tage existiert.

Die verbreiteten, ziemlich albernen Beschreibungen dieses realen britischen Weltreichs unter den Nachfahren Wilhelms von Oranien dienen einer Verschleierung dieser Wirklichkeit, indem den Leichtgläubigen vorgegaukelt wird, das Empire sei bloß eine Kolonialmacht, nicht der moderne britisch-imperiale Ausdruck des gleichen Prinzips wie die drei früheren Modelle des Römischen Reichs. Das Empire setzte die wesentliche Eigenschaft der drei vorangegangenen Phasen des monetaristischen Römischen Reiches fort - das im Fortbestehen des modernen Britanniens eingebettete Prinzip des Imperialismus, das Rosa Luxemburg später klar verstanden hat. Das Empire übernahm das letztlich zum Untergang verurteilte Schicksal eines monetaristischen Systems imperialer Kontrolle, das von den Ränken des Augustus auf der Insel Capri weitervererbt wurde. Dabei wird die Macht über die Mechanismen eines Systems ausgeübt, auf dem die Existenz des Empires hauptsächlich beruht, ein inhärent wucherisches System internationaler Kredite.

Dieses so organisierte Weltreich, wie es sich unter Elisabeth II. in dieser moralisch verkommenen Richtung weiterentwickelt hat, zeichnet sich in letzter Zeit als politische imperiale Kraft vor allem dadurch aus, daß es nach 1971 die Kontrolle über ein vom Britischen Commonwealth koordiniertes supranationales monetaristisches System ausübt, die sogenannte Inter-Alpha-Bankengruppe. Das Hauptziel, die USA zu ruinieren, ist seit 1971 immer offener zutage getreten: ein Prozeß systematischer Selbstzerstörung der Vereinigten Staaten mit Hilfe der Torheiten all jener amerikanischen Präsidenten und Regierungen, die der von London vorgegebenen globalen Politik folgen. Die klarsten Beispiele hierfür waren die abscheuliche Unterstützung der USA für den kolonialistischen britischen Malwinenkrieg und die Aufhebung des amerikanischen Glass-Steagall-Gesetzes 1999 durch die verwandten imperialistischen Machenschaften des britischen Ablegers J.P. Morgan.

Nun noch einmal zu Paolo Sarpi und der Geburt des Britischen Empire.

Einige relevante Geschichtsaspekte

Der neuzeitliche britische Imperialismus unterscheidet sich in einer bestimmten Hinsicht von den früheren drei Formen der „Romantik", was auf anglo-holländische Entwicklungen während der Zeit der Religionskriege von 1492-1648 zurückgeht. Die hervorstechende Phase dieser Veränderung war das Vorgehen von Paolo Sarpi, um die Torheiten des Trienter Konzils auszunutzen. Der Unterschied betrifft die folgenden Hauptaspekte: Obwohl Sarpi auch den Grundannahmen des aristotelischen Systems verhaftet war, erkannte er im Gegensatz zu der von den Habsburgern angeführten katholischen Partei jener Zeit, daß die wissenschaftliche Revolution, die vom großen ökumenischen Konzil von Florenz ausgegangen war - allem voran über die Beiträge des Nikolaus von Kues zur Gründung der neuzeitlichen Wissenschaft -, in Europa tiefgreifende kulturelle Veränderungen bewirkt hatte, die nicht vollständig rückgängig gemacht werden konnten.

Tatsächlich gingen dann die protestantischen Fraktionen von England, den Niederlanden und teilweise Deutschland und Frankreich, die unter den Einfluß der von Paolo Sarpi eingeführten Reformen gerieten, am Ende des 16. Jahrhunderts als Sieger hervor.

Der große Narr König Ludwig XIV. von Frankreich ließ sich dann im Zuge seines Machtaufstieges gegen den Widerstand seines großartigen Ministers Jean-Baptiste Colbert - des Nachfolgers von Kardinal Mazarin - in die Falle locken, 1685 das Edikt von Nantes aufzuheben.

Mit dieser Aufhebung des Toleranzedikts von Nantes wurde der Erfolg der Sarpi-Partei in Europa in Verbindung mit dem Machtaufstiegs der Fraktion Wilhelms von Oranien gesichert, wobei die Betrügereien des Descartes-Fraktion eine wesentliche Rolle spielte. Descartes' Rolle übernahm dann Abt Antonio Conti, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts beauftragt wurde, den betrügerischen schwarzen Magier Isaac Newton als Hauptwidersacher von Gottfried Wilhelm Leibniz und dessen Einfluß aufzubauen.

Diese Wende zum Schlechten in Frankreich war eine Folge des unheilvollen Todes von Kardinal Mazarin und des Verrats am Edikt von Nantes unter dem krankhaft machtgierigen Ludwig XIV. Die Torheiten Ludwigs XIV. ebneten über ständige Kriege den Weg für den Siebenjährigen Krieg und den Pariser Frieden von 1763, mit dem das Britische Empire als viertes Römisches Reich begründet wurde. Deutschlands großer Kanzler Bismarck hat mit Bezug auf den Siebenjährigen Krieg treffend das Motiv des Britischen Empire für die Anzettelung der beiden späteren Weltkriege und mehr vorhergesehen. So ist die Politik hinter dem Siebenjährigen Krieg, der erstmals die britische Monarchie als aufstrebendes Weltimperium festigte, die Ursache der meisten der strategisch tragischen Ereignisse, die die Welt ruiniert haben, seit Venedig die gestörte Persönlichkeit Heinrichs VIII. als „den Hufnagel, durch den am Ende das Königreich verlorenging", ausnutzte, um mit dem Aufbau des Britischen Empire zu beginnen.

II. Wissenschaft und die menschliche Seele

Betrachten wir eine Schlüsselfigur in dem Bemühen, die Geschicke der Welt des 16. Jahrhunderts zu lenken, den Begründer kompetenten strategischen Denkens in Europa, Niccolò Machiavelli (1469-1527). In diesem Fall hat die Wissenschaft, wie sie beispielhaft von Kardinal Nikolaus von Kues definiert wurde, die menschliche Seele tief berührt.

Machiavelli, der fünf Jahre nach dem Tod des Nikolaus von Kues geboren wurde und nach zwölf Jahren die hochbedeutende Bekanntschaft mit Leonardo da Vinci machte, war eine wichtige und intellektuell die fähigste Person in der Regierung der Republik Florenz bis zu deren militärischer Niederschlagung durch die dekadent gewordenen Medici. Man muß Machiavellis damaliges schriftstellerisches Werk im Gegensatz zur Herrschaft dieses großen Feindes der Ereignisse jener Zeit, während und nach der üblen Monarchie des englischen Königs Heinrich VIII. (gest. 1547) sehen, die durch die Verbreitung von Machiavellis Schriften erheblich beeinflußt waren. Aufgrund dieses Erfolges war Machiavelli, der führende und einflußreichste Denker in militärischen und verwandten Fragen dieses Jahrhunderts, verhaßt. Vor allem in England, aber auch in anderen Machtzentren fürchtete man das Werk seines überlegenden Geistes, auch noch in der Zeit nach den grundlegenden Ereignissen in Europa in der Mitte des 16. Jahrhunderts.

Seit dieser Zeit diente das Studium von Machiavellis Werk in der Ausbildung führender Militärs und Geheimdienstoffiziere der Vermittlung der Grundlagen moderner Strategie. Deshalb war Machiavelli in England äußerst verhaßt und gefürchtet, und ist es weitgehend bis auf den heutigen Tag. Zumindest war dies der Fall, bis 1989 das Sowjetsystem unter dem glücklosen, als offensichtlicher Verräter verachteten Michail Gorbatschow - sozusagen dem „Tricky Dick" (Richard Nixon) der sowjetischen Geschichte - zusammenbrach.

Aber soviel auch - meist Ungereimtes - über Machiavelli und ihn als Gründer der modernen Strategie in öffentlichen Verlautbarungen gesagt wird, muß ich aus meiner persönlichen Erfahrung im Nachrichtenbereich von Wirtschafts- und anderer Strategie heraus feststellen, daß selbst heute nur wenige der vermeintlichen Spezialisten das tatsächliche Prinzip hinter der großen Kraft seiner Schriften verstanden haben.

Im Hinblick auf das, was ich hier über Strategie geschrieben habe, ist die verbreitete Einfältigkeit der meisten Völker und Regierungen hinsichtlich der Folgen von Finanzwetten, Regierungspolitik und Kriegführung kein bloßer Zufall, wenn man sieht, wie die öffentliche Meinung häufig vermeintlichen „Genies" angebliche „Erfolge" zuschreibt. „Erfolg für viele", insbesondere wenn es um die Wahl eines mehr als einfältigen US-Präsidentschaftsbewerbers oder um vergleichbare Ereignisse in Europa geht, ist eher dem Messingring in einem Kinderkarussell vergleichbar - etwas, was man gewinnt, aber selten wirklich verdient. ([i]Auf amerikanischen Kinderkarussells konnte man mit einigem Geschick während der Fahrt Ringe von einer Vorrichtung abziehen, und wenn man dabei einen seltenen Messingring erwischte, erhielt man eine Freifahrt[/i], Red.) Nur wenige haben diese Art der Selbsttäuschung so gründlich wie Machiavelli bloßgestellt. Tatsächlich hat nur selten jemand die Lehre daraus gezogen, daß Erfolg und Mißerfolg nicht in der gerade errungenen Trophäe besteht, auch nicht in deren Verzehr, sondern - wie häufig bei erinnerungswürdigen französischen und anderen Wahlen - in den schweren Bauchschmerzen, die sich die scheinbar siegreiche Partei zugezogen hat.

Dem hätte Präsident Charles de Gaulle mit seinem Sinn für Ironien wohl zugestimmt.

Eine kompetente Strategie, die auf den wirklichen Nutzen für die Menschheit statt bloß auf den Gewinn eines albernen Sportwettkampfs oder schlimmeres ausgerichtet ist, liegt in der verdienten Unsterblichkeit der Unternehmungen, an der jene teilhaben, die dem Wohl der Menschheit dienen. Das Gegenteil ist der „Sieg" Adolf Hitlers mit der Machtübernahme, der seinen Platz in der Geschichte der Mächtigen der Bank von England und Wallstreet-Firmen wie Brown Brothers Harriman verdankte - vertreten durch Prescott Bush, den Vorfahren von zwei Generationen mehr als nutzloser US-Präsidenten: George H.W. und George W. Bush. Wahre Errungenschaften liegen in dem Nutzen, der sich als Fortschritt im allgemeinen Wohlergehen der gesamten Menschheit ausdrückt.

Das eigentliche, höhere Ziel der Strategie, und das ist der Aspekt, der für Machiavellis Genie im Mittelpunkt seiner Schriften steht, ist der Fortschritt der Menschheit. Das kann das gleiche Ziel bedeuten, das sich in Aischylos' Bewunderung für die Figur des Prometheus im Dienste der Sache der ganzen Menschheit ausdrückt: „Wo ist Dein Sieg!? Tod, wo ist dein Stachel?!"

Das ist das Wesen des Genies, das im Werk und im Einfluß Niccolò Machiavellis zum Ausdruck kommt, sein Beitrag zu unserem Verständnis, welche Absicht allen Strategiekonzepten zugrunde liegen muß.

Sarpi und Russell

Wie ein gewisser britischer Diplomat einmal in einer Mitteilung an mich anmerkte, läßt sich Bertrand Russell ohne weiteres als die bösartigste Person des öffentlichen Lebens im 20. Jahrhundert beschreiben. Was soll man auch besseres über einen Russell sagen, der im September 1946 Pläne für einen sofortigen präventiven Atomschlag zur Auslöschung der Sowjetunion vorlegte, als wenn die Absichten eines toten Adolf Hitler gegen die Sowjetunion in der Manier Winston Churchills weitergeführt werden sollten?

Russell & Co. hatten damals angenommen, die Vereinigten Staaten und Großbritannien könnten sich dazu ein entsprechendes Arsenal von Kernwaffen besorgen, bevor die Sowjetunion ein vergleichbares Arsenal aufbauen würde. Tatsächlich hatte sich die Sowjetunion nicht nur einige für sie nützliche Pläne der Anglo-Amerikaner beschafft, sondern dank des Einflusses des genialen Naturforschers W.I. Wernadskij hatten die sowjetischen Wissenschaftler längst eigene Kernwaffenkenntnisse entwickelt, so daß die Sowjetunion in wichtigen Bereichen einsatzfähiger Waffensysteme vor den Anglo-Amerikanern lag.

In den Augen einiger geistloser anglo-amerikanischer Kreise schien es dann, als habe Russell die Idee des „präventiven Atomkriegs" zugunsten eines Wunsches nach „Frieden" aufgegeben. Über solche Ironien kann man bei genauem Hinsehen nur sagen, die Schlange hat nicht auf ihren Giftzahn verzichtet, sondern wählt nur eine andere Taktik, um das gleiche Ziel auf noch abscheulichere Weise zu erreichen, diesmal mit der Drohung mit der Wasserstoffbombe, statt nur Atombomben abzuwerfen. Russell verlegte sich auf das Vorgehen, praktisch mit einem thermonuklearen Weltuntergang zu drohen, statt wie bisher unprovoziert ein Bombardement mit Atombomben zu beginnen. Für manche Dummköpfe, wie für Russells einfältige Anhänger, soll das eine „Kriegsvermeidung" sein.

Wer den bösartigen Trick dahinter durchschaute, worauf man unter Russells Geistesverwandten im Kult der Systemanalyse stieß, so wie ich in den sechziger Jahren und danach, der ließ sich davon nicht beirren. Er läßt sich nicht durch von Russell inspirierte Projekte wie die Gründung des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in die Irre führen. Diese Art „Frieden", die wie bei Russell auf Plänen zur massenhaften Auslöschung von Menschen beruht, ist letztlich nicht anders als der Massengenozid als erklärtes Ziel der Anhänger des britischen Prinzen Philip, der im Rahmen des World Wildlife Fund (WWF) eine „umfangreiche Bevölkerungsreduktion" betreibt. Auslöschung mit Atom- oder Wasserstoffbomben oder Völkermord in Verbindung mit „Umwelt"-Lügen - wie es Bertrand Russell beides handfest anstrebte und heute in der menschenfeindlichen Doktrin der Regierung Obama zum Ausdruck kommt, so wie früher in Adolf Hitlers Plänen - ist letztlich ein und dasselbe, wenn man es im Licht der praktischen Folgen betrachtet.

Man betrachte den verwandten Fall des Vorstoßes, Kernenergie zu verbieten: Besonders wenn ein solches Vorhaben mit dem Schwindel um eine Senkung der „Kohlenstoffemissionen" verbunden wird, ist dies nur ein weiterer Trick, um quasi durch biologische Kriegführung gegen die Weltbevölkerung eine massenhafte Auslöschung von Menschen zu erreichen. Solche Pläne zur „Bevölkerungsreduzierung" übersteigen alles, was das Hitler-Regime je versucht hatte - nicht jedoch Hitlers Hintermänner in der Bank von England und ebenso in Wallstreet-Kreisen, die Hitlers Machtaufstieg in Deutschland unterstützten, wie Prescott Bush von Brown Brothers Harriman, der Vater bzw. Großvater von zwei ziemlich beschränkten späteren Präsidenten der Vereinigten Staaten, die mich nicht besonders mochten, um es vorsichtig auszudrücken.

Doch kehren wir zu Paolo Sarpi zurück, um die tiefere Bedeutung all dessen zu finden, was ich in diesem Kapitel bisher ausgeführt habe. Beschäftigen wir uns mit der besonderen Bedeutung der humanistischen Pläne des Begründers der modernen Wissenschaft, Kardinal Nikolaus von Kues, und des Patrioten Niccolò Machiavelli. Beginnen wir mit der Bedeutung Cusas für Machiavellis Einfluß als Stratege.

Die Vorboten von Cusas Revolution

Die Geburt der neuzeitlichen Gesellschaft begann im Grunde bereits mit der revolutionären „geopolitischen" Wende unter Karl dem Großen in jenem Teil Europas, der heute das Gebiet Frankreichs und Deutschlands und angrenzender Gebiete umfaßt.

Zum Hintergrund müssen hierbei zwei äußerst wichtige Elemente betrachtet werden.

Das erste liegt in einer bestimmten Entwicklung der christlichen Kirche, von der heute die Rolle des Hl. Augustinus und der Bewegung der führenden augustinischen Glaubenszentren am bekanntesten ist - zum Beispiel in Verbindung mit Isidor von Sevilla, später den berühmten „irischen Mönchen" sowie dann den ehrlichen Bemühungen, die Sachsen Englands zu zivilisieren, und darüber hinaus den ökumenischen Bemühungen Karls des Großen, der mit Führern der arabischen Renaissance wie Kalif Harun al-Raschid ein Bündnis gegen das dekadente Byzanz schloß. Aus diesen Entwicklungen entstand ein gemeinsamer Kampf gegen das verfallende byzantinische Modell des zweiten Römischen Reichs. Typisch dafür war die Zusammenarbeit zwischen Karl dem Großen und Harun al-Raschid, die das Römische Reich zu stürzen drohte und in der Mittelmeerregion, wo Europa, Westasien (einschließlich des alten Iran) und Nordafrika aneinanderstießen, die Grundlage für zivilisierten Fortschritt schuf.

Zweitens war Karl der Große nicht nur der erste ernsthafte Pionier, der Konzepte einer modernen nationalstaatlichen Realwirtschaft entwickelte, sondern darin waren auch tatsächlich revolutionäre realwirtschaftliche Elemente enthalten. Man kann von einer geopolitischen Revolution Karls des Großen gegen die tyrannischen imperialen Seemächte sprechen, die noch alle Grundzüge des ursprünglichen Römischen Reichs des Kaisers Augustus trugen: [i]die maritime gesellschaftliche Grundlage des Oligarchismus, auf der das legendäre Vermächtnis der sozialen Klasse des olympischen, anti-prometheischen Zeus bis auf den heutigen Tag beruht. [/i]

Im Mittelpunkt der geopolitischen Revolution Karls des Großen stand die Schaffung eines Netzes von Flüssen und Kanälen der Art, wie es später zum Vorbild für den Bau transkontinentaler Eisenbahnen in Nordamerika und Kontinentaleuropa wurde. Die Stärke eines solchen transkontinentalen Ausbaus der Binnenverkehrswege lag einmal in den gewaltigen realwirtschaftlichen Produktivitätsfortschritten der betreffenden Inlandsregionen, und zum anderen in der Schaffung der Voraussetzungen für ein strategisches System, das zu Lande die realwirtschaftliche Macht der maritimen Tyrannei der Tradition des Römischen Reiches überflügeln konnte. Das war zu Zeiten der Herrschaft Karls des Großen die gleiche Machtfrage, die sich auch stellte, als die erste transkontinentale Eisenbahn in den USA Schule machte: London erkannte, daß die wirtschaftliche Revolution in Deutschland und Rußland auf der Grundlage des transkontinentalen Eisenbahnbaus, die unmittelbar im Anschluß an die Jahrhundertfeier in Philadelphia 1876 von Amerika angestoßen wurde, eine tödliche Bedrohung für das Empire war.

Die vom britischen Königshaus bewirkte Entlassung von Reichskanzler Bismarck diente, wie Bismarck selbst richtig erkannte, der Einleitung eines „neuen Siebenjährigen Kriegs", der dann praktisch mit der Vereinbarung zwischen dem Prinzen von Wales und dem japanischen Mikado für ein aggressives Vorgehen gegen China, Korea und Rußland begann. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm dieselbe britisch-japanische Allianz ab Anfang der zwanziger Jahre die totale Zerstörung des US-Marinestützpunktes auf Hawaii in ihre Pläne auf, wobei die Kriegsgerichtsverhandlung gegen US-General Billy Mitchell darauf hinweist, daß es sogar in bestimmten Teilen des US-Militärs verräterische Elemente gab.

Für das Empire ist der geopolitische Krieg gegen die Vereinigten Staaten, Deutschland, Rußland und China noch heute die maßgebliche geopolitische Strategie. Die Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy, mit der Kennedys hartnäckige Blockierung eines US-Kriegs in Indochina aus dem Weg geräumt werden sollte, wiederholte sich in der Ermordung Robert Kennedys, dessen Nominierung und Wahl zum neuen US-Präsidenten damals praktisch sicher gewesen war, bis auch dieser im Sinne der britischen geopolitischen Interessen „rechtzeitig" beseitigt wurde.

Einige Europäer und andere wagen selbst heute noch nicht der elementaren historischen Tatsache ins Auge zu sehen, daß das Empire seit der Herrschaft Wilhelms von Oranien und im Grunde schon seit der Zeit der englischen Mission des „Geheimdienstchefs" des venezianischen Zehnerrats stets die Rolle [als neues Römisches Reich] ausfüllte, die der britischen Monarchie durch die Abfolge von Ereignissen seit den Scheidungsaffären des gemeingefährlichen Irren Heinrich VIII. zufiel.

Unter den Regierungen der europäischen Nationen und auch bei den meist großtuerischen, aber kleingeistigen US-Präsidenten der jüngeren Zeit - insbesondere Barack Obama, der nach Abschnitt 4 des 25. Verfassungszusatzes wegen Amtsunfähigkeit in den Zwangsruhestand versetzt werden sollte - herrscht ein verwandter, hartnäckiger Irrglaube vor: Sie wollen nicht begreifen, daß das europäische politische System seit der Gründung des ursprünglichen Römischen Reichs bis zum heutigen Britischen Empire von Königin Elisabeth II. kein Ausdruck nationaler strategischer Interessen, sondern Ausdruck eines globalen, imperialen Interesses ist. Die eigentliche Macht liegt nicht in dem, woran Nationen glauben; sie liegt vielmehr darin, daß sich einfältige kleine Monarchen und ihresgleichen geweigert haben, die elementare Tatsache europäischer Geschichte anzuerkennen, daß das alte und neue Römische Reich ein Imperium mit einem imperialen, monetaristischen Reflex war und seinem noch heute deutlichen imperialen Interesse bleibt. Selbst Königin Elisabeth II. bestand auf diesem Punkt britischer Weltreichinteressen „innerhalb des Commonwealth", als sie sich über das gescheiterte Referendum in Dänemark äußerte.

Die Macht eines Imperiums beruht auf der Fähigkeit des Herrschers, die loyalen Mitgliedsstaaten des Imperiums damit zu beschäftigen, sich gegenseitig umzubringen, und das in einem Tempo und in einem Ausmaß, um sie genügend zu schwächen, daß die streitenden Parteien den imperialen Rockzipfeln verhaftet bleiben. Das wurde den Vereinigten Staaten mit Hilfe der Ermordung Präsident John F. Kennedys angetan, wodurch die USA ihrer Souveränität beraubt wurden, indem sie in den Irrsinn sinnlosen Gemetzels in Indochina über ein ganzes Jahrzehnt hineingezogen wurden. Davor hatte General Douglas MacArthur Präsident Kennedy gewarnt, und der war selbst fest entschlossen gewesen, die USA nicht in ein so ruinöses Abenteuer in Indochina zu schicken.

Betrachtet man sich den Hintergrund und die strategischen Folgen des Mords an Präsident Kennedy, der nicht zulassen wollte, daß sich die USA in einem solchen unnötigen geopolitischen Abnutzungskrieg in Indochina aufreiben (ähnlich wie es die Sowjetunion bei ihrer vergleichbaren Torheit in Afghanistan erlebte), dann versteht man besser, welche Bedrohung die „geopolitische" Revolution Karls des Großen für ein Europa aufeinanderfolgender Römischer Reiche bedeutete.

Für die römischen Imperialisten ging es dabei jedesmal im wesentlichen um eine zweifache Machtfrage. Das erste war der Umstand an sich, daß jede große Landmacht eine „geopolitische" Bedrohung für die Abfolge neuer Römischer Reiche war. Das zweite war die Tatsache, daß ein Sieg von Gegnern des imperialen Systems wahrscheinlich die Existenz supranationaler Oligarchien auf diesem Planeten für immer beenden würde. Darum geht es heute ganz unmittelbar angesichts des katastrophalen inneren Zerfallsprozesses des Denkens, der Moral, der Gesundheit und der Territorien des heutigen britischen Weltreichs.

Wir haben uns in diesem Kapitel bisher eher flüchtig mit den Turbulenzen beschäftigt, die in den anderthalb Jahrtausenden von der Gründung des Römischen Reiches bis zu dem großen ökumenischen Konzil von Florenz stattgefunden haben; diese Periode umfaßt beinahe die gesamte europäische Kulturgeschichte bis zum Wirken von Jeanne d'Arc und dem großen ökumenischen Konzil von Florenz, womit im wesentlichen die neuzeitliche europäischen Zivilisation begann. Die neuzeitliche europäische Zivilisation war fast in jeder Beziehung eine Reaktion - dafür, teils auch dagegen - auf die ungeheure Wirkung dieses ökumenischen Konzils und dessen exemplarischster Figur: jenem Nikolaus von Kues, dem fast alle großen kulturellen Revolutionen in Ökonomie, Kunst und Wissenschaft im neuzeitlichen Europa zu verdanken sind, aber nicht nur das. „Was gibt es da für mich noch zu entdecken?", muß man fragen.

Um Cusas Rolle bei der Begründung der modernen Wissenschaft, Ökonomie und klassischen Kunst (mit Hilfe berühmter Nachfolger wie Ludwig XI. von Frankreich, Leonardo da Vinci, Raphael Sanzio, Johannes Kepler und Gottfried Wilhelm Leibniz) richtig einzuordnen, muß man auch einen Mann namens Christoph Kolumbus hinzunehmen. Kolumbus' eigene Rolle bei der Entdeckung Amerikas ist in zweierlei Hinsicht ironisch.

Zunächst basierte Kolumbus' Erkenntnis der Endlichkeit und Form der Erde auf einer Entdeckung, die auf das Denken des Nikolaus von Kues zurückging. Dieses Denken wiederum beruhte weitgehend auf dem Werk des führenden Wissenschaftlers und Meeresforschers Eratosthenes in der Antike, der die Größe der Erde vermessen hatte. Die Berechnungen, die dem erfahrenen Seefahrer Kolumbus von den Anhängern des damals bereits verstorbenen Nikolaus von Kues übermittelt wurden, reichten für einen erfolgreichen Beginn der Entdeckungen aus. Die Tatsache, daß die spanischen und portugiesischen Unternehmungen in Amerika unter der obersten Führung der Habsburger standen, machte jedoch den Effekt der Entdeckungen großenteils zunichte. So kam Cusas eigentliche Absicht erst zum Tragen, als die Mayflower-Gruppe ein Gebiet in Neuengland zu besiedeln begann und dort die ursprüngliche Massachusetts Bay Colony unter Führung der Winthrops und Mathers gegründet wurde.[sup]5[/sup]

Kolumbus hatte also als Entdecker Erfolg, aber seine anfängliche Errungenschaft wurde wegen der Herrschaft der Habsburger über die Iberische Halbinsel zum Mißerfolg. Dieser schädliche Einfluß der Habsburger wurde außerdem an der Massenvertreibung von Juden aus Spanien 1492 deutlich, nachdem Spanien bis dahin der wichtigste Teil der Welt gewesen war, wo das Vermächtnis aus den Lebzeiten Karls des Großen und Harun al Raschids in Form des Religionsfriedens zwischen Christen, Moslems und Juden noch überlebt hatte.[sup]6[/sup] Diese Entwicklung signalisierte das hemmungslos mörderische Wüten der Inquisition, und ganz West- und Mitteleuropa wurde in eine Hölle blutigen religiösen Fanatismus gestürzt, der als Werkzeug mörderischer Tyrannei diente, was die Bedingungen für die lange Periode der Religionskriege von 1492-1648 in ganz Europa schuf.

Diese ständigen Religionskriege waren hauptsächlich die Folge eines venezianisch geführten Vorstoßes, die Ergebnisse des großen ökumenischen Konzils von Florenz zunichte zu machen und die moderne Wissenschaft, das Vermächtnis des Nikolaus von Kues, zu unterdrücken.

Es brauchte diese Periode barbarischer Religionskriege - als kämpften nicht Menschen, sondern wilde Tiere -, um das neuzeitliche Europa wirtschaftlich und moralisch soweit zugrunde zu richten, daß eine monetaristische Herrschaft errichtet werden konnte, wie sie bis heute mit dem Empire verbunden ist. Es entstand ein System, das im wesentlichen das vierte in der Abfolge Römischer Reiche war, seit der zukünftige Cäsar Augustus und die Priester des Mithrakults auf der Insel Capri das erste Römische Reich gegründet hatten. Der Kern dieses Bösen läßt sich auf einen kurzen, griffigen religiösen Begriff bringen: „das Evangelium des Mammons".

Indes wurde die Wissenschaft in dieser Raserei, die von 1492 bis 1648 fast überall herrschte, nicht vollkommen zerstört.

Die jüngsten Entwicklungen in der Wissenschaft, besonders seit Präsident Franklin Roosevelts Tod, haben aber die Zivilisation in Amerika und Europa an den Rand eines langen neuen dunklen Zeitalters gebracht, vergleichbar mit dem „neuen finsteren Zeitalter" des 14. Jahrhunderts, aber möglicherweise noch dunkler und noch länger. „Grün" ist hier zur Farbe einer verfaulenden Masse toten menschlichen Fleisches geworden.

III. Hat die Menschheit eine Chance?

Wenden wir unsere Aufmerksamkeit noch einmal der wichtigen Rolle Niccolò Machiavellis zu. Warum haben die britische Monarchie und die Habsburg-Fraktion Machiavelli nicht nur gehaßt, sondern unbändig gefürchtet, wie es die etwas Sensibleren von ihnen sogar bis in die heutige Zeit tun?

Machiavellis Rolle in der neuzeitlichen Geschichte Europas läßt sich im wesentlichen von zwei Gesichtspunkten bewerten. Bei beiden liegt die geforderte Antwort auf die Fragen, die seine sich hartnäckig haltenden Erkenntnisse provozieren, in der richtigen, aber dennoch ironischen, vielfältigen Bedeutung seines Konzepts der „Flanke" in der Kriegführung. Erscheint nicht ein erfolgreicher Flankenangriff den Angegriffenen häufig wie die geheimnisvolle Macht der legendären Erinnyen, die plötzlich aus dem Dunkel zuschlagen und deren Auftauchen, selbst in recht geringer Zahl, den Gegner in einen Zustand heilloser Verwirrung stürzt, wofür die Strategie Friedrichs des Großen bei der Schlacht von Leuthen ein berühmtes Beispiel ist?

Ein gutes Beispiel ist auch der französische König Ludwig XI., der seine überlegenen Gegner am Ende praktisch ruinierte, indem er sie durch Bestechung in eine Falle lockte, in der sie verzweifelten. Am Ende muß es Ludwigs Widersachern so vorgekommen sein: „Wie konnten Männer wie wir offenbar unsere Unterwäsche verlieren, ohne daß einer von uns freiwillig Hemd, Hose und Schuhe ausgezogen hat?"

Die Antwort in diesem Fall lautet natürlich „menschliche Kreativität", oder sollten wir nicht die Bösen ein wenig quälen und sagen: „der Geist des prometheischen Feuers"?

Für Ludwig zahlte sich der Preis für den Frieden mehr als aus, indem die Produktivität der französischen Bevölkerung zunahm, da er nicht nur gewaltige Kriegskosten einsparte, sondern den scheinbar teuren Frieden zu einer im Verhältnis dazu viel reicheren Ernte nutzte, die dieser Frieden möglich machte. Ludwigs ungehobelte normannische und verwandte Gegner stahlen nach Kräften, aber oft einer Weise, durch die das französische Nationaleinkommen rascher wuchs als Frankreichs Bestechungsgelder an seine Feinde, so daß für sie weniger und weniger zu stehlen übrig blieb. Genauso verfuhr auch Heinrich VII. von England, der dem Vorbild Ludwigs folgte, bei seinem Vorgehen gegen den bösartigen Richard III. Hingegen war Ludwig XIV. nicht besser als der jämmerliche, kranke Narr und britische Platzhalter, als der sich US-Präsident Barack Obama erwiesen hat. Der Mann, der während der von den Habsburgern angeführten Kriege von 1492 bis zum Westfälischen Frieden 1648 nicht mehr wußte, als zu plündern und brandschatzen, ist offensichtlich nicht fähig - ähnlich wie heute die britische Marionette Barack Obama -, durch wissenschaftlichen Fortschritt die relative Energieflußdichte so zu erhöhen, daß mit der Kraft des Friedens die Kreativität aufblüht.

So hatte die gemarterte Jeanne d'Arc, die von den mehrfach eidbrüchigen Engländern bei lebendigem Leib verbrannt wurde, eine Entwicklung angestoßen, durch die mit dem anschließenden großen ökumenischen Konzil von Florenz ihr Märtyrertod zum Triumph wurde. Hier läßt sich die Ursache jener Angst erkennen, die Machiavellis Feinde unter den Mächtigen bis auf den heutigen Tag in Schrecken versetzt. Hier erkennt man, warum heute unter meinen Feinden, die auch Ihre sind, das Grauen vor der Macht des Westfälischen Friedens umgeht.

Ist es nicht offenbar, daß das eine Lehre ist, die weder US-Präsident George W. Bush jr. noch Barack Obama jemals ziehen konnten? Sie beide und ihre Mittäter verhalten sich genauso wie der Mann, der die Gans verspeist hat, die goldene Eier legte, wobei er vielleicht ausrief: „Das war die Erlösung von meiner Entscheidungsfreiheit!"

Mit dem Gesagten habe ich keineswegs übertrieben. Ich verweise beispielhaft auf den gemeinen Halunken namens Adam Smith, der wie die Figur des Baldowerers in Dickens' [i]Oliver Twist [/i]die schmutzigen Arbeiten für einen alten Fagin besorgte, den man im wahren Leben als die Marionette der neuen venezianischen Partei Lord Shelburne kennt. Was sollen wir über die Erbärmlichkeit manchmal mächtiger Ungeheuer wie die britische imperiale Monarchie schreiben, die letztlich untergehen müssen wie Kaiser Nero oder die Figuren in Dante Alighieris Inferno? Gibt es nicht Augenblicke, die uns Gelegenheit zu einem flüchtigen Einblick bieten, welche merkwürdig ehrfurchtgebietende Macht allein schon Machiavellis verhaßter Name für die Kräfte des Bösen verkörpert? Sei es nur der eine oder andere Schauer, der ihnen über den Rücken läuft, wenn dieses Thema bei gewissen Gesprächen unter den heute immer selteneren gebildeten Menschen angesprochen wird.

Es gibt eine Art von Macht, auf die Percy Bysshe Shelley im Schlußabsatz seiner [i]Verteidigung der Poesie[/i] so leidenschaftlich anspielt. Diese Kraft, die in Shelleys Schrift vermittelt wird, erfüllte mich schon als junger Erwachsener mit Ehrfurcht, und seit damals habe ich nie die Ehrfurcht davor verloren, wie Shelley beim Schreiben dieser Zeilen die Macht des Vorbewußten eingefangen hat - ein Gefühl, das mich im Laufe der späteren Jahrzehnte immer wieder gepackt hielt.

Die gleiche Macht steckt für den entsprechend Einsichtigen implizit auch in der Argumentation von Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854. Inzwischen kenne ich sie zwar nicht vollkommen, aber ziemlich gut und sehr persönlich. Ich kenne genügend Belege, um zu wissen, daß es nichts gibt, was nicht wissenschaftlich erfaßbar wäre über dieses höhere Prinzip des Universums, das in Shelleys Schlußabsatz für den einsichtsvollen Leser schattenhaft seine Gegenwart verbreitet.

Die Handschrift der Metapher ist kein Märchen, sie kommt in allen großen klassischen Kompositionen wie der klassischen Staatskunst und Wissenschaft seit der Zeit noch vor Aischylos und Platon zum Ausdruck. Platons Gegner vertrauten meist blind ihrer Sinnesgewißheit, jener großen lähmenden Lüge, die bis heute viele Nationen und besonders auch große Reiche zugrunde gerichtet hat.

Ich muß dies zur Aufmerksamkeit des Lesers besonders hervorheben, wie folgt.

Die vorliegende These

Es ist so, wie ich es gelehrt habe, besonders mit Blick auf meine Rolle als bemerkenswert erfolgreicher Ökonom innerhalb des fachlichen Bereichs, mit dem ich mich befasse: Ich habe immer gelehrt, daß bei den vermeintlichen Ökonomen und den Regierungen, denen sie tatsächlich oder nur scheinbar dienen, ein großer, gemeinsamer Irrtum vorherrscht, daß sie nämlich in jämmerlicher Weise den statistischen Lehren der Sinnesgewißheit vertrauen. Das gilt ganz besonders in Hinsicht auf das Erstellen von Vorhersagen. Ich habe nur selten von sogenannten Wirtschaftsprognostikern mit einem gewissen Bekanntheitsgrad gehört, die sich in ihren Behauptungen nicht kläglich geirrt hätten. Aus diesem Grund muß man solche Menschen verurteilen, entweder wegen ihrer falschen Vorliebe für „sinnliche Gewißheiten" oder, noch schlimmer, weil sie leidenschaftlich davon überzeugt sind, in prächtigem Aufzug auf einem toten Pferd zu reiten, das noch nie gelebt hat, nämlich jenem toten Pferd namens Statistik.[sup]7[/sup]

Dahinter steckt eine tatsächlich profunde wissenschaftliche Frage, die einen durchschnittlichen, von sich selbst oder anderen getäuschten Verfasser oder Leser von Kommentaren in Zeitungen wie der [i]New York Times [/i]gewöhnlich völlig verwirrt. Die Illusionen, an denen sie hingen und weiter hängen, sind irgendeine Mischung aus vereinzelten realen oder bloß eingebildeten sinnlichen Gewißheiten. Die thematische Aussage, auf die meine Argumentation seit Beginn dieses Berichtes hinausläuft und worauf ich mit gutem Grund insistiere, zielt auf den entscheidenden Kern der Torheit, die heutzutage unter Gebildeten wie Ungewaschenen gleichermaßen verbreitet ist: Die große Torheit besteht in ihrem zwanghaften Klammern an Begriffe der Sinneswahrnehmung. Selbst ihre Lügen gründen häufig im Glauben an diesen Schwindel der vermeintlich „Rechtgläubigen", manchmal sogar nur einem vorgetäuschten Glauben an diese vermeintliche Zaubermacht der sinnlichen Gewißheit.

Zur Wahrheit führt nur der unsichtbare Fuß, der sein Muster von Fußabdrücken auf einem schlammigen Untergrund hinterlassen hat. Wenn Sie zu denjenigen gehören, die das wirklich verstehen, müssen Sie dann nicht Tränen des Mitleids weinen für all jene, die meinen, der Fuß sei aus den Fußabdrücken entstanden? Diese Leute meinen beleidigt: „Ich glaube nicht an einen unsichtbaren Fuß!" Die Fußabdrücke bewiesen eindeutig, daß laut Statistik nur Fußabdrücke wirklich existieren, und „deshalb", so das Argument „kann es gar keinen unsichtbaren Fuß geben!"

Sie glauben nicht, daß Platons Freund Archytas tatsächlich den Würfel verdoppelt hat. Sie glauben an die Illusion der Quadratur des Kreises, die in den relevanten Kreisen vorherrschte, bis Brunelleschi die ontologische Realität des physikalischen Prinzips der Kettenlinie bewiesen hat. Sie glauben fest daran, daß es Teile des physikalischen Raums gibt, die aus irgendeinem mysteriösen Grund völlig leer sind. Sie wollen das physikalisch nachgewiesene Prinzip von Keplers ureigener Entdeckung der Gravitation nicht wahrhaben. Ihr entsetzlicher Aberglaube geht soweit, daß sie die Existenz universeller physikalischer Prinzipien leugnen, auch wenn diese im Experiment nachgewiesen sind, sondern lieber an reine Statistik glauben - ja, sie glauben sogar, die „Statistik" habe eine magische Gewalt über das gesamte Universum. Man kann sich vorstellen, wie einige altmodische betrügerische Kaffeesatzleser ein oder zwei Abende lang herzlich über die vielsagende Ironie des Wortes „Broker" lachen. ([i]Das englische Wort „broke" bedeutet „pleite", und dahin treiben die Börsenbroker, Übers.)[/i]

Über menschliche Kreativität

Vor allem ist der sogenannte „Zweite Hauptsatz der Thermodynamik" nie mehr als eine ausgemachte Lüge gewesen. Einer der wichtigsten und auch überzeugendsten Beweise hierfür ist unser angesammeltes Wissen über die Abfolge der Arten von Lebewesen auf dem Planeten Erde, das sind Zeugnisse, die sich über viele Millionen Jahre von Ursprung und Entwicklung lebender Prozesse auf der Erde erstrecken.

Die von meinen Mitarbeitern zusammengetragenen wissenschaftlichen Belege zeigen, daß das Lebensprinzip selbst die zugänglichen Bereiche unter- und oberhalb der Erdoberfläche durch seine Natur transformiert hat. Dabei wurden und werden die Bedingungen auf der Erde so verändert, daß die gesamte Geschichte der lebenden Prozesse auf unserer Erde durch eine beständige Höherentwicklung von Lebewesen und deren Wechselwirkungen gekennzeichnet ist.

Ich darf mitteilen, daß es in der unbescholtenen Forschung inzwischen eine unbestrittene wissenschaftliche Tatsache ist, daß zwar alle bekannten Seinsformen Ausdruck anti-entropischer Prinzipien sind, die Fähigkeit zu freiwilliger Kreativität nach unserer bisherigen Erfahrung jedoch nur der besonderen Natur des Menschen eigen ist. Die Entdeckungen des russischen Akademiemitglieds W.I. Wernadskij haben sein außerordentlich erkenntnisreiches Genie in der Tradition Bernhard Riemanns in diesen Fragen gezeigt.

Alle Lebensformen sind in ihrer grundlegenden Ordnungsqualität vom Prinzip her anti-entropisch; doch nur die Menschheit, das menschliche Individuum, zeigt nach unserem heutigen Wissen das Potential zu willentlich erzeugten, in der Realität wirksamen, höheren Formen der Erkenntnis, die sich durch die Tätigkeit des menschlichen Geistes als endloses Prinzip willentlich geordneter Anti-Entropie äußern.

Diese Tatsache lenkt unsere Aufmerksamkeit unmittelbar auf Cusas Beitrag zum Fortschritt der neuzeitlichen Gesellschaft und auf den Einfluß des cusanischen Prinzips auf Niccolò Machiavelli bei dessen Bemühungen um die Errichtung einer höheren, republikanischen Gesellschaftsordnung, was das Ziel der ursprünglichen Republik Florenz und seiner eigenen wichtigsten Schriften gewesen ist.

Der wesentliche Aspekt, der sich aus diesen Schriften ableiten läßt, ist die Mobilisierung der schöpferischen Arbeitskraft des menschlichen Individuums und der gesamten Gesellschaft. Darauf beruht die Fähigkeit des Menschen, die schöpferisch-geistigen Fähigkeiten insgesamt willentlich zu erhöhen, was in Art und Zielsetzung einer wachsenden Fähigkeit der Menschheit entspricht, Gebote wie die aus dem ersten Kapitel der Schöpfungsgeschichte zu erfüllen, wo begründet wird, wie der Mensch sich im Sinne des der Menschheit aufgetragenen Schicksals verhalten soll.

Mit dem Werk des in der Verbannung lebenden Machiavelli wurde die Kraft, die den Prinzipien hinter diesem Schöpfungsauftrag innewohnt, nicht nur zur bindenden Verpflichtung für die Menschheit, sie definiert auch ein Handlungsprinzip durch und in der Gesellschaft, wodurch die Ziele und Mittel des Verfassungsprinzips, das wahrhaft der menschlichen Existenz entspricht, eins werden, sozusagen wie die Finger zur Faust. Anders gesagt, Mittel und Zweck der Kriegführung müssen sich zu einer wenn vielleicht auch unvollkommen Umsetzung dieses Ziels verbinden - so wie General Douglas MacArthur dies in seinem Rat an Präsident John F. Kennedy ausdrückte, sich nicht auf einen langen Bodenkrieg in Asien einzulassen.

Gewisse Leute freuten sich über die Gelegenheit zu diesem Krieg, der ohne die Ermordung Präsident John F. Kennedys und seines Bruders Robert als wahrscheinlich nächster Präsident nicht möglich gewesen wäre. Durch die Entfesselung dieses Krieges, wofür die Morde an den beiden Brüdern entscheidend waren, gerieten die Vereinigten Staaten Schritt für Schritt auf den Weg in die Selbstzerstörung, was bis auf den heutigen Tag anhält. Nun steht der Fortbestand vernünftigen menschlichen Lebens auf diesem Planeten unmittelbar in Zweifel, solange der arme, kranke Präsident Barack Obama im Amt bleibt.

Das Entscheidende ist die unabdingbare Rolle des universellen physikalischen Prinzips menschlicher Kreativität, wie es in allen großen Werken der klassischen Kunst zum Ausdruck kommt und durch das große Fortschritte der Wissenschaft zur Erhöhung der gesellschaftlich anwendbaren Energieflußdichte pro Kopf und pro Quadratkilometer möglich werden. Ohne Fortschritte in klassischer Kultur und Wissenschaft wäre die menschliche Gesellschaft, wie wir sie bisher gekannt haben, zu baldiger Auslöschung verurteilt. Hoffentlich ist diese Gefahr nur ein vorübergehender Zustand.

Mit dem Gesagten sollten Sie sich nun als kundig erachten, was die Wahrheit über Niccolò Machiavelli betrifft.

[h1]Anmerkungen[/h1]

1. Ben Deniston.

2. In meinem Internetforum vom 11. April 2009 beschrieb ich Präsident Obamas wesentliche Persönlichkeitszüge und Absichten. Inzwischen hat sich erwiesen, daß alle diejenigen, die damals meinten, meine Einschätzung des persönlichen Charakters und der politischen Einstellungen dieses Präsidenten zurückweisen zu müssen, sich in einem schrecklichen Irrtum befanden. Leider ist die Lehre einer wahrheitsgemäßen und aussagekräftigen Geschichtsauffassung seit langem aus unserem Bildungswesen verschwunden. Alles, was ich am 11. April 2009 gesagt habe, hat sich heute, zwei Jahre danach, bis ins letzte Detail bestätigt. Die anderen sollten jetzt zugeben: „Fall abgeschlossen."

3. „III. Anwendung auf den Raum."

4. Zum Beispiel ist es völlig inkompetent, wenn statistische Methoden als Vorwand verwendet werden, um Erdbeben und Vulkanausbrüche funktionell in zwei einander ausschließende Kategorien zu trennen. Ähnlich sind praktisch alle statistischen Wirtschaftsprognosen skandalös inkompetente Scharlatanerie. Wie das derzeit völlig bankrotte transatlantische Wirtschaftssystem zeigt, gab und gibt es niemals eine grundsätzliche Korrelation zwischen Geldwerten und der tatsächlichen Ordnung einer produktiven Realwirtschaft. In dem Maße, wie Nationen eine kompetente Wirtschaftspolitik betrieben haben, gelang ihnen dies nur, indem sie praktisch gegen jede Regel rein statistischer ökonomischer Vorhersage verstießen, wie ich es selbst seit Sommer 1956 bis hin zu meinen jüngsten Wirtschaftsprognosen mit beispiellosem Erfolg getan habe. Die „kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten" in einer Ökonomie besteht sehr häufig in einer mehr oder weniger katastrophalen Phase reinigender Bankrotte.

5. Die französische Besiedlung Kanadas, die teilweise auf Jean-Baptiste Colbert zurückging, litt genauso wie die Kolonisierung von Massachusetts unter dem zunehmenden Einfluß Wilhelm von Oraniens, dem Vertreter der neuen venezianischen Partei. Nach Kardinal Mazarins Tod und der Thronbesteigung Ludwigs XIV. ließ der nicht besonders helle Ludwig gegen die heftigen Einwände Colberts zu, daß Frankreich den Verlockungen der neuen venezianischen Partei in den Niederlanden und verwandter Einflüsse der bekannten Scharlatane René Descartes und Abt Antonio Conti nachgab.

6. Die Vertreibung der Juden war schon an sich ein Greuel; doch noch viel schrecklicher waren die Folgen des vergifteten Verhältnisses zwischen den Konfessionen, was sich in der Vertreibung der Juden ankündigte und verstärkte.

7. Noch schlimmer als das ist die „Cambridger Systemanalyse" der Anhänger und Nachläufer von Bertrand Russell wie jenen, die mit dem Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Verbindung stehen.