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Wenn Lebewesen anders ticken

[i]von Peter Martinson[/i]

Unwillkürliche rhythmische Aktivitäten in der Biologie sind ein Phänomen, das man bei allen untersuchten Lebewesen findet und sich praktisch auf alle Lebensprozesse erstreckt. Solche Prozesse können nicht einfach einer inneren Uhr oder rein äußerlichen geophysikalischen oder kosmischen Einflüssen zugeschrieben werden. Es muß ein tieferer Prozeß am Werk sein, dem man sich nähern kann, wenn man eine Kombination beider Ursachen annimmt. Dieser Gedanke führt nicht nur zu einer breiteren Definition des Begriffes „Sinneswahrnehmung“, sondern auch zu Implikationen über die langfristige anti-entropische Entwicklung von Leben auf der Erde sowie über die bemannte Erforschung anderer Planeten innerhalb des Sonnensystems. Lyndon LaRouche hat verlangt, grundlegende wissenschaftliche Fragestellungen müßten von dem Standpunkt ausgehen, daß das Weltall aus drei sich beeinflussenden, aber hierarchisch angeordneten Phasenräumen zusammengesetzt ist: dem abiotischen (unbelebten), dem biotischen (belebten) und dem noetischen (schöpferischen). Diese Phasenräume wurden spätestens 1938 von dem russischen Akademiemitglied Wladimir I. Wernadskij entwickelt, der außerdem nachgewiesen hat, daß die Welt der unbelebten Physik kein Monopol auf so tiefgreifende Probleme wie den Aufbau der physikalischen Raumzeit habe.[footnote]W.I. Wernadskij „Problems of Biogeochemistry II: On the Fundamental Material-Energetic Distinction Between Living and Nonliving Natural Bodies of the Biosphere.” Erstveröffentlichung 1938 in Russisch. Erste englische Übersetzung 21st Century Science and Technology, Winter 2000-2001, S. 20-39. Deutsche Übersetzung: „Über die Unterschiede zwischen lebenden und nichtlebenden Naturkörpern in der Biosphäre“, in Fusion 3/2000.[/footnote] Unter keinen Umständen darf grundlegende Wissenschaft innerhalb der biotischen Phase (oder eigentlich auch in jeder anderen Phase) auf Erklärungen der unbelebten Physik reduziert werden. Das sollte dahingehend erweitert werden, daß weitere Entdeckungen in der sogenannten „unbelebten Physik“ nur über den Weg durch Entdeckungen in der Biologie gemacht werden können. Die Annahme, daß Forschungsergebnisse biologischer Phänomene mit bereits Bekanntem aus der Physik erklärt werden kann, ist so verrückt, als würde man sagen, die eigene Mutter sei nicht mehr als ein sehr komplizierte Pfannenwender.

Auf dieser Grundlage kann ein verantwortungsvoller Wissenschaftler erkennen, daß etwa das Phänomen biologischer Rhythmen die Möglichkeit birgt, nicht nur bisher unbekannte Bereiche der kosmischen Strahlung, sondern auch unbekannte Strahlungsphänomene aufzudecken, die in ihren mathematischen Formulierungen bisher kaum richtig zum Ausdruck kamen. Es wird deutlich werden, daß Lebewesen in der Lage sind, auf extrem schwache Felder zu reagieren, die mit herkömmliche Meßinstrumente leicht übersehen werden. Und Lebewesen haben auf solche schwachen Felder seit Milliarden von Jahren reagiert, viel länger als Menschen bewußt war, daß diese überhaupt existieren. Das eröffnet auch die Möglichkeit, daß Lebewesen nicht nur auf schwache Felder, sondern auch auf extrem langzyklische Strahlungen im geologischen Zeitmaßstab reagieren, die evolutionären Veränderungen des Lebens auf der Erde entsprechen.

Sind einzelne Lebewesen wirklich einzelne Lebewesen, die mit äußeren Wellen und Teilchen um ihr individuelles Dasein kämpfen, oder versteht man sie besser im Rahmen der kosmischen Strahlung selbst? Vielleicht muß man kosmische Strahlung sogar als Hauptausdruck dieser über dem Unbelebten stehenden Phase – des Lebens – untersuchen; Lebewesen müßten somit als Kontraktionen innerhalb des Feldes verstanden werden. Ist ein „Sinnesorgan“ damit vielleicht sogar durch kosmische Strahlung selbst entstanden, um ein intergalaktisches System abzubilden?

Bevor wir uns mit einigen wichtigen Experimenten über biologische Rhythmen befassen, wollen wir untersuchen, was sich der Astrophysiker Johannes Kepler unter den menschlichen Sinnen vorstellte.

[subhead]Kepler[/subhead]

Ein Objekt, das von jemandem wahrgenommen wird, muß in irgendeiner Weise auf die Sinnesinstrumente einwirken können. Die Netzhaut des Auges muß somit in der Lage sein, auf die durch ein gesehenes Objekt verursachte Störung zu reagieren. Die Störung wird in diesem Fall durch etwas verursacht, das wir Licht nennen, obwohl das Licht selbst nicht gesehen wird; Licht wird durch das gesehene Objekt erzeugt, das dann auf die Netzhaut des Auges einwirken kann. Auf einem noch unbekannten Weg muß die Seele des Sehenden beurteilen können, ob seine Netzhaut von einem äußeren Gegenstand angesprochen wird. Auf diese Weise betrachtet man nicht den äußeren Gegenstand, sondern die eigene Netzhaut. LaRouche hat dieses Paradox als die Situation eines Raumfahrers beschrieben, der in einem Raumschiff ohne Fenster sitzt und nur die Daten seiner Instrumente vor sich hat.[footnote]Lyndon LaRouche, „An Election’s Terrible After-Taste: The Global Crisis Now at Hand”, EIR, 7. Januar 2011. Siehe auch http://www.larouchepac.com/node/16929.[/footnote] Er liest nur die Meßwerte ab, weiß aber nichts über die Ursachen dieser Meßwerte. Es gibt damit kein Fenster zwischen der äußeren physikalischen Realität und der Seele des Betrachters, durch das die Ausstrahlungen des beobachteten Objektes von außen nach innen dringen. Die Ausstrahlungen enden im wesentlichen an dem Instrument. Der eigene Geist erzeugt das Bild einer betrachteten äußeren, ausgedehnten Welt; doch diese wahrgenommene Welt ist nicht so, wie die „reale Außenwelt“ „aussieht“.

Menschen und andere Lebewesen sind in der Lage, den Sinneswahrnehmungen entsprechend zu handeln. Mit anderen Worten, sie können beurteilen, wie lange sie bestimmte Tätigkeiten ausführen, wie weit sie fahren, wann sie umdrehen sollen etc. In seiner [i]Weltharmonik[/i] von 1618 stellte Johannes Kepler alle konstruierbaren Seh- und Hörverhältnisse umfassend dar.[footnote]Johannes Kepler, [i]Harmonices Mundi[/i], 1619. Weltharmonik, übersetzt von Max Caspar, Oldenbourg, 1967.[/footnote] Er schrieb dieses Werk, nachdem er seine erste Untersuchung über das Sonnensystem (dargestellt in seinem [i]Mysterium Cosmographicum[/i][footnote]Johannes Kepler, [i]Mysterium Cosmographicum[/i], 1595. Übersetzt von Max Caspar, C.H. Beck, 1938.[/footnote]), mit den wesentlichen Parametern der Planetenbahnen, vor allem denen von Mars und Erde, ergänzt hatte.[footnote]Johannes Kepler, [i]Nova Astronomica[/i], 1609. [i]Die neue Astronomie[/i], übersetzt von Max Caspar, Oldenbourg, 1990.[/footnote] Von Anfang an war es Keplers Ziel, am vollständigsten in seiner [i]Weltharmonik[/i] ausgedrückt, zu zeigen, daß das Universum auf Grundlage einer prästabilierten Harmonie funktioniert und daß dabei der Verstand des Menschen im Mittelpunkt stand. Mit anderen Worten, der Mensch kann den Sinn begreifen, wie und warum der Schöpfer das Universum so erschaffen hat, wie Er es erschaffen hat, weil es Sein Plan war, daß das Universum so verstehbar sein sollte.

Kepler verlegt das Antriebsvermögen in die Vernunftfähigkeit, die er nur dem Menschen und Gott zuschreibt. Der Mensch erkennt die Verhältnismäßigkeit und entscheidet dann über das richtige Vorgehen. Da andere Lebewesen auch vernunftmäßig handeln, aber nicht selbst über Vernunftfähigkeit verfügen, vermutete Kepler, daß es zwischen ihnen und Gott einen Mittler gäbe, den er die „sublunarische Natur“ nannte – eine Seele für die Erde.[footnote]Es sollte angemerkt werden, daß sich Bernhard Riemann noch als Student zu dem gleichen Thema geäußert hat. In seinen Schriften über „Geistesmassen“ sprach er von einer Erdseele, in die auch Pflanzen in einer Form der Sinneswahrnehmung eingehen, die zur Grundlage späterer Schöpfungen werden kann.[/footnote] Insbesondere könne die sublunarische Natur die gedachten Winkel zwischen den Sichtlinien zu den anderen Planeten im Sonnensystem wahrnehmen, einschließlich des Mondes und der Sonne, und feststellen, wie darauf zu reagieren sei. Kepler weist ausdrücklich darauf hin, daß nicht die Wahrnehmung selbst solche Reaktionen bewirkt. In keiner Weise ist der von dem Sinnesobjekt ausgehende Strahl die direkte Ursache für irgendeine Tätigkeit eines Lebewesens, einschließlich des Menschen. Die Tätigkeit geschieht auf Grund der wahrgenommenen Verhältnismäßigkeit, die aber selbst kein Antriebsvermögen besitzt.

[box:caption="Johannes Kepler entdeckte, welche Winkel oder „Aspekte“ mehr oder weniger Einfluß auf die sublunarische Natur haben sollten. Beispielsweise sind Opposition und Konjunktion (entsprechend zwei rechten Winkeln oder 180°) die einflußreichsten, während ein rechter Winkel zwischen den Strahlen weniger einflußreich ist. ";align="right"][attachment:1;width=250;height=342][/box]

Auf Grundlage erkennbarer und konstruierbarer Kongruenzen zwischen den ebenen Figuren entdeckte Kepler, welche Winkel oder „Aspekte“ mehr oder weniger Einfluß auf die sublunarische Natur haben sollten. Beispielsweise sind Opposition und Konjunktion (entsprechend zwei rechten Winkeln oder 180°) die einflußreichsten, während ein rechter Winkel zwischen den Strahlen weniger einflußreich ist. Die meisten der sichtbaren Winkel zwischen zwei Körpern fallen nicht mit einflußreichen Aspekten zusammen, weshalb die sublunarische Natur sie ignorieren wird. Aber wenn sie die Annäherung einflußreicher Aspekte wahrnimmt, wird die sublunarische Natur durch ihre Organe entsprechend tätig: durch Wettersysteme, vulkanische und seismische Aktivitäten, die Gezeiten durch ihre Organe – und Lebewesen.[footnote]Riemann stellte sich vor, daß sich die Erdseele aller Individuen eines Pflanzengeschlechts als Sinnesorgane bediente. Aus allem, was durch diese Pflanzen über die klimatischen und chemischen Zustände auf der Erdoberfläche wahrgenommen werde, könnte die Erdseele einen Plan für spätere Schöpfungen entwickeln. [/footnote] Dem sollte hinzugefügt werden, daß es für jeden Aspekt, so von einer Konjunktion zur nächsten, vollständige Zyklen gibt, welche die weltliche Darstellung solcher Einflüsse sind. Das würde auch auf regelmäßige biologische Zyklen zutreffen.

Wenden wir darauf Wernadskijs Kriterien des Drei-Phasen-Raums an. Wie unterscheidet sich die Reaktion des Menschen von der anderer Lebewesen auf der Erde? Die Reaktionen der Lebewesen sollten insgesamt neuartig und kreativ erscheinen, aber relativ geringe Abweichungen innerhalb einer Gattung zeigen. Menschen sind hingegen individuell innerhalb gewisser Grenzen fähig, ihre Reaktionen auf die Aspekte anzupassen. Zum Beispiel ist der Mensch zu Schichtarbeit in der Lage, obwohl diese eine starke Belastung für das biologische System bedeutet. Keine Fruchtfliege kann sich unabhängig entscheiden, eine Nachtschicht einzulegen, während die anderen weiter am Tag arbeiten und umgekehrt; allerdings lassen sich Insekten vom Menschen dazu trainieren, ihren Schlafzyklus zu verändern. Menschen können sich bewußt entscheiden, gegen ihre Sinneswahrnehmung zu handeln, obwohl viele es nicht tun.

Wie Lyndon LaRouche wiederholt dargestellt hat,[footnote]Lyndon LaRouche, “A Wedding Anniversary: The Sixth Sense”, [i]EIR[/i], 14. Januar 2011.[/footnote] können Menschen erkennen, daß das, was sie wahrzunehmen meinen, nur der Schatten von etwas Unsichtbarem ist, um dann auf die Ursachen dieses Schattens wiederum durch ihre eigene Willenskraft zu reagieren.

Wie an den folgenden Beispielen deutlich werden wird, haben viele Lebewesen zyklische Funktionsrhythmen, die periodischen Abläufen in den relativen Winkelpositionen der Planeten des Sonnensystems und anderer Bezugspunkte auf galaktischer und intergalaktischer Ebene entsprechen. Daher ist es zweckmäßig, nach Sinnesfähigkeiten innerhalb von Lebewesen zu suchen, die auf geeignete Signale von der Erde reagieren, welche in Reaktion auf jene größeren und entfernteren Systeme erzeugt werden. Man sollte jedoch nicht davon ausgehen, daß diese Sinnesfunktionen wie im Physikbuch funktionieren.

[subhead]Biologische Rhythmen[/subhead]

Wir wollen zunächst einige biologische Rhythmen betrachten und dann ihre Funktion im Zusammenhang mit dem kosmischen Sensorium untersuchen.

Die meisten untersuchten biologischen Zyklen sind etwa 24 Stunden lang und werden daher auch zirkadian (lateinisch circa = etwa und dies = Tag) genannt. Dazu gehören Schlaf-Wach-Zyklen, die bei Tieren manchmal als „lokomotorische Aktivität“ gemessen werden. Ein Rhythmus, der typischerweise bei Küstentieren gefunden wird, ist ein zweimal am Tag ablaufender Zyklus, der mit den täglichen Gezeiten und dadurch mit der Hälfte eines lunaren Tages in Zusammenhang steht. Es gibt auch längere Zyklen in der Größenordnung eines Lunarmonats, wie etwa der durchschnittliche Menstruationszyklus bei der Frau.[footnote]Um einiges hier klar zu stellen: Der Menstruationszyklus bei Frauen variiert zeitlich zwischen einigen Tagen und mehreren Monaten. Die durchschnittliche Zyklusdauer beträgt jedoch etwa 29 Tage – etwa einen Lunarmonat. Die Frage, ob dieser Zyklus mit dem Mond in Verbindung steht, wird durch die häufige Beobachtung verkompliziert, daß Frauen, die zusammen leben und arbeiten, oft auch ihre Periode zusammen beginnen. Der Zyklus selbst kann auch durch Hormongaben stark verändert werden. Insgesamt ist dies ein weiteres Beispiel dafür, daß Zyklen im Organismus angelegt sind, aber empfindlich auf äußere Faktoren reagieren.[/footnote] Noch längere Zyklen in der Größenordnung von einem Sonnenjahr äußern sich im Winterschlaf vieler Lebewesen („Diapause“), in der Entfärbung und des Blätterverlusts von Laubbäumen, der Pflanzenblüte, der saisonalen Grippe usw. Noch längere Zyklen fallen mit anderen kosmischen Kreisläufen wie dem Zyklus der Sonnenflecken zusammen.

Die große Frage bei der Untersuchung dieser Zyklen war, ob sie durch eine Art Uhrwerk innerhalb des Organismus oder durch äußere, wahrscheinlich kosmische Abläufe hervorgerufen werden, mit denen sie zusammenzufallen scheinen. Für beide Behauptungen haben sich Belege gefunden, und die Frage wird dadurch etwas paradox.[footnote]Frank A. Brown, Living Clocks, Science, New Series, Band 130, Nr. 3388, S. 1535-1544 (1959).[/footnote] Wenn Lebewesen in einer Umgebung gehalten werden, in der die äußeren Zyklen, mit denen sie zusammenzufallen scheinen, abgeschirmt sind, gehen sie in einen sogenannten „Freilauf“, bei dem die bisher feste Periode von dem äußeren Taktgeber abzuweichen beginnt.

Zum Beispiel öffnet und schließt die Bohnenpflanze ihre Blätter in einem 24-Stunden-Rhythmus (12:12 – 12 Stunden offen, 12 Stunden geschlossen). Bei Dauerbeleuchtung verschiebt sich die Periode auf etwas mehr als 24 Stunden. Am Anfang dieser Untersuchungen zeigte Wilhelm Pfeffer, daß Bohnen, die in völliger Dunkelheit gehalten werden, keinerlei Zyklen aufweisen – die Blätter bleiben einfach offen. Sobald die Pflanzen jedoch Licht bekommen, beginnen sie sofort mit ihrem etwa 24stündigen Zyklus. Die Zyklen setzen ein und dauern an, auch wenn nur kurze Zeit Licht auf die Pflanze gefallen ist und sie den Rest ihres Lebens in Dunkelheit verbringt.[footnote]Pfeffer fand auch heraus, daß er Pflanzen mit Hilfe von Licht zu Perioden zwingen konnte, die länger oder kürzer als 24 Stunden andauern, indem zwischen hell und dunkel abwechselte. Antonia Kleinhoonte ging in ihren Experimenten noch weiter und zeigte, daß bei Überschreitung von 8:8- oder 15:15-Zyklen die Pflanzen „rebellieren“ und auf einen 12:12-Zyklus zurückfallen.[/footnote] Die Pflanze hat somit eine innere Zyklusfunktion, reagiert aber auch auf äußere Reize.

Ein Problem bei Experimenten mit sogenannten konstanten Bedingungen ist, daß nur solche Bedingungen konstant gehalten werden, von denen der Experimentator annimmt, daß sie auf den Organismus einwirken. Per definitionem sind dadurch unbekannte Einflüsse nicht ausgeschlossen. So könnte die zirkadiane lokomotorische Aktivität der Fruchtfliege, die über einen Zeitraum von 24 Stunden in ständigem Licht oder ständiger Dunkelheit konstant bleibt, auf andere, unberücksichtigte äußere Zyklen zurückgeführt werden, die etwas länger als 24 Stunden andauern, aber einen geringeren Einfluß haben als der Hell-Dunkel-Zyklus.

Ein Experiment wurde vorgeschlagen, dies zu überprüfen. Wenn der Zyklus eines Lebewesens von einem anderen äußeren Reiz beruht, sollte sich die Phase des Zyklus verschieben, wenn das Lebewesen unter konstanten Bedingungen auf einen anderen Längengrad transportiert wird.

Die Ergebnisse des Experiments waren widersprüchlich. Frank Brown zeigte, daß, wenn eine Auster, die auf regelmäßige Gezeiten eingestellt ist, von der Küste Neuenglands nach Chicago gebracht wird (wo es keine Gezeiten gibt), einen Gezeitenzyklus übernimmt, der dem Gezeitenrhythmus in Chicago entspräche, wenn es einen dort gäbe (Abbildungen 1-3).[footnote]ebenda.[/footnote] Das läßt auf eine von außen wirkende Kraft schließen.

[box:source="LPAC-TV, The Extraterrestrial Imperative, Part 2, http://www.larouchepac.com/node/16049";caption="Austern im Hafen von New Haven";align="right"][attachment:2;width=200;height=112][/box]

[box:source="LPAC-TV, The Extraterrestrial Imperative, Part 2, http://www.larouchepac.com/node/16049";caption="Auster bei der Ankunft in Illinois";align="right"][attachment:3;width=200;height=113][/box]

[box:source="LPAC-TV, The Extraterrestrial Imperative, Part 2, http://www.larouchepac.com/node/16049";caption="Auster in Illinois, zwei Wochen später";align="right"][attachment:4;width=200;height=114][/box]

Auf der anderen Seite richtete der Forscher Max Renner in Paris Bienen unter konstanten Bedingungen dazu ab, zu einer bestimmten Tageszeit Futter zu sammeln. Wenn die Zeitempfindung von außen verursacht wäre, sollte sich bei den Bienen nach ihrem Transport nach New York (bei sonst gleichbleibenden Bedingungen) die Zeit ihrer Nahrungssuche verschieben. Genau das Gegenteil trat ein: sie schwärmten Tag für Tag immer genau 24 Stunden nach ihrer gewohnten Pariser Fütterungszeit aus. Als der gleiche Versuch gemacht wurde, wobei die Bienen aber die tägliche Bewegung der Sonne sehen konnten, richteten sie sich sowohl nach ihrer 24stündigen „inneren Uhr“ als auch nach der Ortszeit.[footnote]Max Renner, “The Contribution of the Honey Bee to the Study of Time-Sense and Astronomical Orientation”, [i]Cold Spring Harbor symposia on quantitative biology[/i] [proceedings], Band. 25, S. 361-367 (1960).[/footnote] Renners Experimente zeigten somit, daß innere und äußere Zeitabläufe kombiniert auftreten.

Ein Problem bei allen Studien ist der Umstand, daß die Zyklen bei allen Lebewesen temperaturunabhängig zu sein scheinen. Mit anderen Worten, wenn ein Lebewesen, dessen Temperatur nicht intern geregelt wird, in eine kühlere Umgebung kommt, verlangsamen sich alle seine lebenswichtigen Funktionen und beschleunigen sich bei Erwärmung. Wenn die „Uhr“ ein inneres Organ oder ein innerer Mechanismus wäre, dann sollte er sich bei Temperaturänderungen auch beschleunigen oder verlangsamen. Brown,[footnote]F. Brown und M. Webb, „Temperature Relations of an Endogenous Daily Rhythmicity in the Fiddler Crab, Uca, Physiological Zoology, Band 21, Nr. 4, S. 371-381 (1948).[/footnote] Colin Pittendrigh[footnote]Colin Pittendrigh, “On Temperature Independence in the Clock System Controlling Emergence Time in Drosophila”, [i]Proceedings of the National Academy of Sciences[/i], Band 40, Nr. 10, S. 1018-1029 (1954).[/footnote] und andere zeigten jedoch, daß alle Lebewesen bei ihren Rhythmen für Temperaturänderungen praktisch immun sind. Brown experimentierte sogar mit Winkerkrabben, deren äußere Farbe sich in einem täglichen Zyklus verändert; er senkte ihre Körpertemperatur bis auf den Nullpunkt, doch der Zyklus zeigte weiter seinen zirkadianen Rhythmus, auch wenn die Intensität des Farbwechsels bis zum Tod immer schwächer wurde. Entweder gibt es also weitere externe „Treiber“ oder der innere Mechanismus hat eine wundersame Möglichkeit, Geschwindigkeit mit Temperatur zu regulieren.

Wie weiter unten noch genauer dargestellt wird, ist ein wichtiger Faktor bei biologischen Rhythmen, daß Lebewesen auf sehr schwache magnetische und elektrische Felder reagieren. Jürgen Aschoff und Rütger Wever stellten in diesem Bereich interessante Experimente an. So verwandelten sie zwei Atombunker aus der Kriegszeit in Wohnunterkünfte, in denen die Tageszeit nicht feststellbar war. Sogar Lebensmittel und Benachrichtigungen wurden über eine Art Schleuse hineingebracht, so daß die Versuchspersonen keinerlei Kontakt mit Menschen von außen hatten. Eine der Wohnungen wurde von allen äußeren elektromagnetischen Feldern abgeschirmt und zusätzlich so eingerichtet, daß in den Räumen künstliche oszillierende elektrische Felder geringer Intensität aufgebaut werden konnten, während die andere Wohnung keine EM-Abschirmung hatte. Bei allen Versuchspersonen pendelten sich die Schwankungen der Basaltemperatur genauso wie der Schlafrhythmus auf etwa 25 Stunden-Intervalle ein. Bei einigen der Testpersonen entkoppelte sich jedoch der Schlafrhythmus massiv von den Temperaturschwankungen, wobei Schlaf-Wach-Zyklen von 50 Stunden und mehr auftraten, während die Temperatur ihren zirkadianen Zyklus beibehielt.

Alle Personen, bei denen eine solche Entkopplung beobachtet wurde, lebten in der Wohnung, die von allen EM-Feldern abgeschirmt war.[footnote]Rütger Wever, „Human Circadian Rhythms under the Influence of Weak Electric Fields and the Different Aspects of These Studies”, [i]International Journal of Biometeorology[/i], Band 17, Nr. 3, S.. 227-232 (1973).[/footnote] Wenn ein schwaches elektrisches Feld (2,5 V/m, das die Personen nicht bewußt wahrnahmen), aber mit einer Oszillation von 10 Hz angeschaltet wurde, sprang der Schlafrhythmus sofort zum den zirkadianen Zyklus der Temperatur zurück. Keiner der Probanden spürte einen Unterschied.[footnote]Alle Testpersonen, auch diejenigen, die „50-Stunden-Tage“ erlebten, nahmen dreimal während ihrer subjektiven Tage regelmäßige Mahlzeiten ein. Es ist offensichtlich ein verbreitetes Mißverständnis, daß man um die Mittagszeit Hunger bekommt, nur weil man sein Frühstück „verdaut“ hat. Es ist eine zirkadiane Zeiteinteilung! Die 50-Stunden-Probanden verteilten ihre Mahlzeiten gleichmäßig auf ihren subjektiven Tag, was bedeutete, daß sie Frühstück etwa zur gleichen Zeit hatten wie wir, aber anfingen Kohldampf zu bekommen, nachdem wir bereits mit unserem Abendessen fertig waren![/footnote]

Das ist nur eine Auswahl von Experimenten, die vorgestellt wurden, um dem Leser eine Vorstellung des Problems zu geben. Die falsche Frage wäre: „Werden die Zyklen von einer inneren Uhr oder durch den Kosmos angetrieben?“ Kepler hatte bereits nachgewiesen, daß es eine enge Verbindung zwischen entfernten kosmischen Vorgängen und dem Leben hier auf der Erde geben müsse. Betrachtet man sich die Widersprüchlichkeiten in den biologischen Zyklen, so bestätigt sich: Es gibt etwas innerhalb des Organismus, das nach zyklischen Aspekten reagieren kann, d.h. es muß ein zyklisches Potential innerhalb des Organismus geben. Sowohl der „äußere Taktgeber“ als auch die vermeintliche innere Uhr sollten im Grunde als etwas Externes gesehen werden, was bedeutet, daß keines von beiden die Ursache der Zyklen ist. Beide zyklischen Systeme (geophysikalische/kosmische vs. biologische) hängen miteinander zusammen, aber nicht unbedingt in einer kausalen Beziehung. Während die Ursache selbst unbekannt bleibt, sollten wir uns mit der gleichen Methode auf die Suche danach begaben, die auch Kepler sein Leben lang verwendete, die Methode der [i]Harmonik[/i].

Um einen weiteren Stein des Puzzles zu finden, werden wir im folgenden feststellen, daß die Reaktion auf kosmische zyklische Schwankungen unmittelbar auch mit der räumlichen Orientierung von Lebewesen verbunden ist. Mit anderen Worten, wir haben es erneut mit der Untersuchung der physikalischen Raumzeit zu tun, worin, wie Wernadskij betonte, das Geheimnis des Unterschieds zwischen Leben und Nicht-Leben enthalten ist.

Diesen Aspekt wollen wir nun tiefer ergründen.

[subhead]Kryptische Chemie[/subhead]

Wie man bei Zugvögeln sieht, nehmen Vögel auf irgendeine Weise das Erdmagnetfeld wahr, und dieser Sinn ist eng mit ihrer Sehkraft verbunden.[footnote]Siehe den Bericht über Magnetorezeption bei Vögeln von Ben Deniston in diesem Heft.[/footnote] Man hat insbesondere festgestellt daß junge Vögel ihre Orientierungsfähigkeit verlieren, wenn verhindert wird, daß sie über ihre Augen blaues Licht wahrnehmen können. Thorsten Ritz und Kurt Schulten vermuten, daß dabei ein chemischer Stoff eine Rolle spielen könnte, der nach Aktivierung durch blaues Licht magnetisch empfindlich wird.[footnote]T. Ritz, S. Adem, K. Schulten, “A Model for Photoreceptor-based Magnetoreception in Birds”, [i]Biophysical Journal[/i], Band 78, S. 707-718 (2000).[/footnote] Der betreffende chemische Stoff, auch Cryptochrom genannt, war schon zuvor in Pflanzen festgestellt worden.

Pflanzen können in völliger Dunkelheit wachsen. Wenn ein Sprößling aus einem Samen wächst, muß er sich seinen Weg nach oben durch die Erde und die Laubschicht am Boden bahnen, bevor er schließlich das Sonnenlicht erreicht. Pflanzen haben unter diesen Bedingungen eine besondere Vorgehensweise, auch „Vergeilung“ (Etiolement) genannt: sie bilden lange, dünne Stiele (Hypokotyl) mit kleineren Blättern (Kotyledonen) aus, die weiter auseinander liegen und kein Chlorophyll enthalten. Wenn der Sprößling schließlich das Licht erreicht, hört das schnelle Wachstum des Hypokotyls auf und neue Blätter sprießen, die näher beieinander stehen und durch das Chlorophyll grün zu werden beginnen. Das wird auch De-Etiolement oder einfach „Begrünung“ bezeichnet.

Man hat herausgefunden, daß zum De-Etiolement nicht das gesamte Lichtspektrum erforderlich ist. Normale Pflanzen werden auch nur unter blauem oder rotem Licht (oder beiden) grün. Nach Auffassung von Wissenschaftlern bedeutet dies, daß es zwei durch unterschiedliche Photorezeptoren gebahnte Reaktionswege gibt, die zum gleichen Ergebnis führen. Photorezeptoren für die Rotlicht-Reaktion wurden entdeckt und als Phytochrome bezeichnet. Die Blaulicht-Photorezeptoren waren offenbar schwieriger zu finden und wurden deshalb Cryptochrome genannt. Mit Hilfe der genetischen Modellpflanze[footnote]Die Bezeichnung „Modellorganismus“ ist ein wenig irreführend. Damit ist eigentlich ein Organismus gemeint, der zum Standard erklärt wird und den Wissenschaftler auf der ganzen Welt als Bezugsgröße für Experimente und Mitteilungen benutzen. Solche Organismen sind meist in bestimmter Beziehung außergewöhnlich, wodurch sie sich besonders zum Experimentieren eignen – wie z.B. die sich extrem schnell vermehrende Taufruchtfliege (Drosophila melanogaster) – und damit keine Durchschnittsexemplare der übrigen Lebenswelt sind. Jeder Organismus ist jedoch ein Ganzes und setzt sich nicht aus Einzelteilen von Modellorganismen zusammen.[/footnote] [i]Arabidopsis thaliana[/i] (Ackerschmalwand) gelang es Wissenschaftlern, einen gegen blaues Licht immunen Stamm zu isolieren, der infolgedessen nur unter rotem Licht, nicht aber unter blauem Licht grün würde.

[box:caption="Arabidopsis thaliana (Ackerschmalwand)";align="right"][attachment:5;width=100;height=293][/box]

1993 bestimmten Margaret Ahmad und A. Cashmore den Abschnitt der DNA, der sich zwischen einem der blau-immunen Stämme und der normalen [i]Arabidopsis[/i] unterschied.[footnote]M. Ahmad und A. Cashmore. “Seeing Blue: the Discovery of Cryptochrome”, [i]Plant Molecular Biology[/i], Band 30, S. 851-861 (1996).[/footnote] Sie fanden heraus, daß das Protein, das diesem DNA-Abschnitt entspricht, starke Ähnlichkeit mit einem Protein namens Photolyase hat, das UV-induzierte DNA-Schäden reparieren kann, jedoch nur, wenn es durch violettes/UV-Licht aktiviert wird.[footnote]Es ist interessant, hier für einen Moment abzuweichen. Die Photolyase und das ihr verwandte Cryptochrom scheinen alte chemische Verbindungen zu sein. Beide sind in fast jedem untersuchten Organismus vorhanden. Wenn es die Photolyase schon vor der Bildung der Ozonschicht, d.h. vor dem großen Oxigenierungs-Ereignis gegeben hat, dann „reparierte“ sie die DNA bereits zu einer Zeit, als die Sonnen- und andere UV-Strahlung ungehindert den Boden erreichen konnte. Wichtig hierbei ist, daß sich Reparatur und Bau von DNA sehr ähnlich sind und beide durch Photolyase über verschiedene Teile des ultravioletten Spektrums wirken. Die Existenz einer chemischen Verbindung, die die Fähigkeit zur DNA-Reparatur besitzt, wenn eine Form der kosmischen Strahlung auf sie einwirkt, ist ein sehr provokativer Träger im Evolutionsprozeß mit Hilfe kosmischer Strahlung.[/footnote] Sie behaupteten, sie hätten damit das Gen des schwer faßbaren Cryptochrom-Pigments gefunden, das dann auch in vielen anderen Organismen gefunden wurde.
In einem faszinierenden Experiment testeten Margaret Ahmad und andere 2007 die Hypothese, daß Cryptochrom mit dem Magnetsinn von Vögeln in Beziehung steht.[footnote]M. Ahmad, P. Galland, T. Ritz, R. Wiltschko, W. Wiltschko, “Magnetic Intensity Affects Cryptochrome-Dependent Responses in Arabidopsis thaliana”, [i]Planta[/i], Band 225, S. 615-624 (2007).[/footnote] Sie nahmen die beiden [i]Arabidopsis[/i]-Stämme, den Wildtyp und den cryptochromdefizienten (blau-immun), und prüften deren Reaktion auf Magnetfelder. Beide Pflanzen zeigten unter schwachem Rotlicht eine leichte Begrünung, aber nur der Wildtyp zeigte (wie erwartet) eine Begrünung auch unter schwachem Blaulicht. Dann wurde ein 5 Gauß starkes Magnetfeld[footnote]Ahmad und andere messen die magnetische Feldstärke gewöhnlich entweder in Mikro-Tesla (μT) oder Gauß. 100 μT entspricht 1 Gauß. Das Erdmagnetfeld erreicht im Durchschnitt 0,3-0,5 Gauß, was 30-50 μT entspricht. Ahmads experimentelles Magnetfeld war etwa zehnmal so stark wie das Hintergrund-Erdmagnetfeld.[/footnote] angeschaltet, das mit dem örtlichen Erdmagnetfeld gleichgerichtet war. Die Pflanzen unter Rotlicht zeigten keine zusätzlichen Reaktionen und entwickelten sich wie bisher, während der Wildtyp unter schwachem Blaulicht sich schneller zu begrünen anfing. Die cryptochromdefizienten Pflanzen zeigten weiterhin weder unter Blaulicht noch dem Magnetfeld eine Begrünung. Die Forscher folgerten daraus, daß Cryptochrom in der Tat Teil eines auf Magnetfelder reagierenden Mechanismus ist, aber nur, wenn er durch Blaulicht aktiviert wird.
Zwei weitere Experimente wurden mit der Taufruchtfliege Drosophila melanogaster, dem genetischen Modell für Insekten, durchgeführt. Cryptochrom war bereits in einer Vielzahl von Insekten und anderen Tieren gefunden worden und konnte auch in den Augen der Fruchtfliege nachgewiesen werden. 2008 untersuchten Robert Gegear und andere an der Fruchtfliege, ob Cryptochrom tatsächlich ein magnetempfindlicher Photorezeptor ist.[footnote]R. Gegear, A. Casselman, S. Waddell, S. Reppert, “CRYPTOCHROME Mediates Light-Dependent Magnetosensitivity”, Nature, Band 454, S. 1014-1028 (2008).[/footnote] Sie richteten eine Reihe von Fruchtfliegen darauf ab, Nahrung mit einem 5-Gauß-Magnetfeld zu assoziieren. Im Experiment wurden die Fliegen in eine Röhre gesetzt, an deren einem Ende ein 5-Gauß-Magnetfeld aktiviert, das andere aber magnetisch neutral war, um zu beobachteten, für welche Richtung die Fliegen sich entscheiden würden. Wie zu erwarten, flogen sich die meisten in Richtung des Magnetfeldes. Als jedoch ein Filter vor die Lichtquelle gesetzt wurde, der alles Licht blauer als 420 nm herausfilterte, verloren die Fruchtfliegen ihre Sensitivität gegenüber dem Magnetfeld, woraus man schließen konnte, daß die Fliegen in der Tat auf irgendein Signal ihres Cryptochrom-Systems angewiesen sind. Als dann spezielle cryptochromdefizient gezüchtete Fruchtfliegen getestet wurden, stellte sich heraus, daß diese Fliegen nicht auf Magnetfelder dressiert werden konnten, selbst wenn sie das volle Lichtspektrum bekamen.

[box:caption="Taufruchtfliege Drosophila melanogaster";align="right"][attachment:6;width=250;height=101][/box]

In einem anderen Experiment mit Fruchtfliegen im Jahr 2009 untersuchten Tiashi Yoshii, Margaret Ahmad und Charlotte Helfrich-Förster, ob die Magnetwirkung auch auf biologische Rhythmen übertragbar sei.[footnote]T. Yoshii, M. Ahmad, C. Helfrich-Förster, “Cryptochrome Mediates Light-Dependent Magnetosensitivity of Drosophila’s Circadian Clock”, [i]PloS Biology[/i], 7(4): e1000086. doi:10.1371/journal.pbio.1000086 (2009).[/footnote] Die lokomotorische Aktivität der Fruchtfliege wechselt zyklisch zwischen Bewegung und Stillstand über einen zirkadianen Zeitraum, der sich bei konstant hellen oder dunklen Bedingungen auf etwas über 25 Stunden verlängert. Jürgen Aschoff hatte bereits gezeigt, daß sich die Wachphasen der Fliegen mit zunehmender Intensität konstanten Lichts bis zu einem bestimmten Maximum verlängern, an dem die Fliegen dann ihren Rhythmus verlieren, und daß dieser Effekt auch mit blauem Licht erreicht werden kann. Somit verlängert sich die Wachperiode von Fluchtfliegen bei zunehmender Stärke blauen Dauerlichts bis zur Rhythmusstörung.

Yoshii und andere benutzten nun Wildtyp-Fruchtfliegen und auch cryptochromfreie Drosophila-Mutanten, die in einen Behälter kamen, worin sie entweder Rot- oder Blaulicht von so schwacher Intensität ausgesetzt werden konnten, daß ihre Wachphasen nur ein wenig länger waren, als wenn sie in ständiger Dunkelheit leben würden. Wie erwartet verhielten sich die cryptochromdefizienten Fruchtfliegen bei eingeschaltetem Blaulicht so, als wenn sie noch in ständiger Dunkelheit wären, während alle Fliegen normal auf das Rotlicht reagierten. Dann wurden die Fliegen Magnetfeldern mit 1,5, 3 und dann 5 Gauß (dem 3-, 6- bzw. 10-fachen des Erdmagnetfeldes) ausgesetzt. Bei rotem Licht passierte nichts besonderes, doch bei blauem Licht blieben die Wildtyp-Fliegen noch länger wach, während die Fliegen ohne Cryptochrom wieder in die Schlafphase wechselten. Man fand auch heraus, daß bei den Fliegen, die auf die Magnetfelder reagierten, die Perioden anwuchsen, je stärker das Magnetfeld wurde.

Die Experimente zeigen, daß die nach wie vor unbekannte Funktion, die innerhalb des Organismus auf äußere zyklische Phänomene reagiert, eng mit der Fähigkeit verbunden ist, auf Magnetfelder und räumliche Orientierung zu reagieren. Offenbar haben wir es nicht nur mit einem einfachen „Zeit-“ oder „Raum-Sinn“ zu tun, sondern mit etwas Tieferem, das an Wernadskijs raumzeitliche Unterscheidung des Lebensprozesses im Universum heranreicht.

Wie im folgenden Abschnitt deutlich wird, erstrecken sich diese Eigenschaften der Raumzeit auch auf andere, vielleicht sogar alle Aspekte der kosmischen Strahlung.
Zunächst sollte jedoch aufgrund der Denkweise vieler Wissenschaftler über diese Fragen eine wichtige Warnung ausgesprochen werden. „Cryptochrom“ ist die Bezeichnung für eine in Pflanzen vorkommende Korrelation: Pflanzen, die unter Blaulicht nicht richtig grün werden, fehlt auch ein DNA-Abschnitt, der einem kompletten Protein entspricht, welches gewisse Ähnlichkeiten mit dem Enzym „Photolyase“ hat. Übereinstimmende DNA-Abschnitte wurden in anderen Lebewesen wie Drosophila und Vögeln gefunden und mit deren Orientierung am Erdmagnetfeld in Verbindung gebracht.

Wie in solchen Fällen üblich, aber eigentlich nicht vertretbar, wurde dann die Entdeckung eines Naturgegenstands bekannt gegeben und mit dem Namen Cryptochrom belegt.

Gibt es diesen Gegenstand aber überhaupt? Das Protein, das dieser Struktur entspricht, wurde dann serienmäßig hergestellt, kristallisiert und seine „molekulare Struktur“ durch gängige Verfahren der Röntgen-Kristallographie „aufgelöst“. Verschiedene Aspekte der molekularen Struktur schienen Ähnlichkeiten mit anderen chemischen Verbindungen zu haben, die mit magnetischen Effekten nach Aktivierung durch elektromagnetische Strahlung – sogenannten „spin-chemischen“-Effekten – in Verbindung gebracht werden. Dann wurden Versuche mit mehreren Lebewesen angestellt, bei denen Eigenschaften gefunden wurden, die die Gegenwart des realen Cryptochrom-Moleküls vermuten ließen.

Cryptochrom sollte eigentlich nur als eine Art Codewort für Phänomene, die durch diese Experimente beschrieben werden, und nicht als ursächlicher Faktor verstanden werden. Es besteht die Gefahr, daß sonst Schlußfolgerungen auf Grundlage spin-chemischer Theorien und der Kristallstruktur von Cryptochrom gezogen werden; viel vernünftiger wäre es, weitere Experimente anzustellen, die sich aus den Hypothese ableiten lassen. Aus solchen Experimenten mit Lebewesen wird deutlich, daß es sich um ein Phänomen handelt, das zwischen elektromagnetischer Strahlung auf der einen Seite und magnetischen Feldern auf der anderen liegt. Die Annahme, die Ursache läge in einer seltsamen Ad-hoc-Hypothese über den Spin eines Elektrons, geht in die falsche Richtung. Es wäre ehrlicher, davon auszugehen, daß wir noch nicht wissen, was in diesen Lebewesen auf molekularer Ebene passiert, weil es dort möglicherweise gar keine molekulare Ebene gibt.

Die Effekte sind in allen Organismen zu beobachten. Ein Phänomen namens „Spin“ existiert zwar – es gibt klare chemische und atomare Eigenschaften, die eindeutig mit Magnetfeldern in Beziehung stehen. Aber daß die genaue Abfolge von Versuchsergebnissen dadurch gelöst wird, daß man sie aufzählt und der Drehung eines Teilchens zuschreibt und dann behauptet, die Drehung dieses Teilchens sei die Ursache der Ergebnisse, ist keine gute Wissenschaft.

Hypothesen, die klären sollen, was man mit „Spin“ eigentlich ausdrücken will, müssen auf dem basieren, was notwendig ist, um den bei Lebensprozessen beobachteten Eigenschaften gerecht zu werden.

[subhead]Unbekannte Strahlungen?[/subhead]

Befassen wir uns mit einer weiteren Reihe von Experimenten, die auf die Entdeckung neuer Prinzipien abzielen und gleichzeitig die raumzeitlichen Eigenschaften von Lebensprozessen beleuchten.

Frank Brown und seine Mitarbeiter bauten eine Vorrichtung, um die Stoffkreisläufe verschiedener Organismen zu messen. Die Apparatur bestand aus einem großen Erlenmeyer-Kolben, in den die jeweiligen Organismen gegeben werden konnten. In dem verschlossenen Kolben wurde die Sauerstoffein- und -ausfuhr über chemische Reaktionen in einem anderen Gefäß gemessen, das damit über einen Schlauch verbunden war. Alle Änderungen wurden in mechanische Bewegungen eines Stiftes auf einer rotierenden Papiertrommel Papier übertragen.

Der Apparat war so eingerichtet, daß in dem Kolben auch Beleuchtung, Druck und Temperatur ständig gleich gehalten werden konnte. Auf diese Weise wurde zum Beispiel der Sauerstoffverbrauch einer Kartoffel über mehrere Monate unter konstanten Bedingungen gemessen, wobei man feststellte, daß die Kartoffel weiter auf den äußeren Luftdruck reagierte, obwohl sie von allen Druckschwankungen abgeschirmt war. Ihr Sauerstoffverbrauch stieg, wenn der Druck außerhalb der Kammer stieg und umgekehrt (Abbildungen 4-5). Die Kartoffeln reagierten nicht nur auf Druck, sondern die Reaktionen korrelierten offenbar sogar mit Druckereignissen, die im Durchschnitt zwei Tage in der Zukunft lagen.[footnote]F. Brown, H.M. Webb, E. Macey, “Lag-Lead Correlations of Barometric Pressure and Biological Activity”, [i]Biological Bulletin[/i], Band 113, Nr. 1, S. 112-119 (1957).[/footnote]

[box:source="LPAC-TV, The Extraterrestrial Imperative, Part 2, http://www.larouchepac.com/node/16049";caption="Untersuchung des Stoffwechsels der Kartoffel";align="right"][attachment:7;width=250;height=141][/box]

[box:source="LPAC-TV, The Extraterrestrial Imperative, Part 2, http://www.larouchepac.com/node/16049";caption="Der Kartoffel-Stoffwechsel verändert sich mit dem Luftdruck";align="right"][attachment:8;width=250;height=141][/box]

Um genau zu sein, stellte Brown fest, daß lokale Druckschwankungen hauptsächlich von lokalen Wetterveränderungen herrührten. Die Kartoffeln reagierten jedoch nicht unmittelbar auf diese Veränderungen. Wenn die Stoffwechselreaktionen jeden Tag von etwa 4-7 Uhr morgens gemessen wurden, so korrelierten diese Änderungen mit dem mittleren Druck über einen dreitägigen Zeitraum, der aber gewöhnlich etwa zwei Tage in der Zukunft lag.

Da Brown dies ziemlich abwegig vorkam, wiederholte er das Experiment mit fast einem Dutzend anderer Organismen. Alle zeigten die gleiche Fähigkeit zur „Prognose“ der zukünftigen durchschnittlichen Temperatur. Ratten zeigten die beste Fähigkeit; bei ihnen reichte die Korrelation erstaunliche sieben Tage in die Zukunft. Mit anderen Worten, die Stoffwechselveränderungen bei Ratten decken sich nahezu vollkommen mit dem dreitägigen Mittel des äußeren Luftdrucks sieben Tage im voraus.

Brown wußte nicht, worauf die Kartoffeln oder die anderen Organismen reagierten, da die Zyklen nicht rein zirkadian oder lunarisch, aber auch nicht endogen waren, denn die Kartoffeln wurden in druckkonstanten Kammern gehalten. Und es konnte sich auch nicht um einen jährlichen Zyklus handeln, denn die Ergebnisse entsprechender Monate in zwei aufeinanderfolgenden Jahren waren umgekehrt. So stieg im Mai 1955 die Sauerstoffaufnahme bis 6 Uhr an, im Mai 1956 sank sie gegen 6 Uhr ab. Wie ließ sich das erklären? Brown und seine Mitarbeiter fanden schließlich heraus, daß die Zyklen offenbar mit einem eigenartigen kosmischen Zyklus zusammenfielen – dem Auf und Ab kosmischer Strahlung in der Erdatmosphäre.[footnote]F. Brown, “Response of a Living Organism, under ,Constant Conditions’ Including Pressure, to a Barometric-Pressure-Correlated, Cyclic, External Variable”, [i]Biological Bulletin[/i], Band 112, Nr. 3, S. 288-304 (1957).[/footnote]

Brown war hier jedoch sehr vorsichtig. Er sagte nicht, daß die kosmische Strahlung die Abläufe in den Kartoffeln und den anderen Organismen verursacht, sondern daß sie übereinstimmen. Vielleicht verursachte ja das, was die Stoffschwankungen in der Kartoffeln verursachte, auch die Schwankungen der kosmischen Strahlung. Er nahm an, daß Veränderungen des Erdmagnetfeldes für einige der beobachteten Phänomene verantwortlich sein könnten, da auch der kosmische Strahlungsfluß teilweise durch solche Änderungen beeinflußt wird. Es sei daran erinnert, daß kosmische Strahlung durch verschiedene Dinge modifiziert wird, darunter die Aktivität von Sonnenflecken, der Sonnenwind und andere galaktische Phänomene, wobei die Sonnenaktivität zu dominieren scheint.

Brown leitete eine Reihe von Experimenten ein, um festzustellen, ob Organismen schwache elektrische und magnetische Felder wahrnehmen können.[footnote]F. Brown, “Response of the Planarian, Dugesia, to Very Weak Horizontal Electrostatic Fields”, [i]Biological Bulletin[/i], Band 123, Nr. 2, S. 282-294 (1962).[/footnote] Es sei daran erinnert, daß dies 1960 geschrieben wurde, als es die Magnetwahrnehmung noch nicht nachgewiesen war!

Brown brachte eine Vielzahl von Organismen in spezielle Behältnisse, worin sie sich anfangs in eine bestimmte Himmelsrichtung wenden mußten, nach Verlassen der Einfassung aber die Möglichkeit hatten, sich frei in jede Richtung zu bewegen. Brown konnte dann messen, welche Richtung sie einschlugen. Die Vorrichtung konnte auch mit einem elektrostatischen Feld versehen werden, das in rechten Winkeln zu den Einfassungen orientiert war, und mit einem Magneten, der beliebig innerhalb der Bewegungsebene der Versuchstiere ausgerichtet werden konnte. Über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr testete er in allen Himmelsrichtungen verschiedene Organismen, vom Pantoffeltierchen bis zu Schnecken, und fand deutliche Verhaltensmuster, die sich im Laufe der Zeit veränderten und sich mit künstlichen elektrischen und magnetischen Feldern modifizieren ließen.

Seine Ergebnisse zeigten schlüssig, daß alle untersuchten Lebwesen sehr empfindlich auf schwache magnetische wie auch auf schwache elektrostatische Felder reagierten und daß ihre Reaktion auf die Felder von der Jahreszeit abhingen. Wenn sich zum Beispiel ein Strudelwurm am späten Vormittag zwischen September und März zunächst nach Norden orientierte, wendete er sich bei Neumond nach links und bei Vollmond nach rechts. Zwischen März und April wurde die Reaktion jedoch etwas wahlloser, und Ende April begann sich der Strudelwurm bei Neumond nach rechts und bei Vollmond nach links zu wenden. Das hielt bis etwa Juli an, als die Verhaltensmuster wieder wahlloser wurden, und sich im September erneut umkehrten. Brown zeigte, daß er diese Effekte mit sehr schwachen künstlichen Magnetfeldern (von 0,17 bis 4 Gauß) ohne weiteres verändern konnte. Gleichzeitig durchlief das Muster während 24 Stunden eine 360-Grad-Schwingung.

[box:source="(Foto: Wikimedia Commons)";caption="Ein Strudelwurm";align="right"][attachment:9;width=150;height=120][/box]

Das bedeutet nicht nur, daß Organismen empfindlich auf Magnetfelder reagieren. Es bedeutet auch, daß das Magnetfeld mit dem Richtungssinn von Organismen wie auch mit ihrem Zeitgefühl interagiert. Denken Sie an die Versuche von Aschoff und Wever, bei denen sich durch die Ausschaltung des Einflusses aller bekannten magnetischen und elektrischen Felder der Schlafrhythmus der Versuchspersonen radikal veränderte und durch Einschaltung eines veränderlichen Magnetfelds der zirkadiane Rhythmus sofort wiederhergestellt wurde. Somit haben wir es bei Lebewesen nicht nur mit einem Phänomen von Zeit oder Orientierung, sondern mit einem Raum-Zeit-Phänomen zu tun.

Es geht hierbei sowohl um die Raumzeit-Organisation des Lebens als auch um die Möglichkeit, daß Lebewesen, die bekanntermaßen für sehr schwache Felder extrem empfindlich sind, auf bislang unbekannte Strahlungen oder unbekannte Aspekte bereits bekannter Felder reagieren. Daher sollte es sehr wahrscheinlich sein, daß sich Bewegungsveränderungen und Zeitabläufe innerhalb von Lebewesen mit Dingen wie kosmischer Strahlung decken, die auch sehr empfindlich auf Veränderungen in den geomagnetischen und interplanetaren Magnetfeldern reagiert.

Brown ging noch weiter und zeigte, daß Lebewesen sogar auf Gammastrahlung reagieren. Auch hier wurde eine äußerst schwache Strahlungsquelle verwendet (etwa das Sechsfache der Hintergrundstrahlung), der man nicht anlasten konnte, Lebewesen zu „verletzen“ (Tiere kamen bei den Versuchen nicht zu Schaden). Brown untersuchte die Versuchstiere in seinem besonderen Behältnis, indem er die Gamma-Quelle zunächst auf ihre rechte Seite, dann auf ihre linke Seite plazierte, um zu sehen, welche Orientierung sich ergeben würde. Er fand heraus, daß sich die Tiere nach anfänglicher Orientierung nach Norden oder Westen von der Gamma-Quelle abwendeten, aber nach anfänglicher Orientierung nach Süden oder Osten der Quelle zuwendeten. Diese Reaktionen erfolgten im täglichen und monatlichen periodischen Wechsel.

Auch hier eine Reaktion auf extrem schwache Strahlung, die sich nicht nur in räumlicher Orientierung am schwachen Erdmagnetfeld, sondern auch in zeitlichen Schwankungen in der Größenordnung eines Sonnentages und eines Mondmonats äußerte.
Was läßt sich aus dieser Versuchsreihe schließen? Braun schreibt:

[quote][i]„Der primäre Wert dieser Studie liegt darin, die Komplexität des Verhältnisses von Lebewesen zu ihrer subtilen Umwelt zu beschreiben. Die Studie liefert weitere experimentelle Beweise für eine fast unglaubliche ,Zeit-Raum-Organisation’ von Landlebewesen. Es scheint so, als wenn innerhalb des Organismus die Mechanismen biologischer Uhren und Kompasse zu einem einzigen Funktionssystem verschmelzen.“[/i][/quote][footnote]F. Brown, H.M. Webb, “Some Temporal and Geographic Relations of Snail Response to Very Weak Gamma Radiation”, [i]Physiological Zoology[/i], Band 41, Nr. 4, S. 385-400 (1968).[/footnote]

Alle diese Phänomene zeigen die hohe Richtungs- und Intensitätsempfindlichkeit einer Vielzahl von Organismen für sehr schwache Felder. Da nur eine begrenzte Zahl von Strahlungen getestet wurden, bleibt offen, auf welche zahlreichen weiteren Impulsgeber Lebewesen in ihrer Umwelt reagieren.

[subhead]Die Raumzeit des Lebens[/subhead]

Es gibt noch eine andere Sichtweise, denn Leben in der Biosphäre kann nicht getrennt von seiner Strahlungsumgebung betrachtet werden. Die Biosphäre sollte man sich vielmehr als „gefüllte Raumzeit“ vorstellen. Wenn Lebewesen sehr schwache Felder wahrnehmen und darauf reagieren können, die u.U. nur halb so stark sind wie das Erdmagnetfeld von 0,3-0,5 Gauß oder nur das Sechsfache der Hintergrund-Gammastrahlung, dann leben wir inmitten eines Meers wirkungsvoller Strahlungen aus zahlreichen Quellen.[footnote]Vor kurzem haben Wissenschaftler mit Hilfe des Fermi Gamma Ray Space Telescope der NASA Gammastrahlen-Blitze entdeckt, die bei Gewittern auf der Erde entstehen und offenbar einen Fluß von Antimaterie erzeugen. Es wird geschätzt, daß auf der Erde mindestens 500 Gammastrahlen-Blitze pro Tag auftreten. http://www.nasa.gov/mission_pages/GLAST/news/fermi-thunderstorms.html[/f... Angesichts der Tatsache, daß diese Strahlungen offenbar fast alle biologischen Zeitabläufe sowie die räumlichen Bewegungen und Orientierungen von Lebewesen bestimmen, sind diese unglaublich schwachen Strahlungsfelder auch unglaublich gut strukturiert, so daß sich Tiere wie Tauben und Monarchfalter daran im Flug sehr genau und zeitrichtig orientieren können.

Erinnern wir uns daran, wie Kepler dachte. In seiner Welt führen die Lichtstrahlen der Planeten, die sich auf der Erde schneiden, um die Aspekte zu bilden, keinerlei Bewegungskraft mit sich. Nur durch einen Vernunftprozeß bei der Betrachtung dieser Aspekte kommt es zu entsprechenden Lebensäußerungen. Verwerfen wir jede Vorstellung, daß Lebewesen durch Strahlung oder die Schwerkraft hin- und hergestoßen werden. Die Reaktion erfolgt auf nicht-kinetische Art und Weise.

Das Leben auf der Erde, die geologischen und atmosphärischen Bewegungen und die Zyklen des Kosmos spielen sich in einem harmonischen Universum ab. Lebewesen agieren in Übereinstimmung mit diesen anderen Prozessen durch das Medium der Harmonie, nicht durch einen thermodynamischen Zufallstreffer.

Damit eröffnet sich ein weiterer Forschungsbereich, der bereits an anderer Stelle in diesem Bericht erwähnt wurde: die langfristige Entwicklung von Leben auf dem Planeten in Beziehung zu den langfristigen Veränderungszyklen der geologischen Aktivität, des Klimas, der Zusammensetzung der Atmosphäre, von Stärke und Orientierung des Erdmagnetfeldes, radioaktiven Zerfallsraten, kosmischer Strahlung, Veränderungen im Sonnensystem und der Sonne, der Bewegung des Sonnensystems durch die Milchstraße und den veränderlichen Beziehungen zwischen unserer Galaxis, der Lokalen Gruppe und lokalen Superclustern der intergalaktischen Raumzeit.

Wie bereits erwähnt, gibt es auf der Erde einen ausgeprägten Zyklus der Artenvielfalt von etwa 62 Millionen Jahren (Abbildungen 6-8).[footnote]Siehe LPAC-TV, “Our Extraterrestrial Imperative - Part II“ http://larouchepac.com/node/16049.[/footnote] Erkennbar menschliche Denkfähigkeit erschien rund 62 Millionen Jahre nach der letzten großen Transformationsphase des Lebens in der Biosphäre (der „Kreide-Tertiär-Grenze“). Dieser lange Zyklus umfaßt kürzere Zyklen, wie die periodischen Umkehrungen des Magnetpols, die ähnliche Beziehungen zu biosphärischen Veränderungen haben.

[box:source="LPAC-TV, The Extraterrestrial Imperative, Part 2, http://www.larouchepac.com/node/16049";caption="Langwelliger Verlauf der Artenvielfalt";align="right"][attachment:10;width=350;height=198][/box]

[box:source="LPAC-TV, The Extraterrestrial Imperative, Part 2, http://www.larouchepac.com/node/16049";caption="Artenvielfalt: Lange und noch längere Wellen
(Oben der 62-Millionen-Jahre-Zyklus, unten der 140-Millionen-Jahre-Zyklus)";align="right"][attachment:11;width=350;height=197][/box]

[box:source="LPAC-TV, The Extraterrestrial Imperative, Part 2, http://www.larouchepac.com/node/16049";caption="Die Reise unseres Sonnensystems durch die Galaxis";align="right"][attachment:12;width=350;height=189][/box]

Die scheinbar viel kürzeren Zyklen biologischer Rhythmen, mit denen wir uns hier beschäftigen, müssen wohl als Unteraspekte viel längerer Zyklen angesehen werden. Verantwortliche Wissenschaftler, die sich mit den eben beschriebenen Fragen beschäftigen, werden für die Entdeckung neuer kosmischer Strahlen sowie neuer Eigenschaften bekannter Strahlungen offen sein.

Nur ein kleines Beispiel: Wenn Lebewesen nach Art der quantisierten Raumzeit so empfindlich gegenüber radioaktivem Strahlungszerfall sind, ließe sich dann auch in Fossilien eine solche empfindliche Abhängigkeit beobachten? Wenn ja, würde eine solche Beobachtung variable Zerfallsraten über lange Zeiträume ergeben? Wenn ja, da jüngste Studien eine Abhängigkeit der Zerfallsraten von der Sonnenentfernung vermutet haben, würden Beobachtungen durch ein solches fossiles Teleskop die Folgen früherer interplanetarer Störungen aufdecken, vielleicht sogar die Explosion des fehlenden Planeten zwischen Mars und Jupiter?[footnote]Siehe Jason Ross’ Video „Decay Rates and Time“ auf http://www.larouchepac.com/node/16224.[/footnote]

Wenn auf der anderen Seite Menschen auf die Bühne der Raumfahrt treten sollen, müssen wir um so dringlicher die Beziehungen zwischen langen und kurzen biologischen Zyklen erforschen. Sobald Bau des riesigen Wasserprojekts der Nordamerikanischen Wasser- und Stromallianz (NAWAPA) abgeschlossen ist, werden wir damit beginnen, Menschen vermehrt in die Arktis und die Antarktis zu bringen. Beide Bereiche werden zu robusten biologischen Forschungslaboratorien ausgebaut – wegen der einzigartigen Strahlungsumgebung und auch wegen der langen Zeiträume konstanten Tageslichts.[footnote]Siehe Sky Shields „Melodien, die wir nicht hören – Der elektrische und magnetische Wahrnehmungssinn des Menschen“ in diesem Heft. Siehe auch das LPAC-Video „The Extended NAWAPA, Arctic Development“ auf http://www.larouchepac.com/infrastructure.[/footnote]

Vergessen wir nicht, daß NAWAPA zum Sprungbrett zurück in den Weltraum werden muß, wie LaRouche es fordert. Auf der Internationalen Raumstation läßt sich bereits beobachten, wie Lebewesen auf schnelle Flüge durch unsere Magnetosphäre und auf kosmische Strahlung reagieren, die auf der Erde nicht künstlich hergestellt werden kann. Sobald wir unsere Biosphäre exportieren können, zuerst zum Mond und dann über die Mondbahn hinaus, werden wir Bereiche betreten, die vermutlich frei von den typischen Tages-, Mond- und Jahreszyklen sind. Wie wird der Organismus auf solche Bedingungen reagieren? Bis jetzt sind wir nur in der Lage, Lebewesen vor bekannten Strahlungsarten zu schützen, aber wir sind nach wie vor anderen Strahlungen ausgesetzt, die auf die umlaufende Erde einwirken. Aus der Tiefe des interplanetaren Raums werden wir nicht nur in der Lage sein, neue Strahlungsbedingungen zu schaffen, sondern auch tiefere Einsichten entwickeln, wie Lebewesen dem Kosmos zu interagieren und umgekehrt.

Aus der Perspektive einer Kolonie von Wissenschaftlern und Ingenieuren auf der Oberfläche des Mars ist beispielsweise ein typischer Mars-Tag dem näher, was man als „entkoppelten“ menschlichen Schlafzyklus auf der Erde von 24,5 Stunden beobachtet hat. Allerdings ist das Sonnenjahr fast doppelt so lang; die beiden winzigen Monde umkreisen den Planeten innerhalb eines Tages; und es gibt nur schwache Anzeichen eines fossilen Magnetfeldes. Wie werden die dauerhaften Rhythmen von Lebewesen auf eine solche Umgebung reagieren? Werden wir feststellen, daß einige scheinbar rein terrestrische Taktgeber in Wirklichkeit gar nicht an die regelmäßigen Perioden der Erde gebunden sind? Wir werden sicherlich mehr über biologische Zeitabläufe und Bewegungen erfahren und vielleicht neue Formen kosmischer Strahlung entdecken, die wiederum unser Verständnis darüber bereichern, wie Leben als integraler Bestandteil unseres intergalaktischen Systems funktioniert.