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Ein neues Paradigma gegen die Krisen der Welt: Was die „P5“-Staaten jetzt beschließen müssen

Von Alexander Hartmann

In der vergangenen Woche eskalierte die Kriegspartei innerhalb der US-Regierung ihre Konfrontationspolitik gegenüber China und Rußland weiter. Der US-Handelsbeauftragte Peter Navarro trat am 9. August in verschiedenen Fernseh-Talkshows auf und nutzte die Gelegenheit dazu, über China herzuziehen. In der Fernsehsendung „Weekly Briefing“ der Senderkette One America News (OAN) insistierte Navarro, es sei „keine Frage, daß dieses Land eine existentielle Bedrohung für uns darstellt“, und warnte vor chinesischen Hackern und der Internetplattform TikTok. In Fox News verstieg sich Navarro gar zu der Behauptung: „Wir wissen, daß China, die Kommunistische Partei Chinas, die Vereinigten Staaten mit diesem [COVID]-Virus infiziert hat.“

Auch US-Außenminister Pompeo nutzte seine Reise durch Mittel- und Osteuropa, um die Tschechische Republik, Österreich, Slowenien und Polen dazu zu drängen, auf Distanz zu China und Rußland, insbesondere zu Huawei zu gehen. Die „jungen Demokratien“ in Mittel- und Osteuropa müßten den Bedrohungen durch Rußland und China „widerstehen“, um ihre „hart erkämpften Freiheiten“ zu verteidigen.

Noch bedenklicher als diese Äußerungen sind die militärischen Aktivitäten. So flog in der vergangenen Woche ein Trio amerikanischer B-2-Tarnkappenbomber um die halbe Welt, von ihrer Heimatbasis in Missouri bis zur britischen Insel Diego Garcia mitten im Indischen Ozean. Gleichzeitig befinden sich seit etwa einem Monat zwei B-1-Bomber zu Trainings- und „Präsenz“-Missionen in Guam im Westpazifik. Einer dieser Bomber flog am 7. August eine Trainingsübung mit Kampfflugzeugen der japanischen Selbstverteidigungstruppen und mit der Flugzeugträger-Kampfgruppe USS Ronald Reagan.

Sogar der Weltraum wird zum Schauplatz der Konfrontation: Die neugeschaffene U.S. Space Force veröffentlichte unter dem Titel „Spacepower: Doktrin für Weltraumstreitkräfte“ ihre erste Militärdoktrin. Das Dokument zählt sieben Bereiche auf, in denen die Weltraumstreitkräfte Fachwissen benötigen, um ihre Missionen zu erfüllen, darunter „Orbitale Kriegführung“, „Elektromagnetische Kriegführung im Weltraum“. und „Kampfmanagement im Weltraum“.

Kriegsgegner melden sich zu Wort

Angesichts dieser Versuche, die Spannungen zwischen den Supermächten zu verstärken - offenbar in dem Bestreben, das vom russischen Präsidenten Putin vorgeschlagene Treffen der fünf permanenten Mitglieder des UN-Sicherheitsrates (die „P5“: USA, Rußland, China, Großbritannien und Frankreich) zu sabotieren, mehren sich aber auch die Stimmen, die vor einer möglicherweise sogar nuklearen Konfrontation warnen, wozu der 75. Jahrestag des Atombombeneinsatzes in Hiroshima und Nagasaki Anlaß gab.

So brachte Consortium News, ein Diskussionsforum, das von den „Veteran Intelligence Professionals for Sanity“ (VIPS) und anderen genutzt wird, insgesamt 15 Beiträge zu dem Gedenktag und begründete dies in einer redaktionellen Stellungnahme folgendermaßen:

„In der vergangenen Woche veröffentlichte Consortium News 15 Artikel zum 75. Jahrestag der Atombombenanschläge von Hiroshima und Nagasaki. Manche Leser könnten denken, wir hätten es übertrieben. Aber es gibt zwei Gründe, warum wir die ausführliche Berichterstattung für gerechtfertigt hielten.

Der erste ist, daß der bisher einzige Einsatz von Atomwaffen einer der folgenschwersten Momente der Geschichte war. In biblischen Begriffen ist er vergleichbar mit der Sintflut. Historisch gesehen kann er mit dem Zusammenbruch des Römischen Reiches verglichen werden, der allerdings Jahrhunderte dauerte, während die Bombenangriffe nur Sekunden dauerten.

Sie waren bedeutsam, denn wie die Sintflut und der Fall Roms läuteten die Bombenangriffe eine neue historische Ära ein. Hiroshima und Nagasaki haben in einer Weise, die so viel größer war als die Anschläge vom 11. September, wirklich alles verändert. Sie lösten das Nuklearzeitalter aus, in dem wir seither leben und in dem uns die Bedrohung durch die globale Vernichtung verfolgt.

Der zweite Grund ist, daß selbst 75 Jahre später die von der US-Regierung ausgeheckten Mythen über die Gründe für den Abwurf der Bomben auf die Zivilbevölkerung von vielen Amerikanern immer noch hartnäckig geglaubt werden. Ein roter Faden, der sich durch die gesamte Serie zog, beginnend mit den Video-Pressekonferenzen der führenden Historiker zu diesem Thema, war die sachliche Widerlegung der Desinformation, die Atombombenangriffe seien notwendig gewesen, um den Krieg mit Japan zu beenden, amerikanische Leben zu retten und sogar, daß unschuldige japanische Zivilisten es ,verdient’ hätten.

Sieben der acht amerikanischen Fünf-Sterne-Generäle jener Zeit, darunter Dwight Eisenhower und Douglas MacArthur, hielten die Bombenangriffe für völlig unnötig und unmoralisch. Wir glauben, es ist höchste Zeit, daß alle anderen es auch tun.“

Der inzwischen über 90 Jahre alte frühere Verteidigungsminister William Perry warnte, die Bevölkerung erkenne nicht, daß ein Atomkrieg eine Gefahr darstellt. In einem Interview mit dem Radiosender KCRW in der Region Los Angeles am 31. Juli erklärte Perry, er sei zu der Überzeugung gelangt, daß die Situation heute schlimmer ist als zu der Zeit, als er zum ersten Mal erkannte, daß ein Atomkrieg nicht gewonnen werden kann, denn das amerikanische Volk habe vergessen, was Atomwaffen anrichten können. „Ich denke, der Unterschied besteht jetzt darin, daß wir, die Bevölkerung, die Bedeutung von Atomwaffen nicht voll erkannt haben. Viele Menschen betrachteten sie immer noch als nur größere Bomben, als zerstörerische Bomben. Sie wußten nicht, daß die Bomben so zerstörerisch sind. Wir haben so viele von ihnen, daß das Resultat ihres Einsatzes im Krieg einfach das Ende unserer Zivilisation wäre. In einem Atomkrieg kann es keine Gewinner geben, jeder ist ein Verlierer. Die gesamte Zivilisation steht auf dem Spiel.“

Ein neues Paradigma

Helga Zepp-LaRouche begrüßte am 12. August in ihrem Internetforum diese Diskussion, hob aber einen ganz wesentlichen Punkt dabei hervor - daß der eigentliche Zweck des Atomwaffeneinsatzes von Hiroshima ein psychologischer war:

„Der eigentliche Grund dafür war die Politik von Bertrand Russell, die er später in einem Artikel im Jahre 1946 ankündigte, nämlich die Idee, daß man die maximale Schrecklichkeit herstellen müsse; man müsse zeigen, daß der Krieg so schrecklich sein wird, daß sich von diesem Moment an alle unterwerfen und der utopischen Idee einer Weltregierung zustimmen werden, die in Wirklichkeit diesem Konzept  von Russell zugrunde lag. Das geschah, und auch der Leiter des Manhattan-Projekts hat zugegeben und ganz offen gesagt, daß der ganze Zweck des Projekts darin bestand, die Sowjetunion in der Zeit nach dem Krieg zu unterwerfen und sie zu zwingen, die Schreckensherrschaft zu akzeptieren, die durch diese Bombardierung von Hiroshima und Nagasaki errichtet worden war.

Ich halte das für sehr wichtig, denn diese Vorstellung von dieser Schrecklichkeit ist immer noch ein Faktor in der Politik. Angesichts der Tatsache, daß die Gefahr besteht, daß dies völlig außer Kontrolle gerät, wenn es einmal zum Einsatz auch nur einer einzigen Kernwaffe kommen sollte, ist die Idee, man könne einen begrenzten Nuklearkrieg führen - die auch in einigen der heutigen Militärdoktrinen enthalten ist - meines Erachtens völlig unbrauchbar.“

Spezialisten und Experten wie Theodore Postol vom MIT hätten sehr klar gezeigt, daß der Unterschied zwischen einem konventionellen und einem nuklearen Krieg darin bestehe, daß das gesamte Arsenal genutzt wird, sobald man eine Atomwaffe einsetzt. „Heutzutage haben Atombomben die 100-fache Zerstörungskraft der Bombe von Hiroshima. Sie können sich also vorstellen, was das bewirken wird, und wenn sie jemals eingesetzt würden, ist es durchaus wahrscheinlich, daß dann kein Leben mehr auf diesem Planeten existieren würde.“

Deshalb sei ein neues Paradigma in den Beziehungen zwischen den Nationen dringend notwendig. In diesem Sinne unterstütze das Schiller-Institut Putins Aufruf zu einem Gipfeltreffen der fünf permanenten Mitgliedstaaten des UN-Sicherheitsrates.

Um das notwendige Umdenken voranzutreiben, wird das Schiller-Institut am 5. und 6. September eine Internetkonferenz veranstalten, bei der es darum gehen wird, über die Maßnahmen zu sprechen, die bei einem solchen Gipfeltreffen beschlossen werden müssen, damit die vielfältigen Krisen überwunden werden können, die die Welt bedrohen, darunter:

  • ein Mechanismus zur Lösung aller internationalen Probleme durch Dialog und Diplomatie;
  • ein neues Bretton-Woods-System, wie es von Franklin D. Roosevelt beabsichtigt und von Lyndon LaRouche weiter ausgearbeitet wurde. Ausdrückliches Ziel muß die Beseitigung von Armut und Unterentwicklung der sogenannten Entwicklungsländer sein, angefangen mit modernen Gesundheitssystemen in allen Ländern der Welt;
  • eine Vereinbarung, das Programm „Die Neue Seidenstraße wird zur Weltlandbrücke“ zur Grundlage zu machen, um den modernsten Standard infrastruktureller und industrieller Entwicklung in allen Ländern der Erde zu schaffen;
  • eine neue Sicherheitsarchitektur auf der Grundlage der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen der Weltgemeinschaft, die das Sicherheitsinteresse jeder einzelnen Nation berücksichtigt. Es muß Schluß sein mit Farbrevolutionen und Destabilisierungen, die vom britischen Empire und seinen bankrotten Finanzinteressen gegen mißliebige Regierungen inszeniert werden - wozu auch die versuchte Destabilisierung der Regierungen von Donald Trump, Xi Jinping, und Wladimir Putin zählt;
  • internationale Zusammenarbeit an einem Crash-Programm für die Kernfusionstechnologie, internationale Weltraumzusammenarbeit für den Bau eines Monddorfes und einer Stadt auf dem Mars sowie Zusammenarbeit in den Biowissenschaften;
  • sowie ein Abkommen zur Einleitung eines wahren Dialogs der Kulturen, in dem sich jede Kultur dazu verpflichtet, die besten Traditionen und universellen Beiträge der anderen kennenzulernen, um die Grundlage für Frieden, Völkerverständigung und eine neue weltweite Renaissance zu schaffen.

Diese Internetkonferenz wird für registrierte Teilnehmer per Livestream mit Simultanübersetzung in mehrere Sprachen übertragen. Wenn Sie zu dem notwendigen Umdenken beitragen wollen, sollten Sie an dieser Konferenz teilnehmen. Sie können sich dazu über die Internetseite des Schiller-Instituts anmelden.