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Russland baut Murmansk zum größten Handelshafen aus

Da St. Petersburg und Kaliningrad von westlichen Sanktionen und anderen antirussischen Maßnahmen bedroht sind, hat Moskau beschlossen, den nördlichen Teil des Internationalen Nord-Süd-Verkehrskorridors (ISNTC) nicht in St. Petersburg, sondern in einem neuen arktischen Hafen auf der Halbinsel Kola, in Murmansk, beginnen zu lassen.  Präsident Putin bestätigte am 20.6. bei einem Treffen mit dem Gouverneur der Region Murmansk, Andrej Tschibis, daß es sich um den größten Handelshafen des Landes und den ersten Hafen handeln wird, der seit Jahrzehnten gebaut wird.

Der neue Hafen liegt in Lawna am westlichen Ufer der Kola-Bucht und friert wegen seiner großen Tiefe nicht ein. Das Projekt war vor einigen Jahren für den Transport von Kohle nach Deutschland ins Leben gerufen worden, wurde aber in Frage gestellt, nachdem Berlin im Rahmen seiner Kampagne zur Verringerung der CO2-Emissionen die Kohleimporte ab 2020 drastisch reduziert hatte. Dennoch soll nun das Kohleterminal mit einer Jahreskapazität von 18 Mio.t und 46 km Schieneninfrastruktur bis 2023 fertiggestellt werden. Darüber hinaus sind weitere Anlagen für die Ausfuhr anderer Mineralien sowie für den Stückgutverkehr geplant.

Boris Komozkij, Mitglied des Staatsduma-Ausschusses für die Entwicklung des Fernen Ostens und der Arktis, erklärte gegenüber URA.Ru, daß der Nördliche Seeweg besonders wichtig sei, da er es Rußland ermögliche, die Schifffahrt über sein eigenes Territorium zu führen (und damit die Ostsee zu umgehen), und dies „die Souveränität Rußlands stärken werde“.

Michail Blinkin, Direktor des Instituts für Verkehrswirtschaft und Verkehrspolitik an der Hochschule für Wirtschaft, erklärte gegenüber URA.Ru: „Murmansk wird das Tor Rußlands zu den Weltmeeren. In ,friedlichen‘ Zeiten wurde dies nur diskutiert, aber unter den derzeitigen Bedingungen höherer Gewalt bleibt keine Zeit für Gespräche. Für das Land ist dies kein Luxus mehr, sondern eine Notwendigkeit.“

Das südliche Ende des russischen Teils der INSTC befindet sich in der Region des Kaspischen Meeres, und hier hat Rußland nach vielen Jahren des Zögerns nun auch beschlossen, den Wolga-Don-Schiffahrtskanal und die Wasserstraße, die das Kaspische und das Schwarze Meer über den 101 km langen Kanal zwischen den Flüssen Wolga und Don verbindet, wiederaufzugreifen. Das Projekt umfaßt das Ausbaggern der gesamten Wasserstraße auf eine Tiefe von 4,5 Metern, um eine sichere Durchfahrt für schwerere Schiffe zu ermöglichen, wofür chinesische Unternehmen gewonnen werden könnten.

Die westlichen Sanktionen haben Rußland dazu veranlaßt, wichtigen Verkehrsinfrastrukturprojekten, die in der Vergangenheit aufgeschoben wurden, höchste Priorität einzuräumen. Bereits im Mai gab Präsident Putin Anweisung, daß der russische Verkehr von Europa weg nach Osten und Süden umgelenkt werden soll. Eine entscheidende Komponente dabei ist die Fertigstellung des Internationalen Nord-Süd-Verkehrskorridors (INSTC), der von St. Petersburg an der Ostsee durch das Kaspische Meer bis in den Iran und dann zum indischen Hafen Mumbai führt. Dieses Projekt, das der Integration ganz Zentralasiens dienen soll, stand im Mittelpunkt der Diskussionen auf dem 6. Gipfeltreffen zum Kaspischen Meer, zu dem der turkmenische Präsident Serdar Berdimuhamedov eingeladen hatte und an dem Wladimir Putin und seine Amtskollegen aus Aserbaidschan, Iran und Kasachstan teilnahmen.

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