Professor Richard Falk, emeritierter Professor für Völkerrecht der Princeton University argumentierte in einem am 3. November in Middle East Eye veröffentlichten Artikel, dass Israels Endspiel in Gaza viel unheilvoller sei, als die bloße Wiederherstellung der „Sicherheit“:
„Israel reagierte so wütend auf die völlig angemessenen und zutreffenden Bemerkungen von (UN-Generalsekretär Antonio) Guterres am 25. Oktober, dass der Angriff vom 7. Oktober so interpretiert werden kann, Israel habe diesen angesichts seiner schweren und vielfältigen Übergriffe gegen die Menschen in den besetzten palästinensischen Gebieten, vor allem im Gazastreifen, aber auch im Westjordanland und in Jerusalem, ,kommen sehen’", schreibt Falk. „Schließlich konnte Israel, wenn es gelänge, sich vor der Welt als unschuldiges Opfer des Angriffs vom 7. Oktober zu präsentieren – ein Angriff, der auch Kriegsverbrechen beinhaltete – vernünftigerweise darauf hoffen, von seinen Gönnern im Westen einen Freibrief zu erhalten, um nach Belieben Vergeltung zu üben, ohne von den Beschränkungen des Völkerrechts, der UN-Autorität oder der allgemeinen Moral gestört zu werden.“
„Guterres‘ UN-Rede hatte eine so dramatische Wirkung, weil sie Israels Ballon der kunstvoll konstruierten Unschuld platzen ließ, der den Angriff vom 7. Oktober als aus heiterem Himmel kommend darstellte. Diese Ausblendung des Kontextes lenkte die Aufmerksamkeit von der Verwüstung des Gazastreifens und dem völkermörderischen Angriff auf seine überwiegend unschuldige und seit langem unterdrückte Bevölkerung von 2,3 Millionen Menschen ab. Aber es geht nicht nur um Gaza. Es geht auch um das Westjordanland, den Schauplatz der radikalen zionistischen Siedlungsaktivitäten.”
„Es gibt wenig Grund, daran zu zweifeln, dass Israel auf den 7. Oktober absichtlich überreagiert hat, indem es sofort eine völkermörderische Antwort gab, vor allem, wenn der Zweck darin bestand, die Aufmerksamkeit von der Eskalation der Siedlergewalt im Westjordanland abzulenken, die durch die Verteilung von Waffen durch die Regierung an ‘zivile Sicherheitsteams’ noch verschärft wurde. Der ultimative Plan der israelischen Regierung scheint darin zu bestehen, die UNO-Teilungsphantasien ein für alle Mal zu beenden und dem zionistischen Maximalziel der Annexion oder totalen Unterwerfung Palästinas im Westjordanland Autorität zu verleihen… Israel hat diese Gelegenheit ergriffen, um die zionistischen territorialen Ambitionen im ,Nebel des Krieges‘ zu erfüllen, indem es eine letzte Welle katastrophaler palästinensischer Enteignung herbeiführt. Ob man das nun ,ethnische Säuberung‘ oder ,Völkermord‘ nennt, ist zweitrangig, obwohl es bereits als eine der größten humanitären Katastrophen des 21. Jahrhunderts gilt. Das palästinensische Volk wird in der Tat Opfer von zwei konvergierenden Katastrophen: einer politischen und einer humanitären“, schließt Prof. Falk seinen Kommentar.
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