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Weltweit gegen die Atomkriegsgefahr, für dauerhaften Frieden

Von Alexander Hartmann

Am Wochenende des 6. August, dem 78. Jahrestag des barbarischen Atombombenabwurfs auf Hiroshima, veranstaltete das weltweit aktive Bündnis „Humanity for Peace“ (Menschheit für Frieden) Dutzende von Kundgebungen in Europa, Iberoamerika und den USA für Frieden und für eine neue internationale Sicherheitsarchitektur, die das Interesse aller Nationen schützt.

Die Hauptkundgebung war auf der Dag Hammarskjold Plaza am Sitz der Vereinten Nationen in New York. Dort sprachen etwa 20 Redner aus vielen Ländern und unterschiedlichen politischen Richtungen, die jedoch alle für die gemeinsame Sache kämpfen: die akute Gefahr eines thermonuklearen Krieges zu stoppen und eine wachsende Bewegung für einen dauerhaften und gerechten Frieden aufzubauen. Die Moderatorinnen der Veranstaltung waren Anastasia Battle vom Schiller-Institut und Irene Mavrakakis von Liberty Speaks.

Die Atomkriegsgefahr wächst täglich, weil die Fraktion in London und Washington, die um jeden Preis „Rußland besiegen“ will, die Ukraine Angriffe auf russisches Territorium durchführen läßt. So wurden kürzlich Straßenverbindungen zur Krim mit westlichen Präzisionswaffen bombardiert. Moskau betrachtet die Krim als russisches Territorium und hat wiederholt gewarnt, es werde Kernwaffen einsetzen, wenn die Einheit des Landes bedroht ist. Mit einer zerstörten Brücke ist diese rote Linie noch nicht überschritten, aber wenn Putin mit dem Rücken zur Wand steht wie Chruschtschow im Jahr 1961, gibt es niemanden im Weißen Haus, mit dem er sprechen kann.

Der Vergleich mit Chruschtschow wurde vom Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy Jr. in einer Videobotschaft an die Kundgebung „Humanity for Peace“ bei der UNO gezogen. Auf der Kundgebung sprachen auch zwei weitere US-Präsidentschaftskandidaten – Aaron Day (Republikaner) und Mike ter Maat (Libertärer) –, die Senatskandidatin Diane Sare aus New York, Guyanas Ex-Präsident Donald Ramotar, der haitianische Präsidentschaftskandidat Jude Elie sowie eine Reihe prominenter Kriegsgegner, darunter der frühere UN-Waffeninspekteur Scott Ritter und Jose Vega von der LaRouche-Bewegung.

Die zentrale Botschaft kam von der Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, der Initiatorin und treibenden Kraft von Humanity for Peace. Sie rief die Menschen in aller Welt auf, sich der Gefahr bewußt zu werden:

„Von den mehr als 12.000 existierenden Atomwaffen, von denen jede einzelne bis zu tausendmal zerstörerischer ist als die Bomben auf Hiroshima und Nagasaki, sind 3800 einsatzbereit, fast 2000 innerhalb von Minuten. Wenn es zu einem Atomkrieg kommt – es gibt ja heute Politiker, die leichtfertig den Einsatz dieser Waffen in Erwägung ziehen –, wird nicht einmal ein Historiker übrigbleiben, um zu untersuchen, wie es zu dieser unfaßbaren Katastrophe kommen konnte...

Wir fordern die sofortige kontrollierte Vernichtung aller Atomwaffen. Aber grundlegender fordern wir die Schaffung einer neuen globalen Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur, die die Sicherheitsinteressen aller Nationen der Welt, der großen wie der kleinen, berücksichtigt. Diese Architektur muß die geopolitische Blockbildung ein für alle Mal überwinden und das Interesse der Menschheit als ganzer an die erste Stelle setzen. Die Voraussetzung dafür ist eine neue, gerechte Weltwirtschaftsordnung, die es allen Ländern und Menschen ermöglicht, ihr Potential voll zu entfalten.

Vereinigen wir die Friedensbewegungen auf der ganzen Welt mit den Ländern des Globalen Südens, um ein neues Paradigma in der Geschichte der menschlichen Gattung zu verwirklichen! Der neue Name für Frieden ist Entwicklung!“

„Die größte Atomkriegsgefahr seit der Kubakrise“

Robert F. Kennedy Junior, Sohn von Robert Kennedy und Neffe von Präsident John F. Kennedy, sprach per Video auf der New Yorker Kundgebung von „Humanity for Peace“. „Heute sind wir einem nuklearen Schlagabtausch näher als jemals zuvor seit der Kubakrise im Oktober 1962“, sagte Kennedy. „Mein Onkel hatte verstanden, daß man sich in die Lage des Gegners versetzen muß, wenn man dem Land einem Krieg ersparen will. Als er sein Amt antrat, wußten die Geheimdienste und die Leute um ihn herum fast nichts über [den sowjetischen Staatschef] Nikita Chruschtschow. Präsident Eisenhower hatte gesagt, daß kein Präsident, der selbst Soldat war, die Amerikaner in den Dritten Weltkrieg führen würde, weil Soldaten wissen, was Krieg ist. Er war selbst ein Soldat. Mein Onkel war Soldat gewesen, der einzige Präsident, der mit dem Purple-Heart-Orden ausgezeichnet wurde. Und Chruschtschow war natürlich auch Soldat gewesen und hatte an der brutalsten Schlacht des Zweiten Weltkriegs in Stalingrad teilgenommen.“

1961 begann der Austausch zwischen Kennedy und Chruschtschow unter schwierigsten Bedingungen: „Im August gab es eine Konfrontation an der Berliner Mauer, wo amerikanische Panzer am Checkpoint Charlie russischen Panzern gegenüberstanden, und die Welt stand zu dem Zeitpunkt kurz vor einem Atomkrieg. Mein Onkel telegrafierte über einen Geheimkanal an Chruschtschow und bat ihn, seine Panzer abzuziehen. Chruschtschow antwortete auf das Telegramm meines Onkels mit den Worten: ,Ich stehe mit dem Rücken zur Wand, ich kann nicht zurück‘, und in dem Moment erkannte mein Onkel, daß Chruschtschow in der gleichen Lage war wie er selbst: Auch er war von Kriegstreibern umgeben, die auf eine Machtprobe mit den Vereinigten Staaten aus waren. Und ihnen war klar, daß nur sie beide einen allgemeinen nuklearen Schlagabtausch verhindern konnten.

Mein Onkel machte ihm einen Vorschlag, ein Versprechen: Wenn Chruschtschow seine Panzer zurückzöge, würde mein Onkel es innerhalb weniger Stunden auch tun, und das taten sie. Danach vertrauten sie einander, und sie erkannten, daß sie direkt miteinander kommunizieren mußten...

Sie befanden sich in einer sehr ähnlichen Situation wie heute, wenn wir Wladimir Putin in eine Lage bringen, in der er mit dem Rücken an der Wand steht. Dies ist eine Zeit, in der wir mehr denn je miteinander reden müssen. Wir [die USA] haben seit vielen, vielen Monaten, fast einem Jahr, keine Anstrengungen unternommen, mit der russischen Führung zu sprechen. Und es gab viele Bemühungen der russischen Führung, uns und die Ukraine in Friedensverhandlungen einzubinden, aber wir haben das zurückgewiesen.

Im April 2022 haben die Russen und die Ukrainer, wie wir jetzt wissen, ein Friedensabkommen paraphiert, das auf den Minsker Vereinbarungen basierte, und die Russen begannen bereits, ihre Truppen abzuziehen. Dennoch schickte das Weiße Haus [den damaligen britischen Premier] Boris Johnson dorthin, um dieses Abkommen zu torpedieren.

Wir müssen das Gegenteil tun: Wir müssen direkt mit Wladimir Putin und allen Seiten sprechen, und wir müssen diesen Wahnsinn beenden, bevor wir einen weiteren nuklearen Schlagabtausch auslösen, der die gesamte Menschheit vernichtet.

Ich danke Ihnen für die Arbeit, die Sie leisten, und ich möchte Sie beglückwünschen und Ihnen meine Dankbarkeit dafür aussprechen, daß Sie dies zu einer Priorität für die gesamte Menschheit gemacht haben. Ich danke Ihnen sehr.“

Internetforum „Nein zur NATO, Nein zum Krieg”

Der Auftakt zu den weltweiten Veranstaltungen war ein Internetforum der britischen Gruppe „No 2 NATO, No 2 War“ (Nein zur NATO, nein zum Krieg) am 3. August gewesen, an dem Helga Zepp-LaRouche vom Schiller-Institut, Angela McArdle vom Nationalrat der Libertären Partei der USA, der Journalist Dan Kovalik, Guyanas ehemaliger Präsident Donald Ramotar, der ehemalige britische Botschafter in Syrien Peter Ford und der unabhängige schottische Journalist David Clews teilnahmen.

Helga Zepp-LaRouche forderte bei dieser Gelegenheit alle friedliebenden Mitglieder der Grünen in Deutschland auf, aus ihrer Partei, die heute am aggressivsten für Krieg und militärische Drohungen gegen Rußland und China wirbt, auszutreten und sich der Mobilisierung von Humanity for Peace anzuschließen.

Sie erklärte, der eigentliche Grund für den NATO-Krieg gegen Rußland in der Ukraine sei die „Abrechnung“ des Globalen Südens mit einer ganzen Epoche, nämlich das Ende von 500-600 Jahren Kolonialismus. Die Beendigung dieses Krieges und die Überwindung von Krieg allgemein sei nur durch Zusammenarbeit Europas mit dem Globalen Süden in einer neuen Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur möglich.

Dieser Leitgedanke Zepp-LaRouches war einzigartig auf diesem Forum, daher bat der Moderator Chris Williamson Ramotar und Clews, etwas dazu zu sagen, was diese auch bereitwillig taten. Ramotar antwortete: „Bei all diesen negativen Aspekten“ – dem Krieg und der Atomkriegsgefahr – „entwickelt sich etwas Positives... Ein neues System entsteht.“ Kovalik rief zum Abschluß alle auf, „am Sonntag auf die Straße zu gehen“ und an der Kundgebung am 6. August vor den Vereinten Nationen teilzunehmen. Williamson kündigte dann die „Nein zur NATO“-Kundgebung im Londoner Stadtteil Whitehall an, die ebenfalls am 6. August stattfand.

Humanity for Peace mobilisiert weiter und wird regelmäßig über die Aktivitäten informieren.

 

Mehr:

https://www.bueso.de/atomkrieg-keiner-ueberleben-gedenkveranstaltung-hiroshima-nagasaki-berlin

https://www.bueso.de/friedenskundgebung-frankfurt-muessen-frieden-gewinnen-krieg

Flugblatt: https://www.bueso.de/ueber-oppenheimer