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Monti, Draghi und "Britannia 2"

Nachdem der Brief des Regionalvorsitzenden der nationalen Taxifahrervereinigung in der Toskana, Claudio Giudici, gegen die Monti-Politik zuvor in einem Artikel aus Rom in der FT und in der italienischen Presse zitiert worden war, veröffentlichte die [i]Financial Times[/i] am 6.1. nun seinen Leserbrief. Allerdings fehlen sieben entscheidende Worte, die offenbar 'ans Eingemachte' gehen. Und zwar hatte Giudici an der Stelle über die Dominanz oligarchischer Kräfte seit 1992 dazu gesetzt: "... (dem Jahr der berühmten Britannia'-Deals)."

Diese 'Britannia-Deals' sind in Rom und London gut bekannt. Dabei ging es um die Deregulierung und den Ausverkauf italienischer Staatsbetriebe, die an Bord der British Royal Yacht [i]Britannia[/i] am 2. Juni 1992 zwischen Bankern der City of London und pro-britischen italienischen Geschäftsleuten, Finanziers und Staatsbediensteten diskutiert wurden. Der berühmteste Teilnehmer war der gegenwärtige Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi. Der Kahlschlag, den EU und EZB fordern und der jetzt in Italien von Mario Monti umgesetzt werden soll, wurde bereits von vielen Kommentatoren als "Britannia 2" beschrieben.

[i]Es folgt die Übersetzung der veröffentlichen Version:[/i]

[h4]Einfluß der Taxifahrer nicht verantwortlich für Widerstand gegen Monti[/h4]

Sir, in Herrn Giugliano's Artikel vom 29. Dezember ("Monti braucht mehr als Europas Beifall, um Rom zu halten") werden "Widerstände" verantwortlich gemacht, die von einem [geschlossenen] System von Unternehmen kämen, in denen nur Gewerkschaftsmitglieder beschäftigt werden dürften. Es handelt sich dabei jedoch um den leidenschaftlichen Versuch von Kräften in einer wirklich demokratischen Anstrengung, Italien gegen die Umwandlung einer Republik in einen oligarchischen Staat zu verteidigen. Neben ihrer Eigenschaft als Beschäftigte sind Taxifahrer, Apotheker, Zeitungshändler, Ladenbesitzer, in erster Linie Bürger, die immer noch das Wahlrecht besitzen und die Druck auf ein System ausüben, das, trotz des 'Einfrierens' des verfassungsmäßigen Auswahlprozesses des Ministerpräsidenten durch eine Reihe nationaler und internationaler Kräfte, immer noch auf dem Parliament beruht und auf den Stimmrechten, die diese Menschen noch besitzen. Dies ist das Haupthindernis für den neoliberalen Plan, mit dem das Land in die Hände einer Finanzoligarchie übergeben werden soll, die die Nation seit spätestens 1992 dominiert hat.

Das zweite Hindernis für Mr. Monti stellt die Wahrheit dar. Alle oben genannten Gruppen mobilisieren, um klarzumachen, daß die gegenwärtige Medienkampagne nicht der Wahrheit entspricht. Da die meisten Fernsehanstalten und Radiotalkshows keine oder nur eine sehr eingeschränkte wirkliche Debatte erlauben, haben Organisationen und einzelne Arbeiter ein paralleles Informationssystem geschaffen, indem sie die sozialen Netzwerke, Flugblätter und Mund-zu-Mund Information benutzen.

Das dritte und letzte Hindernis für Monti ist das Gewissen - das bei ein paar unserer Abgeordneten, bei einigen Journalisten und vielen Bürgern wach ist.
Aus diesem Grund ist es nicht irgendeine magische Macht von Taxifahrern, die Mr. Monti aufhält, sondern diese Verbindung aus Demokratie, Wahrheit und Gewissen, die dafür sorgt, daß das Land nicht völlig in die Hände der Finanzhaie fällt!

Claudio Giudici, Vorsitzender Uritaxi
Nationale Taxifahrervereinigung, Region Toskana

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