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ZDF-Dokumentation über Mario Draghis britische Loyalitäten

Am 6.12., brachte das ZDF heute journal einen Bericht über EZB-Präsident Mario Draghi. Unter dem Titel "Die zweifelhafte Unabhängigkeit von Mario Draghi" wurde Draghis Karriere vom berüchtigten Treffen 1992 an Bord der Privatyacht von Queen Elizabeth II. ("Britannia Boy") bis zu seinen Goldman Sachs-Beziehungen beleuchtet. Der Beitrag erschien im Zusammenhang mit dem monatlichen geldpolitischen Treffen des EZB-Rats und der dazugehörigen Pressekonferenz.

Der Bericht brach mit den Klischees über Draghi in den deutschen Medien, wo er gewöhnlich als der Italiener des „lockeren Geldes“ porträtiert wird, der die „Liraisierung“ des Euro herbeiführt. In Wirklichkeit ist Draghi nur ein Vertreter jener internationalen Finanzkreise, die Italien ausgeplündert haben, z.B. durch den Privatisierungsprozeß, der nach dem Treffen auf der Britannia in Gang kam und von Draghi geleitet wurde.

Benito Livigni, Autor und damals in der Geschäftsleitung von ENI, sagte in dem ZDF-Bericht: „Draghi verdankt seine Karriere diesen Geschäften, bei denen Goldman Sachs bevorzugt wurde.“ Unter seiner Ausrichtung sei Immobilienbesitz von ENI an Goldman Sachs „verschleudert, fast verschenkt“ worden. 2002 verließ Draghi die italienische Regierung und wurde Vizepräsident von Goldman Sachs. Später, als er 2011 zum Vorsitzenden der EZB ernannt wurde, mußte sich Draghi gegen Anschuldigungen verteidigen, er habe von dem berüchtigten, von Goldman Sachs organisierten Schwindel mit griechischen Swaps gewußt. „War er als Vermittler wieder mit an Bord?“ fragen die ZDF-Reporter ironisch. Er habe „nur für den privaten Sektor gearbeitet“ und sei „nicht zuständig für die Geschäfte mit den Regierungen“ gewesen, behauptete Draghi vor einem Ausschuß des Europaparlaments.

Der Experte Marc Roche von Le Monde widerlegte das in dem Beitrag. „Die Goldmänner sind keine Samariter. Sie engagieren Draghi nicht und geben ihm den Titel eines Vizepräsidenten, wenn er nicht auch für den öffentlichen Sektor zuständig gewesen wäre. Er hat nicht gelogen, aber die Wahrheit hat er auch nicht gesagt.“

In der Dokumentation wird auch darauf verwiesen, daß Draghi Mitglied der Gruppe der 30 sei, die als "Gruppe von 30 supereinflussreichen Lenkern von Geld und Macht" gekennzeichnet wird. Neben Mario Draghi fänden sich dort "auffallend viele aktive und ehemalige Mitarbeiter des amerikanischen Geldhauses Goldman Sachs.“

Bei der Pressekonferenz fragte der ZDF-Reporter Draghi, ob er angesichts der Tatsache, daß die Gruppe der 30 von Goldman Sachs mitfinanziert werde, einen Interessenkonflikt sehe. Seine Antwort: „Die EZB [also er selbst] sieht in der Mitgliedschaft ihres Präsidenten im Club of 30 keinen Interessenkonflikt.“

Da handelt es sich wohl um einen klassischen Fall falscher Selbstwahrnehmung.

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