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Das Prinzip des menschlichen Geistes

[title]Das Prinzip des menschlichen Geistes[/title]

[author]von Lyndon LaRouche[/author]

[date]4. März 2009[/date]

[hr]

[i]Das folgende Papier hat LaRouche bei der Podolinskij-Konferenz am 9. April 2009 in Kiew eingereicht.[/i]

[hr]

[i]Synopse:[/i]

[i]Akademiemitglied Wladimir Iwanowitsch Wernadskij und sein Zeitgenosse Albert Einstein verstanden die Summe ihrer größten wissenschaftlichen Leistungen im Rahmen des Riemannschen [/i][i]Begriffs der [/i]Dynamik[i], der in der neuzeitlichen Wissenschaft formell darauf zurückgeht, daß Gottfried Wilhelm Leibniz in den 1690er Jahren das klassische griechische [/i]Dynamis[i]-Konzept der Pythagoräer und Platons wiederbelebte. Wie Einstein betonte, zeigt sich die Bedeutung hiervon für die Grundlagen kompetenter neuzeitlicher Wissenschaft in Johannes Keplers ureigener Entdeckung des allgemeinen Gravitationsprinzips, wie er es in seiner [/i]Weltharmonik [i]darstellt. Wenden wir unser Augenmerk zusätzlich bestimmten verwandten, tieferen Aspekten der Bedeutung des menschlichen Geistes zu, die sich aus Wernadskijs Behandlung der Noosphäre ergeben, so stellt sich eine bestimmte, sehr wichtige, wenn auch derzeit noch umstrittene Frage.[/i]

[i]Dieser Gegenstand ist als Frage im Rahmen einer einheitlichen Feldtheorie aufzufassen. Albert Einstein warf diese Frage auf, und Wernadskij - gleichgültig, ob man annimmt, daß er es wußte oder nicht - lieferte einen entscheidenden Ansatzpunkt, der in Richtung einer Lösung weist. Das ist mein Thema hier.[/i]

[intro]Einführung: Wernadskij und Wirtschaftswissenschaft[/intro]

Unser Thema in diesem Aufsatz ist die Menschheit als solche, also nicht der Mensch als Produkt eines unbelebten Prinzips, wie ihn die radikalsten zeitgenössischen Positivisten sehen, und auch nicht im Sinne derjenigen, die den Menschen und seine Entwicklung im wesentlichen als Unterabteilung tierischen Lebens einordnen. Die Noosphäre, so wie Akademiemitglied Wernadskij dieses Konzept auf wirklich neue und qualitativ einzigartige Weise entwickelt hat, ist so zu verstehen: Das unabhängige, höhere universelle physikalische Prinzip, das in den bewußt kognitiven, schöpferischen Fähigkeiten des gereiften menschlichen Geistes zum Ausdruck kommt, umfaßt das gesamte Universum, einschließlich dessen unbelebten Teiles und des „Tierreichs".

Dieser Bericht ist zwar eine wissenschaftliche Abhandlung, man muß jedoch erkennen, daß das Handeln des Menschen zur Entwicklung des Planeten den Entwicklungsprozeß des unbelebten Bereichs wie auch der Biosphäre mit einschließt. Diese sind also, wie die Naturwissenschaft generell, als Bereiche zu behandeln, die dem Ausdruck oder Fehlen des Ausdrucks menschlichen Wirkens untergeordnet sind. Deshalb bedeutet unser Thema eine Abweichung von den Konventionen wissenschaftlicher Lehre, die den Menschen falsch auffassen - entweder aus einem methodischen Standpunkt, der den Menschen in seiner Entwicklung als Teil eines unbelebten Prozesses definiert, oder aus der armseligen Annahme, der Mensch sei bloß ein Produkt einer rein tierischen Natur.

Der Mensch lebt zwar im Bereich des unbelebten Sonnensystems und der Biosphäre, aber die Menschheit selbst verändert diese Systeme durch willentliche Entwicklung, weil die eigene Entwicklung der Menschheit diesen Systemen übergeordnet ist. Nicht die Umwelt, sondern die Menschheit bestimmt die Gesellschaft; die Menschheit bewirkt die Veränderungen, die - zum besseren wie zum schlechteren - das Schicksal des unbelebten Bereichs wie auch der Biosphäre definieren. In diesem speziellen Sinn ist das durch die Handlungen einzelner angetriebene menschliche soziale Verhalten beherrschend unter der Autorität des Schöpfers, der dem Menschen aufgetragen hat, als sein Ebenbild zu wirken.

Wenn das Thema hier also das Dasein der Menschheit ist, wie sie wirklich existiert, müssen wir schon um der Sachkompetenz willen Untersuchungsmethoden und Argumente verwenden, die von dem tatsächlichen Unterschied der menschlichen Gattung zu allen anderen ausgehen. Gemeint sind die bewußten schöpferischen Fähigkeiten, die nur der Menschheit eigen sind, jenseits und über allem, was unbelebt oder bloß tierisch ist.

Insofern ist die naturwissenschaftliche Praxis im wesentlichen ein Gegenstand der Wissenschaft der physischen Ökonomie, deren wesentliche Aspekte ich auf den folgenden Seiten darstelle.

[subhead]Also die Methode[/subhead]

Johannes Kepler hat nicht übertrieben, als er betonte, er stehe in der Schuld der philosophischen Grundlagen der neuzeitlichen Wissenschaft, die Kardinal Nikolaus von Kues und wichtige Anhänger von Kues wie Leonardo da Vinci geliefert hatten. Die grundlegende Bedeutung des Nikolaus von Kues für die gesamte neuzeitliche Naturwissenschaft[sup]1[/sup] tritt besonders deutlich hervor, wenn man sich mit der Kombination der beiden Eröffnungsparagraphen und des unerbittlich ironischen Schlußsatzes von Bernhard Riemanns revolutionärer Habilitationsschrift von 1854 befaßt.

Die Bedeutung dieser grundlegenden Fragen für die gesamte moderne Wissenschaft wurde oft bewußt oder unbewußt ignoriert; schuld daran war der überwältigende Einfluß des Empirismus der Anhänger Paolo Sarpis auf fast die gesamte neuzeitliche europäische Wissenschaftslehre, angefangen mit den meist völlig verlogenen Angriffen auf die Arbeiten von Gottfried Leibniz. Diese Angriffe verdichteten sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts und halten bis auf den heutigen Tag an. Die Bedeutung dieser Tatsache wird klarer, wenn man die entsprechenden Einzelheiten des manchmal erbarmungslosen Systemkonflikts zwischen den gegnerischen Fraktionen betrachtet.

Beispielsweise liegt hier die Wurzel der Auseinandersetzung Albert Einsteins mit seinen Widersachern unter den logischen Positivisten, seit die deutschsprachigen Anhänger von Ernst Machs mechanistischen Verirrungen 1914-17 während des Weltkriegs in Europa ihre Attacken auf Max Planck lancierten. Dieser Konflikt fand ein noch verschärftes Echo in Kampagnen unter dem Druck der noch radikaleren Verirrungen der Fraktion Bertrand Russells, die seit den Solvay-Konferenzen der zwanziger Jahre die allgemeine akademische Debatte um die Wissenschaftsmethode beherrscht.

Alle diese Erwägungen laufen auf ein gemeinsames Thema im Rahmen meines Fachgebietes zusammen, der leider fast unbekannten Wissenschaft der physischen Ökonomie, deren Hauptzüge und wichtigste Querverbindungen ich in diesem Aufsatz darstelle.

Die pädagogisch beste Darstellung der entsprechenden Gesichtspunkte von Wernadskijs Weltanschauung in Fragen der Wissenschaftsmethode bietet sein experimenteller Ansatz zur ontologischen Definition der Biosphäre, den er seit Mitte der dreißiger Jahre mit seinen Definitionen in wichtigen Fragen der physikalischen Chemie lieferte. So ist Wernadskijs präzise, ontologische Unterscheidung lebender Materie von präbiotischen Zuständen als Ausdruck eines universellen physikalischen Lebensprinzips zugänglich für Fachleute, die mit der entsprechenden Methode Bernhard Riemanns vertraut sind.

Hierin liegt der Ansatzpunkt zumindest für einen ersten Teilschritt, um eine Antwort auf die Frage nach einer einheitlichen Feldtheorie zu finden.

Die von Wernadskij angesprochene verwandte Frage, die ich hier vorstelle, betrifft die vergleichbare, qualitativ anspruchsvollere, aber weniger ausgearbeitete Unterscheidung des menschlichen Lebens - die qualitative, funktionelle Besonderheit der Kultur der Noosphäre - vom bloßen Lebenszustand. Ich behandele diese Unterscheidung hier vom Standpunkt eines Riemannschen, dynamischen Verständnisses dieser spezifisch menschlichen schöpferischen Kräfte, die sich in qualitativ fortschreitender Entwicklung im Bereich bestimmter praktisch umgesetzter Entdeckungen auf dem Gebiet der physischen Ökonomie ausdrücken. Es sind auch diese letzteren Entdeckungen, die das Potential für die beabsichtigte Zunahme der Arbeitsproduktivkraft in der Gesellschaft pro Kopf und pro Quadratkilometer definieren. Diese Kraft steht qualitativ weit über jener der Biosphäre.

Das aktuelle Fallbeispiel wirtschaftswissenschaftlicher Arbeit, auf das ich hier zu diesem Zweck verweise, ist mein eigener, bis heute einzigartiger Erfolg bei der Vorhersage des Zeitpunkts und der besonderen Natur der laufenden weltweiten wirtschaftlichen Zusammenbruchskrise, die in den letzten Julitagen 2007 ausbrach.[sup]2[/sup]

Ich betone hier besonders die Frage des Prinzips, die durch die Wissenschaft der physischen Ökonomie veranschaulicht wird: daß das Unbelebte, die Biosphäre und die Noosphäre jeweils als ontologisch verschiedene Kategorien aufgefaßt werden müssen, jedoch - wie ein Mensch und sein Hund - systemisch wechselwirkende physische Phasenräume sind. Wie Wernadskij muß man hervorheben, daß es eine scharfe Trennung zwischen den Produkten des unbelebten Bereichs und denen des Lebensbereichs und eine vergleichbare scharfe, unüberbrückbare Trennung zwischen der Menschheit allgemein und dem bloß Tierischen gibt. Vom Standpunkt der Wissenschaft der physischen Ökonomie - meinem Standpunkt - koexistieren alle diese drei Phasenräume als qualitativ unterschiedliche, aber kohärent wechselwirkende Phasenräume eines einzigen Universums. Daher ist der Gegenstand dieses Aufsatzes im Rahmen der Vorstellung eines Prinzips universeller Harmonie aufzufassen, nicht als kinematisch wechselwirkende Teilchen im Sinne der falschen reduktionistischen und aprioristischen Vorstellungen der modernen Reduktionisten von Raum und Zeit als leer, aprioristisch, kartesisch oder ähnlich.

Der hier vorgelegte Beitrag ist auch Ausdruck des wiederholt bewiesenen, einzigartigen Erfolgs meiner Methode langfristiger realwirtschaftlicher Vorhersage. Dies hat sich jetzt in ganz besonderer Weise bestätigt, da alle meine vermeintlichen Rivalen auf diesem Gebiet und maßgebliche Regierungen die jetzigen Entwicklungen nicht vorhersahen oder eine entgegengesetzte Politik vorschlugen, die nicht nur inkompetent war, sondern deren Folgen sich auch verheerend für sämtliche Nationen auf diesem Planeten erweisen. Selbst heute noch wollen die meisten führenden Persönlichkeiten in Politik und Ökonomie nicht die klaren, schlüssigen Beweise dafür erkennen, daß wir uns in einer weltweiten physischen Zusammenbruchskrise befinden (keiner bloßen „Rezession" oder „Depression" wie der von 1929 oder Oktober 1987). Diese Krise bedroht unmittelbar die Zukunft der heutigen realwirtschaftlichen Systems der Welt, wenn die gegenwärtigen monetaristischen Systeme nicht abgeschafft und sehr bald entsprechend ersetzt werden.

Ich beginne deshalb den Hauptteil meiner Darstellung mit einem Kapitel, das eine entscheidend wichtige Aussage zu der Methode enthält, die Kepler bei seiner Entdeckung des allgemeinen Gravitationsprinzips unseres Sonnensystems verwendete. Dies bildet den Anfang der Fragen, die sich uns stellen; die Antwort, die sich auf die einheitliche Feldtheorie bezieht, erscheint weiter unten in diesem Bericht, wenn am Ende den Boden dafür bereitet ist.

[head]I. Sinneswahrnehmung oder kosmische Vorstellung[/head]

Seit den alten Mittelmeerkulturen herrscht insbesondere in der europäischen Zivilisation der Einfluß einer sophistischen Erfindung vor, die - beispielsweise in Euklids [i]Elementen[/i] - in Form sogenannter Apriori-Annahmen angeblich selbstverständlicher Definitionen, Axiome und Postulate zum Ausdruck kommt. Das entscheidende an diesen gefährlich dummen Annahmen ist die Ansicht, die Realität ließe sich anhand unserer Sinneswahrnehmung von Zeit, Raum und Materie im blinden Vertrauen auf die Sinne definieren. In der gesamten Zeitspanne, seit sich Leute wie Aristoteles und Euklid gegen die alten Pythagoräer und Platon stellten, bis zum Werk des Kardinals Nikolaus von Kues, verkörperten nur einige wenige herausragende, klassische Widersacher der aristotelischen Methode und des entsprechenden aprioristischen Reduktionismus, wie etwa Eratosthenes aus der Cyrenaica und mit bestimmten Einschränkungen der berühmte Archimedes von Syrakus, eine Naturwissenschaft, die diesen Namen verdient.[sup]3[/sup]

Die Wiederbelebung wahrer Naturwissenschaft in der Neuzeit verdanken wir zunächst der Initiative von Filippo Brunelleschi und Nikolaus von Kues, doch der eigentliche Begründer praktizierter neuzeitlicher Wissenschaft war Johannes Kepler, ein begeisterter Anhänger Brunelleschis und Leonardo da Vincis, der in seiner [i]Weltharmonik[/i] seine Entdeckung der universellen Gravitation dargestellt hat. Dies bildet die Grundlage für das heute noch andauernde Bemühen - u.a. von Gottfried Leibniz -, die Naturwissenschaften vom aprioristischen, reduktionistischen Liberalismus des Sarpi-Anhängers René Descartes und seiner empiristischen Gefolgschaft aus dem Europa des 18. Jahrhunderts zu befreien.

Kepler beschreibt in seiner [i]Weltharmonik[/i] seine einzigartige, ureigene Entdeckung des einzigen kompetenten, wirklichen allgemeinen Prinzips der Gravitation, das die Wissenschaftler bis heute anwenden. Bevor er dort zur entscheidenden Schlußfolgerung gelangt, lenkt er das Augenmerk auf eine entscheidende Ironie: das Bemühen, das reduktionistische, quasi-visuelle Bild der physikalischen Raumzeit mit der Vorstellung von Harmonie in Beziehung zu setzen, welche sich seither immer wieder als entscheidend erwiesen hat, um ein einheitliches Selbstorganisationsprinzip des Sonnensystems als Ganzem zu definieren.[sup]4[/sup]

Es ist wichtig zu betonen, daß Kepler in Anlehnung an die von Kardinal Nikolaus von Kues begründete moderne Wissenschaftsmethode implizit zu der Erkenntnis gelangt war, daß - im Gegensatz zu den Apriori-Annahmen von Sophisten wie Euklid oder von René Descartes bzw. den Empiristen generell in der Neuzeit - die bloßen Zeugnisse der Sinne [i]in keinem Fall direkt[/i] das entsprechende Organisationsprinzip des von uns bewohnten Universums wiedergeben. Man muß erkennen, daß menschliche Sinneswahrnehmungen wie Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken und Riechen lediglich als Quelle wichtiger „Instrumenten-Anzeigen" dienen können - Anzeigen, die uns das verursachende Prinzip hinter den mit den Sinnen wahrgenommenen physikalischen Effekten nicht angeben.

Der Leser sollte diese Überlegungen während der gesamten sich weiter entfaltenden Entwicklungen im Kopf behalten. Wie am Ende deutlich sein wird, ist dies der entscheidende Punkt, der klar verstanden werden muß. Ich stelle ihn hier als vorläufige Schlußfolgerung vor, um ihn am Schluß des Aufsatzes erneut zusammenzufassen.

Man sollte sich im Klaren darüber sein, was die Besonderheit des menschlichen Gehirns ist: Es handelt sich offenbar um eine besondere Weiterentwicklung der Kategorie der Tierhirne, denn die besondere noetische Funktion (Erkenntniskraft), die das menschliche Gehirn zeigt, tritt im tierischen Hirn als solchem nicht in Erscheinung. Welche biologische Bedeutung dieser Unterschied in Hinsicht auf die physikalischen Abläufe hat, ist noch nicht erwiesen; doch wir müssen akzeptieren, daß es überwältigende Belege dafür gibt, daß diese systemische Unterscheidung existiert. Das menschliche Wissen über universelle physikalische Prinzipien und deren Anwendungen sind ein hinreichender, durchgehend schlüssiger Beweis eines absoluten, ontologischen Unterschieds dieser Funktion des menschlichen Geistes vom tierischen Gehirn.

Im Gegensatz zu dem aprioristischen Dogma von Euklids [i]Elementen [/i]oder von René Descartes ist die Entdeckung eines wahren physikalischen Prinzips eine Handlung der reifen, spezifischen kognitiven Fähigkeiten des menschlichen Geistes, nicht der Sinne als solcher. [i]Tatsächlich werden alle Entdeckungen universeller Naturprinzipien - wie Keplers ureigene Entdeckung des bis heute gültigen universellen Prinzips der Gravitation - dadurch ausgelöst, daß zwischen den empirischen Resultaten von zwei oder mehr verschiedenen Sinneswahrnehmungen ein unangenehmer, nicht zu leugnender Widerspruch auftritt.[/i] Der experimentelle Beweis des entdeckten Prinzips bestätigt dann, daß wirkliches Wissen vorhanden ist, das der Sinnesgewißheit trotzt. Dieser qualitative Systemunterschied zwischen Geist und Sinnen, wie ich ihn hier hervorhebe, ist der entscheidende Schlüssel für das, was am Ende dieses Aufsatzes dargestellt werden wird.[sup]5 [/sup]

Die eigentliche wissenschaftliche Kreativität, die der Ironie in der klassischen Dichtung vergleichbar ist, kommt an dem Punkt zum Tragen, wenn beim experimentellen Bemühen, durch Sinneserfahrung ein wahres Prinzip zu entdecken, das weitere Fortschreiten durch grundsätzliche Widersprüche versperrt zu sein scheint. Dies kann ein Widerspruch zwischen zwei Sinnen wie Sehen und Hören sein, wie Kepler dies im Fall seiner Entdeckung des Gravitationsprinzips dargestellt hat. Es tritt also ironischerweise ein systemischer Widerspruch zwischen zwei oder mehreren Arten der Sinneswahrnehmung auf, so wie das Kepler beim Schreiben seiner [i]Weltharmonik [/i]widerfuhr.

Untersuchen wir diesen Fall eines entscheidenden Experiments.

In diesem Werk Keplers stellte sich die Aufgabe, ein mögliches universelles Prinzips zu entdecken, weil nur das geeignet war, ein entscheidendes „ontologisches Sticheln" im Geist des Entdeckers aufzulösen. Dies ist typisch für die besonderen Fälle jener Ironie, die wie bei Keplers Entdeckung der Gravitation die Erkenntniskraft des menschlichen Geistes herausfordert. Es muß ein allgemeines Wissenschaftsprinzip außerhalb der Sinneswahrnehmung als solcher entdeckt werden, um eine Lösung des Rätsels präsentieren zu können, weil diese Art von Rätsel allein durch die Vorstellungskraft des menschlichen Geistes gelöst werden kann und muß.

Daher rührt der fundamentale Gegensatz zwischen dem ontologisch Infinitesimalen, wie es als Konzept dem von Leibniz entdeckten und entwickelten Prinzip des Kalkulus zugrunde liegt, und den Behauptungen bekannter Anhänger des Empirismuskults des 18. Jahrhunderts um Abraham de Moivre, D'Alembert, Leonhard Euler, Lagrange und später Laplace, Augustin Cauchy sowie auch den Begründern der absurden Lehre des „Entropiegesetzes", Rudolf Clausius und dem reinen Mathematiker Hermann Grassmann.

Ein entscheidender Punkt ist in dem Zusammenhang, daß die Rolle denkender Menschen im Universum nicht auf die von uns bewohnte Erde, nicht einmal auf unser Sonnensystem beschränkt ist. So, wie sich Kepler, Fermat, Leibniz, Riemann, Wernadskij und Einstein nacheinander einem bestimmten Punkt näherten, darf man den Mensch nicht als Untertan seiner Umwelt betrachten, wie das heutzutage die Schulmeinung über das Sonnensystem nachplappert, sondern wir müssen akzeptieren, daß die menschliche Schöpferkraft das Sonnensystem verändern kann. Diese Macht ist als ein dem menschlichen Geist angeborenes Potential zu betrachten.

Aus dieser Sicht der Arbeit mit entscheidenden Experimenten, für die Keplers Entdeckung der Gravitation typisch ist, darf man die so definierten universellen physikalischen Prinzipien nicht als fiktiv ansehen, wie es die positivistischen Nachläufer Bertrand Russells wie Prof. Norbert Wiener, John von Neumann und die Anhänger der Cambridge-Schule für Systemanalyse taten. Ihre Apriori-Vorstellung ist als Irrglaube zu betrachten, vielleicht genauso mangelhaft oder zumindest fehlgeleitet wie das, was die radikal reduktionistischen Anhänger Ernst Machs und Betrand Russells im Grunde noch heute vertreten.

Noch einmal hierzu: Man sollte in den Paradoxen, die im Bereich der Sinneswahrnehmung auftreten - wie die Paradoxe, die sich für Keplers ureigene Entdeckung der universellen Gravitation als entscheidend erwiesen haben -, nützliche Schatten sehen. Es sind (vermutlich) die Schatten, die von einer Kraft geworfen werden, die der Mensch aus seiner Natur heraus mit seiner schöpferischen Erkenntniskraft als Wissen erfassen kann. Das Vorhandensein solcher Kräfte läßt sich anhand ihrer meßbaren Wirkung nachweisen, aber ihre eigentliche Seinsqualität liegt außerhalb des direkten Zugangs durch die „Instrumentenablesung" der Sinneswahrnehmung als solcher.

Solche Auffassungen von der Wirklichkeit in der Naturwissenschaft im allgemeinen und der Wissenschaft der physischen Wirtschaft im besonderen sind ontologisch grundsätzlich etwas anderes als die gründliche Erfassung von Sinneswahrnehmungen. In ihnen kommt der Begriff der „Dynamik" zum Ausdruck, den G.W. Leibniz formell in den 1690er Jahren wieder in die europäische Wissenschaft einführte. Er erneuerte in diesem Jahrzehnt und später die wichtige Rolle des übergreifenden Prinzips des [i]dynamis[/i], das mit den von den Pythagoräern in der Antike entwickelten Wissenschaft der Sphärik verbunden war. Eine umfassendere Untersuchung dieses Dynamikbegriffs folgte erst mit der zentralen Entdeckung Bernhard Riemanns, die in allen wesentlichen Aspekten in seiner Habilitationsschrift von 1854 dargestellt sind.

Die gleiche Vorstellung von Dynamik wird auch in dem mitreißenden Schlußabsatz von Percy Shelleys Werk [i]Zur Verteidigung der Poesie[/i] als wahres Prinzip künstlerischer Komposition und gesellschaftlicher Systeme vorgestellt.[sup]6[/sup] Die Rolle der Dynamik als charakteristisches Merkmal schöpferischer Prozesse in der klassischen Kunst sollte uns eine Mahnung sein, daß kompetenter Naturwissenschaft und kompetenten Ausdrucksformen in den klassischen Künsten ein gemeinsames, höheres Prinzip zugrunde liegt. In der kompetenten Naturwissenschaft beschäftigt sich der Mensch mit Seinsformen unterhalb denen der menschlichen Gattung, wohingegen die klassische Kunst mit der gleichen kognitiven Bestimmtheit die Menschheit als solche zu ihrem Gegenstand macht.

Albert Einstein betonte es in seiner berühmten Riemannschen Würdigung von Keplers ureigener Entdeckung des Gravitationsprinzips, und schon Gottfried Leibniz definierte das Infinitesimal des Kalkulus in einer den Empiristen des 18. Jahrhunderts völlig entgegengesetzten Weise: So vertraten beispielsweise Leibniz, Riemann und Einstein nacheinander die Auffassung, daß sich wahre universelle physikalische Prinzipien [i]nicht [/i]im Rahmen mathematischer Formeln angemessen wiedergeben lassen.[sup]7[/sup] Vielmehr haben wahre wissenschaftliche Prinzipien immer die Form experimentell bestätigter Lösungen, die nach der Methode von - typischerweise - Kues, Leonardo, Kepler, Fermat und Leibniz als Prinzipien erkannt werden. Wenn sie entdeckt sind, ist die erste Wirkung, daß sie die beobachteten Bewegungspunkte, die in Wirklichkeit von einem entdeckbaren universellen Prinzip erzeugte Phänomene sind, zu begrenzen scheinen, statt sie einfach nur quasi mathematisch miteinander zu verbinden.

Diese wesentlichen Fakten im Zusammenhang mit universellen physikalischen Prinzipien lassen sich nur vom Standpunkt spezifisch menschlicher Geistestätigkeiten wie klassischer Komposition oder der Wissenschaft der physischen Ökonomie wirksam aufdecken und beweisen. Um zu erkennen, was den relativ tieferen Bereich der Naturwissenschaft bewegt, muß man vom qualitativ höheren Standpunkt der sozialen Prozesse der Menschheit ausgehen. Dies ist der Standpunkt der Entdeckung der Prinzipien spezifisch menschlichen Wissens, im Gegensatz zu bloßen Gegenständen menschlichen Verhaltens außerhalb menschlichen Verhaltens in der Menschheitsgeschichte als solcher.

[i]Der Mensch ist kein Untertan dessen, was heute gewöhnlich als das „physikalische Universum" betrachtet wird; sämtliches wirkliches Wissen über dieses Universum ist eine Folge der Bemühungen des Menschen, dieses Universum bewußt zu beherrschen. [/i]Wenn versucht wird, den Menschen axiomatisch als Teil des Tierreichs oder schlimmer noch als Teil des unbelebten Bereichs zu behandeln, wie es die heutigen Radikalpositivisten tun, dann wird von einem Standpunkt ausgegangen, der fälschlich Phasenräumen Vorrang einräumt, die unter der von Wernadskij definierten Noosphäre liegen. Der Grundfehler bei allem, was in der Gesellschaft bisher allgemein als „Wirtschaftsprinzipien" akzeptiert wird, liegt darin, daß man Vorstellungen folgt - ob raffiniert oder primitiv -, die einem Phasenraum angehören, der ontologisch unter der Noosphäre liegt.

Nimmt man also eine radikalpositivistische Sicht des Universums ein, wie die Anhänger von Prof. Norbert Wiener am Massachusetts Institute of Technology, oder die Vorstellung, das Gehirn sei ein Computer, oder noch radikalere Prämissen des Russell-Verehrers und Fachidioten John von Neumann und von „Silicon Valley", so entmenschlicht man die Menschheit. Man klammert dann nicht nur das Leben als universelles Prinzip aus, man leugnet ähnlich auch das Prinzip, das die Menschheit nachweislich außerhalb des unbelebten Bereiches stellt und sie auch über den Begriff aller niederen Lebensformen erhebt.

Um das tiefere praktische Prinzip einer kompetenten modernen Wissenschaft zu definieren, muß man Keplers ureigene Entdeckung des universellen Gravitationsprinzips rückblickend als beispielhaften Fall des hier von mir besonders betonten Prinzipienbegriffs betrachten. Dieses Argument zog auch Leibniz aus seiner eigenen Betrachtung von Keplers Werk, um seine Konzeption eines ontologisch (anstatt [i]lediglich mathematisch[/i]) wirksamen Infinitesimalbegriffs eines universellen physikalischen Prinzips des Kalkulus vorzustellen.[sup]8[/sup] Genau das hätte die aufrüttelnde Wirkung des bereits erwähnten Schlußsatzes aus Bernhard Riemanns Habilitationsschrift auf Wissenschaftler sein sollen.[sup]9[/sup] Und daraus ergab sich Einsteins Verständnis von Keplers Entdeckung des Gravitationsprinzips, die Vorstellung, daß ein eigentlich endliches, aber von außen nicht begrenztes Universum durch die Gravitation begrenzt wird.

Nach der Sichtweise der Reduktionisten begrenzen Sinnesgewißheiten das Universum - das tatsächliche oder das nur vorgestellte, das nach der irrigen Vorstellung von Rudolf Clausius, Hermann Grassmann, Lord Kelvin und Maxwell grundsätzlich entropisch sein soll.[sup]10[/sup] Gegen solche Reduktionisten gibt es eine Alternative wirklicher Wissenschaft, in Form der Arbeiten von Kepler, Fermat, Leibniz, Riemann und Einstein. Wie bei Leibniz' [i]nicht empiristisch-mathematischem, sondern ontologischem [/i]Begriff des „Infinitesimalen" läßt sich damit ein antientropisches Universum ableiten, das offenbar das Verhalten von Gegenständen des Sinneswahrnehmung [i]dynamisch [/i]„selbstbegrenzt".[sup]11[/sup]

Was ich eben als antientropische Sicht dieser Fragen beschrieben habe, ist eindeutig abzulesen aus der Betrachtung der antientropischen Entwicklungsgeschichte der Ordnungen und Gattungen von Lebewesen sowie parallel dazu, auf etwas andere Art und Weise, der Rolle des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts bei der Zunahme der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte und der Selbstentwicklung der menschlichen Gesellschaft. Diese antientropische Sichtweise wird noch viel interessanter, wenn wir die qualitativen Unterschiede zwischen der antientropischen Selbstentwicklung von Pflanzen- und Tiergattungen, d.h. der Biosphäre als solcher, zu derjenigen der Menschheit bedenken. Es zeigt sich dann der Gegensatz zwischen niederen Lebensformen und dem treibenden Prinzip der Noosphäre, welches sich in einer steigenden potentiellen relativen Bevölkerungsdichte verschiedener Kulturen der menschlichen Gattung ausdrückt.

Wernadskijs Entwicklung einer spezifisch Riemannschen, ontologisch qualitativen Unterscheidung zwischen dem Unbelebten, der Biosphäre und der Noosphäre - und das jeweils vom gemeinsamen Standpunkt einer experimentellen physikalischen Chemie - führt uns zwar noch nicht zu einer Lösung für die Frage nach dem Begriff eines einheitlichen Feldes. Doch liefert es ein dringend erforderliches Arbeitskonzept, wie wir über die bloßen Grundlagen hinaus im einzelnen definieren müssen, was in dieser Frage noch zu erforschen ist - also noch keine vollständige systematische Sicht der Angelegenheit, aber ein Verständnis der Natur des eigentlichen Gegenstandes.

Um auch nur diese Teilantwort auf die so gestellte Frage zu finden, müssen wir zunächst das störende Vorurteil untersuchen, das gewöhnlich dem Verständnis im Wege steht - auch wenn es noch nicht um die eigentliche Lösung für das „einheitliche Feldkonzept" geht, sondern nur darum, überhaupt die Frage zu stellen, die einen Ausweg aus der heute so verbreiteten Verwirrung weist.

[subhead]Was ist eigentlich die menschliche Natur?[/subhead]

Von dem eben dargestellten Standpunkt - der Funktion der wirklich schöpferischen Fähigkeiten des entwickelten menschlichen Geistes - muß dieser Geist in dieser Entwicklungsstufe im Verhältnis zu dem vergänglichen menschlichen Körper als grundsätzlich unsterblich betrachtet werden. Man muß den menschlichen Geist in Hinsicht auf seine qualitative Besonderheit untersuchen, die das [i]relativ unsterbliche [/i]Geistespotential des menschlichen Individuums, im Gegensatz zu individuellen Existenzen aus dem Tierreich, ausmacht.[sup]12[/sup]

Untersucht man den menschlichen Geist im Licht seiner besonderen Fähigkeit, wirksame, revolutionäre Entdeckungen physikalischer Prinzipien zu erzeugen, so erscheint er auf rätselhafte, aber unbestreitbare Weise verschieden von der bisher verbreiteten Vorstellung des vergänglichen Körpers. Auf diese wichtige Besonderheit des menschlichen Geistespotentials gegenüber bloßer tierischer Sterblichkeit stoßen wir jedesmal, wenn wir uns damit befassen, wie Entdeckungen von Wirkprinzipien in der klassischen Kunst oder in der Naturwissenschaft ihre mutmaßlichen Schöpfer sichtbar überdauern. Auch nach dem Tod des Entdeckers (wie in der Neuzeit z.B. Filippo Brunelleschi, Nikolaus von Kues, Leonardo da Vinci, Johannes Kepler, Pierre de Fermat, Gottfried Leibniz, Bernhard Riemann, Max Planck, W.I. Wernadskij, Albert Einstein) wirkt jedes so entdeckte Prinzip weiter auf die antientropische Zukunftsentwicklung der Menschheit ein.[sup]13[/sup] Solche Menschen gelten zu recht als typisch für die Unsterblichen unserer Gattung, denn sie liefern eine funktionale Vorstellung davon, wie eine physisch wirksame, spirituelle Unsterblichkeit eines Menschen weiterbesteht, auch wenn er längst verstorben ist.

Um diesen Punkt noch einmal anders zu formulieren: Wenn wir über Ontologie reden, müssen wir uns fragen, worin die Kraft dieser bestimmten Art von Ideen liegt, die wie ein universelles Prinzip auch dann weiter wirken, wenn der vergängliche Leib desjenigen, der die Idee einmal geprägt hat, gestorben ist. Was ist diese Macht menschlicher Schöpferkraft über das Universum, die bei Einzelwesen niederer Lebensformen nicht zu finden ist? Worin besteht der systemische Unterschied zwischen den bewußten menschlichen Entdeckungen von Naturgesetzen - die der bösartige olympische Zeus und seine malthusianischen Anhänger laut Aischylos' Überlieferung in Der gefesselte Prometheus verboten haben - und auf der anderen Seite der unbewußten biologischen Evolution, die sich unter den Ordnungen und Gattungen außermenschlicher Lebensformen vollzogen hat?

Somit stellt sich dieses ontologische Paradox: Kann es im Universum zu einer physischen Veränderung durch einen Vorgang kommen, dessen Wirken nicht als spezifisch „physisch" erkennbar ist? Um diese Frage, die sich für die moderne Wissenschaft nur bei der Gegenüberstellung des Menschen und des Tierreichs bzw. des unbelebten Bereichs erhebt, dreht sich der gesamte vorliegende Aufsatz.

Trifft es deshalb nicht zu, daß der herkömmliche Begriff des Physikalischen hier fehlerhaft ist? Das soll nicht heißen, daß es falsch wäre, physikalisch und wirksam gleichzusetzen. Das ist nur bei einer reduktionistischen Auffassung von Wirksamkeit der Fall, die zu einem falschen Verständnis dessen führt, was man damit ausdrücken sollte, wenn man den Begriff „physikalisch" auf vermeintlich „wissenschaftliche" Weise benutzt.

Oder sollten wir es nicht so formulieren: Wer Sinneswahrnehmungen grundsätzlich für die Wirklichkeit hält, äußert der nicht eine falsche Meinung, und sie behindert oft die Erkenntnis der wahren Natur des Universums hinter diesen bloßen „Instrumentenablesungen", die für das menschliche Wissen tatsächlich lediglich Momentaufnahmen, „datenartige" Eindrücke aus dem „Instrumentenaufbau" sind? Welcher ganz bestimmte Fuß hat den erkennbaren Fußabdruck hinterlassen? Oder noch treffender: Welche zwei oder gar vier Füße hinterließen das Ontologische jener Abfolge von Fußabdrücken, wovon die experimentell nachgewiesene Spur, die die bisher noch unsichtbaren Füße hinterlassen haben, zeugt?

[subhead]Wernadskijs Universum[/subhead]

Wenn man sich selbst diese Fragen gestellt hat, ist man gezwungen, das Werk von Akademiemitglied Wernadskij in einer ganz bestimmten Art und Weise noch besser schätzen zu lernen. Im Fall der Kategorie der Biosphäre behandeln wir das Prinzip antientropischer Strömungen in der biologischen Evolution als ein Prinzip schöpferischer Veränderung im gesamten physischen Universum. Im Fall der Noosphäre nehmen die Auswirkungen der implizit antientropischen Erkenntnis physikalischer Prinzipien eine Rolle an, die praktisch mit derjenigen des universellen Lebensprinzips im Bereich der evolutionären Entwicklung der Biosphäre vergleichbar ist. Aber wir nähern uns diesem Gegenstand mit einer ganz bestimmten, wesentlichen Abweichung von der üblichen Sichtweise. Man muß diese beiden Konzepte universeller Prinzipien unter den lebenden Prozessen in unserem Universum in Hinsicht auf die ontologische Qualität des Unterschieds zwischen der menschlichen Kreativität und den Organisationsprinzipien sowohl der Biosphäre als auch des abiotischen Bereichs des gleichen Universums untersuchen. Die Erkenntniskraft der Menschheit, die übrige Biosphäre und der abiotische Bereich sind jeweils qualitativ unterschiedliche Kategorien von Entwicklungstypen - interagierende, aber im wesentlichen qualitativ verschiedene Prozesse. Dies betrachte ich als die wesentlichste der relevanten Leistungen, die Akademiemitglied Wernadskij bereits in seinem Werk vollbracht hat, als er noch unter uns war.

Dies folgt aus Albert Einsteins Darstellung der Bedeutung des Begriffs der Entdeckung universeller Prinzipien in der Naturwissenschaft. Und es sind diese Fragen, die durch die wesentlichen Beweise, auf die sich Professor Wernadskij in der Darstellung seines Konzeptes der Noosphäre stützt, aufgeworfen werden.

Meine eigenen grundlegendsten Leistungen als außerordentlich erfolgreicher Wirtschaftsprognostiker wären nicht möglich gewesen, ohne die maßgeblichen Errungenschaften dieser beiden entscheidenden damaligen Zeitgenossen - interagierende Strömungen der von dieser Generation erreichten Fortschritte - in diese Perspektive zu stellen.

Der entscheidende Gedanke, der in Einsteins veröffentlichten Werken nicht entwickelt ist, liegt darin, wie Akademiemitglied Wernadskij ein echtes Prinzip der physikalischen Chemie verwendet, um drei ontologisch verschiedenen Qualitäten der Zusammensetzung der Erde zu definieren - die abiotische Sphäre, die Biosphäre und die Noosphäre. Dabei ist zu betonen, und das tue ich hier, daß wir die Bedeutung dieser Errungenschaft Wernadskijs in folgender Weise sehen müssen.

Der entscheidende experimentelle Beweis liegt in der „Geschichte" unseres Planeten selbst - in dem Sinne, wie Wernadskijs Werk eine solche Geschichte voraussetzt -, in der progressiven Veränderung der Zusammensetzung des gesamten Planeten hinsichtlich der Verteilung der relativen Gesamtmasse dieses Planeten auf seine Hauptbestandteile, nämlich die abiotischen, die Biosphäre und die Noosphäre. Die Gesamtmasse des Planeten bleibt dabei annähernd gleich, aber der jeweilige Anteil von abiotischer Sphäre, Biosphäre und Noosphäre verändert sich. Zur Beurteilung der Macht unseres Planeten, das ganze Sonnensystem zu beeinflussen, muß man die Belege dafür untersuchen, daß die abiotische Masse im Verhältnis zur Biosphäre, wie Wernadskij sie definiert, abnimmt, und daß wiederum der Anteil der Biosphäre relativ zur Nettowirkung der schöpferischen Tätigkeit des Menschen, der Noosphäre, abnimmt.

In diesem Sinne ist das Leben mächtiger als das Abiotische, und die schöpferischen Fähigkeiten des individuellen menschlichen Geistes sind eine mächtigere Kraft im Universum als das Prinzip der Biosphäre.

Das große Hindernis für das Verständnis der wesentlichen Bedeutung solcher Beweise ist die falsche Annahme, das Universum folge einem allgemeinen Gesetz der „Entropie" - wie bei Aischylos' Darstellung des bösartigen olympischen Zeus und seiner „malthusianischen" Lakaien oder bei den verkommenen Gegnern von Leibniz im 18. Jahrhundert oder den Betrügern Rudolf Clausius und Hermann Grassmann im 19. Jahrhundert.

Die Tolerierung dieses Betrugs der „universellen Entropie", des sogenannten „Energieerhaltungssatzes", stand dem Verständnis der tieferen Bedeutung der größten Errungenschaft des Akademiemitglieds Wernadskij für das Wohl der ganzen Menschheit im Wege. Wernadskijs stillschweigend vorausgesetzte, aber in den zugänglichen Unterlagen nicht ausdrücklich benannte Errungenschaft in dieser Hinsicht wird deutlich, wenn wir die belegbaren Implikationen der sich verschärfenden Zusammenbruchskrise der Realwirtschaft unseres Planeten berücksichtigen - betrachtet vom Standpunkt meiner hocherfolgreichen Prognosen in meiner praktizierten Spezialität, der Wissenschaft der physischen Ökonomie.

In dieser Hinsicht ist entscheidend an Akademiemitglied Wernadskijs Leistungen ihre Übereinstimmung mit Präsident Franklin Roosevelts Politik für wissenschaftlichen Fortschritt im Bereich der Realwirtschaft, gegen die sich später die von Großbritannien ausgehenden faschistischen Meinungen und die Politik bösartiger Gegner Roosevelts wie John Maynard Keynes und Präsident Harry S Truman richteten.[sup]14[/sup] Diese letztere, rückschrittliche Politik entsprach der profaschistischen Ausrichtung von Roosevelts unmittelbaren Vorgängern im Präsidentenamt, und nun machte sie seine erfolgreichen Reformen zunichte, was schon unmittelbar nach seinem Tode begann. Das Endresultat dieses Rückschritts und Verfalls, der von Truman unmittelbar nach Roosevelts Tod in Gang gesetzt wurde, zeigt sich nun in der sich verschärfenden generellen Zusammenbruchskrise des gesamten Planeten. Uns droht jetzt ein schneller Zusammenbruch, von einem Bevölkerungsniveau von mehr als 6,5 Milliarden Menschenseelen auf weniger als 2 Milliarden, vielleicht noch schlimmeres.

Auf der einen Seite steht der gesamte Fortschritt der Arbeitsproduktivkraft in der europäischen Zivilisation der Neuzeit mit ihren Erweiterungen, auf der anderen die vorsätzliche, zunehmende Senkung des Bevölkerungspotentials unter den Bedingungen, die seit der Regierung Truman und vor allem in der Zeit von 1968 bis heute eingeführt wurden. Eine intelligente und vernünftige Führung in der Gesellschaft heute muß in diesem Wechsel der politischen Ausrichtung den Ausdruck eines menschenfeindlichen Mangels an Moral unter den oligarchischen und ähnlichen Kulten des Neomalthusianismus sehen, der von den verkommenen Gestalten, die man heute „Globalisierer" und „Umweltschützer" nennt, gefördert wurde.

Indem wir uns vergegenwärtigen, was kostbar ist, aber was wir immer schneller verlieren, erkennen wir die Verderbnis der Anschauungen, Methoden und Politik, die wir alle in einer Art Auflehnung gegen den Schöpfer seit Präsident Franklin Roosevelts Tod zugelassen haben. Dieses Kostbare müssen wir verteidigen gegen die verantwortlichen, maßgeblichen Finanzkreise und sonstigen herrschenden Kreise, die trotz der eindeutigen Beweise nicht erkennen wollen, daß die Existenz der Menschheit von ihrem Entwurf her grundsätzlich anders ist als die der Tiere. Was wir verteidigen müssen, ist die wunderbare Unsterblichkeit der individuellen, menschlichen Persönlichkeit, die der aufnahmebereiten Menschheit geschenkt wurde. Gerade wir Bürger der Vereinigten Staaten müssen sie verteidigen und zur praktisch umgesetzten Politik der Welt machen, so wie es das Erbe unserer beiden herausragenden, großen Präsidenten Abraham Lincoln und Franklin Roosevelt fordert.

Wenn wir diese offensichtliche Wahrheit berücksichtigen, indem wir etwa die aufeinanderfolgenden Errungenschaften Riemanns und Einsteins vor dem Hintergrund der erwähnten, prinzipiellen Leistungen von Akademiemitglied Wernadskij untersuchen, dann wird den „Wissenden" unter uns die richtige Bedeutung eines „einheitlichen Feldes" deutlich werden. Es erscheint als angemessene Folge der fundamentalen Leistungen eines großen Nachfolgers des Nikolaus von Kues, Johannes Kepler, der durch seine ureigene revolutionäre Entdeckung des Prinzips der universellen Gravitation, wie er sie in seiner „Weltharmonik" ableitet, den Weg dafür bereitet hat. Könnte man daraufhin nicht sagen, daß die Anhänger des Kultes jenes dummen Plagiators, Sir Isaac Newton, praktisch satanisch sind, zumindest im besten Falle indirekt?

An diesem Punkt müssen wir unsere Aufmerksamkeit zeitweilig einigen wichtigen Hinweisen aus dem vorsophistischen, klassisch griechischen und verwandten Denken zuwenden. Nennen wir diese Aspekte des folgenden Kapitels die „moralische Bedeutung" des Themas unseres gesamten Berichtes. Sollten jemand versucht sein, daran zu zweifeln, dann bedenke er, welche schrecklichen Folgen heute das reduktionistische Argument der Anhänger des Sir Isaac Newton für das Schicksal des menschlichen Lebens auf diesem Planeten haben kann - eines Newton, der in Wirklichkeit niemals irgend etwas entdeckt hat. Als Newton gebeten wurde, zu erklären, wie er die Formel eines Gravitationsgesetzes, das Kepler bereits in seiner [i]Weltharmonik[/i] präsentiert hatte, „wiederentdeckt" habe, konnte Newton nur versuchen, seine betrügerischen Ansprüche zu verbergen, indem er mürrisch den dummen Spruch äußerte: „Ich mache keine Hypothesen."[sup]15[/sup]

[head]II. Die moralischen Implikationen[/head]

Seit die Menschheit als eine von allen anderen Lebewesen qualitativ unterschiedene Gattung auftrat, ist die Einheit von Kreativität und Moral, wie ich sie im letzten Kapitel erneut dargestellt habe, das wesentliche Merkmal, das die Noosphäre von allen anderen Seinsformen abhebt. Unter allen Lebewesen existiert systemisch nur für die menschliche Gattung eine wirkliche Moralvorstellung. Die [i]mangelnde Berücksichtigung dieses Aspektes der Kreativität (als solcher) als etwas wissenschaftlich Unverzichtbares [/i]war der Hauptgrund für die verbreitete Inkompetenz führender Regierungen und anderer Institutionen, die den ganzen Planeten in den jetzigen Zustand geführt hat - in die größte Gefahr für die Menschheit seit der beispielhaften Erfahrung Europas mit dem sogenannten Neuen Dunklen Zeitalter des 14. Jahrhunderts.[sup]16[/sup]

Ein entscheidender Aspekt dieser gefährlichen Lage ist die Vernachlässigung der schwerwiegenden Folgen durch die Regierungen sowie die meisten Regierten, die es nach sich ziehen wird, wenn man nicht erkennt, daß zwischen einer erfolgreichen Volkswirtschaft einerseits und der leidenschaftlichen Hingabe für die Wahrheit, die durch die Entdeckungen universeller physikalischer Prinzipien verkörpert wird - bei denen wiederum die Moral eine unverzichtbare Rolle spielt - andererseits, eine ganz wesentliche Wechselwirkung besteht. Ich meine damit universelle Naturprinzipien, in deren Entdeckung sich Moral ausdrückt, wie bei Johannes Keplers ureigener Entdeckung des Prinzips der universellen Gravitation in der Physik.

[i]Menschliche Kreativität[/i], wie ich sie bereits beschrieben habe, auf der einen Seite und richtig verstandene [i]Moral[/i] auf der anderen Seite sind als einzigartig und wesentlich miteinander verbunden zu betrachten. Sie sind als integrale Bestandteile Ausdruck von etwas, was tatsächlich einem allgemeinen [i]Prinzip menschlicher Güte[/i] entspricht - einem Prinzip, das der ausgesprochen widerlichen empiristischen Unmoral, wie sie Adam Smith in seiner [i]Theorie der moralischen Empfindungen [/i]beweist, diametral entgegensteht. In Fragen menschlichen Verhaltens, besonders auch des wissenschaftlichen Verhaltens, ist kompetente Wissenschaft niemals moralisch neutral.[sup]17[/sup]

Moral liegt im wesentlichen in der Mobilisierung der potentiellen schöpferischen Kräfte des menschlichen Geistes - vor allem in den Naturwissenschaften und der Entwicklung klassischer Kunstformen - zur Steigerung der jedem Menschen innewohnenden Fähigkeit, zu einem fruchtbaren, immer reicheren anti-entropischen Fortschritt der Menschheit im und über das Universum beizutragen.

Die Grundlage hierfür besteht darin, Moral nach dem grundsätzlichen Unterschied zwischen Mensch und Tier zu definieren, d.h. [i]der nur dem Menschen eigenen Kreativität in Wissenschaft und klassischer Kunst - so wie Johannes Keplers Entdeckung des Prinzips der universellen Gravitation Kreativität verdeutlicht. [/i]

Ohne die Bejahung dieser speziellen Rolle der Kreativität gibt es weder wahre Kreativität noch eine wahrhaftig und wirksam praktizierte öffentliche Moral. Ohne eine solche Bejahung fehlt der Gesellschaft wahre Moral und deren Entsprechung, das Streben nach wahrer Kreativität. Um die Idee des kreativen Prinzips mit wissenschaftlicher Kompetenz zu verstehen, muß man diese Funktion wahrer Kreativität kennen.

In diesem moralischen wie auch wissenschaftlichen Zusammenhang ist es zu verstehen, daß das Akademiemitglied W.I. Wernadskij das Konzept der Biosphäre und Noosphäre in die moderne Naturwissenschaft einführte.

Damit verbunden ist die Vorstellung von Glück im Sinne von Gottfried Leibniz' Definition von „Leben, Freiheit und dem Streben nach Glückseligkeit", die zur zentralen Aussage der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung wurde. Diese Definition ist so zu verstehen, daß sie eine Leidenschaft ausdrückt, die bei aller wissenschaftlichen Arbeit erforderlich ist. Alles andere, was man „Arbeit" nennen könnte, ist höchstens qualitativ schwach und entspricht jedenfalls nicht wahrer menschlicher Kreativität. Hier liegt der eigentliche Defekt des sogenannten anglo-holländischen Liberalismus - ein Defekt, der praktisch Ausdruck des Bösen ist, weswegen auch in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung die Weltanschauung von John Locke, David Hume und Adam Smith indirekt als böse abgelehnt wird. Das Böse ist das Ausschließen des Guten oder auch nur Gleichgültigkeit gegenüber dem Guten; Moral, so definiert, ist unverzichtbar - vorausgesetzt, die Leidenschaft für Moral wird wissenschaftlich kompetent verstanden. Eine wichtige und auch tiefgehende Erkenntnis dieses Zusammenhangs findet sich bei Dostojewskis überaus ironischer Darstellung des zutiefst Bösen im Charakter des Großinquisitors.[sup]18[/sup]

Es kann keine Kompetenz in der Wissenschaft geben, wenn die Wissenschaft in ihrer Funktion als menschliche Handlungsweise nicht ebensoviel Wert auf die Frage der Moral legt, wie es Leibniz tat - also ausdrücklich im Gegensatz zu dem Bösen in John Lockes Sklavenhalterlehre - und wie ich es hier tue.

In dieser Hinsicht ist die folgende kurze persönliche Anmerkung für das Thema Wissenschaft, wie es in diesem Aufsatz behandelt wird, von Bedeutung.

In meinem Alter und mit meiner Lebenserfahrung kann ich bezeugen, daß ich den Zusammenhang, auf den ich eben hingewiesen habe, sehr gut kennengelernt habe. Ich kenne ihn im Guten wie im Schlechten, so wie andere weise alte Männer und Frauen auch, das kann ich von den bitteren wie den süßen Erfahrungen meines bisherigen Lebens mit voller Überzeugung sagen. Die Fakten sind überwältigend: Wir erfahren es ständig, daß die Welt, in der wir leben, insbesondere seit den letzten gut vier Jahrzehnten, überwiegend gemein und meistens sogar bösartig ist.

Das Gute, auf das man in den bekannten Werken von W.I. Wernadskij trifft, zeigt beispielhaft, daß es auch glückliche Ausnahmen gibt. Das wahre Gute - zum Beispiel im Werk von Kardinal Nikolaus von Kues oder seinem Anhänger Johannes Kepler oder das geistige Nacherleben von Gottfried Leibniz, Bernhard Riemann und Albert Einstein oder im Werk von Wernadskij - wird uns bewußt, wenn wir, oft fast mit Freudentränen, einen außergewöhnlichen Augenblick des Guten im Zusammenhang mit einer Entdeckung eines wirklich wissenschaftlichen Prinzips erfahren.

Es ist hier von handfester Bedeutung, und nicht bloße Illustration, wenn ich in Hinsicht auf die Einheit von Wissenschaft und Moral, wie sie sich in Fragen der Politik, des Rechts und der klassischen Dichtung äußert, häufig auf die [i]Verteidigung der Poesie [/i]des englischen Dichters Percy Bysshe Shelley verwiesen habe. Das gilt vor allem für den Höhepunkt des Werks, den recht langen, wissenschaftlich entscheidendenden Schlußabsatz, wo Shelley seine Vorstellung von der Beziehung zwischen menschlichem Guten und der Kraft menschlicher schöpferischer Phantasie zusammenfaßt. In guter Naturwissenschaft wie in großer klassischer Dichtung treffen wir hier auf eine bestimmte Qualität der Hingabe. Große klassische und wissenschaftliche Kompositionen erscheinen durch den Ausdruck ihrer Kreativität als untrennbar mit der Hingabe zum Guten verbunden.[sup]19[/sup]

Mit anderen Worten ausgedrückt: Ohne die Verbindung zu dem Gefühl des Guten, das der christliche Apostel Paulus im klassischen Griechisch mit dem Namen [i]agape [/i]umschreibt, hat es wahrscheinlich niemals eine wahrhaft schöpferische geistige Leistung gegeben. Sie ist immer begleitet und hervorgerufen von dieser Erfahrung von [i]agape[/i], wie das Paulus in seinem berühmten Brief an die Korinther und später Johannes Brahms in seiner Vertonung derselben, oder auch Johann Sebastian Bach in der Motette [i]Jesu, meine Freude[/i] ausdrücken.

Man kann sicher sein, daß kein wahrhaft kreativer wissenschaftlicher oder klassisch-künstlerischer Akt stattgefunden hat, wenn nicht diese ganz besondere Erfahrung mit ihm verbunden war.

Um diesen Punkt, der für den Gegenstand dieses Aufsatzes von großer Bedeutung ist, zu rekapitulieren: Kreativität - wie ich dieses Prinzip im vorigen Kapitel dargestellt habe - ist nicht zu trennen von einer bestimmten Qualität des Guten im Menschen, die von einer an- und vorantreibenden Leidenschaft des schöpferischen menschlichen Geistes herrührt. Das war der Unterschied zwischen dem schöpferischen Leibniz und den Anhängern des zutiefst bösen Abtes Antonio Conti, Voltaire, D'Alembert, Leonhard Euler, Joseph Lagrange u.a. im 18. Jahrhundert. Daher läßt sich das Schöpferische im Werk von W.I. Wernadskij, in Shelleys [i]Verteidigung der Poesie[/i] oder bei Beethoven, Mendelssohn, Schumann und Brahms im Gegensatz zu den Romantikern unschwer erkennen. Nach meiner Erfahrung ist es unmöglich, Gutes und Kreativität in unterschiedliche Kategorien der Motivation und des Erlebens zu stecken.

Diese grundsätzliche Verwandtschaft schöpferischer wissenschaftlicher Impulse mit wahrer Moral ist kein Zufall. Als Veranschaulichung läßt sich auf bekannte klassische griechische Werke außergewöhnlichen Ranges verweisen. Wie ich hier zeige, ist bei dieser Verwandtschaft Moral nicht nur eine unverzichtbare Nebenerscheinung wahrer wissenschaftlicher Kreativität, sondern die Leidenschaft, die sich in wirklicher künstlerischer und wissenschaftlicher Kreativität ausdrückt, ist im wesentlichen von der gleichen Qualität. Dies läßt sich an der künstlerischen Schönheit des öffentlich bekannten schöpferisch-wissenschaftlichen Werks von Wernadskij aufzeigen.

Man muß jedoch die folgende einschränkende Beobachtung anfügen, damit nicht der falsche Eindruck entsteht, Moral beruhe auf gedankenlosen romantischen Gefühlen oder auf willkürlichen Regeln oder Konventionen von Recht oder Gebräuchen. Die Leidenschaft für die Wahrheit, die sich in echten schöpferischen Impulsen äußert, wie ich dies im vorigen Kapitel dargestellt habe, ist nach meinem Wissen ein integraler Bestandteil jeder wahrhaft kreativen Handlung, ob in der Kunst oder in der Naturwissenschaft.

Wann immer die Moral, im eben definierten Sinn, den Ort wissenschaftlicher Betätigung verläßt, wird sich an diesem Ort ein unausstehlicher Gestank ausbreiten.

Zum Abschluß des jetzigen Zwischenkapitels muß ich daher diesen Zusammenhang näher erläutern, um mich dann dem Hauptgegenstand des Aufsatzes zuzuwenden.

[subhead]Das Prometheus-Prinzip[/subhead]

Um diesen notwendigen Punkt zu betonen, betrachte man einige wichtige Seiten aus der Geschichte des klassischen Griechenlands. Denken wir zunächst an Aischylos' [i]Der gefesselte Prometheus[/i]. Man beachte dabei jedoch, daß man zum Kern der Sache - nämlich dem Optimismus, der in der Prometheus-Trilogie des großen klassischen Dramatikers Aischylos zum Ausdruck kommt - erst dann vordringt, wenn man das Werk mit Blick auf den Gegensatz zwischen dem tragischen Mief von Homers [i]Ilias[/i] und dem humanistischen Optimismus seiner [i]Odyssee [/i]betrachtet.

Das in der Komposition der [i]Ilias [/i]zum Ausdruck kommende Genie ist das große, häßliche, aber wahrhaftige Paradigma der Tragödie als solcher: Denkbar böse Götter und Halbgötter flüstern ihren Spielzeugen, den menschlichen Charakteren des Dramas, ihre Launen ins Ohr, und diese Narren handeln daraufhin wie unter dem Zwang, sich selbst und andere zu zerstören - ähnlich wie der tragische Fall der heutigen Welt, die noch immer den britischen Imperialismus und speziell dessen fabianische Variante des imperialen Faschismus toleriert.

In den Göttern, besonders den Anhängern des fiktiven Zeus, ist ein Prinzip des Bösen an sich dargestellt. In dem Maße, wie „Götter" und „Halbgötter" mit ihren Einflüsterungen das Denken ihrer Opfer leiten, werden die Menschen dieser Kultur im allgemeinen von diesen Einflüssen beherrscht. Das ist das einzige wahre Prinzip aller klassischen Tragödien. Ähnlich schreibt Shelley im abschließenden Absatz seiner [i]Verteidigung der Poesie,[/i] daß die allgemein vorherrschende Dynamik darüber entscheidet, ob das Verhalten der breiten Mehrheit der Bevölkerung ein gutes oder ein schlechtes Ende nimmt.

Wenn also unser Thema vom unbelebten und tierischen Bereich, wo es weder Schuld noch Unschuld gibt, auf den Bereich der Noosphäre übergeht, dann erscheinen Wissenschaft und Moral in ihren wesentlichen Bestandteilen als unterschiedliche Facetten desselben Gegenstands. Diese Besonderheit liegt in den schöpferischen Kräften des menschlichen Individuums, die unsere Gattung, die menschliche Gattung, vollkommen von allen anderen Lebewesen unterscheidet.

Es ist deshalb wichtig zu verstehen, daß Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854, besonders die beiden zwei Anfangsparagraphen und der abschließende Satz, sowohl ein wissenschaftlich äußerst strenger Ausdruck physikalischer Grundprinzipien ist als auch eine Aussage über die wahre Moral, die sich in den schöpferischen Aspekten der vom Menschen praktizierten Naturwissenschaft äußert.

Hält man sich an diese dem Empirismus und Reduktionismus entgegengesetzten Prinzipien, werden sie zu einer Kraft ([i]Dynamik[/i]), die das Verhalten der Bevölkerung in einer Weise beeinflußt, daß die Manipulation böser „olympischer" Mächte, wie sie üblicherweise insbesondere durch Sophismus und Reduktionismus geschieht, im allgemeinen zurückgedrängt wird.

Dabei ist es wesentlich, zu begreifen, daß eine wahre Tragödie - anders als unsere modernen Romantiker und ähnliche sogenannte Experten meinen - niemals bloß das persönliche Versagen einer oder mehrerer Charaktere auf der Bühne darstellt. Eine wahre Tragödie stellt immer das Scheitern einer ganzen Kultur dar, wo ein Volk von einem Element des Bösen so stark in Beschlag genommen ist, daß es unfähig wird, sich gegen seine eigenen falschen Entscheidungen zu wehren. Es entscheidet sich selbst, Leid und Ruin über sich zu bringen, und das einzig und allein wegen der falschen Gewohnheiten, die es gegenwärtig angenommen hat - so wie heute mit dem tragischen Einfluß des irrationalen „Umwelt"-Kults. Die Fesseln in Form der falschen Gewohnheiten eines Volkes hindern diese Toren daran, sich vom bösen Einfluß des eingebildeten heidnischen Gottes, oder - was das gleiche ist - der ruinösen Kultur einer herrschenden Gesellschaftsschicht zu befreien. Sie sagen praktisch, wie Shakespeares Hamlet sinngemäß meint: „Wenn ich so handle, werden ich und meine Gesellschaft untergehen - ich muß aber trotzdem so handeln, weil die herrschende Kultur meines Volks es so verlangt." Er denkt: „Ich muß unsere heidnischen Götter ehren, sonst werden mich ihre Anhänger vernichten, um mich für meinen Ungehorsam gegenüber dem Willen ihrer Götter zu bestrafen."

So ist auch die Lage seit dem sogenannten Siebenjährigen Krieg, aus dem das Privatempire der anglo-holländischen Liberalen im Februar 1763 sozusagen als Tyrann über Europa und darüberhinaus siegreich hervorging. Es blieb seit damals in der Weltgeschichte fast durchgängig so, bis auf den heutigen Tag. Die britische Monarchie und der Commonwealth repräsentieren diese imperiale Tyrannei einer finanz-oligarchischen Macht über das Geld und über die Menschen, die sich mit Geld oder vergleichbaren Verlockungen kaufen lassen.

Es gab nur eine relativ kurze Zeitspanne, seit die USA als „unbequemer Verbündeter" ein Kriegsbündnis mit England eingingen, bis US-Präsident Richard Nixon 1971 das System fester Wechselkurse aufkündigte, in der die USA von 1941-71 nominell der „Top dog" in einem anglo-amerikanischen Arrangement waren; doch das endete im wesentlichen wieder mit den verheerenden Folgen des anglo-saudischen Ölschwindels der siebziger Jahre und dem bis heute anhaltenden Ruin der USA durch die Umsetzung der Pläne von David Rockefellers und Zbigniew Brzezinskis Trilateraler Kommission unter den Präsidenten Carter, Reagan und Bush senior.

So herrschte diese Art des Imperiums durch die Einflüsterungen eingebildeter böser Götter und Halbgötter, wie in der [i]Ilias[/i]-Tragödie. Ähnlich zeigen die späteren Tragödien von Aischylos, Shakespeare und Schiller - etwa die [i]Wallenstein-Trilogie [/i]-, wie die Menschheit sich häufig selbst vollkommen zum Narren gemacht hat, indem sie sich selbst zur Beute des Bösen in Form der Zwänge ruinöser nationaler oder vergleichbarer Gewohnheiten machte. Der Modellfall solcher Gewohnheiten ist es, wie der olympische Zeus in [i]Der gefesselte Prometheus[/i] den Menschen verbietet, kreativ zu sein.

So empfahl auch Edward Gibbon, der Autor von [i]Verfall und Untergang des Römischen Reiches[/i], seinem Gebieter Lord Shelburne, das Britische Empire solle die Methoden des römischen Kaisers Julian Apostata nachahmen, indem es die Religionen eines imperial-britischen Pantheons gegeneinander ausspielt. Auf diese Weise haben europäische und andere Nationen sich quasi als Mitglieder wie Opfer eines britischen Pantheons wiederholt in Kriegen gegenseitig zugrunde gerichtet, ähnlich wie bei römischen Gladiatorenkämpfen - zum sadistischen Vergnügen und zum größeren Ruhm ihres gemeinsamen Unterdrückers, des Britischen Empires. Sie kämpften immer wieder als Narren zum Ruhme des Empires, etwa in den Napoleonischen Kriegen oder im 20. Jahrhundert in den sogenannten „Weltkriegen" und dem „Kalten Krieg" - nur um sicherzustellen, daß das sogenannte Britische Empire weltweit die vorherrschende finanzimperiale Macht venezianischer Art blieb, eine räuberische Sarpische, anglo-holländische liberale Macht. Hier und bei ähnlichen Beispielen stoßen wir auf den eigentlichen geistigen Ursprung aller großen Tragödien.

Solche Tragödien, das Sinnbild aller wahren klassischen Tragödien seit Homers [i]Ilias, [/i]bestehen immer darin, daß Kulturen sich in einem törichten, kollektiven Wahn selbst zugrunde richten oder sich wieder und immer wieder einem Tyrannen zu Füßen zu werfen, der sie zerstört, indem er sie dazu verführt, eingefahrenen dummen Leidenschaften zu frönen.

Ein solcher Fall war auch das gemeinsame Vorgehen der britischen Premierministerin Margaret Thatcher, von US-Präsident George Bush sen. und des französischen Präsidenten François Mitterrand, um Deutschland nach dem Fall der Mauer niederzuhalten. Deutschland wurde angewiesen, seine Wirtschaft Stück für Stück auseinanderzunehmen, weil es dem Britischen Empire, das seither die beherrschende imperiale Macht in der Weltpolitik geblieben ist, so gefiel.

Menschen zugrunde zu richten, ist schon ein Verbrechen; ein Volk dazu zu bringen, sich selbst zu zerstören, wie es das Britische Empire während der letzten Jahrhunderte z.B. durch die Förderung des Drogenhandels immer wieder getan hat, gehört zu den größten Verbrechen überhaupt. Beispielhaft hierfür ist auch, wie die Briten Adolf Hitler in Deutschland zur Macht verhalfen und ihn unterstützten, bis die damaligen faschistischen Verbündeten der Briten in Frankreich der relativ schwächeren Wehrmacht dazu verhalfen, die eigentlich überlegenen französischen Streitkräfte zu überrennen.[sup]20[/sup]

Eine solche induzierte, habituelle moralische Selbstdegradierung von Völkern und Nationen war in der gesamten Geschichte immer der größte Fluch der Menschheit. Diese Selbsterniedrigung ermöglichte es, daß sich von der Antike bis zur Gegenwart imperiale Herrschaften auf diese Weise durchsetzen konnten.

Das gleiche vollzog sich im Bereich der neuzeitlichen Wissenschaft, wo das Böse, das im Einfluß Paolo Sarpis auf das heutige Wissenschafts-, Religions- und Politikverständnis zum Ausdruck kommt, die europäische Zivilisation wiederholt in einen Morast meist freiwilliger Erniedrigung zog, indem sie üblen Leidenschaften folgte wie denen, die das in der [i]Ilias[/i] dargestellte Übel hervorriefen. Das Verderben, das an der Person Paolo Sarpis und dem Ursprung und anhaltenden Einfluß des jetzigen sogenannten „Britischen Empires" deutlich wird, hat über weite Strecken der neuzeitlichen Geschichte vor und nach dem Pariser Frieden vom Februar 1763 aus der europäischen und anderen Zivilisationen einen großen Narren gemacht.

Der Mangel an jenen Leidenschaften, die Ausdruck wahrer Kreativität sind, bringt großes Leid über alle Nationen, die dem Verbot des olympischen Zeus folgen. Was und wo sind dann, ontologisch verstanden, diese Leidenschaften?

[head]III. Die historische Dynamik der amerikanischen Verfassung als Modellfall[/head]

In der zeitgenössischen akademischen und verwandten Auffassung von Wissenschaftsmethode steckt ein großer Fehler, nämlich die Annahme, man dürfe „harte" naturwissenschaftliche Fakten nicht mit der „Gefühlsduselei" von Moral und Kultur vermischen. Entgegen solchen verbreiteten Unsinns über das Wesen der Naturwissenschaft ist menschliches Verhalten natürlich auch Gegenstand von Wissenschaft. Sämtliche nachweislich systemischen Aspekte der Entwicklung bzw. fehlenden Entwicklung des Menschen, um Mittel und Wege zur Entdeckung und Umsetzung von Möglichkeiten zur Beibehaltung und Steigerung der relativen potentiellen Bevölkerungsdichte der Menschheit zu finden, sind dann ein integraler Bestandteil der Naturwissenschaft. Dieser Teil läßt sich vom Zweck der Wissenschaft für die Menschheit - als einzige Quelle für den Erhalt und die Entwicklung der menschlichen Gattung - nicht trennen.

Die politisch motivierte Propaganda für den Betrug der sogenannten „Klimaerwärmung" ist dafür ein anschauliches Beispiel. Es gibt keinen prinzipiellen Unterschied zwischen dieser heute praktizierten Vorspiegelung falscher Tatsachen und dem Gegenstand von Aischylos' [i]Der gefesselte Prometheus[/i]. Die Einheit von Moral und Wissenschaft zeigt sich auch an der besonderen Qualität menschlicher Hingabe, die für den Entdeckungsprozeß universeller physikalischer Prinzipien notwendig ist. Wissenschaft ist nie „objektiv", wie sich einige Narren vorstellen; sie ist im wesentlichen ein Akt der Hingabe der betreffenden Person an eine langanhaltende und hochintensive Leidenschaft. Wie ich anhand meiner intensiven Beschäftigung mit der Weiterentwicklung der Wissenschaft der physischen Ökonomie bezeugen kann, werden das Identitätsgefühl und die Emotionen der Person dabei praktisch das ganze Leben lang von dieser Leidenschaft erfaßt. Noch wichtiger, diese Art der Hingabe überspannt Leben und Tod ganzer Generationen, die sich einer bestimmten Mission verschrieben haben. Das wird z.B. daran deutlich, daß sämtliche kompetente Wissenschaft der Neuzeit sich auf die leidenschaftliche Arbeit von Kardinal Nikolaus von Kues in der Mitte des 15. Jahrhunderts zurückgeht. Es wird auch daran deutlich, daß die moderne Naturwissenschaft eine Art Spiegel oder eine Wiedergeburt der gleichen Prinzipien ist, die schon zu den Lebzeiten der Pythagoräer und Platons gültig waren. Die Menschheit ist in ihrem Wesen unsterblich.

Der Unterschied zwischen Mensch und Tier liegt im bewußten Denken, und dadurch erlangen wahre Naturwissenschaft und klassische Kunst in der Abfolge von Generationen wissenschaftlich orientierter Kulturen Unsterblichkeit.

Die Folgen der Dummheit als System, wie es ein kulturelles Phänomen wie der neuzeitliche Empirismus hervorruft und festschreibt, bedeuten nicht, daß die Person des Empiristen kein geistiges menschliches Potential besitzt. Vielmehr wird die Fähigkeit, Kreativität wachzurufen, die natürlicherweise jedem gesunden menschlichen Individuum innewohnt, gelähmt und unterdrückt. Die schöpferischen Fähigkeiten werden verkrüppelt, mit etwa vergleichbaren Folgen wie bei der früheren Praxis, sehr jungen chinesischen Mädchen die Füße einzuschnüren.

Der Kontrast zwischen den Tugenden der Menschheit und dem dynamischen Einfluß des Bösen auf die allgemein akzeptierten Gewohnheiten eines Volkes macht die eigentliche Definition des Prinzips der Tragödie aus.

Der große klassische Dramatiker Griechenlands, Aischylos, hat diese Spannung in seiner [i]Prometheus-Trilogie[/i] eingefangen: Der herrschende, böse Gott, der olympische Zeus, untersagte es den sterblichen Menschen, die ihnen angeborene Fähigkeit zu nutzen, Feuer zu machen. Das angeborene Potential des jungen chinesischen Mädchens bestand darin, so zu gehen, wie Mädchen ohne diese Beeinträchtigung normalerweise gehen könnten. Die Fähigkeit an sich ist der menschlichen Natur dadurch nicht genommen worden, sie verkümmert nur unter einer moralisch verkrüppelten Kultur.

Das eben Gesagte bewegt sich als Argument zwar in Richtung der Wahrheit, ist aber noch eine verkrüppelte Wahrheit. Solche induzierte Dummheit, die der olympische Zeus durch seine Herrschaft verbreitet, ist kein Phänomen von Einzelfällen, es ist systemisch - wie bei den heranwachsenden Jungen der herrschenden Klasse Spartas, die für ihren Kriegseinsatz übten, indem sie aus bloßem Spaß unbewaffnete Heloten jagten und umbrachten. Das Problem ist nicht individuell, sondern systemisch; es ist, wie eine religiöse Überzeugung, dynamisch. Die Mitglieder der Gesellschaft zwingen sich gegenseitig, sich diesem Zustand unterzuordnen, sogar dann, wenn sie selbst Opfer von Unrecht sind, das sie auf diese Weise freiwillig über sich bringen.

Betrachten wir nun den Fall der Ursprünge der Vereinigten Staaten von Amerika. Man verfolge die Geschichte im einzelnen, angefangen mit der ersten Welle von Niederlassungen der Mayflower-Siedler und der Massachusetts Bay Colony im sogenannten „Neuengland". Man behandele die Ankunft der anfangs überwiegend freiwilligen Auswanderer aus den Niederlanden und England als das, was sie war: die kulturelle Transformation bzw. die Entstehung einer neuen Kultur, die ein Teil der Bevölkerung aus einer früheren Kultur annimmt. Der gleiche Effekt, der „nordamerikanische Kolonisierungseffekt", läßt sich auch an den späteren Einwanderern in die Vereinigten Staaten aus Deutschland, Italien, Osteuropa usw. studieren. Das Phänomen, auf das ich damit hinweise, ist ein Beispiel für das Dynamikprinzip, wie es in dem Fall in einem bestimmten kulturellen Umfeld gewirkt hat.

Andere Gesellschaften verhielten sich in ganz anderer Weise - so das Phänomen, daß sich die Jugendlichen in Sparta auf die Aufnahme in das kulturelle Paradigma ihrer Kultur vorbereiteten, indem sie „zum Spiel" die Heloten jagten und töteten.

Ähnliche Stereotypen kultureller Dynamik kennzeichnen zum Guten oder Schlechten den Prozeß in den Gesellschaften generell.

In dem Fall der amerikanischen Siedler, der hier relevant ist, zeichneten sie sich insbesondere dadurch aus, daß sie die Tradition des europäischen Feudaladels grundsätzlich ablehnten. Betrachten wir die Grundzüge der wahren Geschichte hinter der erwähnten Entwicklung der nordamerikanischen Kolonien.

Ausgangspunkt des sozialen Prozesses, der zur Gründung der englischsprachigen USA führte, waren verschiedene Entwicklungen nach dem Zusammenbruch Europas im Finsteren Zeitalter des 14. Jahrhunderts, als die vorhandene monetaristische Kultur unter Herrschaft der venezianischen Finanziers, die übrigens auch Europas Ritterschaft steuerten, kollabiert war. Die Anfänge sowohl der neuzeitlichen europäischen Kultur als auch der nordamerikanischen Kultur als deren Nebenprodukt liegen in den Bemühungen, die westlichen und östlichen Zweige der christlichen Kirche zu erneuern und wiederzuvereinen, was 1439 in dem großen ökumenischen Konzil von Florenz gipfelte. Das Ergebnis dieses Versuchs war gemischt. Im Zuge der Renaissance des 15. Jahrhunderts entstanden zwar in Frankreich unter Ludwig XI. und in England unter Heinrich VII. die ersten modernen Nationalstaaten, doch schlugen die Überreste des mittelalterlichen Feudalismus unter Führung der Monetaristen Venedigs zurück, indem sie über den gesamten Zeitraum von 1492 bis 1648 hinweg ständig lange, blutige Religionskriege anzettelten.

Derselbe Nikolaus von Kues, führender Vertreter der Renaissance des 15. Jahrhunderts, der auch die neuzeitliche europäische Wissenschaft begründete, erkannte schon früh, daß die Folgen der durch den Fall Konstantinopels ausgelösten Balkankriege den Erfolg der Renaissance vereiteln würden. So konzipierte Nikolaus eine Bewegung für transozeanische Schiffsreisen, um neue Verbündete für die Sache der Renaissance zu finden. Um 1480 lernte ein damals in portugiesischen Diensten stehender genuesischer Kapitän Schriften kennen, in denen diese Vorstellungen des Cusaners ausgeführt waren. In Absprache mit noch lebenden Mitarbeitern Cusas in Italien entschied Kolumbus, die von Nikolaus angeregte transatlantische Seereise vorzunehmen. 1492 wurde die Mission ausgeführt.

Die erste Kolonisierung ging von Spanien aus, und etwas später wagte sich Portugal an die Reise in das spätere Brasilien. Unterdessen spitzten sich während des gesamten 16. Jahrhunderts die Perioden verheerender Religionskriege zu. Das Konzil von Trient kam und ging, und im Gefolge davon trat ein neuer Verfechter weiterer Religionskriege auf den Plan, der Venezianer Paolo Sarpi. In diesem Umfeld des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts kam es zu den ersten großen französisch- und englischsprachigen Siedlerbewegungen nach Nordamerika.

Was folgte, war ein komplexer, überwiegend transatlantischer Prozeß, von dessen vielfältigen Einzelheiten an dieser Stelle nur einige wenige Hauptdynamiken betrachtet werden können. Das wichtigste Ereignis der Zeit zwischen der ersten Plymouth-Siedlung 1620 und dem amerikanischen Sieg über das Britische Empire war, abgesehen von dem amerikanischen Sieg selbst, die Gründung des Britischen Empires, das bis heute weiterbesteht. Durch den sogenannten Siebenjährigen Krieg wurde London im Februar 1763 zur Hauptstadt eines im Grunde anglo-holländischen, liberalen, weltbeherrschenden Seereichs. Dies setzte bei den Hauptopfern des Siebenjährigen Krieges, voran Frankreich und Rußland, eine Bewegung in Gang, die in europäischen Augen glaubwürdige Sache zu unterstützen, den imperialen Begierden ihres verhaßten anglo-holländischen Nachbarn auf jeden Fall Einhalt zu gebieten.

Diese Allianz gegen die anglo-holländische Tyrannei hatte im wesentlichen zwei positive Ergebnisse. Das eine war die Verteidigung Europas gegen das anglo-holländische liberale Imperium, welche von vielen gekrönten Häuptern Europas unterstützt wurde. Das andere war die Errichtung einer ganz neuen Form des souveränen Nationalstaats, der US-Republik.

Nach diesem im Konflikt der Jahre 1763-89 festgelegten Muster verlief die gesamte Periode bis zum Tod von US-Präsident Franklin Roosevelt 1945 mit zunehmenden Komplikationen bis heute weiter. So wurden die unabhängigen Staaten Kontinentaleuropas mit den von der britischen Premierministerin Margaret Thatcher - zusammen mit dem fanatisch anglophilen US-Präsidenten George Bush sen. und dem französischen Präsidenten François Mitterrand - eingeleiteten Mitteln massiv unterdrückt. Dies ging soweit, daß der frühere britische Premier Tony Blair in offen gesagt faschistischer Weise den Westfälischen Frieden von 1648 aufkündigte und statt dessen eine Kreuzung zwischen Imperialismus und dem neuen Turmbau zu Babel namens „Globalisierung" propagierte.

Wesentlich an dem jahrhundertelangen Prozeß von der allgemeinen europäischen Zusammenbruchskrise im 14. Jahrhundert bis heute war, daß sich ein Muster herausbildete, das durch die erfolgreiche Amerikanische Revolution und den Sieg der USA über das Britische Imperium unter Präsident Abraham Lincoln dargestellt wird. Damit wurde der Angriff des Empire durch einen Krieg der Vereinigten Staaten zurückgeschlagen. Die Einwanderungswellen von Europa in die USA in der gesamten Zeit bis zum sogenannten „Zweiten Weltkrieg" bilden einen Geschichtsabschnitt, der den sozialen Charakter des amerikanischen politisch-ökonomischen Systems und die soziale Ausrichtung der großen Mehrheit der amerikanischen Bürger gefestigt hat.

Offenbar stellt der Eintritt der USA in den Krieg gegen Nazideutschland, Japan und das faschistische Regime Italiens - „made in London" -, eine deutliche Niederlage für den oligarchisch-faschistischen Flügel dar. Dieser Flügel war von Londoner Interessen in den moralisch korrumpierten USA aufgebaut worden und umfaßte ein Netzwerk, das zur Zeit von Präsident Franklin Roosevelt vor allem in der faschistischen American Liberty League aktiv war - einem britischen Werkzeug, von dem heute so moralisch verkommene Kreaturen wie Amity Shlaes abstammen. Präsident Franklin Roosevelts Tod war ein Rückschlag, der die Entwicklungen in den USA vor allem durch den Fabianismus des Vereinigten Königreiches auf die faschistische anglo-amerikanische Ausrichtung von Theodore Roosevelt, Woodrow Wilson, Calvin Coolidge und Herbert Hoover sowie der American Liberty League zurückdrängte.

Nachdem all dies Notwendige gesagt ist: Jetzt ist die Zeit gekommen, in der die USA inmitten der allgemeinen wirtschaftlichen Zusammenbruchskrise nur durch die Rückbesinnung auf die unter Präsident Franklin Roosevelt verfolgten Richtlinien einen Sieg der Völker dieses Planeten über den imperialistischen Feldzug möglich machen könnten.

Die größte Gefahr, beim Zurückschlagen der anglo-holländisch liberalen (d.h. fabianischen) Bestrebungen zur Errichtung eines Weltreichs namens „Globalisierung" zu scheitern, liegt darin, daß wir das Konzept der Dynamik nicht verstehen und uns nicht nachdrücklich genug für einen dynamischen, d.h. nicht-kartesischen Entwurf für die entsprechenden sozialen Prozesse einsetzen.

Nicht irgendeine konkrete materielle Stärke ist jetzt ausschlaggebend dafür, daß die Vereinigten Staaten in dieser Frage eine entscheidende Rolle spielen - es ist eine bestimmte Dynamik im amerikanischen Charakter, die tief verwurzelte Abneigung des wahren Republikaners gegen die vermeintliche Autorität aller gesellschaftlichen Institutionen, die oligarchischen Traditionen folgen.

[head]IV. Was ist Realität?[/head]

Aus dem, was ich in diesem Bericht bisher geschrieben habe, sollte klar sein, daß die große intellektuelle Frage, vor der heute sowohl die wissenschaftliche als auch die populäre Meinung steht, diese ist: Was ist real - Wissenschaft oder Sinneswahrnehmung? Ist das, was wir als die Abbilder der Sinneswahrnehmung ausmachen, die Wirklichkeit, oder ist es nicht vielmehr so, daß die Sinneswahrnehmungen bloß der Schatten sind, den die Wirklichkeit auf die Einbildung des primitiven Geistes wirft?

Ist es nicht der Fall, wie ich bereits in den bisherigen Abschnitten dieses Berichtes betonte, daß wir in einer Sprache kommunizieren müssen, die sich zwar auf die Erfahrungen unserer Sinneswahrnehmung bezieht, aber nicht, weil diese Bilder die Realität als solche ausdrücken, sondern weil die Wahrheit nur in jener scheinbar wundersamen Fähigkeit des menschlichen Geistes liegt, die Botschaften der Sinne so zu entschlüsseln, daß unser Geist die Realität sieht, die diese nicht sehen können? In anderen Worten: Wir müssen an das glauben, was unser Geist „sehen" muß, statt Sinneswahrnehmungen an und für sich schon für die eigentlich wirksame Realität zu halten.

Anders ausgedrückt: Der Name „Wissenschaft" sollte auf die Realität begrenzt werden, die unsere Sinneswahrnehmungen verursacht. Im Grunde gilt das nicht nur für das, was wir als Naturwissenschaft bezeichnen, sondern auch für die künstlerische Kreativität, die sich für die Sinne in Ironien der Kompositionen in der klassischen Kunst ausdrücken. Wie ich oben bereits geschrieben habe, befaßt sich die kompetente Naturwissenschaft, wie wir sie kennen, mit der Beziehung des Menschen zu Fragen des abiotischen Bereichs und der Biosphäre; klassische Kunstwerke beziehen sich auf die wesentlichen Verhältnisse der kreativen Fähigkeiten der Menschen untereinander. Dadurch werden die menschlichen Beziehungen in einer ironischen Form ausgedrückt, die mit der naturwissenschaftlichen Arbeit vergleichbar ist.

Der kultivierte Geist eines Menschen ist daher ein Ausdruck des Übergangs einerseits von der Auffassung, die Sinneswahrnehmungen repräsentierten tatsächlich das reale Universum, andererseits zur Angewöhnung eines selbstbewußten Verständnisses, welches die Wissenschaft als real und die Sinneswahrnehmungen nur als Schatten betrachtet.

Diese Gedanken, die ich hier zusammengefaßt habe, sind eigentlich nicht neu. Alle großen klassischen Künstler und Wissenschaftler heben sich von der populären Meinung ab, indem sie sich in signifikantem Grade einer solchen Denkweise annäherten. Wie nennen solche Künstler und Wissenschaftler „Genies". In Wirklichkeit ist aber der Geist, der so weit entwickelt ist, im wahrsten Sinne „normal" - während Menschen, die immer noch in ihrer emotionalen Bindung an die Sinneswahrnehmung gefangen sind, noch kein wahrhaft menschliches Verständnis ihrer eigenen Identität gefunden haben.

Man muß in den schöpferischen Persönlichkeiten der Vergangenheit unsterbliche Menschen sehen, die auf ihre Weise immer noch mit uns kommunizieren, während wir nur auf das antworten können, was sie uns mit unsterblicher Wirkung mitgeteilt haben. Das heißt, daß wir, wenn sich aus der Vergangenheit Fragen zu bestimmten Prinzipien stellen, möglichst nachvollziehen müssen, was im Geist des verstorbenen Denkers vorging, oder in unserem eigenen Geist noch einmal die gleichen Umstände schaffen müssen, unter denen er in der betreffenden Zeit und Lage in der Vergangenheit arbeitete.

Die entscheidende Frage ist dieses Gefühl der Unsterblichkeit des kreativen individuellen Menschen. Es ist das Gefühl, daß wir selbst in der Gegenwart in einer geistigen Welt mit diesen Unsterblichen aus den Reihen der Verstorbenen zusammenleben.

So gesehen lebt die große Mehrheit der heute lebenden Menschen immer noch in einem Geisteszustand, der bestenfalls eine schlechte Vorahnung dessen ist, was der menschliche Geist in seiner wahren, ausgereiften Entwicklung werden soll. Um das nochmals zu betonen: Die Menschheit lebt heute, von immer noch ziemlich seltenen Ausnahmen abgesehen, in der Dunkelheit vor der Morgendämmerung des wahren Menschseins.

Wenn viele Menschen sich den Anforderungen der Sache der wahren, schöpferischen Humanität vehement widersetzen, ist dies daher ein wesentlicher Grund dafür, daß heute unter den Nationen und ihren Völkern noch soviel Dummheit oder oftmals sogar Böses herrscht. In unseren Gesellschaften stützen wir uns auf einen verhältnismäßig gesunden moralischen Zustand, den wir dem Einfluß der außergewöhnlichen Individuen unter uns verdanken - unserem Benjamin Franklin, Franklin Roosevelt oder Albert Einstein. Ohne solche Genies hätten wir selbst unter den besten Bedingungen der nationalen Geschichte nicht so weit voranschreiten können, wie wir es getan haben. Aber daß es der Gesellschaft nicht gelingt, sich insgesamt auf ein vergleichbares Niveau solch persönlicher Entwicklung zu erheben, bleibt eine der größten Gefahrenquellen für unsere ganze Zivilisation.

Bis die Menschheit die Wirklichkeit nicht mehr „durch einen Spiegel in einem dunklen Wort" sieht, wie es der Apostel Paulus ausdrückte, sondern sich selbst in jener Realität erkennt, von der die Sinneswahrnehmungen lediglich Schatten sind, solange sind wir immer umgeben von den Gefahren, die diese Rückständigkeit mit sich bringt. Wissenschaft und ein Leben in der klassischen Kunst sind gut, und das Gegenteil, wie die heute populäre Kultur, ist grundsätzlich schlecht, weil sie die Bevölkerung dazu verleitet, sich selbst zu erniedrigen oder zu wilden Bestien zu verrohen, wie es die gewalttätigen „68er" taten, was wiederum verheerende Folgen für die Kultur der ganzen heutigen Welt hatte.

Kreativität, so wie ich hier für sie plädiert habe, ist nicht bloß ein Vorteil - sie ist der einzige Ausweg aus der Unmenschlichkeit der heutigen Welt, um die Menschheit auf solche Art und Weise zu erheben, daß ein langanhaltendes, planetares Neues Finsteres Zeitalter verhindert werden kann.

[hr]

[h3]Anmerkungen[/h3]

1. siehe [i]De Docta Ignorantia[/i].

2. siehe das internationale LPAC-Internetforum vom 25. Juli 2007, auf dem diese außergewöhnlich treffende Vorhersage der sich jetzt vollziehenden Zusammenbruchskrise des Weltfinanz- und -währungssystems einem internationalen Publikum vorgestellt wurde.

3. Nikolaus von Kues widerlegte den systemischen, reduktionistischen Fehler des Archimedes in Bezug auf die Quadratur des Kreises (und der Parabel). Dies führte über Leonardos Arbeiten (an Fragen der Kettenlinie und Schleppkurve) bis zu Kepler, was wiederum Leibniz zu seiner ureigenen Entdeckung des Kalkulusprinzips sowie zur Revision dieser Entdeckung auf Grundlage der Arbeiten von Pierre de Fermat führte, welche Leibniz in Zusammenarbeit mit Jean Bernoulli dazu brachte, ein universelles Prinzip der geringsten Wirkung zu definieren.

4. Sir Isaac Newton hatte einfach die entsprechende Formulierung aus Johannes Keplers bereits veröffentlichtem Werk abgeschrieben und versuchte mit Hilfe des Sophismus „Ich stelle keine Hypothesen auf" sein flagrantes Plagiat zu bemänteln. Augustin Fresnel von der Ecole Polytechnique hat die betrügerische Natur von Newtons Behauptungen nachgewiesen. Mit Rückendeckung des berühmten Dominique Arago zeigte er anhand der zentralen Frage der Lichtstrahlung, daß Newtons Methode durchweg inkompetent war. Es gab niemals den geringsten wahren Anhaltspunkt für die Legende, daß Sir Isaac Newton des Gravitationsprinzip entdeckt haben könnte.

5. Deswegen leugneten die Empiristen des 18. Jahrhunderts, die der mystischen Lehre des völlig irrationalen Paolo Sarpi anhingen, wie etwa Leonhard Euler, die Existenz jener Lücke in der Deduktion von Sinneswahrnehmungen, die sich in Leibniz' Infinitesimal ausdrückt. Für sie existieren im Grunde keine universellen physikalischen Prinzipien außerhalb der Grenzen einfacher Sinnesgewißheit.

6. Das entsprechende Argument steht im Schlußabsatz von Shelleys [i]Zur Verteidigung der Poesie[/i].

7. Siehe die beiden Anfangsparagraphen von Riemanns Habilitationsschrift von 1854 sowie insbesondere den allerletzten Satz dieser Schrift. Als J.C. Maxwell Beweise für seine wissenschaftshistorische Unaufrichtigkeit vorgehalten wurden, antwortete er sophistisch, seinesgleichen erkenne grundsätzlich keine Beweise an, die mit „unseren" Apriori-Annahmen nicht übereinstimmten.

8. Siehe auch den köstlich ironischen Schlußsatz von Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854. In Oberschule und Universität stieß ich darauf in Form des verrückten Vorgehens, die analytische Geometrie nicht nur als Einstieg in die Differentialrechnung zu behandeln, sondern die angebliche Darstellung des Leibnizschen Kalkulus auf das völlig entgegengesetzte kartesische Prinzip zu gründen. Später fand ich heraus, daß die empiristischen Torheiten von Abraham de Moivre, D'Alambert, Leonhard Euler, Joseph Lagrange, Laplace, Augustin Cauchy u.a. an diesem Schwindel schuld waren.

9. Ebenda.

10. Im Grunde war Grassmann nur ein Mathematiker, ein Umstand, der am dramatischsten an der experimentell widerlegten, simplistischen Attacke auf Riemanns Elektrodynamik sichtbar wurde.

11. Wie weiter unten noch dargestellt werden soll, stellt sich uns mit der „Begrenzung", wie Albert Einstein sie verstand, die überraschendste und wichtigste Frage für heute.

12. Aus dieser Sicht ist klar, daß der schöpferische menschliche Geist, der in wirklich kreative Arbeit vertieft ist, unsterblich ist. Das ist insofern offensichtlich, als die Fähigkeit eines Mitglieds der Gesellschaft, die Entdeckung eines Wirkprinzips nachzuvollziehen - ob in klassischer Poesie, Drama und Musik genauso wie in der Naturwissenschaft -, einen wirksamen Faktor beim Handeln zur Gestaltung der Zukunft der Zivilisation darstellt, selbst wenn der Entdecker des entsprechenden Prinzips schon längst verstorben ist. Ich bin zuversichtlich, daß Moses Mendelssohn genauso wie Platon dem zustimmen würden.

13. Grundsätzlich trifft dies nur auf den Sonderfall eines wahren, universellen Prinzips zu.

14. Es ist hier anzumerken, daß Harry S Truman weder ein S hatte [er hatte gar keinen zweiten Vornamen, der mit S anfing] noch ein ehrlicher Mann [true-man] war.

15. Georg Cantor, unter dem Titel seiner „Beiträge zur Begründung der transfiniten Mengenlehre" (1897). Cantor war eine guter Amateurgeiger und stammte aus der Familie Josef Böhms, der Beethoven solche wundervollen Dienste bei der Aufführung seiner späten Streichquartette leistete und die Schule des Geigenspiels begründete, die Norbert Brainin vom Amadeus-Quartett verkörperte. Cantor war ein guter Geiger aus einer Familie, die die Tradition dieser Aufführungspraxis aufrecht erhielt. Er wurde auf ungeheuerliche Weise praktisch einer Gehirnwäsche unterzogen, von Leuten, die mit dem pro-satanischen britischen Kult um Bertrand Russell und dessen Kreis verbunden waren. Das abscheuliche Zitat von Isaac Newton „Hypotheses non fingo" unter dem Titel seiner oben genannten "Beiträge" liefert einen kleinen Hinweis darauf, wie Cantor gefoltert wurde.

16. Hiermit folgen wir in diesem Aufsatz der Übereinkunft, daß die schöpferischen Fähigkeiten in der Naturwissenschaft und in der klassischen Kunst insoweit identisch sind, daß sie beide das Produkt des gleichen schöpferischen Potentials des menschlichen Geistes sind. Zum Unterschied ist festzustellen, daß bei der Naturwissenschaft die schöpferischen Fähigkeiten des Geistes auf die Einwirkung des Menschen auf die Natur konzentriert werden, wohingegen bei dem anderen die gleichen schöpferischen Fähigkeiten auf den Menschen selbst angewendet werden.

17. Dieser Begriff des Guten im Menschen war ein erklärter Grundsatz der Winthrops und Mathers, die in der Zeit bis 1688-89 die Massachusetts Bay Colony anführten. Erst als unter Wilhelm von Oranien die Freiheit dieser Kolonie unterdrückt wurde, war der Weg frei für die Ausbreitung der Verderbnis in Neuengland unter der Herrschaft einer Fraktion aus dem Umfeld der britischen und niederländischen Ostindiengesellschaften und ihrer gedungenen Ideologen, wie dem korrupten, bösartigen Sklavenhändler John Locke und Adam Smith. Zu den entgegengesetzten Ansichten siehe die hervorragende Studie - ein wirklicher wissenschaftlicher Durchbruch - von Graham Lowry [i]How The Nation Was Won: America's Untold Story[/i], Washington 1988.

18. Fjodor Dostojewskijs [i]Großinquisitor[/i] war zwar offensichtlich eine spezielle Figur der russischen Kultur, doch hat sie aus meiner Sicht und auch aus jedem kulturellen Standpunkt Europas eine merkwürdig eigene Wahrhaftigkeit. Das Pantheon im Römischen Reich zeigt wesentlich, wie der Imperialismus durch das Schüren religiöser und verwandter Konflikte über seine Opfer herrscht, so wie dies noch heute durch das Sykes-Picot-Abkommen in Südwestasien der Fall ist. Es ist das Bild des falschen Gottes, der über die streitenden Parteien in der Gesellschaft wie z.B. unterschiedliche Glaubensrichtungen herrscht, indem eine Gruppe irregeführter Untertanen gewalttätig gegen die andere ausgespielt wird. Der Großinquisitor ist somit der vom Imperium, vom Satan - wie dem Britischen Imperium heute - geschaffene falsche Prophet, der vorgibt, ein wahrer Repräsentant von Jesus Christus zu sein. Die spanische Inquisition und die europäischen Religionskriege von 1492 bis 1648 verdeutlichen dies. So auch meine entfernte Verwandte, die legendäre Lizzie Borden: „Lizzie Borden nahm eine Axt und schlug den Vater vierzigmal. Als sie sah, was sie getan, die Mutter einundvierzigmal" [ein populärer amerikanischer Kinderreim]. Ob die tatsächliche Lizzie Borden selbst die Tat begangen hat, ist unklar, denn wie in vielen Fällen spinnt die Legende die Geschichte weiter, ob sie nun wahr ist oder der Erzähler sie erfunden hat. Genauso doppeldeutig bleibt auch Dostojewskijs Erzählung.

19. In der Musik verkörpern J.S. Bach und seine prominenten Nachfolger wie Joseph Haydn, Wolfgang A. Mozart, Beethoven, Franz Schubert, Robert Schumann und Johannes Brahms in ihrer Kompositionsmethode eine Begeisterung für die Wahrheit, an welcher es den Vertretern der romantischen Schule des 19. Jahrhunderts mangelte - so auch der Schule des „kriminellen Czerny" (wie es Beethoven ausdrückt), der den hochtalentierten Franz Liszt verdarb und dadurch zum bösartigen Vorläufer des von London geschaffenen Hitler-Kults machte. Die Populärmusik des 20. Jahrhunderts tendiert häufig offen zum Bösen und wird zur Gewohnheit, die - ähnlich wie Blähungen beim Mittagstisch - bei gewohnheitsmäßig Leichtgläubigen den Zugang zu den Erkenntniskräften und zur Moral versperrt.

20. An dieser Stelle des Berichts ist es wichtig, hervorzuheben, daß das Britische Empire im gleichen Stil wie im Siebenjährigen Krieg erneut seine Vormachtstellung zu bewahren suchte, indem es gezielt unter auserwählten Opfern, wie den Nationen Kontinentaleuropas, Kriege organisierte. So trifft London die hauptsächliche Kriegsschuld für die zwischen 1890 und 1914 getroffenen Vorbereitungen eines neuen „Siebenjährigen Kriegs", der sich heute „Erster Weltkrieg" nennt. Genauso baute London das Hitler-Regime in der Absicht auf, daß sich Deutschland im Krieg gegen die Sowjetunion aufreiben würde - auch das in der Tradition des „Siebenjährigen Krieges". Die Institutionen in Deutschland wollten sich, obwohl dort Londons Werkzeug Hitler im Sattel saß, jedoch nicht auf eine Neuauflage des verheerenden Rußlandfeldzugs von Napoleon Bonaparte einlassen, solange eine noch überlegene französische Militärstreitmacht in Deutschlands Rücken lag. Das kleine Problem wurde gelöst, indem man in Frankreich selbst eine faschistische Regierung einsetzte, welche die überlegenen französischen Truppen dermaßen in Unordnung brachte, daß der deutsche „Blitzkrieg" gelingen konnte. Die britische Führung, die den Mussolini- und Hitler-Faschismus geschaffen hatte, war selbst faschistisch geworden; nun brachte Frankreichs Zusammenbruch die ebenso bösartigen wie närrischen Briten unter Winston Churchill in die peinliche Lage, sich an jenen Präsidenten Franklin Roosevelt, den sie eigentlich loswerden wollten, wenden zu müssen, damit er sie vor den Früchten ihrer eigenen imperialistischen Torheiten rettete.