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Roosevelts Wirtschaftswunder

[title]Roosevelts Wirtschaftswunder[/title]

[author]von Lyndon LaRouche[/author]

[date]12. Februar 2005[/date]

[i]Die folgende Schrift entstand anläßlich des amerikanischen Feiertages zu Präsident Abraham Lincolns Geburtstag am 12. Februar 2005.[/i]

Inmitten der größten Weltfinanz- und Währungskrise besteht heute die Hauptaufgabe für die führenden Regierungen der Welt darin, die Lehren aus dem bemerkenswerten Erfolg der Regierung des amerikanischen Präsidenten Franklin Delano Roosevelt zu ziehen und richtig anzuwenden.

Das gegenwärtige Weltfinanz- und Währungssystem gehört zwar nicht mehr den Vereinigten Staaten, auf denen ein wachsendes Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit lastet, dennoch bilden die in Dollarwerten gemessenen Konten den ausschlaggebenden Block von Geldwerten im Weltsystem. Ein freier Fall des Dollars bedeutet deshalb zwangsmäßig einen hyperbolischen kettenreaktionsartigen Zusammenbruch des Welthandels und der in Dollar ausgewiesenen hauptsächlichen Geldwerte. Es ist nichts in Sicht, was wir rechtzeitig tun könnten, um die kettenreaktionsartigen Folgen eines Dollarabsturzes aufzuhalten.

Wiederum gäbe es keine dauerhafte Erholung des Dollars ohne sehr schnelles Wachstum in Dollar ausgewiesener langfristiger Kapitalbildung, allem voran Investitionen in grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur im öffentlichen Sektor. Solche Maßnahmen wären nur dann von Dauer und für die Weltwirtschaft von Vorteil, wenn man solche und verwandte langfristige Kapitalbildung durch eine Rückkehr zu einem dollargestützten System fester Wechselkurse absichert. Ohne eine solche neue Währungsordnung würde aus dem drohenden Währungs- und Finanzkollaps ein kettenreaktionsartiger weltweiter Zusammenbruch.

Die Ironie ist, daß die Welt heute auf die Rückkehr zur Fungibilität (Übertragbarkeit) der jetzt zusammenbrechenden Dollarschulden genauso angewiesen ist wie auf die Rolle der USA als Gläubigernation unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg.

Deshalb ist es jetzt für alle Nationen unverzichtbar, daß die Wende zu einem System fester Wechselkurse in Anlehnung an das ursprüngliche Bretton-Woods-System ermöglicht und vollzogen wird. Dazu brauchen wir ein Amerika, das zu einer Innen- und Außenpolitik zurückkehrt, wie man sie mit den Absichten hinter Präsident Franklin Roosevelts Initiative für das Bretton-Woods-System verbindet.

Das bedeutet, daß die Grundrichtung der Wirtschafts- und Handelspolitik der USA im Zusammenhang mit der amerikanischen Binnenwirtschaft unter dem Bretton-Woods-System heute für die Familie der Nationen von entscheidender Bedeutung ist.

Aus diesen Gründen muß man als erstes die folgende Lehre ziehen: Drei Wendepunkte vor und im Zweiten Weltkrieg waren entscheidend dafür zu verhindern, daß die ganze Welt unter die Diktatur Adolf Hitlers fiel. Der erste war Winston Churchills dringliche Bitte an Präsident Roosevelt, dagegen einzuschreiten, daß an die Stelle des britischen Weltreichs ein Nazi-Weltreich träte, dem viele maßgebliche Gegenspieler Churchills sich anzuschließen bereit waren. Den zweiten und dritten Wendepunkt bildeten die Niederlage der Kriegsmaschinerie der Nazis bei Stalingrad und die Niederlage der japanischen Kriegsmarine bei Midway. Das Ergebnis dieser drei Entwicklungen war ein von den USA angeführtes Bündnis, das einen weltweiten Zweifrontenkrieg führen konnte, der die Nazis und ihre Verbündeten von da ab zum Untergang verurteilte. Dies alles zusammengenommen brachte 1940-42 die entscheidende Wende im Zweiten Weltkrieg.

Die zweite Lehre ist: Bildung wie auch Erfolg dieses Bündnisses mit Roosevelt wären unmöglich gewesen ohne Roosevelts Wahlsieg, mit dem die Sparpolitik und radikale Freihandelspolitik der Regierungen Coolidge und Hoover umgestürzt wurde.

Die dritte Lehre ist: Praktisch unmittelbar nach Roosevelts Beisetzung fingen wir an, uns von seiner Außen- und Wirtschaftspolitik abzuwenden, und in der Zeit ab der Machtübernahme der Regierung Harold Wilson in England und der Zerschlagung des Rooseveltschen Bretton-Woods-System durch die Maßnahmen der Regierung Nixon 1971-72 kehrte sich der lange Wirtschaftsaufschwung der Nachkriegszeit in Nord- und Südamerika und Europa um - in einer Weise, die jetzt in den Zusammenbruch des Weltfinanz- und Währungssystems in unmittelbare Nähe rückt.

Um diese geschichtlichen Vorgänge, die ich hier kurz zusammengefaßt habe, angemessen zu verstehen, müssen wir uns wiederum mit drei Lehren befassen. Erstens die Lehren aus den erfolgreichen Reformen der Regierung Roosevelt - wie der großen Rentenreform - , die den Wiederaufbau der USA und des kriegszerstörten Europas ermöglichten. Zweitens die Grundsätze des Amerikanischen Systems der Politischen Ökonomie, wie sie Finanzminister Alexander Hamilton festlegte, die Präsident Abraham Lincoln wieder aufgriff, als er die USA zu der machtvollen Volkswirtschaft machte, die sich in der Weltausstellung in Philadelphia 1876 vorstellte. Und drittens, was für diesen Bericht anläßlich des heutigen Gedenktages am wichtigsten ist, mein eigener Beitrag zu einem Verständnis dieser Lehren aus der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte heute, womit ich mich hier vornehmlich befasse.

Hinsichtlich des dritten Punktes will ich mit meinem Gedankengang in diesem Bericht mehr erreichen, als nur auf die außerordentlichen Errungenschaften der amerikanischen Volkswirtschaft im Sinne Hamiltons, Lincolns und Franklin D. Roosevelts hinzuweisen. Es reicht nicht, lediglich anzuerkennen, daß diese Tradition sich in der Geschichte als überlegen erwiesen hat. Man muß mit wissenschaftlicher Präzision verstehen, warum diese Prinzipien wahr sind. Dieser dritte Aspekt ist der Dreh- und Angelpunkt, auf den sich meine Aufmerksamkeit hier richtet.

[subhead]Die Verwirrung um wirtschaftliche Vorstellungen[/subhead]

Trotz der heranstürmenden Zusammenbruchskrise des derzeitigen Weltfinanz- und Währungssystems sind nicht alle Leute von Einfluß in Amerika in wirtschaftlicher Hinsicht so unfähig, wie es der mehr als 30jährige wirtschaftliche Niedergang bis hin zum laufenden Zusammenbruch des Dollars seit dem Jahre 2000 vermuten ließe. Selbst über 30 Jahre später gibt es in der heutigen Gesellschaft immer noch viele einflußreiche Persönlichkeiten, die in bestimmten Fragen Kompetenz bewiesen haben; das haben wir in den letzten Monaten im Kongreß und anderswo wieder gesehen. Dazu gehören insbesondere eine große Zahl Demokraten und einige republikanische Traditionalisten, die ein Erbe angemessener Vorstellungen über physische Ziele der nationalen Wirtschaftspolitik - insbesondere die langfristige Bildung von Realkapital und ähnlichem - verkörpern. Aber selbst diese verhältnismäßig sachkundigen Leute verlieren die Kompetenz, die sie in praktischer Hinsicht gerade noch bewiesen hatten, oft gleich wieder, wenn die Rede auf die nationale Finanz- und Währungsordnung kommt. Dann verfallen sie wieder in das unselige "Freihandelsdenken", das in den letzten gut drei Jahrzehnten die größten wirtschaftlichen Katastrophen ausgelöst hat.

Dieser innere Widerspruch im wirtschaftlichen Denken und Handeln ein und derselben Person drückt sich dann so aus: Die praktischen Ziele der Wirtschaftspolitik sind bei dem oder der Betreffenden durchaus klar und weitgehend richtig, aber sie unternehmen immer noch ständig den völlig unsinnigen Versuch, die Verbindung zwischen Mitteln und Zielen in den gängigen akademischen formal-mathematischen Begriffen zu erklären. Mit anderen Worten, die sozialen Ziele der Wirtschaft, ausgedrückt in physischen und verwandten Begriffen, geraten immer mehr in Konflikt mit Zielen, die in Geldsummen und verwandten Nominalwerten ausgedrückt sind.

Dieser Konflikt führt in der Regel dazu, daß der Betreffende sich tragischerweise dazu entschließt, die heute vorherrschende Unfähigkeit in der Währungs- und Finanzpolitik zu unterstützen oder mindestens hinzunehmen - besonders dann, wenn die Diskussion in die Buchhaltungssprache verfällt. Man sieht oft, daß sie versuchen, realwirtschaftliche Ergebnisse auf den Umgang mit Geld und Finanzen zurückzuführen, anstatt zu erklären, wie realwirtschaftliche Entwicklungen darüber entscheiden, wie das finanz- und währungspolitische Denken und Handeln zu beurteilen ist. Dasselbe sieht man bei einem sonst fähigen Unternehmer oder Landwirt, der törichterweise der "freien Marktwirtschaft" das Wort redet. Indem solch ein Bürger bereit ist, die inhärent wucherischen monetaristischen Freihandelstheorien bei der Berechnung des Nationaleinkommens hinzunehmen, stellt er sich praktisch gegen seine eigenen, richtigen Prinzipien und praktischen Ziele für sein Land. Auf diese Weise wird sein Glaube an die vermeintlich "allgemein anerkannte solide Schulmeinung" zur größten Quelle seines eigenen selbstverschuldeten Leidens.

So war es z.B. nicht Herbert Hoover, der 1929-33 die große Not verursachte, sondern es waren die Lehrmeinungen, die irregeführte Amerikaner dazu bewegten, törichterweise Coolidge und Hoover zu wählen.

So wurde der Großteil unserer Bürger im Laufe der letzten Jahrzehnte dazu verführt, eine volkswirtschaftliche Praxis hinzunehmen, die sich auf den Aberglauben stützt, "persönliche Habgier" sei die Triebfeder der Wirtschaft.

Die beste Veranschaulichung dieser Mischung aus Fähigkeit und Unfähigkeit im Denken führender Kreise in Regierung und Wirtschaft ist die Art und Weise, wie die Generation, die unter Präsident Franklin Roosevelt heranwuchs, sich als Erwachsene in der Nachkriegszeit die Unterstützung für die Wirtschafts- und Währungspolitik, welche die lange Zeit von Aufschwung und realwirtschaftlichem Pro-Kopf-Wachstum der amerikanischen Volkswirtschaft von 1933-64 ermöglicht hatte, zunehmend wieder abgewöhnten.

Unter der neuen Politik der Regierung Nixon und dem massiven Verfall der langfristigen nationalen Wirtschaftspolitik unter Brzezinski als Sicherheitsberater entschloß sich die Mehrheit, die monetäre und realwirtschaftliche Politik, die zum fortschreitenden Verfall des realen Lebensstandards der einkommensschwächeren 80% unserer Gesellschaft von 1977-2005 führte, zu unterstützen oder sich ihr zumindest nicht zu widersetzen.

Gleichzeitig mit diesem Zusammenbruch der materiellen und kulturellen Lebensbedingungen der ärmeren 80% gab es einen entsprechenden Verfall der grundlegenden wirtschaftlichen Infrastruktur und Rückgang der privaten produktiven Investitionen sowie der Nettoproduktivität der Realwirtschaft. Schuld daran war im wesentlichen die Schließung der Produktionsstätten in Amerika im Zuge des Freihandelswahns und eines Massenselbstmordes einst großer Nationen namens "Globalisierung".

Betrachten wir die amerikanische Wirtschaftsgeschichte in physischen Begriffen. Man messe wirtschaftlichen Erfolg und Wohlstand je Kopf und Haushalt anhand physischer (nicht finanzieller) Maßstäbe. Man messe Reichtum in diesem Sinne je Quadratkilometer des Staatsgebietes der USA. Man vergleiche den Anstieg des Realeinkommens unter Präsident Roosevelt mit dem Einbruch der amerikanischen Wirtschaft um 50% in den vorangegangen gut drei Jahren unter Präsident Hoover. Man betrachte den Zusammenbruch in Industrie und Landwirtschaft seit August 1971 und untersuche diesen Zusammenbruch jeweils Landkreis für Landkreis in der Zeit 1977-2004. Damit vergleiche man den Einbruch bei der Bezahlung und Qualität der Arbeitsplätze der unteren 80% der amerikanischen Arbeitskräfte seit 1977.

Zwar war der Aktienkrach im Oktober 1929 hauptsächlich ein Ergebnis der Politik der Nachkriegszeit unter Coolidge und Hoover bis dahin. Aber für den realwirtschaftlichen Einbruch um die Hälfte in den Jahren nach dem Börsenkrach war Hoover mit seiner Politik verantwortlich, so, wie der Wirtschaftsaufschwung die Folge davon war, daß Roosevelt Hoovers gescheiterte Politik durch eine andere ersetzte.

Heute befindet sich die amtierende Regierung Bush vor dem Hintergrund des ungeheuren Zusammenbruchs der amerikanischen Binnenwirtschaft und anderen wichtigen Faktoren wie dem ausufernden Haushalts- und Zahlungsbilanzdefizit in einer Situation, die man mit der Lage der Regierung Hoover in der Zeit nach 1929 vergleichen kann - nur noch viel, viel schlimmer als unter Hoover. Die schockierende Erkenntnis, daß die gegenwärtige Regierung Bush - auch die Regierung "aus der Gummizelle" genannt - in einer historisch hoffnungslosen Lage steckt, schafft in der Bevölkerung das Potential für einen Wandel wie den, an den man sich vielleicht noch aus der Anfangszeit der Regierung Franklin Roosevelt erinnert - auch wenn Bush nominell als Präsident wiedergewählt wurde.

Ich kann mich in solchen Dingen mit einer reichlich unter Beweis gestellten, jahrzehntelangen, außerordentlichen geistigen Autorität äußern. Ich muß mich hier und an ähnlichen Stellen auf diese verdiente Autorität berufen, damit die Demokratische Partei und andere über nationale und internationale Wirtschaftspolitik anders denken lernen, wie dies notwendig ist.

Wie ich auch schon vor dem 15. August 1971 mehrfach vorhersagte, leitete diese Veränderung weg vom Rooseveltschen Bretton-Woods-System einen stufenweisen langfristigen Vorgang ein, der auf eine Selbstzerstörung der US- und Weltwirtschaft hinausläuft. Ich warnte damals und später: Ohne eine grundlegende Änderung der Wirtschaftspolitik, um den Wahnsinn der Zerschlagung des Bretton-Woods-Systems durch die Regierung Nixon rückgängig zu machen, drohe unausweichlich irgendwann nicht nur eine weltweite Depression, sondern sogar eine realwirtschaftliche Zusammenbruchskrise der gesamten Weltwirtschaft und gleichzeitig ein Vorstoß zu einer weltweiten Herrschaft faschistischer Regimes, wie man es etwa im Falle von Chile mit dem Diktator Augusto Pinochet gesehen hat.

Nach mehreren Stufen fortschreitenden geistigen Verfalls der Eliten, insbesondere in der Finanzwelt, und trotz einiger gegenläufiger Vorstöße in Teilen Asiens, wie etwa in China und Indien, ist das derzeitige Weltwährungs- und Finanzsystem in die Endphase einer allgemeinen, selbstverschuldeten Zusammenbruchskrise der weltweiten Realwirtschaft eingetreten.

Der Niedergang hat nicht erst mit der Regierungszeit von George "Dubya" Bush angefangen. Seit August 1971 habe ich immer wieder gewarnt, wenn man die Stoßrichtung der politischen Veränderungen der Regierung Nixon mit entsprechenden Veränderungen des ganzen IWF-Systems fortsetzen würde, dann stünden wir alle vor der Gefahr eines Absturzes in eine faschistische Weltordnung. Wenn man das zuließe, könnte sich der Vorgang der Zeit von 1922-45 wiederholen, als die vorherrschende Währungs- und Finanzpolitik in Westeuropa die Ausbreitung des Faschismus auslöste. Heute stehen wir vor einer neuen, weitaus schlimmeren, ziemlich akuten Gefahr einer faschistischen Weltordnung, die noch gefährlicher als die in der Zeit 1922-45 ist.

Im Jahr 2001 liefen die Dinge plötzlich in eine viel schlechtere Richtung. Präsident Bushs jüngster Vorstoß zu einer Rentenprivatisierung nach dem Vorbild der neonazistischen Politik des chilenischen Diktators Augusto Pinochet ist ein beispielhafter Beleg dafür, daß wir in den Vereinigten Staaten und anderswo schon an der Schwelle zu einer faschistischen Weltordnung stehen, die für die Menschheit ebenso gefährlich wäre wie die, der wir nur durch den sowjetischen Sieg über die Nazis bei Stalingrad und dem amerikanischen Seesieg bei Midway entgangen sind.

[subhead]Seit August 1971[/subhead]

Betrachten wir kurz einige Marksteine des langen wirtschaftlichen Verfalls seit dem 15. August 1971.

Im Sommer und Herbst jenes Jahres tadelten meine Mitarbeiter und ich die meisten maßgeblichen Wirtschaftsprofessoren in den USA, sie seien Quackademics, akademische Quacksalber. Dieser Vorwurf hatte drei Gründe:

1. Diese Professoren und ihre Parteigänger hatten felsenfest behauptet, einen Zusammenbruch wie den, den George Shultz, Henry Kissinger und andere, die in der Regierung Nixon das Sagen hatten, damals herbeiführten, könne es niemals geben - dafür würden schon die "eingebauten Stabilisatoren" im System sorgen. Das war die - offen gesagt völlig verrückte - vorherrschende Lehre der Volkswirtschaftler und ihrer hinters Licht geführten Studenten, welche auch heute noch weit verbreitet ist.

Hunderttausende einflußreiche, akademisch gebildete Gimpel nahmen es hin, daß diese absurde Ansicht durch Gehirnwäsche an den Universitäten und, z.B. über die Förderung von Arthur Burns, über Positionen mit Einfluß auf die nationale Wirtschaftspolitik als eine Art religiöse Überzeugung weiterverbreitet wurde. "Quackademics" war und ist der einzig angemessene Ausdruck, um die Verbohrtheit dieser Hochschullehrer zu beschreiben.

2. Sie weigerten sich, die entsprechenden eindeutigen Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen - Tatsachen, die jeden ehrlichen Volkswirtschaftler veranlaßt hätten, seinen Fehler zu erkennen und zu berichtigen, sprich seine widerlegte Lehre fallenzulassen. Statt dessen lehren die modernen Dummköpfe des akademischen Laputa sie immer noch. Der August 1971 bewies, über jeden Zweifel erhaben, daß es in diesem IWF-System keine wirksamen "eingebauten Stabilisatoren" gab.

3. Im Dezember 1971 willigten sie dann endlich einer öffentlichen Debatte mit mir in dieser Frage ein, wobei sie Professor Abba Lerner als ihren Vorkämpfer losschickten, und erlitten dabei eine schmerzhafte öffentliche Niederlage. Aber statt die Lehre, die ich ihnen erteilt hatte, zu Herzen zu nehmen, begannen die Kreise um den Kongreß für Kulturelle Freiheit (CCF) eine Verleumdungskampagne gegen mich, die in vielen führenden akademischen und verwandten Kreisen heute noch andauert.

34 Jahre später sind Leute dieses Schlages immer noch nicht bereit, auch nur einen ihrer großen Fehler einzugestehen. Statt dessen handeln sie weiter wie in einer Art bewußter Trotzreaktion gegen meine Einschätzung, auch wenn sie mehr als bewiesen ist. Und was noch schlimmer ist, sie mißachten nicht nur frech die überzeugenden Beweise meiner Einschätzung, sondern nehmend anscheinend ihre gescheiterte Politik der Vergangenheit auch noch als Maßstab für die künftige Politik. Sie sind schuld daran, daß wir nicht nur vor einer Weltdepression stehen, sondern vor einer allgemeinen Kettenreaktion des Zusammenbruchs, die zu einem weltweiten neuen "finsteren Zeitalter" führen könnte.

Sie alle, der Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve Alan Greenspan und andere, stehen nun kurz vor dem allgemeinen wirtschaftlichen Ruin, den sie mit ihrem moralischen und geistigen Ruin in der politischen Planung verursacht haben.

Der Name Greenspan steht heute für die Endphase eines geistigen Niedergangs mitsamt seiner materiellen Auswirkungen, das dicke Ende einer langen Welle schädlicher Maßnahmen in der amerikanischen Wirtschaft und im Weltwährungssystem. Es begann 1971-72 mit dem Einfluß von George Shultz in der Regierung Nixon. Mein Argument gegen den bekannten Keynesianer Abba Lerner in der erwähnten öffentlichen Debatte Ende 1971 - insbesondere im Zusammenhang mit der Politik gegenüber Brasilien, für die ich Lerner damals angriff - traf sehr gut den langwelligen Trend in der US-Politik, der u.a. dazu führte, daß die Regierung Nixon mit Hilfe des "Chicago Boy" George Shultz in Chile den neofaschistischen Diktator Augusto Pinochet an die Macht brachte.

Das Vorgehen von Shultz und Kissinger Anfang der 70er Jahre in Südamerika zeigte, daß das, wovor ich warnte - daß die politische Stoßrichtung von Leuten wie Shultz in der Regierung Nixon die USA und die Welt auf den Weg in eine faschistische Weltordnung brächte - , schon in vollem Gange war.

[head]I. Die Geburt des Amerikanischen Systems[/head]

Präsident Franklin Roosevelts herausragende Leistung war die Wiederbelebung des "Amerikanischen Systems der Politischen Ökonomie", wie es sich seit 1763-89 entwickelte und in der Wirtschaftsgeschichte mit Namen wie Benjamin Franklin, Alexander Hamilton, Friedrich List, Henry C. Carey und der von Abraham Lincoln angeführten Revolution zur Erneuerung dieses Systems 1861-76 verbunden ist.

Um zu verstehen, was "Amerikanisches System der Politischen Ökonomie" bedeutet, müssen wir uns in einigen Kernpunkten damit befassen, wie diese Vorstellung von einem "Amerikanischen System" im Gegensatz zu den heutigen liberalen parlamentarischen Modellen entstanden ist.

[subhead]Von Solon bis Roosevelt[/subhead]

Seit der Zeit des Solon von Athen verfolgen moralische Menschen in der europäischen Gesellschaft das Ziel, souveräne nationalstaatliche Republiken zu errichten, um die Unterscheidung zwischen herrschenden Schichten und Untertanen in der Gesellschaft für immer zu beseitigen. Dieses Ziel gründet auf der Erkenntnis, daß sich der Mensch grundsätzlich von allen anderen Lebensformen unterscheidet und über diesen steht. Das bedeutet z.B. ein Verbot aller Gesellschaftsformen, die sich auf die Annahme stützen, die Mehrheit der Gesellschaft bestehe aus tierähnlichen Wesen - wie es etwa Physiokraten wie Quesnay oder Turgot behaupten. Es erfordert auch eine Ordnung souveräner Nationen, die alle entschlossen sind, jeweils zum Besten der anderen zu handeln - so wie es der Westfälische Frieden von 1648 festlegt.

Diese Sicht von Solon als Präzedenzfall gehörte zu den entscheidenden Grundgedanken, auf die sich die amerikanische Republik stützte.

Die republikanische Strömung gründete sich in der europäischen Geschichte immer auf ein bestimmtes Verständnis des Wesensunterschiedes zwischen Mensch und Tier, das der Definition von Mann und Frau im ersten Kapitel des Buches Genesis im Alten Testament entspricht. Es ist die Vorstellung des mit schöpferischer Vernunft begabten Menschen - übereinstimmend mit der Vorstellung des Menschen, der als Ebenbild Gottes geschaffen ist. Aus diesem Bild vom Menschen als schöpferisches Wesen entsteht die Auffassung, daß jeder Mensch grundsätzlich etwas Heiliges ist, sowie die Vorstellung, daß alle Menschen in einer Gesellschaft bestimmte wesentliche gegenseitige Rechte und Verpflichtungen teilen.

In dieser Tradition der europäischen Zivilisation seit Solon von Athen begründete die Unabhängigkeitserklärung von 1776 den Kampf für nationale Unabhängigkeit. Dieser Verfassungsgrundsatz kommt darin zum Ausdruck, daß das von Gottfried Wilhelm Leibniz gegen Locke entwickelte Prinzip des "Strebens nach Glückseligkeit" in diese verfassungsrechtliche Erklärung aufgenommen wurde. Die Präambel der amerikanischen Bundesverfassung, das übergeordnete Rechtsprinzip dieser Verfassung, drückt die gleiche Grundwahrheit aus.

Das Amerikanische System der Politischen Ökonomie macht hinsichtlich der verfassungsrechtlichen Grundlagen noch heute den entscheidenden axiomatischen Unterschied zwischen den Rechtsgrundsätzen der amerikanischen Republik und denen der Volkswirtschaften nach anglo-holländischem, liberalen Vorbild aus. Seine Grundlage ist eine wesentliche gegenseitige Abhängigkeit des Begriffs der individuellen menschlichen Schöpferkraft - wie Platon ihn mit dem Hypothesenprinzip definiert - und des Begriffs der Unsterblichkeit des einzelnen.

Die Entwicklung des späteren Amerikanischen Systems der Politischen Ökonomie begann mit der Gründung der ersten neuzeitlichen europäischen Gesellschaft in Form des neuzeitlichen Naätionalstaats in der Renaissance des 15. Jh. Diese Revolution der Gesellschaft des 15. Jh. tritt vor allem in zwei Werken des Kardinals Nikolaus von Kues zutage: seiner Schrift Concordantia catholica, worin er den Grundgedanken des neuzeitlichen souveränen Nationalstaates darlegt, sowie seinem Werk De docta ignorantia (Die gelehrte Unwissenheit), das praktisch die neuzeitliche Experimentalphysik begründet.

Möglich wurde die Entstehung des amerikanischen Volkswirtschaftssystems durch Entwicklungen, für die folgende Markierungspunkte typisch sind. Die ersten neuzeitlichen Nationalstaaten entwickelten sich zunächst in Frankreich unter Ludwig XI. und dann in England unter Heinrich VII. "Richmond", der dafür seine Erfahrungen in Frankreich zum Vorbild nahm. Darauf entbrannte ein langer Kampf, als unter Führung der mächtigen venezianischen Finanzoligarchie versucht wurde, die Errungenschaften der Renaissance und den modernen Nationalstaat mit einer Abfolge von Religionskriegen zu zerstören. Diese Religionskriege wurden 1492 mit der Judenverfolgung des spanischen Großinquisitors in Gang gesetzt und währten unter dem Einfluß der Finanzoligarchie Venedigs bis zum Westfälischen Frieden 1648.

Der Westfälische Friede, ein Nachhall der Concordantia catholica des Cusaners, entfesselte einen schnellen Aufstieg der neuzeitlichen Wirtschaft in Frankreich unter Kardinal Mazarin und seinem Mitarbeiter Jean-Baptiste Colbert. Die revolutionäre Welle wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritts der neuzeitlichen europäischen Zivilisation seit 1648 gründete sich, unter Colberts Führung, insbesondere auf das Erbe von Anhängern der Gelehrten Unwissenheit, wie Leonardo da Vinci und Johannes Kepler. Im Mittelpunkt der Auswirkungen dieser von Colbert geförderten wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Erneuerung standen die Errungenschaften von Gottfried Wilhelm Leibniz. Dies zeigt sich am besten darin, wie Leibniz seinen Infinitesimalkalkulus als Ausdruck für ein Naturprinzip universeller kleinster Wirkung (Stichwort Kettenlinie) definiert.

Das herausragende Beispiel für Leibniz' grundlegenden Einfluß auf die spätere Geschichte der neuzeitlichen Physik und Gesellschaft sind die Arbeiten und Entdeckungen von Carl Gauß und dessen großem Nachfolger Bernhard Riemann.

Nachdem Venedig im Zuge des Westfälischen Friedens und der Jahrzehnte danach als imperiale Nation eine schwere Niederlage hinnehmen mußte, suchte sich die venezianische Finanzoligarchie einen neuen Deckmantel und eine neue politische Ausdrucksform: den aufstrebenden "anglo-holländischen Liberalismus"; man nannte im 18. Jh. die politische Gruppierung der britischen und holländischen Ostindiengesellschaft auch die "Venezianische Partei". Mit den ruinösen Kriegen, in welche diese Gruppierung den garstigen und dummen französischen König Ludwig XIV. hineinzog, begann im 18. Jh. eine Entwicklung, mit der die anglo-holländische Venezianische Partei durch den Pariser Vertrag vom Februar 1763 zu einer weltweiten imperialen Macht wurde.

In der Mitte des 18. Jh. wurden die amerikanischen Kräfte um Benjamin Franklin, zuvor die Tradition der Kolonisten John Winthrop, Increase und Cotton Mather in der Massachusetts Bay Colony sowie die Leibnizsche Tradition, zum Leitstern des europäischen Widerstandes gegen den anglo-holländischen Sieg vom Februar 1763. Diese Tradition, deren wichtigster Ausdruck der Kampf um die Gründung einer unabhängigen amerikanischen Republik von 1776-89 war, bildet die Grundlage des Amerikanischen Systems der Politischen Ökonomie Hamiltons und dessen Nachfolgern bis auf den heutigen Tag.

[subhead]Die Wahrheit über die Französische Revolution[/subhead]

Der Versuch, in Frankreich eine konstitutionelle Monarchie zu errichten, wurde in einem blutigen Chaos erstickt, als London unter Lord Shelburne im Juli 1789 die Französische Revolution anzettelte. Im Zuge der Folgen des Aufstiegs Napoleon Bonapartes zum Kaiser der Franzosen 1789-1815 gelang es dem anglo-holländischen Liberalismus und dem Habsburgerreich, die ansonsten Widersacher waren, die Vereinigten Staaten gemeinsam zu isolieren. Erst der Sieg der Vereinigten Staaten unter Lincoln über Londons Marionette, die konföderierten Südstaaten, sicherte deren souveräne Existenz, die vorher ständig gefährdet war.

Das imperiale London Shelburnes, das mit Hilfe korrupter Kräfte wie den französischen Physiokraten und Shelburnes Agenten Necker die französische Monarchie 1789 in den Ruin getrieben hatte, konnte schließlich bis 1848 die Kräfte Metternichs und der Habsburger unterwerfen, was die Macht des venezianischen anglo-holländischen liberalen Systems sehr stärkte.

Unter Lincolns Einfluß stiegen die USA 1863-76 zu einer großen agro-industriellen Macht auf: einer in den Grenzen des Kontinents von Nord nach Süd und von Ozean zu Ozean souveränen Nation, wie Lincolns früher Förderer John Quincy Adams es beabsichtigt hatte. Dieser Aufstieg sorgte dafür, daß sich die Ideen des Amerikanischen Systems weltweit verbreiteten. Nach der Weltausstellung zur Hundertjahresfeier der USA 1876 in Philadelphia gelangten diese Ideen nach Japan, Deutschland unter Bismarck, Rußland unter Alexander II. usw. Die Antwort der anglo-holländischen liberalen Partei auf den Aufstieg neuer eurasischer Wirtschaftsmächte im Geist des Amerikanischen Systems bestand u.a. darin, daß König Eduard VII. in London Kriege vorbereitete, die nach seinem Tode mit dem Ersten Weltkrieg und danach dem Zweiten Weltkrieg Wirklichkeit wurden. Nach dem Tode Franklin D. Roosevelts gingen einflußreiche liberale transatlantische Kräfte daran, Roosevelts Errungenschaften zu untergraben und schließlich zu zerstören.

Seit dem Pariser Vertrag im Februar 1763, der die britische Ostindiengesellschaft in den Rang einer imperialen Macht erhob, bis zur Gegenwart lag also die Macht in den Währungs- und Finanzangelegenheiten der Welt im wesentlichen in den Händen der anglo-holländischen liberalen Fraktion. Zu deren typischen Machenschaften gehört der für die europäischen Nationen verheerende "Stabilitätspakt".

Die einzigen Ausnahmen waren die Zeiten außergewöhnlicher Stärke der USA unter dem Wirken der Präsidenten Abraham Lincoln und Franklin D. Roosevelt.

[subhead]Nach dem Tode Roosevelts[/subhead]

Der Angriff auf das Amerikanische System der Politischen Ökonomie seit Franklin Roosevelts Tod führte zu den Reformen unter den Sicherheitsberatern Henry Kissinger und Zbigniew Brzezinski sowie Kissingers Mitstreiter George Shultz. Diese Reformen, besonders die der Jahre 1971-72, mündeten in die Selbstzerstörung der USA als landwirtschaftlich-industrielle Großmacht. Inzwischen wurde daraus ein Vorstoß zur Zerschlagung der Macht aller Nationalstaaten der Welt, damit sich ein ultramontaner Imperialismus venezianischer Art unter der Herrschaft der Finanzoligarchie durchsetzen kann, den wir heute "Globalisierung" nennen.

Das strategisch Entscheidende ist heute, die Welt vor dem unausweichlichen Untergang im System der "Globalisierung" zu bewahren, indem man den finanziellen Imperialismus anglo-holländischer liberaler Prägung wieder durch die Grundsätze des Amerikanischen Systems ersetzt wie bei Roosevelts Bretton Woods-System. Man versteht das Problem besser, wenn man bedenkt, daß sich die derzeitige Regierung Blair im Vereinigten Königreich vom liberalen Imperialismus der Fabian Society leiten läßt.

Von demselben liberalen Imperialismus, der heute als Finanzmacht Europa beherrscht, geht die große, unmittelbare Gefahr in der wirtschaftlichen Zusammenbruchskrise der USA und der ganzen Welt aus. Die einzige derzeit verfügbare Alternative zum IWF-System in seiner heutigen verrotteten imperialen Form ist das alte IWF-System, das als Ausdruck der Erfahrungen des Amerikanischen Systems aufzufassen ist.

[head]II. Wissenschaft versus Aberglauben in der Wirtschaft[/head]

In dem modernen liberalen Weltsystem der Zentralbanken ist der Geldwert den Zufällen des "freien Handels" unterworfen. In diesem liberalen System unterliegen sogar die Regierungen der Aufsicht sog. "unabhängiger Zentralbanken", die wie der heutige IWF als Obrigkeit über die Regierungen herrschen, die Sklaven der rätselhaften Launen der Zentralbankiers sind.

Die Zentralbankiers selbst bilden eine Art monetär-finanziellen "Schleimpilz", eine ungesunde Ansammlung aus zahlreichen einzelnen finanziellen Einheiten, die gemeinsam einige führende Bestandteile dieser oligarchischen Ansammlung als vorübergehende Tyrannen auswählen bzw. sich ihnen unterordnen. Die Zentralbankiers handeln im Namen der kollektiven Finanzinteressen und benutzen dabei Einrichtungen wie das IWF- und Zentralbanksystem der Zeit seit 1972 als die übergeordneten Mächte, die den Regierungen ihren Willen aufzwingen.

Wenn wir mit klarem Kopf über das Wesen dieser "unabhängigen Zentralbanken" nachdenken, erkennen wir, daß es sich um nichts anderes handelt als um eine moderne Spielart der alten Finanzoligarchie Venedigs, die Europa im sogenannten Mittelalter beherrschte und schließlich zugrunde richtete - die ultramontane Ordnung der Zeit der Kreuzzüge und der Heiligen Liga bis zum "neuen finsteren Zeitalter" des 14. Jh.. Wir erkennen klarer, daß Venedigs Kampf gegen die Renaissance eine Erneuerung dieses "Schleimpilzphänomens" der Macht der wucherischen Finanzoligarchie war, wozu u.a. der zutiefst antisemitische Großinquisitor Tomas de Torquemada gehörte. Diese Macht war fest entschlossen, eine neuzeitliche Ordnung völlig souveräner Nationalstaaten auf der Grundlage der Unantastbarkeit des Individuums, wo der Staat stärker war als alle Machtansprüche oligarchischer Finanzinteressen, für immer zu zerstören.

Den Kern des neuzeitlichen anglo-holländisch liberalen Systems, das heute über die Nationen und Menschen Europas herrscht, bildet die Auffassung der Liberalen, man müsse zu einem System "zurückkehren", in dem persönlicher Geldbesitz heilig ist und über den Rechten der souveränen Nation steht. Genau das ist die Illusion, die u.a. die USA seit August 1971 zugrunde gerichtet hat. Dieses Hauptmerkmal des venezianischen Herrschaftsmodells der ultramontanen Finanzoligarchie ist der Schlüssel zum Verständnis der Geldtheorie, die heute in den Lehrbüchern und an den Hochsculen vorherrscht.

[subhead]Auftritt: das Amerikanische System[/subhead]

Aus der Sicht der Experimentalphysik seit den antiken Pythagoreern besteht der Unterschied zwischen Mensch und Tier in der Fähigkeit der menschlichen Gattung, durch die Entdeckung von Naturprinzipien den Lebensstandard aller Mitglieder der Gesellschaft in einer Weise zu erhöhen, wie dies niedrigeren Lebensformen unmöglich ist. Diese Prinzipien, die Leibniz als "Kraft" bezeichnete, lassen sich nicht unmittelbar mit den Sinnen wahrnehmen, lassen sich aber mit experimentellen Methoden für die Anwendung erkennen und beweisen.

Die Tradition des olympischen Zeus und der modernen Empiristen sehen in der Entdeckung und Anwendung solcher Fähigkeiten immer ein prometheisches Übel. Aber nur durch die Entdeckung und Anwendung solcher Kräfte konnte die potentielle relative Bevölkerungsdichte der menschlichen Gattung von wenigen Millionen, was die Obergrenze für alle Menschenaffenarten ist, auf eine Weltbevölkerung von nunmehr über sechs Milliarden Menschen gesteigert werden. Dieser Gedanke ist der zentrale Aspekt aller meiner wirtschaftswissenschaftlichen Arbeiten der vergangenen 60 Jahre.

Das erste Ziel des an Leibniz orientierten Amerikanischen Systems der Politischen Ökonomie besteht darin, die Entdeckung und Anwendung von Kräften, etwa in Form wissenschaftlicher Technik, zu fördern, um den Lebensstandard und die potentielle relative Bevölkerungsdichte der Menschheit zu steigern. Damit verbunden ist die Vorstellung, daß der Lebensstandard des Einzelnen in der Gesellschaft von einer Generation zur nächsten u.a. über Investitionen in die Entdeckung und Anwendung neuer grundlegender Naturprinzipien erhöht wird.

In dem von Hamilton beschriebenen Amerikanischen System richtet sich das Hauptaugenmerk darauf, wie man das willentliche Handeln der Menschen so in Einklang bringen kann, daß dieses vom freien Willen gesteuerte Handeln zum gewünschten Endergebnis für gegenwärtige und zukünftige Generationen führt.

In diesem System liegt die Schöpfung rechtmäßigen Geldes zu solchen Zwecken ausschließlich in den Händen der souveränen Nation. Der Verfassungsstaat ist also dafür verantwortlich, Ausgabe und Umlauf des Geldes durch geeignete Maßnahmen zu regeln, damit das Handeln großer Institutionen wie der Regierung und des individuellen freien Willens zusammen zum gewünschten Ergebnis führt. Dazu reguliert er den Geldumlauf z.B., indem er sein Recht auf die Erhebung von Zöllen und Steuern sowie die Vergabe von Subventionen wahrnimmt.

In einer gesunden modernen Volkswirtschaft, wie es die USA bis 1971 waren, hängt etwa die Hälfte des gesamten Kapitalumsatzes mit Investitionen in die wirtschaftliche Infrastruktur und deren Regulierung zusammen, der Rest mit privaten Investitionen. In einer gesunden Volkswirtschaft hat man lieber Familienunternehmen als Unternehmen im Besitz von Geldinteressen; der unabhängige bäuerliche Familienbetrieb oder der an technischem Fortschritt orientierte mittelständische Unternehmer werden gegenüber dem großen Finanzunternehmen bevorzugt.

Damit verwandt ist die Aufgabe der Regierung, dafür zu sorgen, daß der Anstieg der Rate der Erzeugung und Kapitalbildung nützlichen Reichtums in allen Landesteilen und in der ganzen Bevölkerung bestimmten Maßstäben genügt, die ständig verbessert werden. Der Deregulierungswahn unter dem Sicherheitsberater Brzezinski zeigt beispielhaft, welche Folgen es hat, Landesteile einem kannibalistischen Preiswettbewerb auszusetzen - heute ist die Eisenbahn- und Luftverkehrskapazität in Amerika zusammengebrochen. Die Regierung auf Bundes- und anderen Ebenen muß nicht nur regulieren, sondern auch das ganze System besteuern, um die notwendige Verbesserung der Infrastruktur zu angemessenen Preisen sicherzustellen.

[head]III. Das Prinzip dahinter[/head]

Alle heute verbreiteten Wirtschaftslehren, ob in der früheren Sowjetunion oder in transatlantischer Konvention, gründen auf derselben Annahme der sog. "Spieltheorie", daß es keinen wirklichen Unterschied zwischen Menschen und Affen gibt.

Tatsächlich aber ist die Menschheit als einzige Gattung in der Lage, universelle Naturprinzipien zu entdecken. In dieser ureigensten menschlichen Fähigkeit kommt die Unsterblichkeit der Seele des Einzelnen zum Ausdruck - das, was dieser Mensch mit seinem Dasein zum Wohle zukünftiger Generationen beiträgt. Indem er diese Unsterblichkeit begreift, kann der einzelne dem Tod mutig entgegensehen, wie es nur ein solches vernünftiges Verständnis von Unsterblichkeit ermöglicht. Diese Fähigkeit ist in den letzten Generationen, bis zur jüngsten Generation junger Erwachsener, weitgehend verloren gegangen.

Diese Kraft, die alle gängigen Wirtschaftslehren leugnen, ist die einzige Quelle langfristigen Nettogewinns eines Unternehmens. Es ist der Vorgang der Entdeckung und Anwendung neuer Naturprinzipien, ergänzt durch den Fortschritt klassischer künstlerischer Methoden zur Anregung der gemeinsamen Arbeit an gemeinsamen Zielen in der Gesellschaft, was den Menschen von der Bestie in Menschengestalt unterscheidet.

Man muß erkennen, daß wirklicher Nettogewinn, wie er sich mit physischen Maßstäben messen läßt, nur über das souveräne geistige Handeln Einzelner möglich ist, so daß grundlegende Entdeckungen in der Technik und in den klassischen Künsten gelingen. Nur das ermöglicht einen ständigen Fluß immer neuen Gewinns. Die Aufgabe des Ökonomen besteht darin, der Regierung zu zeigen, wie man Kredit und Preise organisieren muß, damit ein solcher Nettogewinn in Übereinstimmung mit solchem Fortschritt in der Wirtschaft als unteilbarem Ganzen befördert wird.

Praktisch bedeutet das, daß die Regierung heute vor der Aufgabe steht, festzulegen, welchen Umfang, welche Bestandteile und welche Eigenschaften das haben soll, was man gewöhnlich die grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur nennt - allem voran der Beitrag der Regierung zur Finanzierung und zum Erhalt des realen Nettowachstums je Kopf und Quadratkilometer in allen Teilen der Wirtschaft.