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Schon 2007 war ein Jahr weltweiter Krise: Wie Rußland überrascht wurde

[pretitle]Schon 2007 war ein Jahr weltweiter Krise[/pretitle]

[title]Wie Rußland überrascht wurde[/title]

[author]von Lyndon LaRouche[/author]

[date]27. Dezember 2008[/date]

[hr]

Im folgenden Bericht steht die gegebene Lage der amerikanisch-russischen Beziehungen im Mittelpunkt; sein eigentlicher Gegenstand ist jedoch das unmittelbare Schicksal der ganzen Menschheit, dessen glücklicher Ausgang entscheidend davon abhängen wird, ob Rußland sich zu einer dringend notwendigen, korrigierten Sicht der derzeitigen Weltlage durchringt. Wenn der Welt der jetzt drohende Absturz in ein langes „neues finsteres Zeitalter" für die gesamte Menschheit erspart bleiben soll, müssen vier führende Nationen - die USA, Rußland, China und Indien - gemeinsam handeln, um für praktisch sämtliche Nationen ein neues, globales System antiimperialistischer Kooperation souveräner Nationalstaaten zu schaffen. Es ist für alle Nationen von entscheidender Bedeutung, daß Rußland einen maßgeblichen Beitrag zu dieser Vier-Mächte-Initiative leistet. Daher wird in diesem Bericht auf Rußland entsprechendes Gewicht gelegt.

[hr]

[intro]Vorwort: Adam Smith und Karl Marx[/intro]

Seit Ende 2007-Anfang 2008 verhärtet sich der Eindruck, daß der derzeitigen russischen Staatsführung ein kompetentes Verständnis der sich beschleunigenden generellen Zusammenbruchskrise des Weltwährungs- und Finanzsystems fehlt, obwohl meine weithin verbreitete Vorhersage vom 25. Juli 2007 über den unmittelbar bevorstehenden Beginn einer weltweiten finanziell-monetären Zusammenbruchskrise sich vollauf bestätigt hat. Die Krise brach drei Tage nach meiner Prognose dieser Entwicklung in meinem Internetforum vom 25. Juli aus, und sie war in der gesamten Zeit seit dem 28. Juli 2007 die wichtigste Entwicklung auf der Welt. Der offensichtliche Trugschluß auf Seiten einiger Teile der russischen Führung äußerte sich in grundlosen Beteuerungen, die Erlöse aus dem Verkauf von Energie und anderen Rohstoffen würden Rußland vor den Wellen der globalen Finanzkrise abschirmen, die bereits die USA und andere Länder heimsuchte.

Gewisse törichte Regierungen in den USA und anderen Nationen versuchten, die derzeitige globale Finanzpanik fälschlich als bloße „Krise minderwertiger Hypotheken" hinzustellen. Aber in Wirklichkeit war durch die hyperinflationäre, „geometrische" Selbstexpansion von Billiarden Dollar an völlig fiktiven Finanzwerten aus sogenannten „Finanzderivaten" der Anteil der rein spekulativen Forderungen im Weltfinanz- und Währungssystem so massiv angestiegen, daß an dem Punkt Ende Juli 2007 eine Zusammenbruchskrise des ganzen bisherigen Weltfinanzsystems unausweichlich wurde. Der Rettungspakete, die der US-Präsident und die wildgewordene Kongreßführung seither schnüren, sind reiner Wahnsinn, der dieses Mißverhältnis zwischen ausstehenden Forderungen und realen Werten auf einen hyperinflationären Fluchtpunkt hintreibt.

Die nächste Annäherung an eine internationale Zusammenbruchskrise ähnlichen Ausmaßes in früheren Zeiten findet man im 14. Jahrhundert, als Europa einen mörderischen Absturz in ein neues finsteres Zeitalter erlebte, in dessen Verlauf die europäische Bevölkerung um etwa ein Drittel sank.

In einer Situation wie der jetzigen Krise haben wir nur die Wahl, entweder das gesamte System durch eine generelle Konkursreorganisation aufzulösen oder, wenn das nicht gelingt, ein langes, weltweites „neues finsteres Zeitalter" unter allen Völkern und ihren Nationen in Gang zu setzen. Die Aufseher der Weltfinanzmärkte, beispielsweise die habgierig-dumme US-Regierung und ein kleiner Kreis triumphalistischer, verlogener Führer im US-Kongreß, haben sich entschlossen, die Hyperinflationierung der finanziellen Forderungen und damit die Ausbeutung der realen Wirtschaftsbasis weiter zu beschleunigen, statt zuzulassen, daß meine Reformvorschläge vom Juli 2007, die die Zivilisation gerettet hätten, aufgegriffen werden.

Es ist offensichtlich erforderlich, das jetzige System aufzulösen. Die weltweiten Versuche, das jetzige System zu retten, können nur dem Denken von Dummköpfen oder Kriminellen entsprungen sein.

Anstatt meine Warnungen zu beherzigen, hat sich die russische Führung leider dazu verleiten lassen, so zu tun, als würde die Krise nicht zwangsläufig massiv auf die russische Wirtschaft übergreifen. Jetzt wird Rußland von ihr voll erfaßt. Freiheit kann auch die Freiheit sein, Fehler zu machen, wie Rußland sie in dieser Angelegenheit gemacht hat. Leider bedeutet dies aber auch die Freiheit, die Folgen solcher Fehler zu erleiden, was im Extremfall die Freiheit bedeutet, die ganze Nation in den Selbstmord zu treiben.

Daß die russische Führung ihre fälschliche Mißachtung meiner vollauf bestätigten Vorhersage bisher nicht korrigieren will, wird zunehmend zu einer Quelle einer Desorientierung, wozu teilweise auch mir bekannte britische Kreise außerhalb Rußlands beitragen. An dieser „assistierten Desorientierung" leiden wichtige Teile der russischen Institutionen. Dieser Fehler bei der Einschätzung der gegenwärtigen Weltlage ist nicht nur eine Peinlichkeit und Bedrohung für Rußland an sich; wenn wichtige russische Kreise sich stur weigern, sich dieser Realität zu stellen, ist das außerdem eine Gefahrenquelle für die ganze Welt.

So hatte man 2007-08 den Eindruck, daß die Wirtschaftspolitik der russischen Führung ins Schwimmen geriet und im Lauf des letzten Jahres einige scharfe Wendungen vollzog. Unter Bedingungen, unter denen es geboten ist, ein planetares, neues finsteres Zeitalter - ähnlich, aber viel schlimmer als das „neue finstere Zeitalter" des 14. Jahrhunderts in Europa - zu verhindern, droht durch Rußlands schlingernden Wirtschaftskurs ebensosehr eine kettenreaktionsartige Gefahr für die ganze Welt wie für Rußland selbst.

Man wollte in Rußland offenbar nicht wahrhaben, daß das Vertrauen auf die stark überteuerten Rohstoffmärkte ein blinder Glaube war, und man ist in der russischen Regierung Führung dem Irrtum aufgesessen, die Profitmargen aus diesem Export würden ewig anhalten. Diese Illusion hat maßgeblich dazu beigetragen, Rußland in die jetzige Krise hineinzuziehen. Die Tatsachen belegen eindeutig, daß Rußland in seinem Handeln davon ausgegangen ist, es bestünde keine Notwendigkeit, vorrangig in eine massive Ausweitung seiner Industrieproduktion und verwandter Bereiche zu investieren.

Ähnliche Fehleinschätzungen machten auch die meisten anderen Nationen, und daraus wurde die Achillesferse einer bereits krisengeschüttelten Weltwirtschaft. Das schließt natürlich ein, was die achtjährige Regierung des praktisch klinisch verrückten Präsidenten George Bush jun. zum Ruin ihres eigenen Landes beigetragen hat und andere Nationen dazu verleitete, eine ähnlich verrückte Politik wie die Bush-Administration zu betreiben.

Die Frage „Wie werden sich demnächst die Preise auf den Rohstoffmärkten verhalten?" ist schlimmer als nur eine Ablenkung von dem eigentlichen Sachverhalt. Vor allem muß man seine Aufmerksamkeit darauf richten, zu erkennen, welche Mechanismen dazu geführt haben, daß die russische Regierung so ungerechtfertigtes Vertrauen in eine nur vorübergehend vorteilhaft erscheinende Wirtschaftslage setzte. Aber unabhängig davon, wer und was die Schuld daran trägt: Der wesentliche Punkt für die Entscheidungsträger in Rußland und anderen Nationen auf der Welt liegt darin, daß es immer noch an dringend erforderlicher Kompetenz fehlt - ein Mangel an kompetenten Entscheidungen, der daran sichtbar wird, wie man in Rußland zugelassen hat, daß schlechte Ratgeber das Land so lange zu falschen wirtschaftsstrategischen Einschätzungen verleiten konnten.

Die wirklich ernsthafte Frage, die somit gestellt und beantwortet werden muß, lautet: Was ist mein Rat an die neu ins Amt kommende Regierung von Präsident Barack Obama zur amerikanischen Rußlandpolitik? Welche Politik sollte Präsident Obama gegenüber Rußland verfolgen, wo die russische Politik in einer Weise ins Schwimmen geraten ist, wie sie die russische Regierung selbst nicht voraussah und die sie offenbar immer noch nicht versteht? Wie muß Rußland, der notwendige Partner der USA, gerettet werden?

Was muß man beispielsweise dem neuen US-Präsidenten sagen?

[head]I. Das Erbe von Karl Marx[/head]

Man muß Präsident Obama versichern, daß die rechten amerikanischen Kreise, die ihre Anschriften und Namen änderten, als die noch bis zum 7. Dezember 1941 schamlosen Hitler-Verehrer ihre Straßenanzüge (wenn auch nicht ihre Unterwäsche)wechselten, nicht mehr die Kontrolle über die Gestaltung der amerikanischen Politik haben. Rußland ist heute nicht mehr kommunistisch. Doch wenn man sich mit Rußlands Wirtschaftspolitik beschäftigen will, ist es auch heute noch wesentlich, nicht nur die Rolle von Karl Marx als Ökonom zu berücksichtigen, wie ich es hier tue, sondern auch einige der immer noch weit verbreiteten Legenden über ihn als Persönlichkeit der letzten anderthalb Jahrhunderte und seinen heute noch wirkenden direkten und indirekten Einfluß auf Fragen der politischen Ökonomie. Praktisch ist der Marxismus tot - aber da Historiker und andere auch heute noch ab und zu seinem politischen Grab Höflichkeitsbesuche abstatten, sollte man sie vielleicht fragen, ob dieses Grab nicht auch ihr eigenes sein wird.

Karl Marx' Wirtschaftslehren an und für sich waren eigentlich noch nie wissenschaftlich. Sie waren ein untergeordnetes Element im internationalen System des anglo-holländischen Liberalismus in der imperialistischen Tradition Paolo Sarpis nach dem Februar 1763. Die britisch-imperialistische Wirtschaftslehre hatte zwei Hauptvarianten: auf der einen Seite der britischen Ideologie die sogenannte „kapitalistische" Spielart, und auf der anderen Seite die sogenannte „sozialistische" Spielart derselben britischen Ideologie. Die Spieler auf beiden Seiten waren genötigt, ihre Karten am gleichen Spieltisch des weltweit herrschenden modernen Liberalismus zu ziehen. Abgesehen vom Amerikanischen System der politischen Ökonomie - speziell während der Regierungszeit von US-Präsident Franklin Roosevelt - haben bei allen wichtigen Aspekten der Weltwirtschaft von 1890 bis heute immer nur diese beiden konkurrierenden Gruppen von Spielern am selben Tisch des anglo-holländischen Liberalismus gesessen. Die klügeren unter uns werden diesen vielleicht als den Spieltisch des Teufels bezeichnen wollen.

Wir alle spielten nach den jeweils geltenden Regeln. Ich selbst spielte an diesem Tisch mit, auch wenn ich ein Anhänger der Wirtschaftspolitik von Benjamin Franklin, Alexander Hamilton, Henry C. Carey, Präsident Abraham Lincoln und Präsident Franklin Roosevelt bin. Ich spielte an diesem Tisch mit und legte Prognosen in diesem Lichte vor, nicht weil ich an die geltende Lehre glaubte, sondern weil es der einzige Tisch war, an dem praktisch alle Spieler der Welt beim weltweiten Wirtschaftsspiel mitspielten. Ich sagte das Verhalten von Regierungen und weiteres mehr voraus, da ich nicht nur die physische Realität der Lage, sondern auch (manchmal besser als die Beteiligten selbst) die Regeln kannte, nach denen die wichtigsten Spieler vorgingen, ob diese sich der Spielregeln jeweils voll bewußt waren oder nicht. In der Zeit zwischen 1956 und 2008 haben sich meine Prognosen als die qualitativ besten aus allen wichtigen Quellen überhaupt erwiesen. Nun ist das Spiel vorbei - wahrscheinlich für immer; das Spiel samt seiner Regeln ist für immer ein anderes.

So verging, während das alte schmutzige Spiel seinem jetzigen Ende zustrebte, auch das letzte Jahrzehnt des Zerfalls der früheren Sowjetunion und ihres russischen Nachfolgers, bis Präsident Wladimir Putin gewählt wurde. In Rußland begann eine qualitativ neue Entwicklung, mit der das Thema Karl Marx (hoffentlich jedoch nicht die dringend benötigte Akademie der Wissenschaften) beiseite gedrängt wurde. Nun muß Rußlands Regierung feststellen, daß akute Gefahr droht, weil sie die irrige Meinung annahm, Rußland würde der Wirtschaftsdepression, die für sie fälschlicherweise von der transatlantischen Wirtschaft ausging, größtenteils entgehen. Die Realität konfrontierte die russische Führung bald mit der häßlichen Wahrheit, daß nicht nur die Wirtschaft der USA, sondern das gesamte Weltsystem, auf das Rußland vollkommen angewiesen ist, vor dem Abgrund stand.

Nun droht Rußlands eigener Wirtschaft Gefahr durch die Folgen des übermäßigen Vertrauens darauf, daß Rußland dank gewisser Faktoren schlimmstenfalls nur von einigen vorübergehenden Unbequemlichkeiten gestreift würde, die von der schrecklichen Krise ausgehen, von der scheinbar nur die US-Wirtschaft und die mit ihr verbundenen transatlantischen Bereiche erfaßt wurden.

[subhead]Der Faktor des „Siebenjährigen Kriegs"[/subhead]

Der formale Fehler bei diesem übermäßigen Selbstvertrauen führender Kreise Rußlands war, daß sie meine Warnung vor einer globalen wirtschaftlichen Zusammenbruchskrise des gegenwärtigen Weltwährungssystems, wie ich sie in meinem dreistündigen Internetforum am 25. Juli 2007 vorgetragen hatte, völlig falsch einschätzten. Diese Warnung auf dieser Veranstaltung wurde durch entsprechende Fakten immer mehr bestätigt, angefangen spätestens mit den Entwicklungen, die drei Tage nach dieser Prognose vom 25. Juli 2007 anfingen. Ich hatte gewarnt, die unmittelbar bevorstehende Krise auf den Immobilienmärkten sei das Symptom eines generellen Zusammenbruchs der Billiarden Dollar an spekulativen Finanzderivaten, welche die Weltwirtschaft insgesamt dominierten, doch die Wunschdenker und unverbesserlichen Dummköpfe der Welt wollten sich mit der tröstenden Illusion beruhigen, es handele sich nur um eine „Krise der nachrangigen Hypothekenmärkte". Seither verlief alles, was sich auf den internationalen Finanzmärkten entwickelte, dem Kindermärchen der „Subprime-Krise" entgegengesetzt und genau in der von mir vorhergesagten Form und Zeit als Zusammenbruch des ganzen Weltsystems.

Im Rahmen der europäischen Geschichte der Neuzeit seit der großen wirtschaftlichen Zusammenbruchskrise im 14. Jahrhundert läßt sich die gegenwärtig heraufziehende globale Zusammenbruchskrise mit der Weimarer Republik 1923 vergleichen. In beiden Fällen, dem von 1923 und dem vom 28. Juli 2007, gibt es offensichtliche Ähnlichkeiten, aber noch mehr entscheidende Unterschiede.

Der wesentliche Unterschied zwischen der gegenwärtig heraufziehenden globalen Zusammenbruchskrise und der in Deutschland 1923 ist, daß die Krise in Deutschland von den Versailler Mächten „handgeschneidert" und gesteuert wurde - besonders von der britischen Monarchie, die der eigentliche Haupturheber des Ersten Weltkriegs war. Die Weimarer Hyperinflation wurde Deutschland von den Alliierten aufgezwungen, so daß Deutschland in seinen eigenen Grenzen wie in einer Gladiatorenarena ein Gefangener dieser von außen gesteuerten und geopolitisch motivierten Krise war. Heute hat sich über alle Grenzen hinweg eine Zusammenbruchskrise in anderer, aber durchaus ähnlicher Form ereignet. So entwickelt sich die voranschreitende Krise abwechselnd in deflationären Trends auf den Konsumgütermärkten einerseits und den anhaltenden hyperinflationären Trends in der billiardenschweren Finanzderivate-Blase andererseits.

Im Grunde ist die Blase weder hyperinflationär noch deflationär, sondern beides gleichzeitig. Es handelt sich um eine Zusammenbruchskrise des gesamten gegenwärtigen Weltsystems, die alle Weltteile umfaßt, Rußland und China eingeschlossen. Die Welt schwebt praktisch über dem Abgrund eines neuen, planetaren finsteren Zeitalters für die gesamte Menschheit. Die Krise ist nicht künstlich innerhalb einer einzelnen Volkswirtschaft herbeigeführt worden, wie es bei der Weimarer Hyperinflation 1923 der Fall war. Es ist eine systemische Krise, die durch törichtes Mitwirken aller führenden Nationen der Welt während der letzten 40 Jahre von 1968 bis 2008, besonders aber der letzten 35 Jahre hervorgerufen wurde.

Noch in diesem fortgeschrittenen Stadium der laufenden globalen Zusammenbruchskrise gibt es Mittel gegen diese Krise, aber jede Abhilfe erfordert drastische Änderungen im jetzigen Weltwirtschaftssystem: einen Übergang von einem monetären System - einschließlich seiner marxistischen Varianten - zu einem Kreditsystem mit festen Wechselkursen nach dem Modell, das US-Präsident Franklin Roosevelt bei der Bretton-Woods-Konferenz 1944 vorgestellt hatte. Jede Keynesianische Reform beispielsweise wäre unter den jetzigen Krisenbedingungen eine noch tödlichere Medizin als die gegenwärtige Krankheit. Jeder Kompromiß mit dem Keynesianismus, so wie der damals international unter dem Einfluß der amerikanischen Truman-Administration eingegangene, ist heute kategorisch untersagt; er wäre der vergebliche Versuch, eine Welt wiederzubeleben, die bereits zu existieren aufgehört hat.

[subhead]Die Rolle von Karl Marx[/subhead]

Um die Realität der heuten Weltlage zu begreifen, ist es unerläßlich, die meisten gängigen Annahmen über Karl Marx' Rolle in der Geschichte außen vor zu lassen. Einige dieser Annahmen waren zu entsprechenden früheren Zeiten durchaus vernünftig; andere waren niemals wahr, auch wenn fast jeder daran glaubte. Heute haben sich sämtliche globalen Spielregeln geändert, und die neuen weltweiten Bedingungen werden sich gegen jeden richten, der dumm genug ist, weiter nach den bisher gültigen weltwirtschaftlichen Spielregeln zu spielen.

Um zu verstehen, welche Faktoren die Welt in das jetzige Desaster geführt haben, muß gesagt werden, daß Karl Marx trotz seiner emotional geladenen Lobeshymnen für den Betrüger Adam Smith in wirtschaftswissenschaftlichen Fragen nicht so dumm war, wie er selbst es oft erscheinen ließ. Dennoch verkörperte Marx auf dem Feld der politischen Ökonomie nie wirkliche wissenschaftliche Kompetenz. Der Marxismus hat nie wirklich funktioniert, und konnte auch nie funktionieren - es war oftmals nur so, daß die Antimarxisten noch dümmer waren als die Marxisten.

Im Rückblick auf die Vergangenheit sollte gesagt werden, daß einige erklärte marxistische Ökonomen durchaus wissenschaftlichen Fähigkeiten gezeigt haben, aber die Ursache hierfür liegt - wie im Falle Rosa Luxemburg - darin, daß sie die Gegenstände der Marxschen Grundbegriffe eher vom Standpunkt der antiken und modernen europäischen Geschichte und der modernen Wissenschaft betrachteten, und sich nicht an den Ideologien in den Schriften von Karl Marx orientierten.[sup]1[/sup] Die Vorstellung, daß hinter Marx' wirtschaftlichen Ansichten eine „Wissenschaft" stünde, war niemals gerechtfertigt. Als Ökonom war Marx im Grunde, wie er selbst bezeugte, schlicht ein Zögling der Haileybury-Schule der Britischen Ostindiengesellschaft, wo die axiomatischen Grundannahmen von Leuten wie Adam Smith, Jeremy Bentham, Thomas Malthus und David Ricardo vorgegeben waren. Trotzdem bleibt die sozialistische Bewegung, die von Jeremy Bentham, einem Geschöpf von Lord Shelburnes Außenamt, und seinem Nachfolger Lord Palmerston unter den Bedingungen der von London inszenierten sogenannten „Revolution" von 1848 organisiert wurde, ein historischer Faktor in der europäisch dominierten Weltgeschichte bis in die Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1989-91.

[subhead]Bismarcks These[/subhead]

Der deutsche Reichskanzler Bismarck hatte vorhergesehen und vorausgesagt, daß der britische Plan zur Vorbereitung des Ersten Weltkriegs - in der Zeit von 1890-1914 - damit begänne, daß die Briten seine Entlassung betrieben. (Auf diese Entlassung Bismarcks folgte dann der Mord an dem französischen Präsidenten Sadi Carnot sowie später der strategisch entscheidende Mord an dem US-Präsidenten William McKinley.) Dies wäre eine Neuauflage der imperialen Politik, unter der Lord Shelburnes Britische Ostindiengesellschaft als privates Unternehmen der anglo-holländischen Liberalen im Pariser Frieden von 1763 zum „Britischen Empire" wurde. Lord Shelburne hatte dieses Empire gezielt nach dem pantheonischen Vorbild des römischen Kaisers Julian Apostata entworfen.

Es gab niemals ein Empire (Weltreich) des britischen Volkes. Großbritannien ist nur ein Königreich, kein Empire. Das Empire, in der Tradition der Reiche des alten Rom, Byzanz oder der mittelalterlichen Finanzoligarchie Venedigs, ist das Empire der „schleimpilzartigen" weltweiten Finanzoligarchie, das vielsprachige Empire einer Kabale finanzoligarchischer Bankiersfamilien. In seiner gegenwärtigen, anglo-holländisch-liberalen Form, die wesentlich von Paolo Sarpi geprägt wurde, zielte dieses Empire schon immer darauf, eine Weltordnung im Sinne von Malthus zu schaffen. Heute wird das „Globalisierung" genannt: ein neues Weltreich, ein Einheitsbrei nach dem Vorbild des biblischen „Turms zu Babel".

Angesichts der verbreiteten Unkenntnis unter den heute vermeintlich maßgeblichen Historikern der Welt ist die folgende eingeschobene Beschreibung des strategischen Umfelds der Weltgeschichte zwischen 1890 und 2008 unverzichtbar für jeden, der in den gegenwärtigen schwierigen Umständen der Welt als kompetenter Stratege gelten möchte.

Nach dem Tod Palmerstons und der Affäre der Pariser Kommune wurde Karl Marx von Palmerstons Nachfolgern ebenso wie von den deutschen und anderen Sozialisten jener Zeit fallengelassen. Was Marx selbst tat, hatte so gut wie nichts damit zu tun, daß man ihn später als Berühmtheit wiederauferstehen ließ. Der Name Karl Marx wurde in der Tradition der Praxis des römischen Kaisers Julian Apostata wieder in den heidnischen Pantheon der Religionen des als Britisches Empire bekannten polyglotten Allerleis aufgenommen.

Die imperialen Kriegspläne des Prinzen von Wales Edward Albert und seiner Verbündeten, die nach 1890 in den später so genannten „Ersten Weltkrieg" mündeten, waren eine Reaktion auf den Erfolg der Vereinigten Staaten, die unter Präsident Lincoln die britischen Pläne zur Zerstörung der USA vereitelten. Diese Pläne gegen die USA gingen auf das 1782 gegründete britische Außenamt zurück und wurden dann erst im Auftrage Lord Shelburnes unter der Leitung des Geheimausschusses der Shelburne-Kreatur Jeremy Bentham und später unter Benthams Schüler und Nachfolger Lord Palmerston ausgearbeitet und betrieben.[sup]2[/sup]

Präsident Abraham Lincolns Sieg über den Vorstoß des britischen Außenamtes erst unter Bentham und dann unter Palmerston, die Vereinigten Staaten auseinanderzubrechen, zog nicht nur unmittelbar Lincolns Ermordung durch die Briten nach sich, es begannen auch britische Bemühungen völlig neuer Art zur Zerstörung der USA. Typisch für die neue Bedrohung, welche die anglo-holländischen, imperialen Kräfte in den Vereinigten Staaten sahen, waren „geopolitische" Entwicklungen wie das transkontinentale Eisenbahnnetz in Amerika - ein Ausdruck der Entwicklung der Vereinigten Staaten zu einer transkontinentalen Republik in Grenzen zwischen Mexiko und Kanada und vom Atlantik zum Pazifik, so wie es US-Außenminister John Quincy Adams geplant hatte. Hieran unmittelbar angelehnt waren die Meiji-Restauration in Japan, ebenso wie die späteren Reformen Bismarcks in den 1870er Jahren in Deutschland und ähnliche Entwicklungen in Rußland im Zusammenhang mit dem Werk Mendelejews sowie in Frankreich in der Zeit nach Napoleon III.

In diesem Umfeld, nach Palmerstons Diskreditierung und Tod, schien Karl Marx zeitweilig praktisch ganz von der Bühne verschwunden.

Aber in solchen Dingen sei man gewarnt! Man kann sagen: Wenn morgen früh irgendein beschränkter Ideologe eine neue Religion erfände - oder, was das gleiche ist, eine alte nach Jahrzehnten der Vergessenheit wiederbelebt, wie es Paolo Sarpi mit dem toten Wilhelm von Ockham aus dem Mittelalter tat -, dann wäre die Reaktion der Professoren vermutlich, daraus eine neue Version der britischen politischen Ökonomie zu schaffen. Sollte sich dann eine große Zahl von Menschen als deren Anhänger bekennen, so würde man eine enorme Mühe darauf verwenden, eine neue Schule publizierter Kommentare aufzubauen: über diesen Glauben und seine soziale Bedeutung für die Psychiatrie, die Gesellschaftstheorie, das sexuelle Verhalten und politische Kampagnen an und für sich. Tatsächlich sind die meisten Spezialgebiete, für die in den letzten Jahrzehnten höhere akademische Weihen verliehen wurden, mehr oder weniger in dieser Art entstanden, und ihre Kompetenz ist fragwürdig.

Genauso war es mit Marx. Nach dem Tode Palmerstons und der Affäre der Pariser Kommune wurde er von Lord Palmerstons Nachfolgern wie auch von seinem zeitweiligen Förderer Friedrich Engels, der später in der Fabianischen Gesellschaft aufstieg, fallengelassen.[sup]3[/sup] Aber einige Jahre später, etliche Jahre nach dem Tod eines Karl Marx, der den größten Teil der 1880er Jahre in die Bedeutungslosigkeit herabgesunken war, griff Englands Friedrich Engels ein, um den Namen und Einfluß von Karl Marx wiederzubeleben - diesmal unter der Schirmherrschaft der später fanatisch proimperialistischen und profaschistischen britischen Fabianischen Gesellschaft, in der Engels in den 1890er Jahren zu einer führenden Stellung aufstieg.[sup]4[/sup]

[subhead]Der tote Marx wird wiederbelebt[/subhead]

Der Auslöser für diese Änderung war hauptsächlich die Entlassung des deutschen Kanzlers Bismarck auf Betreiben des Prinzen von Wales, Edward Albert, der in Bismarck zurecht ein großes Hindernis für das Zustandekommen eines „Neuen Siebenjährigen Krieges" auf dem eurasischen Kontinent sah. Geben Sie hier nichts auf das gewöhnliche Geschwätz in den Schulen und Medien über die maßgeblichen nationalen und internationalen Konflikte in der Zeit von 1890 bis heute, weder über die Kriege und die großen politischen Morde zwischen 1890 und 1945 noch über die Vorbereitungen zu einer Neuauflage des „Siebenjährigen Krieges" in der Zeit von 1945-2008.

Die Wahrheit über die Weltgeschichte mit Europa im Mittelpunkt seit dem Pariser Frieden 1763 erkennt man am leichtesten an der Tatsache, daß Marx faktisch ein Agent von Jeremy Benthams Schützling im Außenamt, Lord Palmerston, war, dem der ziemlich verwirrte Karl Marx als Aktivposten im „Jungen Amerika" wie auch im „Jungen Europa" diente.[sup]5[/sup] Der Kopf des von Palmerston gesteuerten Jungen Europa, Giuseppe Mazzini, war der Palmerston-Agent, der zusammen mit David Urquhart vom Britischen Museum während Karl Marx' gesamten Aufenthalts in London bis zum Tode Palmerstons und danach die Aufsicht über Marx hatte.

Marx hat zwar bei einigen bemerkenswerten Gelegenheiten, sowohl vor seinem Aufenthalt in London als auch später, ein Interesse an den Werken der führenden Ökonomen Friedrich List und Henry Carey gezeigt, doch Großbritanniens Friedrich Engels intervenierte sehr bald, um Marx von solchen Studien abzubringen. Ich habe bei Marx nirgends eine ernsthafte Beschäftigung mit dem Werk kompetenter Ökonomen gefunden; alle seine „Heroen" auf diesem Feld waren Vertreter der Venezianischen Schule Paolo Sarpis, wie die Nachfolger Giovanni Boteros,[sup]6[/sup] der kartesische Abbé Antonio Conti, William Perry, Giammaria Ortes sowie die Vertreter von Adam Smiths Haileybury-Schule und Jeremy Bentham.

Daß Marx' Name bewußt wieder propagiert wurde, hängt zusammen mit dem von London, vom Prinzen von Wales Edward Albert, gesteuerten Prozeß, den Weg für einen „Neuen Siebenjährigen Krieg" auf dem europäischen Kontinent freizumachen. Zu diesen Maßnahmen gehörten die Entlassung von Kanzler Bismarck, die Ermordung des französischen Präsidenten Sadi Carnot, die Dreyfus-Affäre, die von den Briten veranlaßten japanischen Kriege gegen China ab 1895 (bis 1945) und damit zusammenhängend der Russisch-Japanische Krieg von 1905, und, am wichtigsten von allen, die von London aus gesteuerte Ermordung Präsident William McKinleys.

Dieser Mord an McKinley sollte vor allem dafür sorgen, daß die amerikanische Regierung die traditionelle Orientierung an der Freundschaft sowohl zu Bismarcks Deutschland als auch zu Rußland aufgab, indem das Amt des US-Präsidenten in die Hände des ergebenen Neffen eines Spions der Konföderierten, Theodore Roosevelt und, etwas später, in die des fanatischen Ku-Klux-Klan-Anhängers und Londoner Aktivpostens Woodrow Wilson gelegt wurde. Erst mit der Wahl von Präsident Franklin Roosevelt ging das amerikanische Präsidentenamt wieder in die Hände eines wahren amerikanischen Patrioten über, so wie die Präsidentschaft nach dem Tod Franklin Roosevelts wieder in die Hände eines Werkzeugs der Wall Street und Komplizen Churchills, Harry Truman, überging.

Das sind die Praktiken des Abebbens und der Erneuerung religiöser Gefühle und vergleichbarer Gesellschaftstheorien unter der Herrschaft von Imperien.

Die gleichen geopolitischen Streitfragen und Spiele bilden den Kern des Konfliktes, der gegenwärtig in der weltweiten Krise zum Ausdruck kommt. Aber wie ich im folgenden zeigen werde, nähert sich dieses alte Spiel nun seinem Ende. Die Wirtschaftswissenschaft als Gegenstand, wie er in früheren Jahrhunderten gelehrt wurde, kommt an ihr Ende. An die Stelle der bisherigen Gewohnheiten der Regierungen und ähnlicher ökonomischer Praktiken muß nun eine Wirtschaftswissenschaft treten, die im wesentlichen Ausdruck einer richtig definierten Naturwissenschaft ist. Diese neue Form wird die wesentlichen Aspekte dessen erhalten, was die Bundesverfassung der USA vorschreibt, ohne die Verdrehungen, für die die anglo-holländischen Wucherpraktiken typisch sind.

Die Zeit ist gekommen, Julian Apostata für immer zu begraben. Es ist Zeit, den Müll, der zu unrecht als „Geschichte" bekannt ist, aus den Köpfe der Leichtgläubigen unserer Tage zu entfernen.

[head]II. Physische Wirtschaftswissenschaft[/head]

Es ist angebracht, daß ich die unmittelbar folgenden Seiten dieses Kapitels einigen Themen widme, die ihrer Natur nach notwendige Bühnenbilder des Dramas sind, das hier als eine große klassische Tragödie des wahren Lebens darzustellen ist. Man habe Geduld mit mir, wenn diese notwendigen Präliminarien als unverzichtbare Bühnenbilder an ihre Stelle gerückt werden. Wir werden zu gegebener Zeit in diesem und dem folgenden Kapitel zum harten Kern des Dramas kommen.

Also folgendes zum Hintergrund:

Die hauptsächliche Ursache des großen Schadens, der den europäischen Volkswirtschaften einschließlich des sowjetischen und nachsowjetischen Rußlands zugefügt wurde, liegt im Einfluß der imperialistischen britischen Philosophie in ihrer heutigen Form (d.h. des anglo-holländisch-saudischen Liberalismus). Dieser Schaden hat seinen Ursprung in grundsätzlichen Fragen; dies ist erkennbar an den systemischen Unterschieden zwischen bestimmten unmoralischen Aspekten der Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme Europas und einer entgegengesetzten Tradition, die zuerst in den Siedlungen der Pilgrims an der Massachusetts Bay in Neuengland unter den Winthrops und Mathers, den späteren Vereinigten Staaten, Fuß faßte.

Um diese Unterschiede historisch einordnen zu können, muß man sich klarmachen, welchen positiven Einfluß die europäische Renaissance aus der Mitte des 15. Jahrhunderts - ein Produkt des großen ökumenischen Konzils von Florenz - auf die gesamte europäische Zivilisation hatte. Dieser Einfluß zeigt sich an den Initiativen Filippo Brunelleschis und des Kardinals Nikolaus von Kues, mit denen die Grundlagen einer kompetenten neuzeitlichen Naturwissenschaft geschaffen wurden. Berücksichtigen müssen wir dabei aber auch die diesem Einfluß entgegengesetzten, üblen Folgen der Beteiligung der venezianischen Finanzoligarchie am Fall Konstantinopels und den Religionskriegen, die von der Zeit der Judenverfolgung in Spanien 1492 bis zum Westfälischen Frieden 1648 ganz Europa überzogen.

In der europäischen Zivilisation der Neuzeit gab und gibt es im wesentlichen zwei widerstreitende Entwicklungen. Auf der einen Seite die Renaissance mit der Gründung der Naturwissenschaft und klassischen Kunst der Neuzeit, die in der Wiederbelebung der Überreste der antiken pythagoräischen und platonischen Schule wurzelte. Und auf der anderen Seite der Abstieg Europas in immer neue Wellen der Barbarei. Zur letzteren Seite gehören Religionskriege und Einflüsse wie der anglo-holländische liberale Imperialismus, der dem Innern Paolo Sarpis entsprang. Auch die Rolle von Karl Marx als Schüler der imperialen, empiristischen Lehre der Britischen Ostindiengesellschaft ist beispielhaft für den Aufstieg dieses anglo-holländischen Liberalismus und Sophismus, der auf Sarpi und dessen Nachfahren unter den „Materialisten des 18. Jahrhunderts" zurückgeht.[sup]8[/sup]

In diesem gerade umrissenen Konflikt erhielten Nord- und Südamerika und besonders die späteren Vereinigten Staaten eine besondere Bedeutung, weil dies der Ort war, an dem das Beste, was Europa hervorgebracht hatte, eine Zuflucht vor dem schädlichen Einfluß des Liberalismus finden konnte. Das ist der Liberalismus, in dessen Mittelpunkt seit jener Zeit das anglo-holländische liberale System steht, welches Europa seit dem sogenannten „Siebenjährigen Krieg", mit dem die Britische Ostindiengesellschaft beim Pariser Frieden im Februar 1763 erstmals ihre imperiale Macht etablierte, ständig in Kontinentalkriege und andere Übel gestürzt hat.

Um das angemessen zu verstehen, müssen wir uns an dieser Stelle mit einem wenig verstandenen Konzept der Physik beschäftigen, der [i]Dynamik[/i] im Sinne des altgriechischen Begriffs [i]dynamis[/i] oder des modernen Begriffs [i]Dynamik[/i] von Leibniz, Bernhard Riemann, Max Planck, Albert Einstein und dem russischen Akademiemitglied W.I. Wernadskij.

Nachdem dies zum Hintergrund gesagt ist, folgen nun die wesentlichen Elemente, die im Laufe dieses Kapitels ausgeführt werden sollen.

[subhead]Die antike Wurzel des Übels[/subhead]

Um zu verstehen, warum der gesamte Planet seit Juli 2007 in ein langes neues finsteres Zeitalter abzustürzen droht, muß man zunächst verstehen, daß diese Übel der Neuzeit der Ausdruck eines noch viel älteren Übels sind - einer Form des Bösen, vor dem wir durch die Beschäftigung mit Homers [i]Ilias[/i] und der Selbstzerstörung der griechischen Zivilisation durch den Auswuchs der Sophisterei im Peloponnesischen Krieg hätten gewarnt sein sollen. Man findet die Natur dieses alten Übels, wie es sich bis zum heutigen Tag darstellt, wenn man das erhaltene Fragment von Aischylos' Prometheus-Trilogie ([i]Der gefesselte Prometheus)[/i] aufmerksam liest. Das bösartige Denken, das an der großen wirtschaftlichen Zusammenbruchskrise, die jetzt den gesamten Planeten einschließlich Rußlands heimsucht, schuld ist - der „Neomalthusianismus" von heute - wurzelt schon in der Antike, und dies zeigt sich an Aischylos' Darstellung, wie der olympische Zeus den Menschen jede Art wissenschaftlicher Entdeckungen verbietet. Wenn dieses ungezügelte System des oligarchischen „Neomalthusianismus", das heute mit der Rolle der sogenannten „68er" verbunden ist, nicht ausgemerzt wird, dann wird der weltweite Niedergang einen Punkt erreichen, an dem eine rapide Abnahme der menschlichen Bevölkerung von jetzt etwa sechseinhalb Milliarden auf weniger als zwei Milliarden innerhalb von etwa zwei Generationen praktisch unausweichlich wäre.

Neben dem offensichtlichen neomalthusianischen Übel des World Wildlife Fund des britischen Prinzen Philip und des früheren Waffen-SS-Mitglieds Prinz Bernhard muß man ebenso berücksichtigen, daß die offene Wissenschaftsfeindlichkeit des anglo-holländischen liberalen Imperialismus in Form von sogenanntem „Umweltschutz" und dem Schwindel von der „globalen Erwärmung" heute die Hauptquelle des Bösen ist, unter der die Menschheit leidet, einschließlich des gegenwärtigen systematischen britisch-imperialen Völkermords in Afrika.

Im konkreten Falle Rußlands ist das Vermächtnis der russischen (und auch ukrainischen) Akademie der Wissenschaften eines der größten Banner der Humanität, um das sich die aufrechten Völker der Nationen sammeln müssen, um diese Flut des massenmörderischen „Malthusianismus", den Kern des bereits in vollem Gang befindlichen Völkermords an der Weltzivilisation, zurückzudrängen.

Der wesentliche Unterschied zwischen dem britischen System der politischen Ökonomie, einschließlich des von Lord Palmerston düpierten Karl Marx, und dem Amerikanischen System Alexander Hamiltons auf der gegnerischen Seite zeigt sich am einfachsten, wenn man Gottfried Leibniz' strenge [i]physikalische Wissenschaft[/i] dem [i]rein mathematischen [/i]Sophismus von René Descartes gegenüberstellt. Was beide voneinander unterscheidet, hat Leibniz selbst in den 1690er Jahren und danach genau dargestellt. Die allgemeinen Prinzipien von Leibniz' [i]physikalischer Dynamik[/i] wurden dann systematisiert in Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854 und in Albert Einsteins Äußerungen über die systemisch deckungsgleichen Entdeckungen von Johannes Kepler und Riemann.

[subhead]Ein wichtiges Beispiel[/subhead]

Als einfache Veranschaulichung für den noch andauernden weltweiten Konflikt zwischen diesen beiden gegensätzlichen Systemen innerhalb der neuzeitlichen europäischen Zivilisation zitiere ich aus einem Buch, das mein inzwischen verstorbener Mitarbeiter Allen Salisbury vor 30 Jahren verfaßt hat. Der folgende, zentrale Absatz aus [i]The Civil War and the American System[/i] (Der Bürgerkrieg und das Amerikanische System) aus dem Jahr 1978 dient uns heute als Verdeutlichung des Unterschieds zwischen dem britischen Imperialsystem, das Karl Marx bei seiner Wirtschaftslehre übernahm, und der entgegengesetzten, antibritischen Politik, auf der die Unabhängigkeitserklärung und Bundesverfassung der Vereinigten Staaten von Amerika als größtem Feind des Britischen Empire gründet:[sup]9[/sup]

„Die Gründerväter ließen sich von einer Arbeitswerttheorie leiten, die gemeinhin Karl Marx zugeschrieben wird, die aber Alexander Hamilton schon Jahre zuvor entwickelt hatte, insbesondere in seinem [i]Bericht an den Kongreß über die Manufakturen [/i]von 1791. Fortschritte in der Gesellschaft sind nicht das Ergebnis biologischer oder genetischer Veränderungen (so wie einige Leute die Anpassungsfähigkeit der gewöhnlichen Kakerlake an sich verändernde Umweltbedingungen in den Himmel loben). Alle großen Fortschritte gehen auf bewußtes Eingreifen von Humanisten zurück, die - wie Platon und seine neuplatonischen Nachfolger - verstanden haben, daß der Mensch über die Schöpferkraft verfügt, die Naturgesetze bewußt zu beherrschen und seine eigene Evolution zu bewirken."

Kurz gesagt, das Amerikanische System der politischen Ökonomie, das auf der Grundlage der Entdeckung der Wissenschaft der modernen physischen Ökonomie durch Gottfried Leibniz entwickelt wurde - demselben Leibniz, der um 1675 den modernen Kalkulus begründete -, ist im Prinzip nach wie vor die einzige sichere Grundlage, um der jetzt heraneilenden globalen realwirtschaftlichen Zusammenbruchskrise zu entkommen. Das Amerikanische System der politischen Ökonomie, das die amerikanischen Patrioten als wirksamstes Gegenmittel gegen das britische Imperialsystem der Kreise von Lord Shelburnes Britischer Ostindiengesellschaft einsetzten, ist auch heute noch die einzige Quelle kompetenter Abhilfe gegen eine allgemeine, generationenlange Zusammenbruchskrise des gesamten Planeten.

Die tiefste Wurzel der grundsätzlichen Unterschiede zwischen den beiden sich weltweit gegenüberstehenden englischsprachigen Systeme der politischen Ökonomie liegt in der Bedeutung des Begriffs der Dynamik, wie Gottfried Leibniz diesen am Ende des 17. Jahrhunderts wieder in die Wissenschaft einführte.

Deshalb fand diese Leibnizsche, dynamische Sicht der menschlichen Kreativität Eingang in die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776, in der Formulierung „Streben nach Glückseligkeit". Benjamin Franklin und andere übernahmen diesen Begriff aus Gottfried Leibniz' zweiter Widerlegung von John Lockes Aufsatz [i]Versuch über den menschlichen Verstand.[/i] Derselbe Gedanke kommt in der gesamten Präambel zur amerikanischen Verfassung zum Ausdruck. Die Worte dieses mit Benjamin Franklin verbundenen amerikanischen Lieds der Freiheit stehen also immer noch in den Büchern geschrieben - aber nur wenige erinnern sich heute noch an die Melodie menschlicher Kreativität, nach der dieses Lied gesungen werden muß.

Der große, bis heute anhaltende Konflikt zwischen dem Amerikanischen System und dem Britischen Empire - dem anglo-holländisch-saudischen liberalen Weltreich von heute - wurzelt im Grunde darin, daß in der explizit Ockhamschen, empiristischen Philosophie Paolo Sarpis, deren Anhänger Karl Marx war, jede ontologisch aktuale Kreativität bewußt ausgeschlossen wird. Die Empiristen des 18. und 19. Jahrhunderts, zu denen sich Marx ausdrücklich zählte, die Anhänger René Descartes' wie der Abt Antonio Conti, Abraham de Moivre, Jean le Rond D'Alembert, Leonhard Euler, Joseph Lagrange, Pierre-Simon Laplace und Augustin Cauchy, machten diese Sicht, den Ausschluß echter Kreativität, zur axiomatischen Grundlage ihrer Ablehnung des Leibnizschen ontologischen Infinitesimals,[sup]10[/sup] auf dem die gesamte gültige moderne Physik fußt.

Da die schöpferischen Fähigkeiten, welche die Empiristen (d.h. „Liberalen") aus dem menschlichen Leben verbannen möchten, im Unterschied zu allen niederen Lebensformen jedem normalen menschlichen Wesen eigen sind, kann es vorkommen, daß sogar einen Empiristen etwas beschleicht, was sich ontologisch als Kreativität definieren ließe - aber nur, wenn er entweder nicht erkennt, was er da tut, oder nicht argwöhnt, daß jemand ihn dabei erwischen könnte. Kompetente Wissenschaft und wirklicher Fortschritt in den Arbeitsproduktivkräften erwächst immer nur aus dieser schöpferischen Kraft, die Sarpis empiristische Nachfolger bewußt aus ihrem Handeln ausgeklammert haben.

Der offensichtliche wissenschaftliche Fehler hinter der gescheiterten Wirtschaftspolitik der Sowjetunion und der Tendenz, die sich in einem ähnlichen Fehler einiger Führungskreise im heutigen Rußland ausdrückt, liegt vor allem in der verbreiteten Unkenntnis dieses unverzichtbaren Prinzips der Physik - des Begriffs „Dynamik", der insbesondere die Wissenschaft der Pythagoräer, Platons und Eratosthenes' im Altertum auszeichnet, aber auch alle gültigen Richtungen der neuzeitlichen Naturwissenschaft seit Filippo Brunelleschi, Nikolaus von Kues, Leonardo da Vinci, deren Anhänger Johannes Kepler, Pierre de Fermat, Jean Bernoulli, Abraham Kästner, Carl. F. Gauß, Bernhard Riemann, Max Planck, Albert Einstein und W.I. Wernadskij, dem Entdecker der Biosphäre und Noosphäre.

Das grundsätzliche Verwerfen wirklicher Kreativität, wie es für die Anhänger von Euklid, Paolo Sarpi, Descartes, Laplace und Rudolf Clausius axiomatisch ist, zeichnet auch alle sogenannten „reduktionistischen" mathematischen Systeme aus, die als vermeintlicher Ersatz für wirklich physikalische Systeme verwendet werden. Diese Unmoral von Euklid, Descartes usw. erfüllt jeden Winkel des britischen Liberalismus im allgemeinen und der philosophischen und ökonomischen Lehren von Adam Smith und Karl Marx im besonderen.

Möglichst einfach und doch gültig ausgedrückt, folgt die Begründung dieses Sachverhalts und seiner weiteren Bedeutung für unsere Zwecke hier im wesentlichen der Argumentation von Gottfried Leibniz, als er aufdeckte, daß René Descartes' Werk völlig unzulänglich war, weil es die neoeuklidische Mathematik einfach auf die Physik ausweitete.

Man beachte jedoch, daß die Einführung des späteren Riemannschen [i]Dynamik[/i]-Begriffs zwar ausdrücklich auf das Leibnizsche Werk sowie Leibniz' und Bernoulllis Entwicklung des Prinzips der physikalischen geringsten Wirkung zurückgeht, daß aber Johannes Kepler das antike Konzept der [i]dynamis[/i] als modernen [i]Dynamik[/i]-Begriff schon in seiner ureigensten Formulierung des universellen Gravitationsprinzips in seiner [i]Weltenharmonie[/i] wiederbelebt hatte. Im Grund könnte man sagen, daß sogar schon Keplers Vorläufer Nikolaus von Kues in seiner [i]De Docta Ignorantia[/i] den Dynamik-Begriff erneuert hatte. Albert Einsteins Bekräftigung von Keplers ureigener Entdeckung der universellen Gravitation von seinem Standpunkt der Kenntnis des Riemannschen Werks liefert heute den besten Bezugsrahmen, um die Frage der Dynamik zu erfassen.

[subhead]Rettet die Wissenschaft vor den 68ern![/subhead]

Leider wird im zunehmend heruntergekommenen Geistesleben der meisten heutigen Universitäten diese Verstümmelung der Wissenschaft gemeinhin nicht erkannt. Einer der wichtigsten Faktoren, die zur Ausbreitung der heutigen wissenschaftlichen Sterilität beigetragen haben, war der Zusammenbruch des akademischen Rückhalts für die naturwissenschaftliche Arbeit, der mit Recht dem bis heute anhaltenden Einfluß der sogenannten „68er" zugeschrieben wird. Wenn dieser Verfallstrend nicht rückgängig gemacht wird, muß man sagen, daß die Wissenschaft heute mehr oder weniger ausstirbt.

Überall in Europa und den Amerikas ist von der Dichte wissenschaftlicher und verwandter Kompetenz, welche die gebildete Bevölkerung vieler Nationen 1968 noch besessen hatte, sehr viel verloren gegangen. Die grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur der Gesellschaft ist weitgehend zusammengebrochen. Seltsame, obszön neomalthusianische, wissenschaftsfeindliche Kulte haben den früheren Einfluß der Wissenschaft übernommen und ihr den Namen gestohlen.

Da beispielsweise Produktivitätssteigerungen pro Kopf und Quadratkilometer in der Realität von einer relativen Zunahme der Energieflußdichte abhängen, muß man die heutigen Fanatiker „weicher Energien" im wesentlichen als Rückfall von Teilen der heutigen Kultur in die Verkommenheit der „Maschinenstürmer" im England des 19. Jahrhunderts betrachten. Die Landkultivierung pro Quadratkilometer erfordert eine zunehmende Umwandlung von Sonnenlicht in Chlorophyll, aber man zwingt uns, die auf die Erdoberfläche treffende Sonnenstrahlung zweckentfremdet zur Energiegewinnung zu nutzen. Der Trend, die Energie nicht mehr aus Quellen mit steigender, sondern niedrigerer Energieflußdichte zu erzeugen, läuft auf eine weltweit fatale Schwächung der Biosphäre und somit zunehmende Entvölkerung und Senkung des Lebensstandards hinaus.

Die billigste Methode, die Weltbevölkerung zu verringern, besteht nicht darin, sie mit viel Aufwand zu ermorden, sondern die Menschen soweit gehirnzuwaschen, daß sie sich vielleicht selbst oder gegenseitig umbringen, so wie viele der 68er und ihre jüngeren Nachläufer von einem neomalthusianischen Kult gehirngewaschen wurden: Man bringt einen Großteil der Bevölkerung dazu, sich selbst zu zerstören, indem man sie in den Wahnsinn treibt, so wie es Kerle wie Prinz Philip und sein Lakai, der frühere US-Vizepräsident Al Gore praktizieren. Man propagiert den Malthusianismus eines Giammaria Ortes, und die leichtgläubigen Opfer von Ortes und dessen Nachläufer und Plagiator Thomas Malthus von der Haileybury-Schule oder des World Wildlife Funds des Herzogs von Edinburgh tun sich alles selbst an.

[subhead]Indien und China als Beispiel[/subhead]

China ist wie Rußland von den unausweichlichen Folgen des Niedergangs der amerikanischen Volkswirtschaft stark betroffen, weil die chinesische und russische Wirtschaft infolge des weltweiten Antikernkraftschwindels der neomalthusianischen Bewegung seit 1968 von der amerikanischen Volkswirtschaft abhängig sind. Auch Indien ist betroffen, doch da es unmittelbar nicht ganz so stark exportabhängig ist, ist dort der Abwärtstrend bisher langsamer. Gleichzeitig bedeutet der wirtschaftliche Einbruch in Europa und den USA durch die Produktionsverlagerung in Billiglohnländer, daß West- und Mitteleuropa und Nordamerika unter den derzeitigen weltpolitischen Trends der „Globalisierung" nicht länger in der Lage sein werden, für ein realwirtschaftliches Wachstumsklima zu sorgen, das für das wirtschaftliche Weiterbestehen Asiens und auch Rußlands erforderlich wäre.

Wer soll noch Rohstoffe aus Rußland kaufen, wenn die Hauptabnehmer nicht mehr das nötige Einkommen erwirtschaften, um diese Rohstoffe zu bezahlen?

Die grundlegendere Überlegung, die es aus diesen Beispielen zu begreifen gilt, ist die, daß zwischen Preis und Wert niemals eine sinnvolle Korrelation bestanden hat. Diese heutige Erfahrung muß uns warnen: Schuld daran, daß wir jetzt kurz vor dem Ende jeder kompetenten praktizierten Wirtschaftswissenschaft stehen, ist die Art und Weise, wie diese Frage unter dem Einfluß des anglo-holländischen liberalen Weltreichs seit 1763 bis heute gewöhnlich gelehrt (und geglaubt!) wird.

[i]Wahrer Reichtum läßt sich nur in Begriffen messen, die der anticartesischen Dynamik einer Wissenschaft der physischen Ökonomie entsprechen - nicht nach monetären Maßstäben als solchen, sondern bezogen auf die potentielle relative Bevölkerungsdichte pro Kopf und pro Quadratkilometer.[/i]

Nach diesem Standard wird die wichtigste Quelle der tatsächlichen Zunahme der produktiven Arbeitskraft definiert. Geld hingegen ist kein Maß für wirtschaftlichen Wert, sondern, wenn man es kompetent benutzt, ein Zahlungs- und Investitionsmittel für reale Verbesserungen - wirtschaftliche Verbesserungen richtig gemessen als Zunahme der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte pro Kopf und pro Quadratkilometer. Die realwirtschaftliche Nutzung naturwissenschaftlicher Fortschritte und verwandter realer Investitionen ist das einzige Mittel, für die Zunahme der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte zu sorgen; andernfalls sind regionale, kontinentale oder gar weltweite Einbrüche im Lebensstandard der Bevölkerung letztlich unausweichlich.

Aus diesem Grund darf Geld (Preis) als solches nicht mehr als vernünftiges Maß wirtschaftlichen Werts betrachtet werden. Man sollte im Geld etwas sehen, was zu verachten ist - jedoch unter der Voraussetzung, daß der Geldumlauf insgesamt so reguliert wird, daß es zur Zunahme der physischen Wertschöpfung pro Kopf und pro Quadratkilometer der Gesamtwirtschaft beiträgt.

Wie ein Tier, das dem geschickten Jäger in die Falle ging, sind China und andere sogenannte Entwicklungsländer in der Falle der Produktion für den Exportmarkt gefangen; der Jäger ist in diesem Fall das anglo-amerikanische Projekt der „Globalisierung" bei der weltweiten Arbeitsteilung. Die Produktionsverlagerung von Europa und Nordamerika in Länder Asiens, Afrikas und Südamerikas hat die Gesamtproduktivität der Erde nicht erhöht, sondern bewirkte das Gegenteil. Dies ist die Folge davon, die Produktion von einem relativ höheren auf einen niedrigeren Produktivitätsstandard der Gesamtwirtschaft zurückzustufen.

Man sehe sich diesen „Markt", der die Güter kauft, deren Herstellung großenteils von Europa, Nordamerika, Japan und Korea nach Asien und Südamerika verlagert wurde, einmal genau an. Die Märkte in Europa und Nordamerika für die modernen Fertigerzeugnisse, die China ausführt, brechen zusammen, weil die Schaffung von Reichtum in Europa und Nordamerika rückläufig ist. Ihre Produktion brach immer mehr ein, während ihr Finanzbedarf für den Konsum künstlich aufgebläht wurde. Das so entstandene Loch stopfte man mit ökonomischem Müll, mit einem ungezügelten Zuwachs der Geldmengen, etwa von Finanzderivaten, statt durch die Produktion realen Reichtums. Die Marge zur Steigerung nomineller Geldwerte wurde immer weiter beschleunigt, und aus diesem ständigen Zuwachs entstand nach dem Juli 2007 die jetzige allgemeine Zusammenbruchskrise des gesamten weltweiten Systems.

Die globale Blase ist somit geplatzt.

[subhead]Mathematik contra Physik[/subhead]

[i]Kompetente Konzeptionen in der Wirtschaftswissenschaft sind immer physikalisch, nicht mathematisch.[/i]

Wie ich bereits weiter oben in diesem Kapitel betont habe, rührte Descartes' grundsätzliche wissenschaftliche Inkompetenz daher, daß er als unausgesprochener Anhänger Paolo Sarpis versuchte, physikalische Werte aus einer radikal reduktionistischen Mathematik (Geometrie) abzuleiten, die von dem mit Euklids [i]Apriori[/i]-Annahmen verbundenen aristotelischen Modell herstammte. Solche Annahmen hatte es in der früheren, erfolgreichen griechischen Geometrie, d.h. der [i]Sphärik [/i]der Pythagoräer und Platons, nicht gegeben. Euklids apriorische Annahmen waren ein Ableger des Sophismus, der in der ganzen Zeit vom Tod der großen Forscher Eratosthenes und Archimedes bis zur Wiedergeburt aktiver Wissenschaft während der europäischen Renaissance im Europa des 15. Jahrhunderts einen anhaltenden Einfluß ausübte. Insofern ist es für die Rettung der Weltwirtschaft heute von entscheidender Bedeutung, zu verstehen, daß die meisten Wissenschaftsschulen des 18. Jahrhunderts politisch immer mehr von Sarpis cartesischer kultureller Tradition beherrscht wurden, die mit dem Aufstieg des britischen Imperiums in diesem Jahrhundert eng verbunden war.

Die grundsätzliche Inkompetenz sämtlicher britischer Wirtschaftsschulen hängt zusammen mit Paolo Sarpis Wiederbelebung des mittelalterlichen Irrationalismus des Wilhelm von Ockham, der später auch in Adam Smiths [i]Theorie der moralischen Empfindungen[/i] von 1759 zum Ausdruck kam. Ein noch deutlicheres Beispiel ist der völlig morallose, verkommene Jeremy Bentham, Lord Shelburnes Lieblingslakai in dessen „Geheimem Ausschuß". Bentham leitete diesen Ausschuß als imperialen britischen Geheimdienst im britischen Außenamt, das 1782 unter Shelburnes Einfluß entstanden war.

Smith wie Bentham sind Auswüchse der Lehre von Descartes, zu dessen ideologischen Anhängern auch Leute wie der Abt Antonio Conti und die fanatischen Leibniz-Hasser de Moivre, D'Alembert, Euler und Lagrange, Immanuel Kant, Laplace und Augustin Cauchy zählten. Im Grunde waren diese Gauner alle Cartesianer, die ihre größten Anstrengungen dafür unternahmen, die Physik zu unterdrücken und durch eine neocartesische, auf Euklid fußende Mathematik zu ersetzen.

Diese verkommene cartesische Argumentation ist ein Nachhall der [i]Euklidischen Elemente[/i]. Die nützlichen Teile in [i]Euklids Elementen[/i], die nur wie Schatten auftauchen, stammen aus früheren Quellen, wie der „Sphärik" der Pythagoräer und Platons. Die sophistischen Verfasser der [i]Euklidischen Elemente[/i] fügten dem aber in bösartiger Absicht die sogenannten [i]apriorischen[/i] Annahmen hinzu.[sup]11[/sup]

Die entscheidende Verbindung zur Wissenschaft der physischen Ökonomie, um die es hier geht, läßt sich am besten aufzeigen - wie ich es zu früheren Gelegenheiten getan habe -, indem man die beiden Eingangsparagraphen und den Schlußsatz aus Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854 miteinander verbindet und gründlich darüber nachdenkt. Um für eine praktische Wirtschaftswissenschaft von heute eine kompetente Grundlage zu schaffen, untersuche man die Bedeutung dieser entscheidenden Aspekte von Riemanns Habilitationsschrift im Lichte von Albert Einsteins Verständnis von Riemann und Kepler sowie dem Verständnis des Universums, das sich aus Wernadskijs Entdeckung der Biosphäre und Noosphäre ergibt.[sup]12[/sup] Alle diese Gegenstände fallen zusammengenommen in den Bereich der Dynamik, der in den derzeitig gängigen Wirtschaftsschulen allgemein fehlt.

Ohne diesen Sprung, den ich hier als Lösung bestimmt habe, gibt es für unseren ganzen Planeten keinen erkennbaren Ausweg aus einem langen Absturz in ein sehr finsteres Zeitalter. Wenn die Zivilisation während der nächsten zwei oder mehr Generationen als Zivilisation weiterexistieren soll, dann brauchen wir umgehend tiefgreifende Änderungen in den gängigen Ansichten über Volks- und Weltwirtschaft.

Mit dieser Feststellung ist für mich der Hintergrund geschaffen, um mit den wichtigen Inhalten des nächsten Kapitels fortzufahren.

[head]III. Ein dynamisches Wirtschaftsmodell[/head]

Nun kommen wir zum Kern der Angelegenheit, der ich das folgende Kapitel widme.

Unmittelbar nachdem meine Prognose aus dem Jahr 1956, daß „etwa Februar-März die tiefste Rezession in den Vereinigten Staaten nach dem Krieg einsetzen wird“, sich im Februar 1957 bewahrheitet hatte, nahm ich mir eine breitere Anwendung des Ansatzes dieser erfolgreichen Prognose vor. Mit dem gleichen Ansatz, der auf meiner früheren Beschäftigung mit Riemanns Habilitationsschrift von 1854 beruhte, stellte ich mich der größeren Herausforderung, längerfristige Vorhersagen zu stellen, d.h. Vorhersagen, die Zeitspannen von einem Jahrzehnt oder mehr umfaßten. Für diese längerfristige Vorhersage benutzte ich einen methodischen Ansatz, für den ich Anfang der sechziger Jahre den Fachbegriff „dynamisches Wirtschaftsmodell“ (Dynecmo) geprägt habe.

Mein Vorgehen für solche intellektuellen Unternehmungen beruhte seit Anfang 1953 immer auf einem Konzept, das sich in dem von mir übernommenen Standpunkt von zwei Aussagen in Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854 ausdrückte: den ersten beiden Absätzen, in denen das Euklidische und ähnliche Systeme den Eseln zum Fraß vorgeworfen werden, und dem abschließenden Satz der Schrift, den ich hier so umschreibe[i]: Mit dem bisher Gesagten verlassen wir das Gebiet der Mathematik und gehen zu einer andern Wissenschaft, der Physik, über.[/i][sup]13[/sup][i] [/i]

Daher sollte man folgendes erkennen: Wenn man die Vorstellung „physikalischer“ Realität auf Sinneswahrnehmungen als solche beschränkt, werden einfältige Menschen den Unsinn glauben, daß das Bild der Welt, wie es sich unseren Sinnen darstellt, „selbstevident“ sei. Eine solche närrische Sichtweise kann uns sogar dazu verführen, die absurde Vorstellung zu akzeptieren, Sinneseindrücke seien selbstevident die [i]einzige [/i]reale Welt. Von daher rührt die Absurdität der Apriori-Annahmen der sog. „Sinnesgewißheit“, die mit dem blinden Glauben des cartesischen Lesers an Euklids [i]Elemente[/i] einhergehen. Jeder Lernende sollte erkennen, daß Johannes Keplers größte physikalische Errungenschaft, seine ureigenste Entdeckung des allgemeinen Prinzips der universellen Gravitation im Sonnensystem, auf seine Einsicht zurückgeht, daß das Prinzip hinter den Umlaufbahnen im Sonnensystem weder im Sehen noch im Hören lag, sondern unabhängig von diesen beiden Methoden der Sinneswahrnehmung war. So waren die schöpferischen Geisteskräfte des Menschen fähig, hinter die bloßen Schatten vordergründiger Sinneswahrnehmung zu blicken.

Hierin liegt das gemeinsame Genie beispielsweise bei Keplers Mentor Nikolaus von Kues ([i]De Docta Ignorantia[/i]) und Cusas Anhängern und Nachfolgern Leonardo da Vinci und Kepler sowie später Riemann, Einstein und Wernadskij. In dieser schöpferischen Geisteskraft, die unter allen Lebewesen nur der Mensch besitzt, liegt die Quelle wahren menschlichen Wissens, wie etwa gültiger wissenschaftlicher Erkenntnisse - nicht im einfältigen Glauben an die Verläßlichkeit der Sinneswahrnehmung oder auch einer Übertragung solcher Sinnesgewißheit auf Instrumente, mit deren Hilfe astrophysikalische oder mikrophysikalische Phänomene gemessen werden.

Insofern erforderte die Methode für diese Wirtschaftsprognosen, zu denen mich die Riemannsche Dynamik anregte, als Voraussetzung zunächst einmal nichts weiter als Wissen, wie es jede kompetente Studie über rationellen Arbeitseinsatz enthält, wie es sich auf die physische Volkswirtschaft anwenden läßt. Die erste Ausarbeitung des Ansatzes erforderte wenig mehr, als den elementarsten Aspekt von Leibniz’ Entdeckung des ontologisch Infinitesimalen praktisch anzuwenden: Man mußte den Begriff des ontologisch Infinitesimalen als Ausdruck eines entdeckbaren universellen Prinzips auf die Rolle des technischen Fortschritts und ähnlich auf die entgegengesetzte Wirkung von Wertverlust und Abnutzung anwenden. Mit dieser Methode erhält man eine systemisch nichtlineare Darstellung von Prozessen positiver Evolution bzw. physischer Devolution ganzer Volkswirtschaften.[sup]14[/sup]

Die von mir eben angeführten Betrachtungen verweisen uns auf die richtige Bedeutung des Begriffs „universelles physikalisches Prinzip“. Nur mit dieser Sichtweise lassen sich die Prinzipien der physischen Ökonomie, von denen der Fortbestand zivilisierten menschlichen Lebens auf diesem Planeten unbedingt abhängt, kompetent verstehen. Kurz, [i]die Entdeckung und Anwendung dieser so definierten Prinzipien liefert uns ein zuverlässiges Wissen, welche Veränderungen im wirtschaftlichen und vergleichbaren kulturellen Verhalten der Menschen wir betreiben können, um zu verhindern, daß die menschliche Gattung in einem langen finsteren Zeitalter mit massiver Entvölkerung und Bestialität versinkt.[/i]

Somit stellt sich uns die Aufgabe: Wie unterscheiden wir, was bloß zufällige Veränderungen in unserem Verhalten sind, und was die besonderen Veränderungen sind - die man universelle physikalische Prinzipien nennen sollte -, von denen abhängt, daß ein allgemeiner entropischer Zusammenbruch der Voraussetzungen menschlichen Lebens auf dem Planeten vermieden werden kann?

Diese Aufgabe bringt uns über die Grenzen der Sinneswahrnehmung hinaus in den Bereich der universellen physikalischen Prinzipien, die nicht durch die Sinne erkennbar sind, die uns aber die Kraft verleihen, die Noosphäre - im Sinne der Definition von Akademiemitglied W.I. Wernadskij - zu verändern und gegenüber der Biosphäre gezielt auszuweiten. Dabei sollte man davon ausgehen, daß die Lebenskraft als solche eine ähnliche Fähigkeit hat, die Biosphäre im Verhältnis zu den unbelebten Überresten unseres Planeten und des ganzen Sonnensystems an Umfang und Entwicklung auszuweiten.

Bei der sogenannten empiristischen Methode, beispielsweise dem System von Paolo Sarpi usw., kommen wirkliche universelle physikalische Prinzipien, wie ich sie eben beschrieben habe, überhaupt nicht vor. An die Stelle der kompetenten europäischen Physik, die historisch über lange Zeiträume vorherrschte - etwa die der Pythagoräer und Platons oder Cusas, Keplers, Fermats, Leibniz’ u.a. - treten bloße mathematische Formulierungen, die das mit den Sinnen wahrgenommene Erleben umschreiben. Die Sarpianer und ihresgleichen akzeptieren nur Bewegungsbeziehungen zwischen Objekten im Euklidisch-Cartesischen Raum (oder seltsamen heidnisch-religiösen Zauberkräften). Der Empirismus duldet nur mathematische Beschreibungen, keinen Beweis tatsächlicher universeller Prinzipien. Hier liegt der Grund für das schlechte Abschneiden konventioneller statistischer Methoden bei Versuchen langfristiger Vorhersagen. Die weisen „Ahnungen“ ernsthafter Denker sind meistens viel besser als statistische Vorhersagen - am besten schneidet aber die von mir angewandte Wissenschaft ab.

Die Frage, die sich durch die von mir eben genannten Gegensätze stellt, lautet: Wie erkennen wir eigentlich die Kräfte, die zwar auf den Sinnesbereich wirken, aber - wie Keplers Entdeckung der universellen Gravitation zeigt - nicht selbst direkt Sinnesobjekte sind, auch wenn ihre Macht über Sinnesobjekte nachweislich vorhanden ist?

Keplers ureigenste Entdeckung der universellen Gravitation in seiner [i]Weltharmonik [/i]ist somit tatsächlich der Ursprung sämtlicher kompetenter moderner Physik. Seine Entdeckung, die er dort mit einzigartiger Originalität darstellte, führte Kepler dazu, nach ihm kommenden „Mathematikern“ zwei weitere große Aufgaben zu stellen.

Die erste Aufgabe wurde im wesentlichen von Leibniz auf ganz eigene Weise gelöst, nämlich durch die Entdeckung des ontologisch Infinitesimalen des Kalkulus - eine Entdeckung, die in erster Linie eine Frucht von Keplers astrophysikalischen Entdeckungen war. Diese Abfolge von Entdeckungen - erst Keplers Entdeckung des Gravitationsprinzips im Sonnensystem, und als zweites Fermats Entdeckung der geringsten Wirkung sowie Leibniz’ Entdeckung des Kalkulus - definiert eine streng geordnete Reihe zentraler Entdeckungen der modernen Physik. Die nachfolgende Entdeckung bedurfte jeweils der früheren Entdeckung des Vorgängers.

Die zweite dieser Aufgaben war das verwandte Konzept elliptischer Funktionen; dies wurde im ersten Ansatz von Carl F. Gauß und einigen wichtigen Zeitgenossen gelöst, nur noch übertroffen durch die weiteren Arbeiten von Lejeune Dirichlet und Bernhard Riemann, und führte dann zu weiteren Schlußfolgerungen, als der Betrug zweier großer Feinden ehrlicher Wissenschaft, dem närrischen Mechanisten Ernst Mach und der noch verkommeneren Schule Bertrand Russells, offengelegt wurde.

Bertrand Russell und die Leute, die auf ihn hereinfielen, wie seine treuen Anhänger von der Cambridger Schule für Systemanalyse, sind der Ursprung der schlimmsten Machwerke in der sogenannten „mathematischen Ökonomie“, wie die von Norbert Wiener und John von Neumann, die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegriffen wurden. Über die beiden Letztgenannten läßt sich ohne weiteres sagen, daß sie in unserer Zeit mit ihren Torheiten wahrscheinlich mehr Schiffe versenkt haben, als man es der Torheit Helenas von Troja zu ihrer Zeit nachsagen konnte.

[subhead]Kepler im Rückblick[/subhead]

Wir nähern uns immer mehr dem großen Prinzip der Ökonomie, auf das ich in diesem Bericht beständig hingewiesen habe. Es ist wieder das Prinzip der [i]Dynamik[/i], das für die moderne Naturwissenschaft und speziell die Wirtschaftswissenschaft durch zweierlei definiert wurde: erstens Albert Einsteins Rückblick auf Keplers ureigenste Entdeckung der Gravitation als ein Riemannsches Universum, und zweitens die weitere Bedeutung dieser Erkenntnisse, wie sie in Wernadskijs Definition der Biosphäre und Noosphäre zum Ausdruck kommt. Diese kombinierte Sicht von Einstein und Wernadskij ist nicht bloß allgemein von Bedeutung, sie hat auch ganz konkrete Bedeutung und enormes praktisches Gewicht für die Politik sämtlicher Nationen unter den heutigen Bedingungen, wenn wir angesichts der heraufziehenden weltweiten wirtschaftlichen Zusammenbruchskrise eine moderne Wirtschaftswissenschaft brauchen.

Wenden wir unsere Aufmerksamkeit nun noch kurz einer üblen Lüge zu, die an den meisten naturwissenschaftlichen Fachbereichen der Universitäten in aller Welt noch heute geradezu fanatisch gelehrt wird: der absurden Lüge, Isaac Newton habe das Gravitationsgesetz entdeckt. Tatsache ist, daß diese Behauptung eine Lüge ist, was wieder und wieder nachgewiesen wurde, ohne daß irgendeiner der bekannten Liberalen auch nur den Versuch einer Widerlegung gewagt hätte. Die erste von zwei Fragen, die man jedem Universitätsfachdekan stellen sollte, lautet: „Warum behalten Sie alle diese Narren, die sich an ihrer Fakultät dermaßen aufführen?“ Die zweite Frage lautet: „Welche praktischen Folgen hat diese amtliche Lüge und Newton-Legende für das Schicksal von Nationen, die jetzt praktisch zum Untergang verurteilt sind?“ Die Antwort auf beide Fragen läßt sich in einem einzigen Wort zusammenfassen: „Dynamik.“

Was bedeutet dies alles für eine kompetent angewandte politische Ökonomie als Naturwissenschaft?

Betrachten wir diese Frage zuerst von Einsteins Standpunkt und dann von dem Wernadskijs.

[subhead]Was Kepler Einstein lehrte[/subhead]

Albert Einstein betrachtete Keplers ureigenste Entdeckung der universellen Gravitation mit Hilfe von Bernhard Riemanns Werk und verwarf alles, was an den kindischen Unsinn der Euklidischen Geometrie erinnerte - all das kindische Gerede von „bis ins Unendliche“ und die cartesischen „Infinitesimale“ von de Moivre, D’Alembert, Euler, Lagrange, Laplace, Cauchy u.a. [i]Das Leibnische Infinitesimal ist nicht der Ausdruck einer begrenzenden Kleinheit im Raum, sondern die universelle physikalische Wirkung dessen, was die physikalische Raumzeit selbst im kleinsten Detail begrenzt.[/i]

Sobald man die Gravitation in Begriffen einer universellen Harmonie definiert - ausgehend von der pythagoräischen Sicht der Sphärik, wie sie sich im Werk Platons ausdrückt, und aus der Sicht Keplers und im Licht der späteren Entdeckungen Dirichlets und Riemanns betrachtet -, so erkennt man wie Einstein, daß jedes wahrhaft universelle physikalische Prinzip die physikalische Raumzeit, deren Existenz sie ausdrückt, begrenzt. Da jedoch das Sternenuniversum insgesamt nicht entropisch, sondern antientropisch ist, spielt sich der universelle Entwicklungsprozeß im Universum nicht in festen Grenzen ab; vielmehr ist für Einstein die physikalische Raumzeit in der Bedeutung dieser Bedingungen [i]endlich, aber unbegrenzt[/i].

Wenn wir dies dann in angemessen korrigierter Weise wiederholen - nämlich unter Berücksichtigung zunächst der spezifischen Universalitäten der physikalischen Raumzeit des Lebenden (Biosphäre) und anschließend der kognitiven Erkenntnisprozesse, wie bei Wernadskij (mit der Noosphäre) -, dann erhalten wir Zugang zu einem allgemeinen wahren Verständnis des Begriffs „universelles physikalisches Prinzip“. Das bedeutet, daß jedes wahre universelle physikalische Prinzip eine entsprechend endliche physikalische Raumzeit definiert - in dem Sinne, wie Einstein das Universum definierte. Hiermit ist implizit die richtige Bedeutung des Leibnizschen Infinitesimals definiert: Seine Natur ist nicht elementar begrenzt, sondern es umschließt ontologisch.[sup]15[/sup] Das ist natürlich der Unterschied zwischen einer rein mathematischen Sicht, wie der von Euklid oder Descartes, und der von Platon, Eratosthenes, Nikolaus von Kues, Kepler, Fermat, Leibniz oder Riemann.

Die eben angeführten Überlegungen definieren implizit das wahre Prinzip der Dynamik - das Prinzip, auf dem jeder kompetente Ansatz zur Gestaltung der Wirtschaftspolitik beruht. Das war die Grundlage meines Konzepts eines „dynamischen Wirtschaftsmodells“ Anfang der sechziger Jahre, des konzeptionellen Entwurfs, auf dem alle meine einzigartig erfolgreichen Wirtschaftsprognosen beruhten.

Warum sollte jemand, der mit den Errungenschaften der neuzeitlichen Wissenschaft vertraut ist, diese Angelegenheit jemals anders sehen? Warum hält sich dann diese Unmoral so hartnäckig, wofür die falsche Behauptung, Isaac Newton habe die Gravitation entdeckt, ein anschauliches Beispiel ist?

Soviel erst einmal hierzu. Was muß sich nun an den Prinzipien der realwirtschaftlichen Politik ändern und die bisher gängigen Vorstellungen über Wirtschaft ablösen, damit die Weltzivilisation nicht immer schneller in ein langes dunkles Zeitalter abstürzt? Was ist in diesem Zusammenhang die richtige Bedeutung des Begriffs [i]Dynamik[/i]?

[subhead]Eine praktische Erläuterung[/subhead]

So entsteht beispielsweise in einer modernen Volkswirtschaft der allgemeine wissenschaftlich-technische Fortschritt in der erkennbaren Produktivkraft der Beschäftigten im wesentlichen [i]nicht[/i] bei der sogenannten „Produktion vor Ort“. Es sind im wesentlichen zwei Faktoren, die unmittelbar eine Steigerung der Arbeitsproduktivkraft bewirken, wie diese sich physikalisch pro Kopf und pro Quadratkilometer messen läßt. Der eine steckt in der Geschicklichkeit und Motivation des produktiv tätigen Individuums. Der andere ist vor allem ein Ausdruck einer verbesserten wirtschaftlichen Infrastruktur in den Bereichen, die unmittelbar mit der physischen Produktion und der relativen Produktivität des einzelnen Beschäftigten zusammenhängen.

Zum Beispiel steht der Montagearbeiter in der Automobilproduktion ziemlich weit am unteren Ende der Produktivitätsskala, während die größte Konzentration an Produktivität „weiter oben“ liegt, im Maschinen- und Anlagenbau bzw. noch weiter oben in der wissenschaftlichen Forschung als solcher.

Gleichzeitig findet man den wichtigsten Faktor für Veränderungen der relativen Produktivität des Industriearbeiters nicht „am Produktionsort“ als solchem, sondern in der grundlegenden wirtschaftlichen Infrastruktur der Produktion. Wenn man beispielsweise an einem Standort von Produktion oder verwandter Tätigkeit die durchschnittlichen Anfahrtszeiten für die Pendler verkürzt, so steigt die Produktivität der Bevölkerung in der gesamten Gegend, ohne daß sich am eigentlichen Ort der Produktion etwas änderte. Oder wenn man die tatsächliche „Energiedichte“ der Kraftquellen pro Kopf und pro Quadratkilometer erhöht, erlaubt das an sich schon Steigerungen der Produktivkraft, die sich im gesamten Umfeld des Standorts bemerkbar machen.

Anders gesagt, weder der Ausbau der Infrastruktur noch die Verbesserung der Arbeit am Produktionsort allein definieren den Fortschritt, sondern das Zusammenspiel von beiden. Das zeigt wieder einmal: Wenn wir uns darauf besinnen, was es heißt, Mensch zu sein - und keine Drogensüchtigen oder bessere Rhesusaffen -, dann ist die Entwicklung unserer schöpferischen Fähigkeiten, wie sie sich im Handeln jedes einzelnen in der Gesellschaft ausdrücken, das entscheidende. Den größten Anteil daran haben die Wissenschaft, entsprechende Entwicklung der klassischen Künste sowie der Ausbau der direkt mit realer Produktion verbundenen wirtschaftlichen Infrastruktur.

Anders gesagt: Vergeßt das Gerede über die „Arbeitsproduktivkräfte“. Entscheidend ist die Steigerung der Arbeitsproduktivkräfte durch wissenschaftliche Fortschritte - entweder direkt in Form qualifizierter Produktionsarbeit oder, wichtiger noch, als zunehmende Energieflußdichte und Kapitalintensität der Produktionsmittel. Ausschlaggebend sind die wissenschaftliche oder entsprechende Qualifikation der Beschäftigten und die für die Produktion essentielle Kapitalintensität der grundlegenden wirtschaftlichen Infrastruktur.

Nehmen wir als Beispiel das heutige Indien. Etwa 60-63% der Erwerbsbevölkerung dort sind kaum ausgebildet. Dieser Faktor läßt sich nur langsam verbessern - über mehrere Generationen gemessen. Doch durch den breiten Einsatz passender Kernkraftanlagen, einschließlich des Thoriumzyklus, ließen sich die Produktivkräfte und die Lebenserwartung der indischen Bevölkerung recht unmittelbar anheben, auch wenn die Produktivität des einzelnen und der Familien nur langsam verbessert wird.

Ein anderes Beispiel ist Afrika mit den benachbarten Teilen des sogenannten Nahen Ostens, wo die Besatzungsmacht der anglo-holländisch-saudischen Liberalen ständig naziähnliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit begeht. Hier würde die Entwicklung der grundlegenden wirtschaftlichen Infrastruktur in der Wasserwirtschaft, bei modernen Massentransportmitteln und dem raschen Ausbau der Kernenergieerzeugung- und -verteilung Nutzeffekte pro Kopf und pro Quadratkilometer erzeugen, welche im Vergleich zur Geschichte des Kontinents nach 1945 geradezu spektakulär erschienen.

[subhead]Was versteht man unter „Kraft“?[/subhead]

Was ich hier bisher betont habe, bezog sich auf das, was man herkömmlich unter Physik versteht. Wir übersehen aber nicht die ruinösen Folgen des allgemeinen kulturellen Verfalls in Nordamerika und Europa, vor allem in der Zeit ab Roosevelts Tod 1945 unter dem Trend, der stark vom den Kongreß für Kulturelle Freiheit in Europa und allgemein dem transatlantischen Phänomen der Rock-Drogen-Gegenkultur beeinflußt war.

Naturwissenschaftliche Kreativität ist ein wesentlicher Aspekt der Förderung menschlicher Produktivität pro Kopf und Quadratkilometer, aber der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist für die Musik und die Dichtung genauso bedeutsam wie für die Naturwissenschaft als solche. Die Qualität der sozialen Beziehungen und damit auch des Fortschritts der Arbeitsproduktivität wird von den Vorteilen wahrer klassischer Kultur gegenüber populistischen Strömungen ebenso bestimmt wie von naturwissenschaftliche Entdeckungen.

Die Ausbreitung des sektenartigen neomalthusianischen Widerstands gegen den Ausbau der Kernkraft als Hauptenergiequelle für die Gesellschaft ist ein Zeichen des moralischen und intellektuellen Verfalls in Nationen und deren Bevölkerung, ebenso wie die Programme zur sogenannten „Legalisierung“ der Rauschgiftsucht. Dieser immer raschere kulturelle Niedergang der letzten vierzig Jahre war eine ebenso wichtige Ursache der heute weltweit spürbaren allgemeinen Zusammenbruchskrise wie die Unterdrückung der physischen Arbeitsproduktivkraft in der Bevölkerung Nordamerikas und Europas.

Diese Überlegungen spiegeln das Dynamikprinzip wider, mit dem ich mich seit 1953 beschäftige.

Der von Präsident Franklin Roosevelt für die Nachkriegszeit geplante weltweite wirtschaftliche und kulturelle Aufschwung entsprach einer Riemannschen Perspektive nie endender Verbesserungen der menschlichen Lebensbedingungen in Nationen und in Gebieten, die Souveränität erhalten sollten. Vor der Regierung von Präsident Harry Truman glaubte man damals an ein System regulierter Preise, das auf diese realwirtschaftlichen Ziele menschlicher Entwicklung zugeschnitten sein sollte, und ein solches System wird heute als Politik und Perspektive für die ganze Welt dringendst gebraucht.

Wen wir nicht zu dem Amerikanischen System zurückkehren, das die Gründerväter der USA sowie die Präsidenten Abraham Lincoln und Franklin Roosevelt verkörperten, ist ein weltweites finsteres Zeitalter für die ganze Menschheit unausweichlich. Das Haupthindernis, das einer solchen Erholung im Weg steht, heißt „das Britische Empire“. Ohne die Mobilisierung einer sehr mächtigen Kombination, die den Einfluß dieses Empires ausschaltet, ist ein dunkles Zeitalter für die Erde unabwendbar. Diese Kombination braucht nicht in allen Einzelheiten definiert zu sein; für den Augenblick reicht ein allgemeiner Vorsatz, das jetzige, hoffnungslos verfaulte Währungssystem durch ein weltweites Kreditsystem mit festen Wechselkursen zu ersetzen.

Auf kürzere Sicht ist der guten Gesundheit am besten gedient, wenn man die offensichtlichen Mittel zur Bekämpfung der tödlichen Krankheit einsetzt.

Davon abgesehen liegt die unmittelbarste Aufgabe darin, den Niedergang der (durch Kernkraft ermöglichten) physischen Produktivität ab 1968, ohne den es nicht im Juli/August 2007 zum Ausbruch der Zusammenbruchskrise der Weltzivilisation gekommen wäre, wieder umzukehren.

Setzen wir jetzt die Renaissance in Gang, bevor das heraufziehende neue dunkle Zeitalter den ganzen Planeten überzieht.

[hr]

[h3]Anmerkungen[/h3]

1. Der Fall von Rosa Luxemburgs Buch [i]Die Akkumulation des Kapitals,[/i] in dem sie aufdeckt, daß die Dogmen W.I. Lenins und der führenden deutschen Sozialdemokraten im Grunde völlig albern waren, ist eine hervorragende Illustration dieses Punktes. Man vergleiche ihr Buch mit dessen inhaltlicher Bestätigung durch den Historiker Herbert Feis vom US-Außenministerium Jahrzehnte danach.

2. Benthams Außenamt, der Vorgänger des MI-6, steuerte nicht nur Philippe Egalités Sturm auf die Bastille als Operation gegen die patriotischen Kreise um den Marquis de Lafayette, sondern auch den Terror der Jakobiner und dann über die Freimaurersekte der Martinisten den Aufstieg Napoleon Bonapartes, dessen Kriege in Kontinentaleuropa praktisch eine Neuauflage der anglo-holländischen Strategie des Siebenjährigen Krieges darstellten, Kontinentaleuropa zur Selbstzerstörung zu verleiten. In ähnlicher Weise inszenierte die britische Monarchie auch den Ersten und Zweiten Weltkrieg und die Machergreifung der faschistischen Tyrannen Benito Mussolini und Adolf Hitler - immer nach dem Modell des Siebenjährigen Krieges, durch den die Britische Ostindiengesellschaft im Frieden von Paris 1763 den Status einer imperialen Weltmacht erlangte. Derselbe Pariser Frieden veranlaßte den bis zum heutigen Tage bestehenden Bruch zwischen den amerikanischen Patrioten und dem Britischen Empire. Auch das Verbrechen gegen die Zivilisation, das die britische Premierministerin Margaret Thatcher 1990 und danach mit Komplizenschaft François Mitterrands und des amerikanischen Präsidenten George H.W. Bush beging, war eine ähnliche Anwendung des strategischen Prinzips des Siebenjährigen Krieges der anglo-holländischen Liberalen. Wie schon Simon Bolivar von Kolumbien warnte, war die anti-US-amerikanische „Bolivarische Revolution" vollkommen ein Produkt der Machenschaften Jeremy Benthams, des Leiters des Geheimausschusses im britischen Außenamt. Auch das, woraus sich unter Palmerston die Aufstände von 1848 in Europa („Junges Europa") und die Organisation der späteren Konföderierten Staaten von Amerika („Junges Amerika") entwickelten, waren jeweils Fortsetzungen der Methoden Benthams durch Palmerston, Mazzini & Co.

3. Die britische Fabianische Gesellschaft zog den alternden Engels heran, um Alexander Helphand („Parvus") für seinen lebenslangen Dienst im britischen Waffenhandel und bei britischen Geheimdienstoperationen zu rekrutieren. Eine dieser Operationen war, mit Hilfe des polnischen Kommunisten Karl Radek W.I. Lenin per Eisenbahn in das unmittelbare Umfeld der revolutionären Lage in Rußland zu holen, wo Lenins Revolutionspläne für Rußland die Briten vor den deutschen Optionen in den Verhandlungen L.D. Trotzkis in Brest-Litowsk („Weder Krieg noch Frieden") bewahrten. „Parvus" war auch der Vater der noch heute praktizierten strategischen Doktrin des britischen Geheimdienstes, „permanenter Krieg, permanente Revolution", die er an seinen zeitweiligen Schützling L.D. Trotzki weitergab.

4. In seinen letzten Jahren war Engels eine führende Figur bei der Rekrutierung des britischen Waffenschiebers Alexander Helphand (alias „Parvus") aus Odessa für eine dauerhafte Rolle im britischen Geheimdienst, bei der „Jungtürken"-Operation und insbesondere bei den für den Ausgang des Ersten Weltkriegs entscheidenden strategischen Operationen, mit denen es dem britischen Geheimdienst und seinen deutschen sozialdemokratischen Aktivposten in den politischen Institutionen gelang, Lenins Rolle in den berühmten Verhandlungen von Brest-Litowsk zwischen dem deutschen Oberkommando und dem sowjetischen Vertreter Trotzki zu beeinflussen.

5. Und zwar, obwohl Heinrich Heine Karl Marx vor der Operation des „Jungen Europa" gewarnt hatte. Heine war, wie seine [i]Romantische Schule [/i]dokumentiert, neben anderen Eigenschaften ein führender Nachrichtendienstler seiner Zeit und durch seine familiären Beziehungen zu den Rothschilds in Paris ein privilegierter „Insider" in Bezug auf die Diskussionen in diesen Kreisen seiner Familie.

6. [i]Della ragion di stato [/i](1589), ein bedeutender Vorläufer von Venezianern wie dem Begründer des modernen Malthusianismus, Giammaria Ortes, aus dessen [i]Reflessioni sulla populazione[/i] in englischer Übersetzung Thomas Malthus von der Haileybury-Schule einen Großteil seines Buches [i]On Population[/i] abschrieb.

[7. Entfällt]

8. Es sei hier betont, daß es eine völlige Augenwischerei ist, die Empiristen des 17. und 18. Jahrhunderts oder Karl Marx als „Materialisten" hinzustellen. Denn wie Leibniz' Abrechnung mit René Descartes verdeutlicht, betrachteten die Empiristen, Marx eingeschlossen, Mathematik als reinen Ersatz für physikalische Realitäten.

9. Allen Salisbury, [i]The Civil War and the American System: America's Battle with Britain, 1860-1876,[/i] Campaigner Publications, New York, 1978 S. 4-6. Siehe auch Alexander Hamilton, [i]Report on Public Credit[/i] (1790), [i][i]Report on A National Bank[/i][/i][i][i] [/i][/i](1790) und [i][i]Report on the Subject of Manufactures[/i][/i][i][i] [/i][/i](1791). Vergleiche damit G.W. Leibniz:[i] [/i][i][i]Dynamica: Über die Kraft und die Gesetze der körperlichen Natur[/i][/i] (1691), sowie [i]Kritische Gedanken über den allgemeinen Teil der Prinzipien von Descartes [/i](1692), [i][i]Specimen Dynamicum[/i][/i][i][i] [/i][/i](1695)[i] [/i][i]und [i]Gottfried Wilhelm Leibniz[/i][/i][i][i] [/i][/i][i][i]Philosophische Schriften und Briefe[/i][/i].

10. Entgegen dem Betrüger Leonhard Euler beispielsweise ist das Leibnizsche Infinitesimal keine cartesische mathematische Raumgröße, sondern - wie Keplers ureigenste Entdeckung des universellen Gravitationsgesetzes (in Keplers [i]Weltenharmonie[/i]) - der Ort eines ontologisch existierenden Wirkprinzips.

11. Es nützlich, wie in anderen Veröffentlichungen hier anzumerken, daß ich bereits in meiner ersten Geometriestunde im Gymnasium diese Lehrmeinung instinktiv als falsch ablehnte. Das war mir bereits damals klar, als ich mich mit dem Bau von Tragstrukturen beschäftigte, wie man sie beispielsweise vom Pariser Eiffelturm kennt. Wirkliche Geometrie ist physikalische Geometrie, die beispielsweise etwas mit dem Verhältnis von Masse zur physikalischen Tragfähigkeit zu tun hat. In einer kompetenten Wissenschaft gibt es keine ebene Geometrie; kompetente Wissenschaft kennt nur physikalische Geometrie.

12. Wernadskij übernahm zwar den Begriff „Noosphäre" von Teilhard de Chardin, aber die von Wernadskij benutzte Konzeption hat keinerlei epistemologischen Zusammenhang mit den Verdrehungen Teilhards, der an dem Piltdown-Betrug beteiligt war.

13. Ich schloß mich diesem Argument von Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854 an, nachdem ich zuvor im Januar 1948 u.a. einen Rezensions-Vorabdruck von Prof. Norbert Wieners [i]Kybernetik [/i]gelesen hatte. Am stärksten reagierte ich auf jenen Teil des Buches, in dem Wiener den Begriff der „Informationstheorie“ aufbringt. Ich war davon nicht nur angewidert, weil sie auf dem Mist der cartesischen Ideologie gewachsen war, gegen die ich seit meinem ersten Zusammentreffen mit der Euklidischen Geometrie in der Jugend gekämpft habe, sondern auch, weil ich entsprechende Erfahrungen mit der Rolle physikalischer Prinzipien bei qualitativen Fortschritten in der industriellen Fertigung hatte.

14. Der Hauptstreitpunkt zwischen mir und der „Elfenbeinturm“-Schule von Tjalling Koopmans, Kenneth Arrows u.a. während der fünfziger Jahre war deren unsinnige Betonung der aprioristischen „linearen Programmierung“, eine Frage, in der ich ein gewisses Maß an Zustimmung von Wassily Leontief in Harvard erhielt. Man sollte davon ausgehen, daß alles, was irgendwie mit Bertrand Russell und seinen Anhängern an der Cambridger Schule für Systemanalyse zusammenhängt, für jede Nation, die bei der Gestaltung ihrer Politik an solchen Kauderwelsch glaubt - so auch für die Sowjetunion zu bestimmten wichtigen Zeiten damals und später - grundfalsch und letztlich katastrophal ist.

15. In der Theologie klingt hierin der Angriff des Freundes des christlichen Apostels Petrus, Philon von Alexandria, auf Aristoteles an. Die Aristoteliker vertraten schon zu Philons Zeiten nachdrücklich die Meinung, die gesamte Schöpfung sei vollkommen, weil der Schöpfer des Universums selbst vollkommen sei, und deshalb könne er diese Schöpfung nicht mehr ändern, sobald er sie fertig gestellt hätte. Diese Auslegung der aristotelischen Sichtweise beruhte auf einer theologischen Annahme, die dem vermeintlichen universellen Entropiegesetz entspricht. Es sollte deshalb nicht überraschen, daß die Aristoteliker, wenn sie Gott selbst schon ein „Gesetz universeller Entropie“ auferlegen, an eine noch höhere, neomalthusianische Autorität als Gott glauben, etwa den olympischen Zeus, den Aischylos in [i]Der gefesselte Prometheus[/i] dargestellt hat (oder vielleicht Prinz Philip, Prinz Charles oder ihr Lakai, der frühere US-Vizepräsident Al Gore). Soviel zu dem theologischen Wert der Meinungen von Clausius, Graßmann, Kelvin und dem World Wildlife Fund.