Am 21. September diesen Jahres veröffentlichte die FAZ ein Interview mit Fresenius-Vorstandschef Stephan Sturm aus dem jeder entnehmen kann, wie gefährdet unsere Krankenhausstruktur in Wirklichkeit ist, die gewöhnlich als modern bezeichnet wird. Mit den Helios-Kliniken ist Fresenius der größte Krankenhausbetreiber in Deutschland und als börsennotierter Gesundheitskonzern gleich zweimal im DAX vertreten: mit der gleichnamigen Holding und der Dialyse-Tochtergesellschaft Fresenius Medical Care.
Wir zitieren Stephan Sturm aus dem Interview:
„Entgegen der landläufigen Meinung sind wir von Covid-19 erheblich belastet. Wir sind kein Profiteur der Pandemie, ganz im Gegenteil. Gerade Fresenius Medical Care ist hart betroffen. Der Schwerpunkt des Geschäfts ist die Dialyse- Dienstleistung, die wir in Tageskliniken erbringen. Dort erhalten Patienten ihre Blutwäsche in der Regel drei-bis viermal die Woche. Insbesondere ältere Patienten mit Vor- und Nebenerkrankungen und einem geschwächten Immunsystem sind anfällig für die Pandemie. Das sind Kriterien, die in aller Regel auf Dialysepatienten zutreffen. Deshalb haben wir leider eine Übersterblichkeit unter unseren Patienten zu beklagen. Abseits der menschlichen Tragödie belastet das auch wirtschaftlich, wenn sie eine Infrastruktur haben mit Kliniken, die vorübergehend nicht ausgelastet sind. Das drückt sehr schnell und direkt auf die Profitabilität. In diesen Jahr muß FMC (Fresenius Medical Care) wohl einen Ergebnisrückgang in der Größenordnung von 25 Prozent hinnehmen. Als verantwortungsvolles Management können wir da nicht einfach nur zusehen, vielmehr müssen wir alle möglichen Kostenpositionen hinterfragen.“
Deshalb sollen die Kosten bis zum Jahr 2025 um 500 Millionen Euro gesenkt werden, was unmittelbar zur Streichung von weltweit 5000 Stellen führt.
Und das, bevor die Pandemie auch nur annähernd überwunden ist?
Es drängt sich die beängstigende Frage auf: Was würde passieren, wenn die Omikron-Welle ein ähnliches oder sogar noch größeres Loch in dieses Geschäftsmodell reißt?
Muß dann, weil es um das Interesse einiger weniger Aktionäre geht, das Interesse im Sinne des Gemeinwohls hintenan gestellt und der medizinische Versorgungsbereich einschließlich des jetzt schon am Abgrund stehenden Pflegebereich weiter drastisch zusammengestrichen werden?
Es türmen sich berechtigte Bedenken auf, daß dieses börsengeleitete Krankenhaussystem grundsätzlich nicht in der Lage ist, der sozialen und wirtschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden.
Dabei sei auch nicht zu vergessen, daß die bisher üppigen Erlöse aus dem Dialysegeschäft vorwiegend aus dem Topf der gesetzlichen Krankenversicherung kommen, was nur über eine funktionierende Realwirtschaft erwirtschaftet werden kann. Aus diesen Gründen wird ein krisenfestes Gesundheitssystem langfristig nur funktionieren, wenn die Realwirtschaft der Finanzwirtschaft wieder vorgeordnet wird und nicht umgekehrt, wie es leider seit über dreißig Jahren jetzt der Fall ist. Die Pandemie offenbart sehr deutlich diesen Misstand.
Andrea Andromidas, BüSo-Landesvorstand Hessen
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